Verletzungen verhindern Top5-Platzierung
Hätte man vor Beginn der Spielzeit 10/11 den Verantwortlichen Platz 6 vorausgesagt, wären wohl die wenigsten mit diesem Rang einverstanden gewesen. Schlussendlich musste man sich nach einer Saison mit großem Verletzungspech doch knapp hinter FrischAuf Göppingen auf dem oben besagten sechsten Platz einordnen. Mehr war für den ambitionierten Bundesligisten trotz Kampfgeist nicht drin, denn in vielen Spielen musste man mit einem, gelinde ausgedrückt, ,,Rumpfkader" auflaufen. Während man in der Champions League im Viertelfinale gegen den späteren Finalisten Ciudad Real deutlich den Kürzeren zog, schaffte man im DHB-Pokal den Einzug ins Final Four. Dort konnte man nach einem Sieg gegen die Rhein-Neckar Löwen den Sprung ins Finale, wo man allerdings gegen den THW Kiel unterlag. Der tolle Auftritt in diesem Pokalwettbewerb wird mit der Teilnahme am Europapokal der Pokalsieger in der kommenden Saison belohnt. Um in der Runde 11/12 besser abzuschneiden als im Vorjahr, hat man sich mit zwei deutschen Nationalspielern verstärkt. Doch auch ein Abgang wiegt äußerst schwer. Nichtsdestotrotz will die SG auch in den anderen beiden Wettbewerben für Furore sorgen.


Zwei Nationalspieler als Neuzugänge
Sowohl auf der Seite der Neuzugänge als auch auf der Seite der Abgänge sind vier Spieler zu verzeichnen. Damit bleibt die Kadergröße bei 17 Spielern. Vom letztjährigen Torhüterduo Rasmussen/Beutler ist nur noch der erstgenannte dabei. Dan Beutler verließ den Klub Richtung HSV Hamburg. Als Ersatz wurde mit Mathias Andersson vom TV Großwallstadt ein international erfahrener Torhüter verpflichtet, der beim TVG konstant gute Leistungen abrufen konnte. Im Gegensatz zur Torhüterposition bleibt auf Linksaußen alles beim Alten. Anders Eggert wird dort wiederum als Alleinunterhalter agieren, denn ein adäquater Back-Up zu ihm fehlt im Kader gänzlich. Sollte der Torschützenkönig (248 Tore) allerdings eine längere Zeit verletzungsbedingt ausfallen, müsste Flensburg wohl noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlagen.

Auf Rechtsaußen ist der treffsichere Lasse Svan Hansen die klare Nummer eins. Als Alternative zum Dänen wurde mit Lars Bastian ein Spieler aus der zweiten Mannschaft hochgezogen, der allerdings schon einige Spiele für die Bundesligamannschaft der SG bestritt. Am Kreis verfügt Ljubomir Vranjes über eine perfekte Mischung. Neben dem erfahrenen Michael V. Knudsen, dessen Können man mindestens als internationale Spitzenklasse werten kann, hat man mit dem deutschen Talent Jacob Heinl einen zweiten Mann in der Hinterhand. Beide sind auch Schlüsselspieler in der Abwehr und können sich so die Spielminuten auf beiden Positionen teilen.

Ein herber Schlag für Flensburg war die Nachricht über den Wechsel des Rückraumass Oscar Carlen zum HSV Hamburg. Carlen, der sich in der Rückrunde einen Kreuzbandriss zuzog, war der Star der Mannschaft und der Mann für die wichtigen Tore. Seine Planstelle im rechten Rückraum soll Nationalspieler Holger Glandorf vom TBV Lemgo übernehmen. Er soll im Verbund mit Tamas Mocsai den Weggang des Schweden kompensieren. Der Ungar Mocsai ist des Weiteren auch auf der Rechtsaußenposition einsetzbar.


Die SG nach dem Spiel
Mit Patrik Fahlgren verlor man einen Mittelmann an Ligakonkurrenten Melsungen. Trotz dieses Abgangs wurde kein weiterer Spielmacher verpflichtet, denn mit dem Österreicher Viktor Szilagyi und dem Dänen Thomas Mogensen hat man immer noch zwei äußerst kreative Regisseure im Aufgebot, die jeweils für die entscheidenden Akzente und Ideen sorgen sollen. Nach vier Jahren Bundesliga kehrt Lasse Boesen Deutschland den Rücken zu und wechselt zurück zu seinem Ex-Verein KIF Kolding. Als Neuerwerbung im linken Rückraum wurde daher der wurfgewaltige Rückraumshooter Lars Kaufmann von FrischAuf Göppingen verpflichtet, der zusammen mit Petar Djordjic und Tobias Karlsson das Trio auf dieser Position bilden soll. Karlsson ist allerdings hauptsächlich als Abwehrchef eingeplant.


Passable Vorbereitung
Abgesehen von kleinen Blessuren einiger Spieler kann Coach Vranjes alles in allem mit der Vorbereitung seiner Mannschaft zufrieden sein. Von 10 Testspielen konnte man immerhin sechs Siege erringen, wobei man eine Partie mit einem Unentschieden beendete. Den Anfang machten drei Begegnungen im Rahmen des Trainingslagers in Schweden. Dort maß man sich mit folgenden Gegnern: IFK Kristianstad (28:25), IF Hallby HK (41:32), GF Kroppskultur (37:26). Daraufhin reiste man zum Erima-Cup nach Bremen, wo man im Halbfinale auf die Berliner Füchse traf. Dem Vorjahresdritten lieferte man lang einen heißen Tanz auf Augenhöhe, den man schlussendlich allerdings doch recht eindeutig mit 27:33 verlor. Im Spiel um Platz drei musste man erneut eine Niederlage stecken. Dieses Mal gegen niemand geringeren als den amtierenden Meister aus Hamburg. Nach knapper Halbzeitführung für die SG wurde man doch noch mit 28:31 vom HSV besiegt.

Zwei Testspiele in Dänemark standen als weitere Programmpunkte auf dem Vorbereitungsplan. Gegen den Zweitligisten aus Ribe-Esbjerg tat man sich sehr schwer und kam so nur zu einem 28:28-Unentschieden. Ganz anders präsentierte man sich fünf Tage später, als man den Erstligisten KIF Kolding mit Ex-Flensburger Boesen mit 34:30 in die Schranken wies. Weiter ging´s mit dem internationalen Heide-Cup in Lüneburg, wo man nach zwei Siegen in der Vorrunde gegen Großwallstadt (30:21) und Lemgo (29:27) das Finale erreichen konnte. Wiederum lautete der Gegner HSV Hamburg und wiederum das gleiche (negative) Ende für Flensburg. In einem ausgeglichenen Spiel hieß es auf der Anzeigetafel nach 60 Minuten 24:23 für den aktuellen deutschen Titelträger. Der abschließende Härtetest findet in heimischer Halle statt. Dort trifft man am kommenden Samstag um 16 Uhr auf Bjerringbro-Silkeborg.


Prognose
Die SG hat den Abgang von Oscar Carlen mit den beiden Top-Verpflichtungen Kaufmann und Glandorf bestmöglich kompensiert. Sollte der Kader von Verletzungspech über einen längeren Zeitraum verschont bleiben, halte ich eine Platzierung im Bereich um die Ränge 3-5 für realistisch. Um erste Macht hinter Hamburg und Kiel zu werden, müsste wirklich alles passen. Der vierte Platz sollte aber durchaus im Bereich des Möglichen liegen, denn der Kader ist auf vielen Positionen qualitativ hochwertig besetzt. Doch ein Selbstläufer wird das Ganze nicht, denn die Konkurrenz aus Berlin, Magdeburg, Göppingen und die Löwen werden sich nicht kampflos ergeben. Im Europapokal der Pokalsieger sollte mindestens das Halbfinale angepeilt werden, im DHB-Pokal ist das Final Four das ausgegebene Ziel.