Ich gebe es zu.

Manchmal kann ich es mir einfach nicht verkneifen. Dann übernehmen meine Finger einfach die Leitung, stemmen sich gegen mein Hirn und guten Geschmack und tippen sie ein, die Buchstabenkombination des Grauens: www.bild.de.

Ich ärgere mich wirklich jedes Mal, wenn ich auf dieser Seite bin und habe zudem immer Angst, ertappt zu werden. Als würde ich ein Pornokino besuchen, das sich auf ganz besondere Tierfilme spezialisiert hat, blicke ich hektisch um mich, wenn mein Bildschirm mal wieder die bedrohend wirkenden vier Buchstaben aufblitzen lässt.

Man kann allerdings auch nicht abstreiten, dass diese Seite einen gewissen Unterhaltungswert mit sich bringt. Und ich gebe zu Protokoll, dass ich mich immerhin nur auf den Fußballseiten der Homepage tümmele, dennoch.

Dort kann man also nachlesen, wann Mehmet Scholl warum geraucht hat und dass Faryd Mondragon der "Kölsche Kahn" ist. Soweit, so gut.

Aber heute, da haben die Jungs aus der Bild-Sportredaktion ihr Können wirklich einmal aufblitzen lassen: Nachdem sich die Bayern gestern eine herbe Pleite in Barcelona eingefangen haben, war ja klar, dass sich die dortigen Sportredakteure die Finger reiben und mal richtig einen rauslassen würden. Ich möchte an dieser Stelle überhaupt kein Statement zu der Niederlage abgeben, vielmehr möchte ich die wirklich seriöse und objektive Spielerbewertung der Redaktion aufgreifen und selbst für unseren Bayernfan Voegi ein kleines Amüsement ermöglichen.

Dort haben einfach mal 12 Spieler (also alle) die Note -6- erhalten. Das Ganze dann unter dem Deckmantel der "Einzelkritik". Lustig wird es, wenn man sich mal die einzelnen Begründungen näher zu Gemüte führt. Die Highlights habe ich einmal für Euch zusammengetragen:

- Ottl: "...fiel weder positiv noch negativ auf. Aber auch dabei bei dieser Klatsche. Note 6" - na, wenn das mal differenzierter Sportjournalismus vom Feinsten ist! Aber es geht weiter:

- Toni: "...konnte noch am wenigsten für die Pleite. Aber auch Note 6." Macht ja durchaus Sinn, dieser Satz. Die Begründung leuchtet ein.

- Altintop: "...musste zur Pause raus, weil nach drei Wochen Pause erschöpft (...) Trotzdem Note 6". Besonders gut gefällt mir an diesem Statement die Beharrlichkeit, die der Schreibling mit seinem "Trotzdem" ausdrückt. Oder kommt hier "Trotzdem" von Trotz?

Alles schon brilliant genug, aber beim Lell, da haben sie so einen schönen gebracht, den muss ich hier in voller Länge wiedergeben:

- Lell: "Die richtige Note für ihn müsste noch erfunden werden. Zuschauer, Falsch-Steher, Hinterher-Läufer, meist gegen Messi. Weil wir keine 7 oder 8 verteilen auch für Lulli, äh Lelli die Note 6". Da bleibt mir wirklich das Herz stehen, bei so viel geballter Sprachkunst! Das ist wirklich die hohe Kunst der Duplomatie!!!

Mir drängt sich hier der Eindruck auf, Sepp Maier wäre zur Bild-Zeitung gewechselt und leite nun gemeinsam mit Lothar Matthäus die Sportredaktion, um nun zum großen Rachefeldzug gegen die Bayern und Jürgen Klinsmann zu blasen.

Versteht mich nicht falsch. Mir geht es mit diesem Geschreibsel weder darum, eine Bayern-Krisen-Debatte zu initiieren, noch darum, die Leistungen der Spieler zu bewerten. Mir geht es um das Maß an Erträglichkeit, wenn man sich durch die Schriften von Menschen quält, die dafür sogar bezahlt werden.

Und die Grenze dieser Erträglichkeit, die habe ich - glaube ich - langsam erreicht. Ich denke, ich werde künftig mal ein ernstes Wörtchen mit meinen Fingern reden müssen.

Wer jetzt sagt: "Na, brauchste ja nicht zu lesen, wenns dir nicht gefällt", der hat - Recht. Demnächst.