08.12.2011 um 07:24 Uhr
Geschrieben von vanGaalsNase
Quo vadis Frauenfußball? II
Einziger Mahner im Bereich des Frauenfußballs ist Potsdams Trainer Bernd Schröder. Doch anscheinend ist die mangelnde Fähigkeit zur treffenden Analyse ein Problem aller sportlichen Leiter im Frauenfußball. Anstatt die Inhaltlichen Strukturen und Ausbildungskonzeptionen anzuprangern, beschimpft er eher Leute wie Steffi Jones, Silvia Neid oder Theo Zwanziger, indem er ihnen Vorwirft, nur "Toll, toll, toll" zu sagen oder aber die Vorbereitung für Länderspiele unnötig auszuweiten. Dabei ist das kaum konstruktiv. Hilfreicher wäre es, wenn endlich jemand sagt, dass die sportliche Leitung schlicht versagt hat und nicht in der Lage ist, Lösungen zu finden. Und das braucht es, um den schweren Schaden des Fußballs bei den Frauen zu kitten.
Trainer von Turbine Potsdam: Bernd Schröder
Das letzte Spiel des Jahres 2011 gegen Spanien ging 2:2 aus. Ergebnisse sind für mich in dieser Phase eher zweitrangig, wenn es vielmehr darum gehen sollte, dass die Spielidee überdacht und verändert werden muss. Aber auch gegen Spanien war kein klares Konzept erkennbar. Angerer macht den Ruderer, jeder dritte Pass geht ins Aus oder zum Gegner. Alles ist nur Stückwerk und hat kaum Struktur. Dabei waren gerade die Spanierinnen ein sehr guter Gegner, um zu sehen, wo man steht. Spanien legt auch bei den Frauen Wert auf aggressives Pressing und trieb Deutschland immer wieder auf die Außen. Sie sind ähnlich klein wie Japan und sind dementsprechend genötigt, dieses Manko durch Technik wett zu machen. Für Deutschland also gleichzeitig ein Test, um zeigen zu können, dass man aus der Japanniederlage gelernt hat. Doch leider glichen sich beide Spiele erschreckend.
die Trends im Vergleich
"Es gibt keinen großen Neuaufbau.", so eine Aussage der Bundestrainerin nach der WM. Ein solcher ist aber bitter nötig. Es ist eine Tatsache, dass der Frauenfußball zunehmend diejenigen Entwicklungen durchmacht, die auch schon der Männerfußball hinter sich hat und teilweise noch immer vollzieht. Während es zu Beginn der 2000er Jahre vorwiegend um die konditionelle Überlegenheit gerade im Spielfeldzentrum ging, um in Zweikämpfen die Oberhand zu behalten, so geht es nunmehr seit dem CL-Triumph des FC Barcelona 2008/09 darum, spielstarke Akteure aufzubieten. Die technisch-taktischen Elemente des Offensivspiels überwiegen. Bei den Frauen verliefen die Trends parallel ähnlich:
Als die deutschen Frauen 2003 und 2007 die WM gewannen, waren sie im Rahmen der bestehenden Trends der körperlichen und defensiven Überlegenheit führend. Schließlich gewann man 2007 ohne ein einziges Gegentor. Auch bei den Damen geht es aber jetzt vermehrt darum, Technik und (Offensiv)Taktik auf einem hohen Niveau zu betreiben, wie CL-Finale und WM 2011 gleichermaßen zeigten. Doch anstatt überhaupt erst einmal zu erkennen, dass sich die Frauen an den Männern orientieren sollten und vor allem können, muss sich Neid auch bewusst werden, dass der Fokus auf dem Spiel mit dem Ball liegt. Denn Verteidigen können mittlerweile auch die kleinen, was die im Vergleich zur WM 2007 eher niedrigen Endresultate der Spiele der WM 2011 zeigten.
Man beginnt sich zu fragen, ob Frau Neid zu eitel und/oder zu arrogant ist, sich an den Männern zu orientieren. Nicht zuletzt ist man auch mit dem Spruch "3. Plätze sind was für Männer" ganz schön auf die Nase gefallen. Am Ende wäre man froh über Platz 3 gewesen.
Hochmut kommt vor dem Fall
Es mangelt augenscheinlich an Demut, Fachwissen, Strebsamkeit sich weiter zu entwickeln und Zurückhaltung. Eigenschaften, die heutzutage Grundvoraussetzung erfolgreicher Mannschaften sind. Dazu gehört auch, nach einem 17:0 zuzugeben, dass das kein wegweisender Test war. Fakt ist: Der Frauenfußball muss neu strukturiert werden. Die Ausbildung muss weg vom körperbetonten Defensiv- hin zum technisch-taktisch geprägten Offensivspiel. Ferner sollten richtige Fachleute die Verantwortung für die A-Nationalmannschaft übernehmen. Neid und ihr Team scheinen keine Lösungsansätze für die bestehenden Probleme zu haben, sofern sie diese überhaupt erkennen. Und wenn die höchste Trainerin des Verbandes nicht weiß, was sie tut, ist das ein Armutszeugnis für den DFB im Frauenressort.
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Trainer von Turbine Potsdam: Bernd Schröder
Das letzte Spiel des Jahres 2011 gegen Spanien ging 2:2 aus. Ergebnisse sind für mich in dieser Phase eher zweitrangig, wenn es vielmehr darum gehen sollte, dass die Spielidee überdacht und verändert werden muss. Aber auch gegen Spanien war kein klares Konzept erkennbar. Angerer macht den Ruderer, jeder dritte Pass geht ins Aus oder zum Gegner. Alles ist nur Stückwerk und hat kaum Struktur. Dabei waren gerade die Spanierinnen ein sehr guter Gegner, um zu sehen, wo man steht. Spanien legt auch bei den Frauen Wert auf aggressives Pressing und trieb Deutschland immer wieder auf die Außen. Sie sind ähnlich klein wie Japan und sind dementsprechend genötigt, dieses Manko durch Technik wett zu machen. Für Deutschland also gleichzeitig ein Test, um zeigen zu können, dass man aus der Japanniederlage gelernt hat. Doch leider glichen sich beide Spiele erschreckend.
die Trends im Vergleich
"Es gibt keinen großen Neuaufbau.", so eine Aussage der Bundestrainerin nach der WM. Ein solcher ist aber bitter nötig. Es ist eine Tatsache, dass der Frauenfußball zunehmend diejenigen Entwicklungen durchmacht, die auch schon der Männerfußball hinter sich hat und teilweise noch immer vollzieht. Während es zu Beginn der 2000er Jahre vorwiegend um die konditionelle Überlegenheit gerade im Spielfeldzentrum ging, um in Zweikämpfen die Oberhand zu behalten, so geht es nunmehr seit dem CL-Triumph des FC Barcelona 2008/09 darum, spielstarke Akteure aufzubieten. Die technisch-taktischen Elemente des Offensivspiels überwiegen. Bei den Frauen verliefen die Trends parallel ähnlich:
Als die deutschen Frauen 2003 und 2007 die WM gewannen, waren sie im Rahmen der bestehenden Trends der körperlichen und defensiven Überlegenheit führend. Schließlich gewann man 2007 ohne ein einziges Gegentor. Auch bei den Damen geht es aber jetzt vermehrt darum, Technik und (Offensiv)Taktik auf einem hohen Niveau zu betreiben, wie CL-Finale und WM 2011 gleichermaßen zeigten. Doch anstatt überhaupt erst einmal zu erkennen, dass sich die Frauen an den Männern orientieren sollten und vor allem können, muss sich Neid auch bewusst werden, dass der Fokus auf dem Spiel mit dem Ball liegt. Denn Verteidigen können mittlerweile auch die kleinen, was die im Vergleich zur WM 2007 eher niedrigen Endresultate der Spiele der WM 2011 zeigten.
Man beginnt sich zu fragen, ob Frau Neid zu eitel und/oder zu arrogant ist, sich an den Männern zu orientieren. Nicht zuletzt ist man auch mit dem Spruch "3. Plätze sind was für Männer" ganz schön auf die Nase gefallen. Am Ende wäre man froh über Platz 3 gewesen.
Hochmut kommt vor dem Fall
Es mangelt augenscheinlich an Demut, Fachwissen, Strebsamkeit sich weiter zu entwickeln und Zurückhaltung. Eigenschaften, die heutzutage Grundvoraussetzung erfolgreicher Mannschaften sind. Dazu gehört auch, nach einem 17:0 zuzugeben, dass das kein wegweisender Test war. Fakt ist: Der Frauenfußball muss neu strukturiert werden. Die Ausbildung muss weg vom körperbetonten Defensiv- hin zum technisch-taktisch geprägten Offensivspiel. Ferner sollten richtige Fachleute die Verantwortung für die A-Nationalmannschaft übernehmen. Neid und ihr Team scheinen keine Lösungsansätze für die bestehenden Probleme zu haben, sofern sie diese überhaupt erkennen. Und wenn die höchste Trainerin des Verbandes nicht weiß, was sie tut, ist das ein Armutszeugnis für den DFB im Frauenressort.
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Aufrufe: 2630 | Kommentare: 10 | Bewertungen: 9 | Erstellt:08.12.2011
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KOMMENTARE
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27.12.2011 | 07:43 Uhr
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UncleJack :
@vanGaalsNase: Hey, vielen Dank! Habe das inzwischen mit Interesse gelesen. Hoffen wir auf's beste bzgl. der Trends im Frauenfußball.
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23.12.2011 | 17:12 Uhr
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23.12.2011 | 01:53 Uhr
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Nur wo da am besten mit Veränderungen angesetzt werden muß, ist mir nicht klar. Wie Du sehe aber auch ich keinen großen Grund zu Optimismus … aber vielleicht werden wir ja positiv überrascht. Hoffen wir’s mal.
Und: Bitte mit solchen Analysen des Frauenfußballs unbedingt weitermachen!
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22.12.2011 | 09:58 Uhr
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Und weil das eben so offensichtlich ist und Neid nichts zu unternehmen scheint, kann ich nicht anders als sie zu kritisieren. Eigentlich mag ich so was nicht, weil ich als Zuschauer nicht weiß, was wirklich in der Mannschaft los und wie dort gearbeitet wird. Aber so richtig professionell wirkt das alles nicht.
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22.12.2011 | 05:49 Uhr
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Wenn z.B. Nadine Angerer zwar eine gute Torhüterin auf der Linie aber nicht eine mitspielende ist … gibt es da in Deutschland wirkliche Alternativen? Oder könnte man ‘Natze’ in ihrem ‘gehobenen’ Alter noch neue Tricks beibringen?
Stehen technisch und taktisch versiertere (Feld-) Spielerinnen bereit? Oder kann man den jetzigen Kader ‘umerziehen’? Das sind ehrlich gemeinte Fragen – ich weiß die Antworten wirklich nicht und will auch keineswegs Frau Neid verteidigen. Könnte mir aber vorstellen, daß auch ein(e) andere(r) TrainerIn ggfs. große Probleme haben könnte, einen neuen Kurs einzuschlagen.
Schließlich: Noch einmal vielen Dank dafür, daß Du als Fußballkenner das Thema Frauenfußball ernsthaft aufgreifst und hoffentlich wirst Du (und werden andere) noch mehr Beiträge zu diesem Thema schreiben.
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21.12.2011 | 13:27 Uhr
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Silvia Neid hätte sich einfach ein Vorbild an Jogi nehmen müssen. Der sortiert technisch und taktisch schwache Spieler aus.(Frings, jones usw.) Dazu brauch man nen Menge Rückrad(ich schreib mal jetzt nicht Eier ^^), da man mit diesen Spielern ja auch schon die ein oder andere Schlacht geschlagen hat. Diesen Schritt scheint Silvia Neid nicht gehen zu wollen.
Auch wenn es nicht ausgeschlossen ist, dass sie damit Erfolg haben könnte (vor alle wegen des sehr schwachen Niveaus des Frauenfußballs an sich) ist es schlicht der falsche Weg.
Ein weiterer Punkt ist die fehlende Konsequens. Man kann nicht immer nur nach Form aufstellen. Die Spielerinnen denen man vertraut, die müssen auch dann spielen, wenns grade nicht gut läuft, damit sich eine Mannschaft einspielen kann. Bestes Beispiel sind Poldi und Klose.
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21.12.2011 | 07:27 Uhr
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Und bzgl. des Finales der CL bin ich auch vorsichtig, nur Silvia Neids lange WM-Vorberitung als Grund für Potsdams Scheitern zu sehen. Vielleicht kann man die taktischen Mängel darauf zurück führen, nicht aber die technischen. Wenn man sieht, wie lange eine Anja Mittag braucht, um den Ball nach einem einfachen Pass unter Kontrolle zu bringen, wird mir ganz anders. Und sie ist da nicht die einzige.
Bei den Amis konnte man auch sehen, dass da sehr viel Wert auf eine starke Physis gelegt wird. Dennoch hatten die Amerikanerinnen einen ziemlich kontrollierten Spielaufbau und wussten sehr gut, wie sie ihre Stärken einbringen können. Dabei haben sie auch immer darauf geachtet, die Stärken des Gegners möglichst nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Daher empfand ich die Amis als körperlich stark, technisch ansprechend und als taktisch versiert. Trotzdem ist bei ihnen in technischer Hinsicht noch Luft nach oben.
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21.12.2011 | 02:52 Uhr
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Nun sollte man vielleicht zwar nicht alles in BAUSCH UND BOGEN verurteilen: Leute, die viel mehr Ahnung von Fußball haben als ich, haben – bei aller Kritik an den Leistungen des deutschen Teams in diesem Sommer – darauf hingewiesen, daß die deutschen Frauen z.B. im Spiel gegen Japan eine Leistung geboten haben, die nun SO viel schlechter als z.B. die Leistungen des japanischen Teams auch nicht war. (Sowie daß bei den Japanerinnen und Französinnen es nun auch nicht immer SO toll her geht.) Und vielleicht gibt es ja auch noch andere Gründe, warum die Turbinen gegen Lyon so alt aussahen (z.B. mangelnde Spielpraxis und lange Abwesendheit von wichtigen Stammspielerinnen aufgrund Sylvia Neid’s extrem langen Traininglagers). Aber natürlich ist der kritische Ansatz diese Blogs grundsätzlich vollkommen richtig und sehr willkommen.
Offenbar ist das sich Verlassen auf körperliche Überlegenheit u.a. auch ein Problem für die U.S. Frauen (gewesen?). Ich las schon vor Jahren, daß in den USA die Auswahl von Spielerinnen schon in jungem Alter – für Förderkurse, College-Stipendien, usw. – vor allem auf physischen Leistungen basierte. Und eben nicht auf Technik, der Gabe ein Spiel ‘lesen’ zu können usw. Da wird es wohl lange Zeit brauchen, um so eine Voreingenommenheit ‘umdrehen’ zu können. Hoffen wir mal aufs beste… Aber, gibt es denn wirkliche Anzeichen, daß zumindest in der Nachwuchsarbeit ein Umdenken eingesetzt hat?
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20.12.2011 | 17:57 Uhr
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neumi17 :
Sehr guter Blogg ! Ich kann auch nicht verstehen, das der Schwerpunkt der Technik am Ball bei den Deutschen so vernachlässigt wird.Besonders weil man doch in der Vergangenheit sehen konnte wie das bei den Männern in die Hose ging mit dem Kraftfußball. Fußball ist doch eine Sportart, bei der man Geschlechterübergreifend die selben Voraussetzungen haben muß...
Was die deutschen Damen da abgeliefert haben, sah für mich Balltechnisch stark nach Behindertenfußball aus. Und das ist nicht despektierlich gemeint.
Wie kann ich als Bundestrainerin den Anspruch haben Weltmeister werden zu wollen und 3/4 der Spielerinnen können keinen Ball stoppen...?
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20.12.2011 | 16:31 Uhr
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sharki :
Herrlich! So treffend formuliert! Schon im WM-Finale 2007 konnte man sehen, wie spielerisch und taktisch unterlegen die deutschen Frauen waren. Damals funktionierte aber noch die Methode mit der körperlichen Überlegenheit.
Der Frauenfußball hat in den nächsten Jahren keine Chance, wenn er sich nicht radikal ändert. Aber hier wird sich auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht ohne die Zeichen der Zeit zu erkennen!
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