05.11.2012 um 16:26 Uhr
Geschrieben von nachschuss
Puzzle? Kette! I
Jede Mannschaft hat ihre Hierarchie
„Kniee hoch", schallt es über den Platz. „Jetzt anfersen." – Laufschule nennt sich das. Unser Kapitän gibt die Anweisungen und wir befolgen stoisch und voll konzentriert… Wie immer seitdem ich hier bin, trage ich die 14. Ich mag diese Zahl irgendwie nicht. Mein (Fußball-)Leben lang trug ich die Sechs. Mit Ausnahme meiner ersten Saison in der E-Jugend spiele ich zudem auf der Sechs. Hier ist es anders. Hier bin ich neu. Hier ist die Sechs vergeben. Auf dem Trikot und auf dem Spielfeld. Trotz Doppelsechs.
Als Aufsteiger stehen wir nach 5 Spieltagen auf Rang 2. Ungeschlagen, bei einem Unentschieden. Man könnte schlechter in eine Saison starten. Heute geht es aber zum absoluten Topfavoriten auf den Aufstieg. Der hat vor der Saison 2 tschechische Halbprofis verpflichtet und muss quasi aufsteigen. Ich bin der einzige Neuzugang meines Vereins und wollte eigentlich gar nicht wechseln. Ich musste. Nicht weil mich mein Verein verkaufen wollte – vom bezahlten Fußball bin ich Welten entfernt. Das Studium trug mich in eine andere Stadt. Also hieß es auch fußballerisch die Zelte abzubrechen und sich einem neuen Verein anzuschließen.
Jetzt bin ich hier und laufe heute zum ersten Mal von Beginn an auf. Im Sturm. Na super. Der Trainer kennt meinen Vorherigen nicht. Der sagte immer: „Wenn Du nur halb so treffsicher wie passsischer wärst, könntest Du Torschützenkönig sein." Über meinen Offensivkopfball reden wir an dieser Stelle besser nicht.
Unser Trainer ruft. Im Kreis weist er uns nochmal ein: „Die beiden Tschechen machen das Spiel, aber sonst sind die nicht besser als wir. Isoliert die zwei und sorgt dafür, dass sie Defensiv immer beschäftigt sind." Nun geht es ins Viereck. Vier gegen zwei. Ich melde mich freiwillig. Ich bin heiß auf das Spiel. Schnell habe ich das Leder erobert und ebenso schnell bin ich wieder in der Mitte. Jeden Ball den ich soeben erobert habe mache ich mit einem blöden Fehlpass wieder zu Nichte. „Konzentrier dich" sage ich zu mir selbst und merke wie die Nervosität steigt. Fünf Wochen habe ich jetzt gewartet. Am dritten Spieltag wurde ich das erste Mal eingewechselt. Seitdem gab es drei Kurzeinsätze auf dem linken Flügel, hinter der einzigen Spitze und als Rechtsverteidiger in der Kette. Ein bisschen fühle ich mich wie ein Puzzleteil, das ausprobiert wird. Wenigstens probiert der Trainer denke ich zum einen. Zum anderen fällt es schwer keine Ansprüche zu stellen, wenn man weiß, wo sein Platz wäre. Wo man der Mannschaft am besten helfen und die beste Leistung abrufen könnte. Heute also Sturm.
Der Schiedsrichter pfeift. Aufwärmshirts aus. Trikots an. Ab zum Mannschaftskreis. Ein bisschen abgedroschen, aber unserer Spielweise entsprechend ruft unser Kapitän „Einer für alle." Und wir „Alle für einen." Es pusht. Es ist gut die Nervosität rauszuschreien. Kanalisieren zu können. Ich habe keine Angst vor dem Spiel. Ich kenne meine Fähigkeiten. Ich zeige sie im Training und meine Mitspieler wissen, dass ich mir diese Chance verdient habe. Ich will diese aber auch nutzen. Sie sollen wissen, dass sie sich auf mich verlassen können. Jeder einzelne, aber auch das ganze Team. Auf welcher Position auch immer.
Wir haben die Platzwahl verloren – stoßen dafür an. Ich habe den Fuß auf dem Ball. Während das Blut in mir pulsiert schaue ich mich um. Der Platz ist in einem erbärmlichen Zustand für Ende August. Egal. Der Schiri pfeift an. Jetzt zählt es. Ich spiele den Ball mit der Sohle zu meinem Mitspieler und bewege mich Richtung Innenverteidigung. Der Ball wird nach hinten gespielt und per Flugball Diagonal auf den Rechtsaußen gespielt. Mit Tempo ziehe ich in den Strafraum und unser Rechtsaußen an zwei Gegenspielern vorbei. Flanke aus dem Halbfeld. Am Fünfmetereck komme ich mit dem Knie an den Ball, der von dort aus im Gesicht des Torwarts landet. „Gut so. Weiter so da vorne." Gelungener Auftakt. Ich merke wie ich sicherer werde und meine Mitspieler suchen mich häufig als Wandspieler. „Flach in den Fuß.", ruft der Trainer von außen. Das hilft meinem Spiel ungemein. Meine beiden Gegenspieler sind Athletisch, aber nicht gerade beweglich. Plötzlich: Doppelter Doppelpass mit unserer Zehn und schon bin ich weg. Im Laufduell schüttele ich noch den zweiten Innenverteidiger ab und dringe in den Strafraum ein. Der Torwart ist weit raus und drängt mich nach außen ab. Chance vertan. Ich ärgere mich. „Abschluss suchen", schallt es von außen.
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„Kniee hoch", schallt es über den Platz. „Jetzt anfersen." – Laufschule nennt sich das. Unser Kapitän gibt die Anweisungen und wir befolgen stoisch und voll konzentriert… Wie immer seitdem ich hier bin, trage ich die 14. Ich mag diese Zahl irgendwie nicht. Mein (Fußball-)Leben lang trug ich die Sechs. Mit Ausnahme meiner ersten Saison in der E-Jugend spiele ich zudem auf der Sechs. Hier ist es anders. Hier bin ich neu. Hier ist die Sechs vergeben. Auf dem Trikot und auf dem Spielfeld. Trotz Doppelsechs.
Als Aufsteiger stehen wir nach 5 Spieltagen auf Rang 2. Ungeschlagen, bei einem Unentschieden. Man könnte schlechter in eine Saison starten. Heute geht es aber zum absoluten Topfavoriten auf den Aufstieg. Der hat vor der Saison 2 tschechische Halbprofis verpflichtet und muss quasi aufsteigen. Ich bin der einzige Neuzugang meines Vereins und wollte eigentlich gar nicht wechseln. Ich musste. Nicht weil mich mein Verein verkaufen wollte – vom bezahlten Fußball bin ich Welten entfernt. Das Studium trug mich in eine andere Stadt. Also hieß es auch fußballerisch die Zelte abzubrechen und sich einem neuen Verein anzuschließen.
Jetzt bin ich hier und laufe heute zum ersten Mal von Beginn an auf. Im Sturm. Na super. Der Trainer kennt meinen Vorherigen nicht. Der sagte immer: „Wenn Du nur halb so treffsicher wie passsischer wärst, könntest Du Torschützenkönig sein." Über meinen Offensivkopfball reden wir an dieser Stelle besser nicht.
Unser Trainer ruft. Im Kreis weist er uns nochmal ein: „Die beiden Tschechen machen das Spiel, aber sonst sind die nicht besser als wir. Isoliert die zwei und sorgt dafür, dass sie Defensiv immer beschäftigt sind." Nun geht es ins Viereck. Vier gegen zwei. Ich melde mich freiwillig. Ich bin heiß auf das Spiel. Schnell habe ich das Leder erobert und ebenso schnell bin ich wieder in der Mitte. Jeden Ball den ich soeben erobert habe mache ich mit einem blöden Fehlpass wieder zu Nichte. „Konzentrier dich" sage ich zu mir selbst und merke wie die Nervosität steigt. Fünf Wochen habe ich jetzt gewartet. Am dritten Spieltag wurde ich das erste Mal eingewechselt. Seitdem gab es drei Kurzeinsätze auf dem linken Flügel, hinter der einzigen Spitze und als Rechtsverteidiger in der Kette. Ein bisschen fühle ich mich wie ein Puzzleteil, das ausprobiert wird. Wenigstens probiert der Trainer denke ich zum einen. Zum anderen fällt es schwer keine Ansprüche zu stellen, wenn man weiß, wo sein Platz wäre. Wo man der Mannschaft am besten helfen und die beste Leistung abrufen könnte. Heute also Sturm.
Der Schiedsrichter pfeift. Aufwärmshirts aus. Trikots an. Ab zum Mannschaftskreis. Ein bisschen abgedroschen, aber unserer Spielweise entsprechend ruft unser Kapitän „Einer für alle." Und wir „Alle für einen." Es pusht. Es ist gut die Nervosität rauszuschreien. Kanalisieren zu können. Ich habe keine Angst vor dem Spiel. Ich kenne meine Fähigkeiten. Ich zeige sie im Training und meine Mitspieler wissen, dass ich mir diese Chance verdient habe. Ich will diese aber auch nutzen. Sie sollen wissen, dass sie sich auf mich verlassen können. Jeder einzelne, aber auch das ganze Team. Auf welcher Position auch immer.
Wir haben die Platzwahl verloren – stoßen dafür an. Ich habe den Fuß auf dem Ball. Während das Blut in mir pulsiert schaue ich mich um. Der Platz ist in einem erbärmlichen Zustand für Ende August. Egal. Der Schiri pfeift an. Jetzt zählt es. Ich spiele den Ball mit der Sohle zu meinem Mitspieler und bewege mich Richtung Innenverteidigung. Der Ball wird nach hinten gespielt und per Flugball Diagonal auf den Rechtsaußen gespielt. Mit Tempo ziehe ich in den Strafraum und unser Rechtsaußen an zwei Gegenspielern vorbei. Flanke aus dem Halbfeld. Am Fünfmetereck komme ich mit dem Knie an den Ball, der von dort aus im Gesicht des Torwarts landet. „Gut so. Weiter so da vorne." Gelungener Auftakt. Ich merke wie ich sicherer werde und meine Mitspieler suchen mich häufig als Wandspieler. „Flach in den Fuß.", ruft der Trainer von außen. Das hilft meinem Spiel ungemein. Meine beiden Gegenspieler sind Athletisch, aber nicht gerade beweglich. Plötzlich: Doppelter Doppelpass mit unserer Zehn und schon bin ich weg. Im Laufduell schüttele ich noch den zweiten Innenverteidiger ab und dringe in den Strafraum ein. Der Torwart ist weit raus und drängt mich nach außen ab. Chance vertan. Ich ärgere mich. „Abschluss suchen", schallt es von außen.
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Aufrufe: 1601 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 0 | Erstellt:05.11.2012
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KOMMENTARE
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05.11.2012 | 16:28 Uhr
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nachschuss :
Bitte erst unter dem zweiten Teil kommentieren. Danke.
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