Mehr als nur Show
Seit der Ankunft von Chris Paul in Los Angeles gelten die Clippers als eines der spektakulärsten Teams der Liga. Spiel für Spiel können die Zuschauer im Staples Center punktgenaue Pässe und krachende Alley-Oop-Dunks bewundern. Ein tiefer Playoffrun und der große Teamerfolg konnten allerdings nicht erzielt werden. Nach Jahrzehnten der völligen Erfolgslosigkeit gaben sich die Fans mit den Ergebnissen bisher zufrieden. In dieser Saison wird nun allerdings mehr vom Team erwartet, als nur Highlight-Plays zu kreieren. Von nun an werden die Clippes an Erfolgen gemessen werden.
Was ist neu?
Das Wichtigste vorneweg: Der Coach. Nach drei Jahren auf der Trainerbank der Clippers trennte sich die Franchise in diesem Sommer von Vinny del Negro, der zwar respektable Bilanzen in der Regular Season einfahren konnte, allerdings als einer der taktisch unflexibelsten Coaches der Liga galt und mit seinem Team in den Playoffs zweimal in Folge sang- und klanglos ausschied. Nach wochenlangem Hin- und Her verpflichteten die Clippers ihren Wunschkandidaten Doc Rivers für zwei Erstrundenpicks aus Boston. Der 51-Jährige verkörpert all das, was die Franchise in der Zukunft gerne erreichen möchte: Defensive Stabilität und konstanten Teamerfolg.
Der Kern des Kaders wurde beisammen gehalten, die fünf Spieler, die in der vergangenen Saison die meiste Spielzeit erhielten, sind auch in diesem Jahr wieder an Bord. Chris Paul unterschrieb einen neuen Fünfjahresvertrag in Los Angeles, nachdem er seinen Wunschtrainer (mit)durchgesetzt hatte, Matt Barnes konnte überraschend günstig für einen Teil der Mid-Level-Exception zu einem Verbleib in Kalifornien bewegt werden. Die Rollenspieler des Teams wurden allerdings größtenteils ersetzt. Back-up-Guard Eric Bledsoe und Small Forward Caron Butler schickte man für die Scharfschützen JJ Redick und Jared Dudley in die Wüste, als neuer Mann hinter Chris Paul wurde Darren Collison, der diese Rolle bereits in seiner Debütsaison in der NBA inne hatte, für den restlichen Teil der MLE verpflichtet. Rookie Reggie Bullock gilt als guter Schütze und Verteidiger auf dem Flügel, wird sich allerdings (vorerst) mit einer Rolle am Ende der Bank zufrieden geben müssen. Die Reserve im Frontcourt komplettieren neben Ryan Hollins, der bereits im letzten Jahr den Back-up-Center der Clippers gab, Byron Mullens, Antawn Jamison und Lou Amundson.
Umfeld:
Die Tage der fragwürdigen Entscheidungen im Präsidium der Clippers könnten tatsächlich vorbei sein. Während das Management des Teams bereits seit Jahren durch geschickte Draft-Entscheidungen und Trades positiv auffiel, galt Teambesitzer Donald Sterling als ständiger Unsicherheitsfaktor, dem jeder Penny wichtiger schien als der Erfolg der eigenen Franchise.
Zumindest in diesem Sommer bestätigte sich dieser Eindruck nicht. Sterlings Schützling del Negro wurde vor die Tür gesetzt (nachdem man sich in der Vorsaison noch für den kompetenteren General Manager Neil Olshey entschieden hatte und an del Negro festhielt) und Doc Rivers mit einem dicken Vertrag und vielen Freiheiten bei der Gestaltung seines Trainerstabs ausgestattet. So konnte zum Beispiel der ligaweit hoch angesehene ehemalige Suns-Coach Alvin Gentry als Assistenztrainer verpflichtet werden.
In Los Angeles steht die Franchise zwar weiterhin im Schatten der großen Lakers, konnte aufgrund der besseren vergangenen Saisons und dem größeren Potenzial im aktuellen Kader allerdings zu einem echten Rivalen aufsteigen und das Image des ewigen kleinen Bruders ablegen. 2012 hatten die Clippers zum ersten Mal seit dem Umzug nach Los Angeles einen höheren Zuschauerschnitt als die Lakers und konnten diese Differenz in der vergangenen Spielzeit weiter ausbauen.
Stärken:
Los Angeles gehörte zu den effizientesten Offensivteams der vergangenen Spielzeit. Dank eines herausragenden Point Guards und guten Ballmovements kreierten sich die Clippers immer wieder freie Würfe aus der Mitteldistanz und einfache Punkte am Ring, sodass man die Saison unter den Top-5 bei den Assists, der Feldwurfquote und der offensiven Effizienz beenden konnte. Das weiter verbesserte Spacing des Teams durch die hinzugewonnen Schützen Jared Dudley und JJ Redick sollte Los Angeles in diesen Bereichen zudem nur noch stärker und zudem gefährlicher jenseits des Perimeter (Platz 15 in der vergangenen Saison) machen.
Als einziges Team neben den Spurs, Thunder und Heat schafften es die Clippers zudem sowohl offensiv als auch defensiv zu den zehn besten Teams der Liga zu gehören und somit ein ausgeglichenes Team darzustellen. Hauptgrund dafür war die aggresive Perimeter-Defense. Kein Team konnte mehr Turnover forcieren als die Clippers.
Die Bank wurde zwar ein wenig durchgewirbelt, sollte aber weiterhin zu den stärkeren der Liga gehören. Jamal Crawford, Matt Barnes und womöglich auch Darren Collison wären legitime Starter in anderen NBA-Rostern und können gegnerische Teams des Öfteren qualitativ oder auch konditionell overpowern.
Schwächen:
In der Regular Season nicht allzu viele. Die populärste Schwäche der Clippers ist sicherlich die Freiwurfschwäche ihrer Big Men. Trotz exzellenter Freiwurfschützen wie Chris Paul, Jamal Crawford oder auch Chauncey Billups beendete Los Angeles die vergangene Saison auf Rang 27 in dieser Statistik. In der gesamten Liga warf nur Andre Drummond noch unsicherer von der Linie als Center DeAndre Jordan. Inwieweit er und Blake Griffin ihre Freiwurfschwäche verbessern konnten oder überhaupt noch verbessern können werden, bleibt, wie eigentlich jedes Jahr, abzuwarten.
Darüber hinaus hatten die Clippers 2012-2013 Probleme den gegnerischen Dreipunktewurf zu verteidigen. Nur fünf Teams ließen eine höhere Wurfquote jenseits des Perimeters zu. Dies war vor allem der aggresiven Defense geschuldet, die häufig auf Pässe spekulierte. Eine Veränderung des defensiven Systems unter Rivers ist wahrscheinlich, wie viele Einflüsse aus seiner Bostoner Zeit er auch im Clippers-Spiel einbringen will, wird die Zeit zeigen. Mehr Switches, sowie eine höhere Priorität des Boxing-Outs gegenüber dem Fastbreak dürfte allerdings zu erwarten sein.
Spieler im Fokus:
DeAndre Jordan. Doc Rivers erklärte bereits medienwirksam, dass er DeAndre Jordan für einen der besten Verteidiger der Liga und einen legitimen Defensive-First-Team-Anwärter hält. Dass der neue Coach diese Meinung tatsächlich vertritt und damit nicht nur das Selbstvertrauen seines Centers stärken wollte, ist unwahrscheinlich, dennoch zeigt es die Richtung, in die DeAndre Jordans Entwicklung gehen muss. Für einen Spieler, dessen Offensive weiterhin zu den eindimensionalsten der gesamten NBA gehört und dem neben dem nicht vorhandenen Touch aus der Nah- und Mitteldistanz auch ein solides Post-Game fehlen (nur 49% Wurfquote aus Post-Ups gegenüber 64% generell) ist sein Impact unter den Brettern und in der Verteidigung (noch) zu klein. Rang 35 bei der defensiven Reboundrate ist zu wenig für einen Spieler, der eher dafür bekannt ist auf den direkten Rebound zu spekulieren, statt sich auf das korrekte Ausboxen des Gegners zu konzentrieren. Darüber hinaus konnte der Clipper die Defense seines eigenen Teams nur selten stabiliseren und war auch nicht (mehr) unter den Elite-Shotblockern der Liga zu finden (1,4 Blocks in 24,5 Minuten, Rang 19 der Liga). Offensiv wird Jordan wohl kein Difference Maker mehr werden, in der Verteidigung benötigen die Clippers allerdings dringend einen Center, der zumindest zu den besseren Rim-Protectors der Liga gehören kann - Auch, weil Coach Rivers die Alternativen und Handlungsoptionen unter dem Korb fehlen.
Fazit:
Die Qualität, um um die Krone der Westen Conference mitspielen zu können ist bei den Clippers vorhanden. Die Kombination aus zwei klaren Stars, soliden Rollenspielern, die die Anführer gut ergänzen können und einer starken Bank zeigte bereits in der vergangenen Saison, wozu man in der Lage sein kann. Um allerdings konstanter zu werden und vor allem auch in der Post-Season erfolgreich zu sein, muss Coach Rivers das Team zu einer professionelleren und defensiv stärkeren Einheit entwickeln. Der erste Platz in der Regular Season ist möglich, ein erneutes Erstrundenaus allerdings auch.
könnte mir sehr gut vorstellen, dass entweder crawford oder reddick noch gegen einen starken big-men-backup getradet werden (z. b. varejao)
Es fehlen doch noch die der Wizards und Bucks oder?
Zu Paul muss man nix sagen, er wird sogar vom Gegner geliebt^^
ob Redick als Starter KONSTANT Leistung bringt, kann ich mir nicht vorstellen (würde es mir aber wünschen). Dudley würd ich ebenfalls eher von der Bank kommend sehen, auch wenn seine Dreier gut sind (ist aber als SF nicht alles)
Collison würd ich ersetzen! Man braucht einen anderen Backup für Paul
"zu dudley kann ich wenig sagen kann mir aber schlecht vorstellen das er besser als ein fitter butler ist. also insgesamt gesehen eher verschlechtert. "
Butler war fit, aber Butler ist alt und baut von Jahr zu Jahr ab. Viele Leute haben den Wizards-Butler in Erinnerung, aber hab den letztes Jahr öfters gesehen - er hat einfach nicht mehr so viel im Tank, gerade defensiv hat er stark nachgelassen; Dudley ist da mittlerweile der bessere Spieler
Dem Fazit stimme ich zu 100% zu: Da ist von der 1.Runde bis zum CF alles drin, ähnlich wie bei Memphis. Das Overall-Finale sehe ich nicht, dazu stört mich zu sehr Jordan (+ der angesprochene Backup-FC) und irgendwie reichen da für mich auch Dudley/Barnes als Starter auf der Drei nicht aus.
Auf den Guard-Positionen sind sie sehr gut besetzt auch die Stärke der Bank hast du gut beschrieben.
Für mich ist Blake Griffin der zweite Spieler im Fokus. Kann er sein Spiel variabler gestalten, hat er an seinen Freiwürfen gearbeitet. Vom Potential und der Athletik hat er so viel Talent, wichtig ist, dass er sein Spiel auch offensiv durchbringt, wenn Chris Paul keinen guten Abend hat, das habe ich letzte Saison vermisst.
Ich sehe die Clippers verletzungsfrei auch in der zweiten Runde der Playoffs, danach wird es allerdings sehr schwer werden, der "dünne" Ersatz auf der 4 und 5 wurden ja bereits angesprochen.
war zuerst ein wenig irritiert als du von guter Perimeterdefense schreibst und dann die katastrophale Opp3P% erwänhst. Das hast du danach aber ja einleuchtend erklärt.
Ohne mich jetzt näher mit den Clippers zu beschäftigen, hätte ich gedacht, dass Barnes nun zum Starter aufsteigt. Desweiteren habe ich schonmal gehört, dass evtl Green auf der 2 starten soll. Aber ich denke du bist da näher dran.
Ich könnte mir vorstellen, dass den Clippers die fehlenden Big Men noch zum verhängnis werden können. Denn seien wir mal ehrlich Hollins, Mullens(defensiv), Jamison(defensiv) und Amundson verbreiten jetzt nicht den größten Schrecken.
Tippe LAC auf Platz 3-5 und ein Zweitrundenaus