Dallas Mavericks, Playoffs, erste Runde. Ein Rezept, dessen Ergebnis im Normalfall feststeht. Dieses Jahr sind die Vorzeichen sogar noch schlechter als in den Jahren zuvor. Die Gründe? Der Gegner und die eigenen Spieler.

Saisonverlauf:

Wie gewohnt lief die Regular Season gut in Dallas. Einziger Wermutstropfen nach der erneuten 50-Siege-Saison ist die Verletzung von Caron Butler und die Stagnation bei Rodrigue Beaubois. Als sich zum Jahreswechsel sowohl Butler, als auch Nowitzki verletzten hatten die Mavs ihre schlechteste Saisonphase und gewannen nur 2 aus 9 Spielen. Mit der Rückkehr ihres Stars fingen sie sich aber wieder und verteidigten Platz 2 bis zum nächsten Losingstreak Anfang April. In einem Herzschlagfinale verwiesen die Lakers letztlich Dallas auf Rang 3 und damit an den unbequemen Gegner Portland. Hauptgründe für die gute Leistung der Mavericks waren vor allem die dank Tyson Chandler verbesserte Defense und abwechselnde Leistungshochs bei diversen Rollenspielern(erst Stevenson, dann Barea, schließlich Marion). Pünktlich zu den Playoffs zeigt die Formkurve jedoch nach unten.

Auch bei den Blazers lief die Saison "normal". Mit anderen Worten: Verletzungspech ohne Ende. Dass Portland trotz der erneuten Verletzung von Greg Oden, der langen Pause von Roy und diversen anderen Rückschlägen trotzdem in die Postseason kommt nötigt Respekt ab. Während Roy dem Team nur sporadisch helfen kann spielte sich ein Youngster ins Blickfeld: LaMarcus Aldridge. Der MIP-Kandidat spielte eine überragende Saison mit 22 Punkten und 50% aus dem Feld. Auch FA Matthews erwies sich als Glücksgriff und ergänzte LA perfekt als Perimeterspieler. Richtig Fahrt nahmen die Blazers erst kurz vorm ASG auf. Ab dem 5.2. weisen sie eine Bilanz von 22-10 auf. Der Hauptfaktor dafür war, dass die ohnehin schon starke D mit Gerald Wallace einen weiteren starken Verteidiger hinzu bekam. Auch in der Offensive erwies sich Crash als dringend benötigte Hilfe und etablierte sich sofort als Starter. In dieser Zeitspanne trafen sie 2 mal auf Dallas und konnten beide Spiele, wenn auch knapp, für sich entscheiden.

Match-Ups:

PG: Jason Kidd vs. Andre Miller:

Der Einfluss der beiden Veteranen auf den Ausgang der Serie ist eher gering. Während bei Kidd mittlerweile nicht mal mehr die 3er fallen wollen überzeugt er immer noch durch seine Spielmacherqualitäten. Die gehen seinem Gegenüber zwar etwas ab, doch im direkten Match-Up ist er kein Nachteil für Portland. Er kann Kidd verteidigen und diesen defensiv vor Probleme stellen. Ausgeglichen.

SG: x vs. Wes Matthews

Man kann sich nicht 100%ig sicher sein, wer von RC das Vertrauen bekommt und starten wird, aber egal ob es Stevenson, Beaubois oder gar Brewer sein wird: Matthews ist der bessere Spieler. In den Spielen gegen Dallas konnte er mit einer 50%igen Treffer- und einer 57%igen Dreierquote überzeugen. Vorteil Portland.

SF: Shawn Marion vs. Gerald Wallace

Nachdem "The Matrix" lange zwischen Bank und Startformation pendelte hat er sich durch seine starken Leistungen zum Ende der RS für diesen Job empfohlen. Dieses Duell könnte extrem spannend und entscheidend sein, da beide Spieler wichtig in der Offensive sind und gleichzeitig überdurchschnittliche Verteidiger sind. Der Unterschied zwischen beiden: Was Marion in den letzten 2 Saisonwochen gespielt hat, zeigte Wallace über die gesamte Spielzeit. Vorteil Portland.

PF: Dirk Nowitzki vs. LaMarcus Aldridge

Auch wenn sich beide Spieler selten auf dem Court begegnen werden ist dies natürlich das Duell der Serie. In den 4 Spielen dieser Saison gab es einen klaren Sieger: Aldridge. Gegen Dallas erzielte er im Schnitt 28 Punkte bei knapp 52% aus dem Feld. Nowitzkis Statline: 21,7/52,5%. Beiden Teams scheint der passende Verteidiger für den gegnerischen Superstar zu fehlen. In Portland liegen die Hoffnungen in dieser Hinsicht beim wiedergenesenen Marcus Camby. Auch wenn LA das indirekte Duell gewinnen konnte war die Leistung über die Saison gesehen bei Nowitzki etwas besser. Ausgeglichen.

C: Tyson Chandler vs. Marcus Camby

Hoffnungsträger vs. Alter Hase. Selbstverständlich wird Chandler keine Spiele in der Offensive gewinnen, aber er hält die Defensive extrem gut zusammen und genau auf das Wiederholen dieser Leistung aus der RS muss man sich verlassen können, wenn man die Blazers schlagen will. Allerdings hat er unbestritten Probleme gegen Aldridge, da dieser ihn gerne außerhalb der Zone beschäftigt. Auf der anderen Seite hat man mit Camby einen Spieler, der genau die oben genannten Qualitäten schon seine gesamte Karriere lang in die Waagschale geworfen hat. Er ist auch für Nowitzki ein extrem unbequemer Gegenspieler. Ausgeglichen.

Bank: Terry, Barea, Haywood vs. Batum, Fernandez & Roy

Qualitativ hat Portland die bessere 8er-Rotation, doch Dallas hat dafür die Möglichkeit bei Bedarf noch tiefer zu gehen. Außerdem fehlt den Blazers von der Bank ein vernünftiger Big Man. Größere Variabilität und Länge vs. etwas bessere Spieler: Ausgeglichen.

Coach: Rick Carlisle vs. Nate McMillan

Was McMillan Jahr für Jahr aus seiner Mannschaft herausholt kann man nicht hoch genug einschätzen. Es ist zu einem großen Teil sein Verdienst, dass die Blazers in den letzten Jahren konkurrenzfähig geblieben sind trotz der beispiellosen Verletzungsseuche. An seinem Gegenüber scheiden sich die Geister: Für die einen ein fähiger NBA-Coach, für die anderen ein weiterer Fehlgriff von Mark Cuban. Trotz der teilweise berechtigten Kritik findet auch das Trainerduell auf Augenhöhe statt.

Offensive:

Beide Teams ähneln sich stark. Die Offensive läuft hauptsächlich über den jeweiligen Power Forward, alle anderen Spieler ordnen sich dem unter. Aufgrund ihrer Erfahrung und weil Nowitzki offensiv noch eine Spur besser ist als Aldridge hat Dallas hier einen Vorteil. Ein Plus ist außerdem, dass man mit Terry einen normalerweise guten Scorer von der Bank bringen kann. Nicht unterschätzen sollte man jedoch die Freiwürfe, auf die es in engen Playoffspielen noch mehr ankommt als sonst. In dieser Kategorie war Portland(80%) deutlich besser als die Mavs(77%) Trotzdem Vorteil Dallas.

Defensive:

Beide Teams gehören zu den besseren Defensivreihen der Liga. Mit Wallace ließen die Blazers aber nur knapp unter 90 Punkten pro Spiel zu, was ein überragender Wert ist. Neben der offensichtlich besseren Teamdefense verfügen sie auch über das bessere Match-Up für den gegnerischen Superstar. Weiterer Minuspunkt für Dallas: Zu einem beträchtlichen Teil hängt die defensive Leistung von Chandler ab, der gern mal in Foulprobleme gerät. Vorteil Portland.

Fazit:

Sollte Dallas in bekannter Art und Weise choken ist gegen diese Trailblazers nichts zu holen. Können sie die Leistungen aus der Regular Season bestätigen wird es eine extrem knappe und spannende Serie.

Da ich mir nicht vorstellen kann, dass sich die jahrelangen Muster ausgerechnet dieses Jahr abstellen lassen:

4-3 Portland