MySpox NBA Line der Woche
09.01.2012 um 19:43 Uhr
Geschrieben von Jasper32
Preview 11/12: Utah Jazz
In der vergangenen Saison vollzogen die Utah Jazz einen massiven Umbruch. Wegen interner Querelen trat Jerry Sloan zurück, der die vergangenen 20 Jahre in Utah massgeblich mitbestimmt hatte. Unter seinem Nachfolger und langjährigen Mitarbeiter Tyrone Corbin verspielte Utah noch mit einem gruseligen 8-20 Record die Playoffs. Das lag aber nicht an der Unfähigkeit des neuen Mannes. Noch im Februar tradete man das Gesicht der Franchise, Deron Williams, für Draftpicks und Derrick Favors nach New Jersey. Für diesen Trade sprachen vor allem 2 Dinge: D-Will hatte sich mit Sloan angelegt und man wollte es nicht riskieren, dass es mit seinem Nachfolger ähnliche Streitigkeiten gab. Außerdem kann Williams nach dieser Saison Free Agent werden und im Managment war man sich wohl nicht 100%ig sicher, dass er bei den Jazz verlängern würde. In dieser Saison werden sowohl Fans als auch Journalisten kritisch beäugen, ob die Entscheidung für den Umbruch richtig war und welche Fortschritte man auf dem Weg zurück in die Playoffs macht.
S-5: Harris-Bell-Hayward-Millsap-Jefferson
Was ist neu?
Da man für Deron Williams den Erstrundenpick der Nets bekam durften die Mormonen gleich zwei Mal in der Lottery picken. An Position 3 sicherten sie sich die Rechte am türkischen Supertalent Enes Kanter. Kanter überzeugt offensiv mit verschiedenen Postmoves und gutem Näschen für den Rebound, defensiv ist er dank seiner Reichweite ein guter Shotblocker und Defender. In den Juniorenmeisterschaften dominierte er wie beinahe kein Zweiter und setzte dies im 2010er Nike Hoops Summit gegen die amerikanischen Topprospects fort. Problematisch bei ihm sind seine Knie und dass er für sein College keine Spielberechtigung bekam. Seine Eingewöhnungsphase wird also noch länger dauern als man es von Rookies kennt. Mit dem zweiten Lotterypick holte man Alec Burks, den besten SG des Jahrgangs. Er überzeugte auf dem College mit über 20 Punkten pro Partie und soll für den dringend benötigten Scoringpunch auf den Flügeln sorgen. Da sein Jumpshot aber noch nicht NBA-tauglich ist wird er sich erstmal hinten in der Rotation anstellen müssen. Einen weiteren Verlust eines altgedienten Spielers mussten die Jazz in der Offseason hinnehmen. Andrei Kirilenko war Free Agent und entschied sich die aktuelle Saison bei ZSKA Moskau zu spielen. Ob er jemals in die NBA zurück kehrt ist fraglich. Ihn soll der neu verpflichtete Josh Howard helfen zu ersetzen. Vorrangig wird er aber für die Minuten hinter Gordon Hayward da sein. Mit Jamaal Tinsley holte man einen weiteren Veteran, der aber in der Rotation praktisch keine Rolle spielen wird solange sich niemand verletzt.
Umfeld:
Mit Tyrone Corbin statt Jerry Sloan ändert man zwar die Besetzung auf der Trainerbank, doch das angestrebte System bleibt größtenteils gleich. Er war 7 Jahre lang Assistent unter Sloan und wird den teamorientierten, von vielen Pick and Rolls geprägten Stil beibehalten. Ihm fehlen dafür aber die Spieler. In der Vergangenheit hatten die Jazz mit Stockalone und Williams/Boozer überragende Duos um die sich die Offensive entwickeln konnte. Der ertradete Harris ist allerdings ein Point Guard, dessen Stärken eindeutig im Scoring liegen. Das altbekannte und bewährte System an die Spieler anzupassen wird die erste große Herausforderung, die Corbin meistern muss. Ebenfalls kritisch wird es bei der Verteilung der Spielzeit. Im Frontcourt gibt es gleich 4 Spieler, die im Laufe der Saison Minuten wie ein Starter bekommen könnten/sollten. Wenn sich hier nicht einer verletzt oder getradet wird läuft er dauernd Gefahr, einen viel versprechenden Spieler in seiner Entwicklung zu behindern oder einen starken Veteran zu verärgern. Ebenfalls nicht vergessen sollte man den Erfolgsdruck. Auch wenn der Kader viele junge Talente beinhaltet gibt es viele starke ältere Spieler, mit denen gute Ergebnisse in dieser Saison machbar sind.Eine einfache Situation für einen Rookie-Headcoach sieht anders aus.
Stärken:
Die offensichtliche Stärke Utahs ist der Frontcourt. Die beiden Sophomores Gordon Hayward und Derrick Favors haben das Potential gute NBA-Spieler werden. Während Hayward am Ende der letzten Saison aufblühte und sich als Scoringoption empfahl wird Favors auf kurz oder lang ein Star werden. Schon in der vergangenen Saison zeigte er bei den Nets, warum er vor Cousins gepickt wurde. Paul Millsapp und Al Jefferson bilden ein eingespieltes Duo, das sich gut ergänzt. Mit Favors und Kanter als Back-Ups sind die Jazz hier hervorragend besetzt. Der Front Court überzeugt auch wenn es um die Blocks geht. Vergangene Saison erreichte man hier den 3. Platz der NBA. Das Zusammenspiel in der Offensive funktioniert dank Jerry Sloans System ebenfalls gut. Dies beweist Rang 4 im Assistranking. Hilfreich ist dabei, dass sie über viele Varianten verfügen um zu scoren. Man hat große Spieler, die sowohl werfen als auch aufposten können und auf dem Perimeter gibt es Spieler wie Harris oder Hayward, die zum Korb ziehen und werfen können.
Schwächen:
So vernünftig die Offensive aussieht so mau ist die Defense. Untypisch für die Jazz erreichte man im Defensivrating einen schwachen 23. Platz. Hauptgrund dafür ist das ausbaufähige Reboundverhalten. Platz 28 bei den Defensivrebounds ist für diesen Froncourt inakzeptabel. Hier zeigt sich die große Schwäche des Duos Jefferson/Millsap: Jefferson war nie ein guter Verteidiger und Millsap ist zu klein. Die Probleme beschränken sich aber nicht auf den Bereich unter den Körben. Raja Bell ist der beste Verteidiger und Starter auf der 2. Beides ist für ein Team das an den Playoffs schnuppern will zu schlecht. Aus den mäßigen individuellen Verteidigerqualitäten resultiert das nächste Manko: Foultrouble. Im vergangenen Jahr war Utah das Team mit den meisten begangenen Fouls der NBA. Corbin muss hier dringend für mehr Disziplin und Aufmerksamkeit bei seinen Spielern sorgen. Im Gegensatz zum Frontcourt ist die Backcourtrotation schwach. Mit Watson, Burks und Tinsley gibt es kaum Alternativen von der Bank.
Spieler im Fokus:
Derrick Favors. Was er in den (noch zu) wenigen Minuten Einsatzzeit bisher in der NBA gezeigt hat beweist sein enormes Potential. Seine Entwicklung ist besonders wichtig für Utah, da er dem Front Court die dringend benötigte Defense und Toughness bringen würde. Es gibt für ihn 2 Wege in die Starting Five: Entweder Utah entscheidet sich Al Jefferson zu traden um mehr Spielzeit für ihn und Kanter zu schaffen oder Paul Millsap kommt wieder von der Bank wie zu Beginn seiner Karriere.
Fazit: Die Jazz befinden sich mitten im Rebuild, können die Postseason dieses Jahr aber durchaus erreichen. Wichtiger als der Record am Ende der Saison ist aber, dass die Mannschaft sich weiterentwickelt. Wenn die jungen Spieler ihren Weg gehen wird Utah spätestens ab nächster Saison wieder Dauergast in den Playoffs sein.
Bewertung:
S5: 3,5
Bank: 3,5
Coach: 2
Umfeld: 3,5
Gesamt: 3
Aufrufe: 3684 | Kommentare: 16 | Bewertungen: 8 | Erstellt:09.01.2012
ø 9.5
KOMMENTARE
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09.01.2012 | 21:44 Uhr
-1
diddoff :
@Blog:Bisschen lieblos und grau ist das alles. Passt zwar gut zu den Jazz, aber sieht eher aus wie ein Blog in der NFL-Gruppe. (Ein paar Tippfehler sind auch drin.)
Kanter zu Beginn des Blogs gleich so in den Himmel zu loben, ist Geschmackssache. Im Moment bist du wohl der einzige ernstzunehmende Beobachter, der ihn hyped.
Das mit den Playoffs... meh. 3 Bälle und sie haben Chancen auf die Postseason? Und wenn die Talente ihren Weg gehen, sind sie Dauergast? Mhhh. 8 P
@Jazz:
Schlechte Gegner schlagen sie, gegen gute haben sie an zu wenigen Abenden eine Chance. Ich sehe sie so wie die Suns im letzten (und in diesem) Jahr: Sie sind da, mehr auch nicht.
Raja Bell als Starter... in einem NBA Team... im Jahre 2012.
2
09.01.2012 | 21:41 Uhr
0
berlin81 :
Guter Blog erstmal.Hab mir wegen Kanter viele Spiele der Jazz angeguckt.
So gut man auch im Frontcourt besetzt ist, so relativ schlecht ist man auf den anderen Positionen besetzt. Da fehlt es an guten Offensivkräften, die regelmäßig scoren können.
Favors als Spieler im Fokus finde ich auch richtig. Er bekommt gute Spielzeit und zahlt das auch zurück und man merkt, dass da definitiv noch mehr Potenzial drinsteckt.
Für Kanter natürlich eine schwierige Situation zur Zeit, er hat 3 wirklich starke Spieler vor ihm und muss sich mit 10-12 Minuten zufrieden, was für einen Nr 3-Pick etwas dürftig ist.
Seine größte Stärke ist auf jeden Fall das Rebounding (RP48: 18,4),.offensiv läuft es bisher nicht besonders da auch natürlich nicht viel über ihn gespielt wird und seinen jumper durfte er bisher auch nciht einsetzen. Guter post-defender aber seine help-defense ist sehr ausbaufähig.
Man merkt die fehlende Spielpraxis, mit der Zeit wird er besser werden, der Einsatz und Wille stimmt aber.
Außerdem hoffe ich, dass man Millsap oder Jefferson tradet damit man sich auf den anderen Positionen stärkt und gleichzeitig die jungen Spieler Favors und Kanter mehr Spielzeit bekommen. Die beiden haben auf jeden Fall das Potenzial in 2-3 Jahren mit zu den besten Big-Man Duos der Liga zu gehören.
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09.01.2012 | 20:59 Uhr
0
Fent :
Talent ohne Ende aber keiner der es führt. Ähnlich wie bei den Kings. Würden die Jazz besser zusammenspielen, wären sie richtig gefährlich. Sie haben schnelle Athleten, gute Schützen und Postbüffel. Eigtl. alles was man braucht...
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09.01.2012 | 20:43 Uhr
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kaka303 :
Guter Blog.
Du hast die Situation bei den Jazz gut beschrieben.
Bei den Schwächen hättest du noch den fehlenden Go-to-Guy( nach dem Abgang von D-Will) erwähnen können.
Bewertungen sind auch gerechtfertigt, bin mal gespannt was die talentierten Spieler von der Bank bringen können.
Trotzalledem kann ich mit der Mannschaft nicht viel anfangen. Mormonen halt XD
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Irgendwie sehr emotionslos das Ganze. Trotzdem sehr treffend.
Die Jazz tun mir echt leid. Wegen einem Deppen von Spieler eine Trainer-Legende zu verlieren ist sehr bitter. Dass dann der Übeltäter aka Franchise-Player ein paar Wochen später auch noch weg ist, ist dann die Kirsche auf der Sahnetorte. Selbst schuld^^
Mit dem aktuellen Kader ist man allenfalls nur noch Durchschnitt und die Playoffs sind kaum möglich.
Jefferson zu traden, wäre aus meiner Sicht, nicht logisch. Wer soll denn dann auf der 5 starten? Kanter kann man doch nicht von Anfang an bringen, oder wie siehst du das? Bin deiner Meinung, dass man Favors mehr Minuten geben sollte, deshalb käme eigentlich nur ein Millsap-Trade in Frage. Jefferson für einen anderen Center zu traden wäre deiner Argumentation nach ja Blödsinn.