Damals... - Erinnerungen@Spox
18.01.2012 um 17:53 Uhr
Geschrieben von Schnumbi
Ostalgie pur !!
Traditionelles aus dem Osten oder besser gesagt der ehemaligen DDR. Keine Angst, ich bin keiner der Typen, der brüllt: „Baut die Mauer wieder auf und am besten noch einen Meter höher"
nein das nicht aber ich möchte die gesammelten Erfahrungen nicht missen und euch einen gewissen Teil wiedergeben.
Heute: Die „BSG Motor Suhl in der Saison 1984/1985”
So, wie es für jeden ein erstes Mal in puncto Stadionbesuch seines Lieblingsvereines gab, so war dies natürlich bei mir auch der Fall. Zwar ist mein Lieblingsverein, ohne Wenn und Aber, der FC Bayern München aber zu DDR Zeiten gab es natürlich auch einen Verein, den meine Sympathien galten. In diesem Falle war dies der FC Carl Zeiss Jena. Sympathien hegte ich aber auch für einen Verein, den nur sehr wenige, bis gar keiner von euch kennen dürften. Es handelt sich hier um die BSG Motor Suhl. Ein Name dürfte aber jedem Fußballfan ein Begriff sein, denn Hans Meyer schnürte für diesen Verein bis 1963 die Schuhe, ehe er nach Jena wechselte. Suhl war zur damaligen Zeit unsere Bezirksstadt. Ich für meinen Teil wohnte im Süden des Bezirkes, der direkt an das Bundesland Bayern grenzte.
Es ist schwierig an geeignetes Bildmaterial ranzukommen von dieser einen Saison, ich rede hier von dieser einen perfekten Saison aus Suhler Sicht. Sagen wir auch mal so. Ich mit meinen 13 Lenzen zur damaligen Zeit hatte natürlich auch keinen eigenen Fotoapparat um die Geschehnisse von damals festzuhalten.
In der DDR war die 2. Liga in 5 Staffeln von A bis E aufgeteilt. Deshalb war es auch notwendig, dass diese 5 Staffelsieger die 2 Aufsteiger ausspielen. In diesem Falle war es die BSG Stahl Brandenburg und eben die BSG Motor Suhl. Schon krass, wenn ich zurückdenke, was die Vereine für Namen hatten. Das BSG stand übrigens für Betriebs – Sport – Gemeinschaft, ein martialisch klingender Name. Für Suhl hat es übrigens im vierten Anlauf das erste Mal geklappt mit dem Aufstieg in die höchste Klasse der DDR.
Somit war es endlich so weit, Südthüringen hatte ein Team in der höchsten Spielklasse. Dies war eigentlich unglaublich, weil Suhl eine Metropole mit knapp 50.000 Einwohner zur damaligen Zeit, eher durch sein Waffenwerk, dem Simson Werk und natürlich durch seine Wintersportlern einen guten Ruf erlangt hatte und nun kamen Mannschaften mit Internationalen Flair a´la BFC Dynamo, Dynamo Dresden oder Carl Zeiss Jena in meine schöne Heimat. Die Vorfreude war riesig, schließlich war es bis Suhl von meinem Heimatdorf aus gesehen nur 10 min Zugfahrt. Ein Auto war ja zur damaligen Zeit eher Luxus und nicht zwingend notwendig, da Busse und Züge quasi im Minutentakt fuhren.
Nach dem der Aufstieg perfekt war, wurde das relative kleine Stadion „Sportpark der Freundschaft" für die anstehenden Aufgaben renoviert und bot während der Oberliga Zeit circa 12.000 Zuschauern Platz. Natürlich, wie damals noch üblich mit einer Tartanbahn und richtigen Zäunen die das Spielfeld von den Zuschauern trennte. Kurios und gleichzeitig nostalgisch war, dass direkt 10 Meter hinter der Gegengeraden ein typischer DDR Plattenbau stand, 100 Meter lang und 13 Stockwerke hoch. Dies waren natürlich die besten Plätze als Zuschauer.
Dann war es endlich so weit, Samstag der 18. August 1984 und auf ging es nach Suhl mit einem Kumpel. Mit dabei hatten wir als Steppkes natürlich leckere Club Cola und Brause. Coca Cola kanten wir ja nur aus der Werbung und den damaligen Intershops. In Suhl am Stadion angekommen, war Bekanntes angesagt, und zwar Schlange stehen für Eintrittskarten und das gleiche an den Grillbuden, wo es natürlich unsere Originale gab, die Thüringer Bratwürste.
Für mich war dies alles Neuland. Weder war ich vorher mal zu einem richtigen Fußballspiel oder geschweige denn in einem Stadion mit so vielen Zuschauern gewesen. An diesem Nachmittag füllten 12.000 Zuschauer das kleine Rund in Suhl und der Gegner hieß FC Vorwärts Frankfurt. Ein Armeesportclub von der Oder und langjähriges Mitglied in der höchsten Spielklasse. Apropos Armee, zur damaligen Zeit gab es keine Ordner wie man dies heute in den Stadien kennt, nein das waren damals alles Leute von der Armee und der Polizei und mit Sicherheit auch Leute von der Stasi in Zivil. Allerdings kannte ich mich damals in meinem zarten Alter nicht wirklich in Politik aus, außer dass Ihr der Klassenfeind ward und mir das immer in Staatsbürgerkunde eingetrichtert wurde. Wir wollen aber nicht abschweifen.
Zum Spiel kann ich eigentlich gar nicht mehr so viel sagen, wie das halt immer so ist, wenn man was zum ersten Mal tut, interessieren ein die Begleitumstände wesentlich mehr. Ich war so fasziniert von der Kulisse und dem Flair, das ich sogar das 0:1 verpasste, welches auch den Endstand darstellte. Das nächste Heimspiel endete 0:0 gegen Chemie Leipzig und am 15.09.84 gegen Stahl Riesa verfolgte ich vorläufig das letzte Heimspiel der Suhler, Endstand 2:3
Am 16.09.1984 änderte sich mein Leben ja auf dramatische Weise enorm. Seit diesem Tag war nichts mehr wie vorher. Durch meinen jugendlichen Leichtsinn war ich ab Benannten Tage an den Rollstuhl gebunden.
Samstag, den 22.05.1985 fand das allerletzte Heimspiel der Suhler in der laufenden Saison statt, die damals bereits schon als Absteiger feststanden. Dies wollte ich mir trotz Handicap nicht entgehen lassen. Gesagt getan oder besser gesagt hätte ich es lieber nicht gemacht. Der Gegner damals hieß BFC Dynamo Berlin. Der Intimfeind aller Anhänger, die es nicht mit den Berlinern halten. Extrem viele Sicherheitskräfte damals in Suhl gewesen. Als die Mannschaften aufliefen, wusste ich auch warum. Schon damals gab es blanken Hass gegen den Hauptstadtklub. Es flogen Eier Tomaten usw. und die Wörter möchte ich hier mal lieber nicht wiederholen. Ach ja Endstand damals übrigens 0:8, was aber zweitrangig war.
Motor Suhl war quasi so was wie das Tasmania Berlin des Ostens. Von den 26 Spielen konnte man lediglich eines gewinnen, drei Spiele wurden unentschieden gestaltet und 22 Niederlagen musste man verkraften. Damit liegt man in der ewigen Oberliga Tabelle mit 16:92 Toren auf dem 44. und damit letzten Platz.
Scheiß egal sage ich. Für mich als junger Kerl war es einmalig. Für die Suhler hingegen ging es ab das stetig bergab.
Trotzdem eins bleibt und das sind die Erinnerungen an diese eine perfekte Saison.
nein das nicht aber ich möchte die gesammelten Erfahrungen nicht missen und euch einen gewissen Teil wiedergeben.
Heute: Die „BSG Motor Suhl in der Saison 1984/1985”
So, wie es für jeden ein erstes Mal in puncto Stadionbesuch seines Lieblingsvereines gab, so war dies natürlich bei mir auch der Fall. Zwar ist mein Lieblingsverein, ohne Wenn und Aber, der FC Bayern München aber zu DDR Zeiten gab es natürlich auch einen Verein, den meine Sympathien galten. In diesem Falle war dies der FC Carl Zeiss Jena. Sympathien hegte ich aber auch für einen Verein, den nur sehr wenige, bis gar keiner von euch kennen dürften. Es handelt sich hier um die BSG Motor Suhl. Ein Name dürfte aber jedem Fußballfan ein Begriff sein, denn Hans Meyer schnürte für diesen Verein bis 1963 die Schuhe, ehe er nach Jena wechselte. Suhl war zur damaligen Zeit unsere Bezirksstadt. Ich für meinen Teil wohnte im Süden des Bezirkes, der direkt an das Bundesland Bayern grenzte.
Es ist schwierig an geeignetes Bildmaterial ranzukommen von dieser einen Saison, ich rede hier von dieser einen perfekten Saison aus Suhler Sicht. Sagen wir auch mal so. Ich mit meinen 13 Lenzen zur damaligen Zeit hatte natürlich auch keinen eigenen Fotoapparat um die Geschehnisse von damals festzuhalten.
In der DDR war die 2. Liga in 5 Staffeln von A bis E aufgeteilt. Deshalb war es auch notwendig, dass diese 5 Staffelsieger die 2 Aufsteiger ausspielen. In diesem Falle war es die BSG Stahl Brandenburg und eben die BSG Motor Suhl. Schon krass, wenn ich zurückdenke, was die Vereine für Namen hatten. Das BSG stand übrigens für Betriebs – Sport – Gemeinschaft, ein martialisch klingender Name. Für Suhl hat es übrigens im vierten Anlauf das erste Mal geklappt mit dem Aufstieg in die höchste Klasse der DDR.
Somit war es endlich so weit, Südthüringen hatte ein Team in der höchsten Spielklasse. Dies war eigentlich unglaublich, weil Suhl eine Metropole mit knapp 50.000 Einwohner zur damaligen Zeit, eher durch sein Waffenwerk, dem Simson Werk und natürlich durch seine Wintersportlern einen guten Ruf erlangt hatte und nun kamen Mannschaften mit Internationalen Flair a´la BFC Dynamo, Dynamo Dresden oder Carl Zeiss Jena in meine schöne Heimat. Die Vorfreude war riesig, schließlich war es bis Suhl von meinem Heimatdorf aus gesehen nur 10 min Zugfahrt. Ein Auto war ja zur damaligen Zeit eher Luxus und nicht zwingend notwendig, da Busse und Züge quasi im Minutentakt fuhren.
Nach dem der Aufstieg perfekt war, wurde das relative kleine Stadion „Sportpark der Freundschaft" für die anstehenden Aufgaben renoviert und bot während der Oberliga Zeit circa 12.000 Zuschauern Platz. Natürlich, wie damals noch üblich mit einer Tartanbahn und richtigen Zäunen die das Spielfeld von den Zuschauern trennte. Kurios und gleichzeitig nostalgisch war, dass direkt 10 Meter hinter der Gegengeraden ein typischer DDR Plattenbau stand, 100 Meter lang und 13 Stockwerke hoch. Dies waren natürlich die besten Plätze als Zuschauer.
Dann war es endlich so weit, Samstag der 18. August 1984 und auf ging es nach Suhl mit einem Kumpel. Mit dabei hatten wir als Steppkes natürlich leckere Club Cola und Brause. Coca Cola kanten wir ja nur aus der Werbung und den damaligen Intershops. In Suhl am Stadion angekommen, war Bekanntes angesagt, und zwar Schlange stehen für Eintrittskarten und das gleiche an den Grillbuden, wo es natürlich unsere Originale gab, die Thüringer Bratwürste.
Für mich war dies alles Neuland. Weder war ich vorher mal zu einem richtigen Fußballspiel oder geschweige denn in einem Stadion mit so vielen Zuschauern gewesen. An diesem Nachmittag füllten 12.000 Zuschauer das kleine Rund in Suhl und der Gegner hieß FC Vorwärts Frankfurt. Ein Armeesportclub von der Oder und langjähriges Mitglied in der höchsten Spielklasse. Apropos Armee, zur damaligen Zeit gab es keine Ordner wie man dies heute in den Stadien kennt, nein das waren damals alles Leute von der Armee und der Polizei und mit Sicherheit auch Leute von der Stasi in Zivil. Allerdings kannte ich mich damals in meinem zarten Alter nicht wirklich in Politik aus, außer dass Ihr der Klassenfeind ward und mir das immer in Staatsbürgerkunde eingetrichtert wurde. Wir wollen aber nicht abschweifen.
Zum Spiel kann ich eigentlich gar nicht mehr so viel sagen, wie das halt immer so ist, wenn man was zum ersten Mal tut, interessieren ein die Begleitumstände wesentlich mehr. Ich war so fasziniert von der Kulisse und dem Flair, das ich sogar das 0:1 verpasste, welches auch den Endstand darstellte. Das nächste Heimspiel endete 0:0 gegen Chemie Leipzig und am 15.09.84 gegen Stahl Riesa verfolgte ich vorläufig das letzte Heimspiel der Suhler, Endstand 2:3
Am 16.09.1984 änderte sich mein Leben ja auf dramatische Weise enorm. Seit diesem Tag war nichts mehr wie vorher. Durch meinen jugendlichen Leichtsinn war ich ab Benannten Tage an den Rollstuhl gebunden.
Samstag, den 22.05.1985 fand das allerletzte Heimspiel der Suhler in der laufenden Saison statt, die damals bereits schon als Absteiger feststanden. Dies wollte ich mir trotz Handicap nicht entgehen lassen. Gesagt getan oder besser gesagt hätte ich es lieber nicht gemacht. Der Gegner damals hieß BFC Dynamo Berlin. Der Intimfeind aller Anhänger, die es nicht mit den Berlinern halten. Extrem viele Sicherheitskräfte damals in Suhl gewesen. Als die Mannschaften aufliefen, wusste ich auch warum. Schon damals gab es blanken Hass gegen den Hauptstadtklub. Es flogen Eier Tomaten usw. und die Wörter möchte ich hier mal lieber nicht wiederholen. Ach ja Endstand damals übrigens 0:8, was aber zweitrangig war.
Motor Suhl war quasi so was wie das Tasmania Berlin des Ostens. Von den 26 Spielen konnte man lediglich eines gewinnen, drei Spiele wurden unentschieden gestaltet und 22 Niederlagen musste man verkraften. Damit liegt man in der ewigen Oberliga Tabelle mit 16:92 Toren auf dem 44. und damit letzten Platz.
Scheiß egal sage ich. Für mich als junger Kerl war es einmalig. Für die Suhler hingegen ging es ab das stetig bergab.
Trotzdem eins bleibt und das sind die Erinnerungen an diese eine perfekte Saison.
Aufrufe: 9993 | Kommentare: 46 | Bewertungen: 12 | Erstellt:18.01.2012
ø 8.9
KOMMENTARE
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18.01.2012 | 21:29 Uhr
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Txomin :
Stark, Schnum! Oder Neudeutsch: Gefällt mir!
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18.01.2012 | 20:52 Uhr
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18.01.2012 | 20:52 Uhr
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Schnumbi :
naja der klassenfeid war ja im prinzip nur wörtlich zu verstehen. habe ja auch immer westfernseher geschaut
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18.01.2012 | 20:50 Uhr
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18.01.2012 | 20:45 Uhr
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Das sind etwa 20 Kilometer nach Meinigen, etwa 50 Km nach Suhl, etwa 60 nach Oberhof, so in etwa.
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18.01.2012 | 20:37 Uhr
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"Motor Suhl, Motor Suhl, du schlägst den BFC, dann Liverpool"!
Ich kenn sogar den Schlachtruf!
Ich stamme aus der Rhön! Nördlichstes Unterfranken, da konnte man immer beide DDR Fernsehsender empfangen.
Meine Lieblingssendung: Pokal Spezial.
Donnerstag Abend, nach Europokalmittwochen immer so gegen 22 Uhr, eine 60 Min. Zusammenfassung aus allen 3 Eurocup Wettbewerben. Zu Zeiten, als kaum mal ein Spiel bei ARD oder ZDF live übertragen wurde, man oft nicht mal Zusammenfassungen gesehen hat, war dies manchmal die einzige Chance, die Tore der Bayern zu sehen. Für mich, der reine Kult. Kann sich heute Keiner mehr vorstellen!
Am Sa, vor der Sportschau, auf DDR I, die Oberliga Sendung, war Pflicht! Daher kenne ich die BSG Motor Suhl!
übrigens: Ich habe den Schlachtruf der Eisernen aus dieser Zeit geliebt:
"Es gibt nur zwei Meister an der Spree, Union und Hertha BSC"!
Haben die DDR Offiziellen richtig gerne gehört, vermute ich!
Ich glaube diesen Schlachtruf kennen in der alten Försterei auch nur noch Fans, die mein Alter mindestens erreicht haben!
Ach ja, ich liebe (N)ostalgie! Thanks a lot Schnum! 10 Punkte!
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