Rien ne va plus! - saufen gehen

Das Feld war mittlerweile auf knapp 2300 Spieler reduziert. Es muss so gegen 20:00 Uhr gewesen sein. Marc geht All In mit rund 17.000 Chips übrig. Ich weiss nicht mehr genau, welche Hand kam, aber mit einem Pocket Pair AA kann man so einen Move schonmal durchziehen. Leider gewinnt man deshalb aber nicht zwangsläufig. Und das musste auch Marc schmerzlich feststellen.

Warum schmerzlich? Nun, ab Platz 666 bekommt man mal eben 20.000$ Preisgeld ausgezahlt. Marc flog irgendwo auf Platz 680 raus. 10 Minuten länger und es hätte gereicht .... ärgerlich. Bei einem Turnier mit einer Auszahlungsweite von den ersten 3 Plätzen, nennt man den 4. und 5. Platz: "On the Bubble". Also quasi die letzte Luftblase vor dem Gold. Ich denke so ähnlich kann man auch die letzten 20 Plätze bei den WSOP bezeichnen.

Und was macht man, wenn man gerade so richtig auf dem Boden der Tatsachen aufgeknallt ist? Genau, saufen gehen.

Und wenn man richtig saufen will, dann nur am Strip. Leider hatten die letzten 3 Tage schon arg an unserem Kreditlimit gezehrt. Ein Bandit hier, ein Pokertisch da .... das kostet. So entschlossen wir uns zusammenzulegen und alles was wir an Bargeld dabei hatten, am Roulett Tisch auf Rot zu setzen. Knapp 200$ waren es noch. Rien ne va plus! Nichts geht mehr.

Ganz ehrlich, so richtig dran geglaubt haben wir nicht, es war eher Galgenhumor auch das letzte mögliche Glücksspiel noch zu probieren. Und was soll ich sagen? Ein wenig Glück war noch da. Rot ! 1000$ Auszahlung ... die Party konnte beginnen.

EIn kleiner Nachtclub, mehr eine Nische, sollte es sein. Stripper, Musik, Tänzer, das volle Programm. Und nachdem sich die Prominenz in den letzten Tagen eher unoffen gezeigt hatte, sitzt am Thresen auf einmal ein schwarzer Bulle mit fiesen Tattoos neben uns. Mike Tyson! Und was soll ich sagen, netter Kerl. Nicht agressiv, ein wenig in Partylaune, spendiert einen Drink und plaudert über alte Boxkämpfe, als hätte er noch nie daüber ein Wort verloren. Natürlich 2 Damen nebendran, aber das hat hier ohnehin jeder.



Den weiteren Abend lass ich mal unter Verschluss, schliesslich liesst das bestimmt auch meine Fau mal , aber nur soviel, für 100$ Trinkgeld sorgt der russische Türsteher ohne Probleme dafür, dass an unserem Tisch reichlich Damenbesuch stattfand.

Die letzte Nummer im Notfall ....

Am nächsten Tag dann das Erwachen! Flieger verpasst .... scheiße. Nun versucht mal in Las Vegas einen Travel Agent zu finden. Vor allem, wenn man keinen Cent mehr in den Taschen hat. Es half alles nichts. Als gestandener Mann das Telefon rausgeholt, die Mama angerufen und darum gebeten, einen neuen Flug zu buchen.

Dank meiner geliebten Mom konnte ich also 8 Stunden später die Heimreise antreten. Marc und Shane flogen schon 2 Stunden vorher, weil sie noch einen Zwischenstop in Los Angeles halten wollten um 2 Wochen auszuspannen, Donie hatte sich in meinen Flieger mit eingebucht.

Man kann über Las Vegas sagen was man will, aber eines ist es nicht: Ein gemütlicher Ort zum ausspannen. Diese Tage steckten mir bestimmt noch 2 Wochen in den Knochen und alle teilen das gleiche Schicksal. Mit leeren Taschen nach Hause fahren.

Ich überlege die ganze Zeit, wie oft ich seit dem versucht habe, mich nochmals für einen Seat im Rio zu qualifizieren. 60x? 70x? Ich weiss es nicht. Aber eines weiss ich. Solange es online Qualifikationsturniere gibt, werde ich es immer wieder versuchen. Denn trotz der Strapazen, war es eine der geilsten Wochen in meinem Leben.

Etwas das jeder einmal erlebt haben sollte.

Grüße
Rod

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