13.12.2011 um 17:54 Uhr
Geschrieben von Meike32
Neulich beim HSV
Einmal nur möchte ich in deinen Armen liegen,
Einmal nur mit Dir durch meine Träume fliegen,
Einmal nur Deinen Atem in meinem Nacken spüren,
Einmal nur sanft Deinen Körper berühren.
Einmal nur Du und ich ganz allein.
Einmal nur Dein Lächeln ganz für mich.
Und dann einfach sagen:
„Ich liebe Dich."
Gut, ich gebe es gleich zu, meine Dichtkunst ist der vom Gartenzwerg um Meilen unterlegen. Aber ich wollte mir den Versuch nicht nehmen lassen…
Und das „Gedicht" passt perfekt zu dem, was ich vor ein paar Wochen im HSV-Stadion erleben „durfte".
Der Tag fing eigentlich ganz normal an. Aufstehen, frühstücken, bisschen Sport machen, aufs HSV-Spiel am Nachmittag freuen. Alles normal, alles gut, kein Stress. Und dann bekam ich von einem Freund folgende SMS:
„Baby kommt, kann nicht. Karten auf dem Küchentisch, Schlüssel hast du ja, viel Spaß, melde mich"
Da hat sich seine Frau tatsächlich, trotz neun Monaten voll sorgfältiger Planung genau an dem Tag entschieden, ein Baby zu bekommen, als er zum letzten Mal ohne familiäre Pflichten ins Stadion wollte. Frech, oder?
Aber gut, einem geschenkten Gaul und so, also bin ich los, hab die Karten geholt, wer sagt schon Nein zu geschenkten Karten und hab mich auf den Weg ins Stadion gemacht. Hab mich ein bisschen komisch gefühlt, weil es Karten von seiner Firma waren und die Plätze dementsprechend so gar nicht in dem Teil des Stadions waren, den ich sonst bevorzuge, aber gut, über neue Erfahrungen freut man sich ja. Oder so.
Und so suchte ich dann meinen Platz. Im Westen. Ganz nah am Spielfeld. Und klar, hat man seinen Platz gefunden, sieht man sich ja erstmal ein bisschen um. Ich sah also hinter mich.
Kleiner Schock.
Hinter mir regierte Kriegsbemalung. Und auch nach ein paar Wochen fällt mir dafür einfach überhaupt kein anderer Begriff an. Kriegsbemalung mal drei.
Die Gesichter unter der Kriegsbemalung schätzte ich auf weiblich, zwischen 12 und 15 und den Gesprächen entnahm ich, dass die Karten ein Geburtstagsgeschenk von Daddy waren. Alles andere wäre für mich auch schwer vorstellbar gewesen, es sei denn, Teenies bekommen heutzutage noch sehr viel mehr Taschengeld, als ich ermessen kann.
Und, das Beste an der Kriegsbemalung, sie gab sofort Aufschluss über den Grund des Stadionbesuchs. Und das war höchstens an zehnter Stelle tatsächlich Fußball. Mehr so in Richtung Justin-Bieber-Konzert. Da gehen die Mädels ja wohl auch nicht hin, weil die Musik so toll ist, sondern weil Justin Bieber sohoho sühühüß ist… Bis auf ein paar Ausnahmen. Die, die einen Gehörschaden haben, finden vielleicht auch die Musik supidupimegaspitze.
Wo war ich? Ach ja, die Kriegsbemalung. Heutzutage ist ein Fußballer ja nicht nur ein Fußballer, sondern auch ein Sexsymbol, oder zumindest das, was Teenies dafür halten. Und auf den Gesichtern, voll gemalt, wie sie waren, ganz deutlich zu erkennen. Von links nach rechts: Dennis D., Dennis A., Dennis D.
Ich kann also feststellen, dass der Diekmeier Dennis irgendwie heißer aussehen soll, als der Aogo Dennis. Und ich musste mich fragen, wie das funktioniert, wenn zwei von drei Mädels das gleiche Objekt der Begierde haben.
Und dann kam die Mannschaft zum Warmmachen. Da wurde das Handy, das natürlich ständig in Benutzung war, mal kurz weit vom Ohr weggehalten. Ist ja auch klar, dass der Liebeskummer von Jaqueline kurz zurückstehen muss, wenn zweimal Dennis die Arena betritt. Und obwohl man Frauen ja Multi-Tasking-Fähigkeiten nachsagt, war es den Mädels nicht möglich, ihre diversen „Oh’s" und „Ah’s" loszulassen und gleichzeitig zu telefonieren.
Immerhin durfte ich feststellen, dass man ja doch irgendwie schon degeneriert ist, in der medialen Welt. Über die minütliche Beschallung von Jamba-Klingeltönen lächelt man ja nur noch. Auch, wenn es ungefähr 3000 verschiedene Klingeltöne sind. Ist ja auch irgendwie verständlich, dass Justin und Kevin sauer werden würden, wenn sie den gleichen Klingelton bekommen hätten. Und bei Jaqueline muss der ja auch geändert werden, weil die wurde ja nun gerade von Alexander verlassen und das klingt ja, zumindest wenn man schlecht Deutsch und noch schlechter Spanisch spricht, fast wie Alejandro und deshalb muss jetzt natürlich ein anderer hipper Klingelton von Lady Gaga her. Sonst würd Jaqueline ja wieder endstraurig werden…
Kurz vor Anpfiff steigerte sich die Spannung dann merklich. Daran zu merken, dass die tausend SMS und fünfhundert Anrufe mal kurz ignoriert wurden. Ging ja auch, der komplette Freundeskreis war ja schon über den Stadionbesuch informiert. Hatte ich ja gehört.
Die Anrufe machten einer angeregten Unterhaltung darüber Platz, wie toll es doch wäre, dass die Mannschaften zwischendurch die Seiten wechseln würden. Immerhin würden Dennis A. und Dennis D. ja so jeder eine Halbzeit lang auf der richtigen Seite auf und ab flitzen.
Die Spannung wurde ungefähr in Minute 16. unerträglich. Da, man halte sich fest, kam Dennis D. quasi nur fünf Meter von uns entfernt zur Seitenlinie, um einen Einwurf auszuführen. Einen Einwurf! Hinter mir: Schnappatmung. Unterbrochen von „hihihi" und giggeln. Denn Achtung, als der Dennis D. so auf die Seitenlinie zukam, könnte es vielleicht, möglicherweise, unter Umständen, eventuell so gewesen sein, dass er den Blick ein kleines Bisschen in die Richtung der Kriegsbemalung gewandt hatte.
Als ich mich umdrehte, hätte ich ehrlich fast den Sanitäter gerufen, weil die Ohmacht bei „Ganz Links" definitiv nur noch zwei Atemzüge entfernt war. Und bei Teenies gibt es ja kein Eventuell. Da wurde aus der Situation dann diese Nachricht, die dank des Handy sofort ins Universum geblasen wurde.
„ER hat MICH angesehen!!!"
So ging es das ganze Spiel weiter. Das ganze, verdammte Spiel. Und ich? Kam nicht umhin, mir nur eine Frage zu stellen. Wann genau wurden Fußballspieler zu Rockstars? Mit Beckham? Oder schon vorher? Oder später? Und was kann man dagegen tun?
Wie also wird diese Entwicklung weitergehen? In den meisten Stadien gibt es schon einen Familienbereich. Gibt es irgendwann auch den Justin-Bieber-Block? Kann man das bitte einrichten?
Das Spiel war übrigens extrem bescheiden. Und wahrscheinlich genau deshalb verzogen sich die Spieler direkt in die Katakomben. Und das, obwohl die gesammelte Kriegsbemalung sich sofort bei Abpfiff vorne an die Bande klebte und zärtlich bemalte Plakate ausrollte, mit denen sie zwei Mal Dennis anflehten, ihnen ihre Trikots zu schenken.
War leider nichts. Und dabei hatte ich mich schon so auf den Catfight gefreut, der unter Garantie ausgebrochen wäre, wenn der Diekmeier Dennis sein Trikot an eine von Beiden verschenkt hätte. Denn wann vergessen Teeniemädchen auch ihre beste Freundin? Richtig, wenn es um einen Kerl geht.
Also bitte beachten, in dem Justin-Bieber-Block wird ein Extraaufgebot von Sicherheitskräften gebraucht!
Einmal nur mit Dir durch meine Träume fliegen,
Einmal nur Deinen Atem in meinem Nacken spüren,
Einmal nur sanft Deinen Körper berühren.
Einmal nur Du und ich ganz allein.
Einmal nur Dein Lächeln ganz für mich.
Und dann einfach sagen:
„Ich liebe Dich."
Gut, ich gebe es gleich zu, meine Dichtkunst ist der vom Gartenzwerg um Meilen unterlegen. Aber ich wollte mir den Versuch nicht nehmen lassen…
Und das „Gedicht" passt perfekt zu dem, was ich vor ein paar Wochen im HSV-Stadion erleben „durfte".
Der Tag fing eigentlich ganz normal an. Aufstehen, frühstücken, bisschen Sport machen, aufs HSV-Spiel am Nachmittag freuen. Alles normal, alles gut, kein Stress. Und dann bekam ich von einem Freund folgende SMS:
„Baby kommt, kann nicht. Karten auf dem Küchentisch, Schlüssel hast du ja, viel Spaß, melde mich"
Da hat sich seine Frau tatsächlich, trotz neun Monaten voll sorgfältiger Planung genau an dem Tag entschieden, ein Baby zu bekommen, als er zum letzten Mal ohne familiäre Pflichten ins Stadion wollte. Frech, oder?
Aber gut, einem geschenkten Gaul und so, also bin ich los, hab die Karten geholt, wer sagt schon Nein zu geschenkten Karten und hab mich auf den Weg ins Stadion gemacht. Hab mich ein bisschen komisch gefühlt, weil es Karten von seiner Firma waren und die Plätze dementsprechend so gar nicht in dem Teil des Stadions waren, den ich sonst bevorzuge, aber gut, über neue Erfahrungen freut man sich ja. Oder so.
Und so suchte ich dann meinen Platz. Im Westen. Ganz nah am Spielfeld. Und klar, hat man seinen Platz gefunden, sieht man sich ja erstmal ein bisschen um. Ich sah also hinter mich.
Kleiner Schock.
Hinter mir regierte Kriegsbemalung. Und auch nach ein paar Wochen fällt mir dafür einfach überhaupt kein anderer Begriff an. Kriegsbemalung mal drei.
Die Gesichter unter der Kriegsbemalung schätzte ich auf weiblich, zwischen 12 und 15 und den Gesprächen entnahm ich, dass die Karten ein Geburtstagsgeschenk von Daddy waren. Alles andere wäre für mich auch schwer vorstellbar gewesen, es sei denn, Teenies bekommen heutzutage noch sehr viel mehr Taschengeld, als ich ermessen kann.
Und, das Beste an der Kriegsbemalung, sie gab sofort Aufschluss über den Grund des Stadionbesuchs. Und das war höchstens an zehnter Stelle tatsächlich Fußball. Mehr so in Richtung Justin-Bieber-Konzert. Da gehen die Mädels ja wohl auch nicht hin, weil die Musik so toll ist, sondern weil Justin Bieber sohoho sühühüß ist… Bis auf ein paar Ausnahmen. Die, die einen Gehörschaden haben, finden vielleicht auch die Musik supidupimegaspitze.
Wo war ich? Ach ja, die Kriegsbemalung. Heutzutage ist ein Fußballer ja nicht nur ein Fußballer, sondern auch ein Sexsymbol, oder zumindest das, was Teenies dafür halten. Und auf den Gesichtern, voll gemalt, wie sie waren, ganz deutlich zu erkennen. Von links nach rechts: Dennis D., Dennis A., Dennis D.
Ich kann also feststellen, dass der Diekmeier Dennis irgendwie heißer aussehen soll, als der Aogo Dennis. Und ich musste mich fragen, wie das funktioniert, wenn zwei von drei Mädels das gleiche Objekt der Begierde haben.
Und dann kam die Mannschaft zum Warmmachen. Da wurde das Handy, das natürlich ständig in Benutzung war, mal kurz weit vom Ohr weggehalten. Ist ja auch klar, dass der Liebeskummer von Jaqueline kurz zurückstehen muss, wenn zweimal Dennis die Arena betritt. Und obwohl man Frauen ja Multi-Tasking-Fähigkeiten nachsagt, war es den Mädels nicht möglich, ihre diversen „Oh’s" und „Ah’s" loszulassen und gleichzeitig zu telefonieren.
Immerhin durfte ich feststellen, dass man ja doch irgendwie schon degeneriert ist, in der medialen Welt. Über die minütliche Beschallung von Jamba-Klingeltönen lächelt man ja nur noch. Auch, wenn es ungefähr 3000 verschiedene Klingeltöne sind. Ist ja auch irgendwie verständlich, dass Justin und Kevin sauer werden würden, wenn sie den gleichen Klingelton bekommen hätten. Und bei Jaqueline muss der ja auch geändert werden, weil die wurde ja nun gerade von Alexander verlassen und das klingt ja, zumindest wenn man schlecht Deutsch und noch schlechter Spanisch spricht, fast wie Alejandro und deshalb muss jetzt natürlich ein anderer hipper Klingelton von Lady Gaga her. Sonst würd Jaqueline ja wieder endstraurig werden…
Kurz vor Anpfiff steigerte sich die Spannung dann merklich. Daran zu merken, dass die tausend SMS und fünfhundert Anrufe mal kurz ignoriert wurden. Ging ja auch, der komplette Freundeskreis war ja schon über den Stadionbesuch informiert. Hatte ich ja gehört.
Die Anrufe machten einer angeregten Unterhaltung darüber Platz, wie toll es doch wäre, dass die Mannschaften zwischendurch die Seiten wechseln würden. Immerhin würden Dennis A. und Dennis D. ja so jeder eine Halbzeit lang auf der richtigen Seite auf und ab flitzen.
Die Spannung wurde ungefähr in Minute 16. unerträglich. Da, man halte sich fest, kam Dennis D. quasi nur fünf Meter von uns entfernt zur Seitenlinie, um einen Einwurf auszuführen. Einen Einwurf! Hinter mir: Schnappatmung. Unterbrochen von „hihihi" und giggeln. Denn Achtung, als der Dennis D. so auf die Seitenlinie zukam, könnte es vielleicht, möglicherweise, unter Umständen, eventuell so gewesen sein, dass er den Blick ein kleines Bisschen in die Richtung der Kriegsbemalung gewandt hatte.
Als ich mich umdrehte, hätte ich ehrlich fast den Sanitäter gerufen, weil die Ohmacht bei „Ganz Links" definitiv nur noch zwei Atemzüge entfernt war. Und bei Teenies gibt es ja kein Eventuell. Da wurde aus der Situation dann diese Nachricht, die dank des Handy sofort ins Universum geblasen wurde.
„ER hat MICH angesehen!!!"
So ging es das ganze Spiel weiter. Das ganze, verdammte Spiel. Und ich? Kam nicht umhin, mir nur eine Frage zu stellen. Wann genau wurden Fußballspieler zu Rockstars? Mit Beckham? Oder schon vorher? Oder später? Und was kann man dagegen tun?
Wie also wird diese Entwicklung weitergehen? In den meisten Stadien gibt es schon einen Familienbereich. Gibt es irgendwann auch den Justin-Bieber-Block? Kann man das bitte einrichten?
Das Spiel war übrigens extrem bescheiden. Und wahrscheinlich genau deshalb verzogen sich die Spieler direkt in die Katakomben. Und das, obwohl die gesammelte Kriegsbemalung sich sofort bei Abpfiff vorne an die Bande klebte und zärtlich bemalte Plakate ausrollte, mit denen sie zwei Mal Dennis anflehten, ihnen ihre Trikots zu schenken.
War leider nichts. Und dabei hatte ich mich schon so auf den Catfight gefreut, der unter Garantie ausgebrochen wäre, wenn der Diekmeier Dennis sein Trikot an eine von Beiden verschenkt hätte. Denn wann vergessen Teeniemädchen auch ihre beste Freundin? Richtig, wenn es um einen Kerl geht.
Also bitte beachten, in dem Justin-Bieber-Block wird ein Extraaufgebot von Sicherheitskräften gebraucht!
Aufrufe: 8000 | Kommentare: 52 | Bewertungen: 15 | Erstellt:13.12.2011
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