Enttäuschende Saison
Der Gewinn des DHB-Pokal war das Trostpflaster für den erfolgsverwöhnten THW Kiel in der abgelaufenen Saison, denn in der Liga musste man nach sechs Meisterschaften in Folge dem HSV Hamburg deutlich den Vortritt lassen. Auch in der Champions League lief es für die Mannen um Trainer Alfred Gislason alles andere als optimal. Bereits im Viertelfinale war gegen den späteren Sieger FC Barcelona Schluss. Auch wenn man von Verletzungssorgen geplagt worden ist, fehlte der THW vor in der Runde 10/11 die spielerische Leichtigkeit und Dominanz der vergangenen Jahre. Dass dieses enttäuschende Jahr den Spielern und den Verantwortlichen nicht geschmeckt hat, versteht sich von selbst. Dementsprechend motiviert wird Kiel in der kommenden Saison zu Werke gehen. Der HSV wird sich in Acht nehmen müssen, denn der Titelhunger von Jicha und Co. ist nach dem Triumph der Hamburger im Vergleich zu den letzten Jahren nicht kleiner geworden. Auch in den beiden anderen Wettbewerben will man eine gewichtige Rolle spielen. Ein Triple würde die vergangene Spielzeit vergessen machen, doch auch die Konkurrenz schläft nicht. Wir dürfen uns auf jeden Fall auf eine äußerst spannende Saison freuen.



Unveränderter Kader
Auf Neuzugänge verzichtete man beim THW Kiel gänzlich. Der qualitativ hochbesetzte Kader geht mit der beinahe gleichen Besetzung die kommenden Aufgaben an. Einzig Robert Arrhenius und Jerome Fernandez zählen nicht mehr zum Aufgebot. Als echte Abgänge kann man die beiden Spieler aber nicht bezeichnen, denn sie verließen den THW bereits im Laufe des letzten Jahres.

Die Nummer eins im Kasten bleibt der französische Weltklassemann Thierry Omeyer, dessen Paraden und blitzschnellen Reflexe die gegnerischen Schützen regelmäßig zur Verzweiflung bringen. Dahinter verfügt man mit dem Schweden Andreas Palicka über einen soliden Ersatzmann. Im Rückraum hat Trainer Alfred Gislason die Qual der Wahl. Mit Christian Zeitz und Kim Andersson hat man zwei wurfgewaltige Nationalspieler für die Planstelle im rechten Rückraum. Sowohl auf der Mitte als auch links können Superstar Filip Jicha, der die Mannschaft durch seinen unbändigen Willen antreiben soll, ,,Air France" Daniel Narcisse und das isländische Toptalent Aron Palmarsson spielen. Eine Auswahl an absoluten Weltklassespielern, wie man sie auf der Welt nur äußerst selten zu Gesichte bekommt. Eine weitere Alternative für den linken Rückraum ist Momir Ilic, der nach einem in der Luft schwebenden Wechsel zu den Rhein-Neckar-Löwen nun doch den Kielern erhalten bleibt.


Bleibt nun doch beim THW - Momir Ilic


Das Duo auf Linksaußen heißt Dominik Klein und Henrik Lundström. Beide haben einige Wurfvarianten dabei und zeigen sich im Abschluss meist sehr treffsicher. Am rechten Flügel agiert man mit Christian Sprenger ein äußerst antrittsschneller Außen. Sein Back-Up ist der 23-jährige Tobias Reichmann, der in der letzten Saison einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung genommen hat. Am Kreis ist der erfahrene Kapitän Markus Ahlm gesetzt. Der Schwede zählt, wenn er verletzungsfrei ist, zur Weltspitze auf seiner Position. Trotz anhaltender Gerüchte um einen vorzeitigen Abgang wird Milutin Dragigevic nun doch weiter das Zebra-Trikot tragen. Abwehrchef Daniel Kubes, in der letzten Saison fast ausschließlich in der Abwehr eingesetzt, könnte in der kommenden Spielzeit auch Spielzeit in der Offensive winken. Denn Gislason soll laut Medienberichten mit dem Gedanken spielen, Kubes als weitere Alternative am Kreis auflaufen zu lassen.



So lief die bisherige Vorbereitung
Auch wenn es in der Vorbereitung einige Verletzungsprobleme (Jicha, Zeitz, Dragigevic, Kubes) gab bzw. immer noch gibt, kann Alfred Gislason nach dem bisherigen Verlauf der Testspiele zufrieden sein. In allen absolvierten Partien ging der THW Kiel als Sieger vom Platz, obwohl man oft mit einem sehr dünnen Kader anreiste. Als erster Gegner stand im Rahmen des Trainingslagers eine Reunion-Auswahl gegenüber, die man 38:30 deutlich besiegen konnte. Anschließend reiste man zum dreitätigen Turnier nach Polen, wo man nach Siegen Velenje (30:27), Plock( 31:29) und Japan (39:28) den Turniersieg erringen konnte.
Zum 150-jährigen Jubiläum des Bramstedter TS trat man dort zu einem Spiel an. 50:8 für das Starensemble aus Kiel lautete das Ergebnis nach sechzig Minuten. Ein wichtiger Termin in der Vorbereitung stellte das ,,Jahrhundertturnier" des TBV Lemgo dar. Im Halbfinale bezwang man Montpellier (35:33) denkbar knapp und sicherte sich so den Finaleinzug. Das Endspiel gestaltete sich indes deutlicher, denn mit 38:29 wurde das ungarische Spitzenteam aus Veszprem geschlagen. Persönliche Auszeichnungen heimsten dabei Markus Ahlm als bester Spieler und Momir Ilic als bester Torschütze ab. Zusammen mit Daniel Narcisse zeigten sich diese beiden in den Testspielen in ausgezeichneter Frühform.


,,Air France" im Duell mit Zarko Sesum

Aus der medizinischen Abteilung ließ man zudem verlauten, dass man positiv gestimmt sei, dass alle Spieler bis zum Saisonstart einsatzfähig sind. Eine Nachricht, die Gislason nach den bisher guten Testspielen noch positiver stimmen wird. In den knapp zweieinhalb Wochen bis zum Saisonstart wird noch weiter intensiv gegen international und national angesehene Gegner an der Form und Taktik gefeilt.



Uebersicht der weiteren Termine
Do - 18.August - Testspiel gegen TB 03 Roding
Sa/So - 20./21. August - Teilnahme Schlecker Cup in Ehingen
Mi - 24.August - Testspiel gegen HC Empor Rostock
Fr - 26. August - Teilnahme am ,,Unser Norden-Cup
Di - 30.August - Supercup gegen HSV Hamburg



Prognose
Es wird ein heißer und spannender Zweikampf zwischen Hamburg und Kiel werden. Nach dem Titel der Hamburger hat dieses Mal der THW die Nase vorne. Zweimal hintereinander werden sich die Kieler die Meisterschaft nicht nehmen lassen. Zu hoch ist die Qualität der Einzelspieler und zu groß der Ehrgeiz der Mannschaft. Auch im DHB-Pokal und in der CL wird man ganz vorne dabei sein, zumindest einen der beiden Titel wird man sich sichern können.

Allerdings muss man sich für diese hoch gesteckten Ziele vor allem in der heimischen Halle im Vergleich zur letzten Saison deutlich steigern. Unerwartete Punktverluste wie beim Unentschieden gegen Gummersbach und der Pleite gegen Großwallstadt darf man sich nicht mehr erlauben, denn der HSV Hamburg sitzt im Nacken und wird jede Nachlässigkeit des THW eiskalt bestrafen.