17.02.2013 um 21:09 Uhr
Geschrieben von vanGaalsNase
Rasenschach (Teil 2)
Im heutigen Fußball spielt die Ballorientierung eine überragende Rolle. Dort wo der Ball ist, soll grundsätzlich eine Überzahl der eigenen Mannschaft erzeugt werden, um in der Defensive den Raum für den Gegner zu verengen und um bei eigenem Ballbesitz viele Passoptionen zu haben. Somit wird die jeweilige Kraft eines jeden Spielers um die Kräfte seiner ballnahen Mitspieler erweitert, was einen Vorteil gegenüber dem Gegner bedeutet. Dieser Kraftvorteil in Ballnähe kann nur über die Beherrschung des Raumes erreicht werden und erlaubt dadurch eine Kontrolle über das Tempo bzw. die Zeit. Daraus lässt sich ablesen, dass Quantität beinahe mit Qualität gleichgesetzt werden kann.
So wird dem Gegner ein schneller Raumgewinn erschwert und ihm fehlt die Zeit, für ihn günstige Entscheidungen treffen zu können. Auf diese Weise wirken Kraft, Raum und Zeit ebenso wie im Schach permanent zusammen und lassen Schlüsse auf die Stellung zu.
Neben der Ballorientierung gelten im Fußball noch weitere strategische Grundprinzipien, insbesondere für den Spielaufbau bzw. die Spieleröffnung. Zunächst soll wie im Schach das Zentrum beherrscht werden. Gerade dieser Punkt spielt seit Mitte der 2000er Jahre eine immanent wichtige Rolle, wobei etwa der Doppelsechs eine große Bedeutung zukam. Während es früher die Zehner waren, die dem Spiel den Stempel aufdrückten, erhielten nun die tiefspielenden zentralen Mittelfeldspieler vor der Viererkette eine immer wichtigere Rolle. Zunächst sollten sie ein dominantes Zweikampfverhalten aufweisen (Bsp.: Ballack & Frings); später wurden sie zum strategischen Mittelpunkt des Aufbauspiels (Busquets, Xavi, Schweinsteiger).
Von hinten lässt sich das Spielfeld besser überblicken und erlaubt so einen leichteren Aufbau, als es im Bereich der Mittellinie oder gar der gegnerischen Hälfte der Fall ist. Ferner bestehen - ebenso wie auf dem Schachbrett - in der Mitte des Fußballfeldes mehr Möglichkeiten, Einfluss aufs Spiel zu nehmen als außen. Denn im Zentrum gibt es vier, anstelle von nur drei Richtungen zum Spielen. Auf Außen gibt es nur die Wege nach vorne, hinten oder nach innen. Im Zentrum sind es die Wege nach vorne, hinten, links oder rechts.
Auch im Fußball ist es möglich, gewisse Spieleröffnungen durch spezielle Manöver vor Probleme zu stellen. Andererseits können diese Manöver mit passenden Gegenmaßnahmen umgangen - quasi "widerlegt" - werden: um den Spielaufbau einer Viererkette zu stören, können die IV von einer Doppelspitze unter Druck gesetzt werden, sodass der Ball nach außen gezwungen wird, wo der Raum anschließend derart zugestellt wird, dass der ballbesitzenden Mannschaft (schwarz) nur ein unkontrolliertes Wegschlagen des Spielgeräts übrig bleibt.
Ein Gegenmittel, um den Druck der Doppelspitze zu umgehen, kann der Spielaufbau mittels einer Dreierkette darstellen. Der zentrale Spieler (evtl. abkippender Sechser) fungiert als Entlastungspunkt für die beiden äußeren Verteidiger. Zudem hat er in der Mitte die Möglichkeit, zwischen die Doppelspitze hindurch nach vorne zu passen.
Die Spieler der Dreierkette bilden mit den drei hinteren ZM zwei 4-zu-1-Überzahl-situationen; die Doppelspitze ist widerlegt.
2. Strategie und Positionsspiel
Im Schach ist das sogenannte Positionsspiel ein Mittel, welches vor allem strategische Leitlinien be- und verfolgt. Das Ziel des Positionsspiels ist es, ein langfristiges Spielziel durchzubringen. Etwa, ob man das Läuferpaar behalten will; ob man vom Gegner schwach gesicherte Felder angreift oder ob man eine halboffene Linie mit einem Turm besetzt. Mittels solch langfristigen Überlegungen wird ein dauerhafter Stellungsvorteil gesucht.
Ein Positionsspiel gibt es ebenso im Fußball. Auch dort werden strategische Leitlinien festgelegt, die notwendig sind, um das eigene Spiel durchzubringen. Zunächst gilt es, das Zentrum zu beherrschen, was zwingend ein Mittelfelddreieck erfordert. Diese Dreiecksorganisation in der Mitte erlaubt variable Stellungen, durch die man situativ Überzahl am Ball erzeugen kann, womit sich die taktisch notwendigen Verhaltensweisen leichter und kontrollierter umsetzen lassen. Ein klassisches Zweiermittelfeld wie im flachen 4-4-2 kann den heutigen Anforderungen dahingehend nicht mehr gerecht werden. Ein Mittelfelddreieck erlaubt also einen dauerhaften Stellungsvorteil.
Mittels des Positionsspiels soll der Ball in den eigenen Reihen behauptet und durch kurze Pässe ständig in Bewegung gehalten werden. Auf diese Weise kann der Gegner mangels Ballbesitz keine Tore erzielen und wird nach und nach hinten reingedrängt. Die engmaschige Besetzung des ballnahen Raumes führt zu solchen Kraft- und Raumvorteilen, dass bei einem Ballverlust sofort ins Gegenpressing gegangen werden kann.
3. Fazit
Im Schach sind die Termini Strategie und Taktik bekannt und spielen in der Lehre eine enorm wichtige Rolle, um sich als Spieler weiterzuentwickeln. Auch im Fußball sollte eine derart theoretische Schulung einsetzen, sodass die Taktikbücher nicht mehr nur mit Verhaltensweisen von Abwehrketten gefüllt werden, sondern auch dem Spielaufbau eine größere Aufmerksamkeit entgegenbringen. Denn der eigene Ballbesitz kann durchaus theoretisch behandelt und verbalisiert werden, sodass dieser Aspekt des Fußballs zielstrebiger trainiert werden kann.
Die Besetzung des Zentrums und die Beachtung von Kraft, Raum und Zeit unter Berücksichtigung der Ballposition sollten die permanenten Grundlagen aller strategischen Überlegungen und taktischen Handlungen im Fußball darstellen, welcher dahingehend viel vom berühmtesten aller Denkspiele lernen kann. Denn im Fußball sollte sich bewusst gemacht werden, dass dies schon längst kein bloßer körperlicher Sport mehr ist. Vielmehr ist er ein Denksport geworden, wo nicht mehr die schnellsten Beine über Sieg oder Niederlage entscheiden, sondern der schnellste Kopf.
Durch langfristige Grundideen erhält man einen stetig anwachsenden Katalog von taktischen Verhaltensweisen, welcher es erlaubt, schnell in den jeweiligen Situationen reagieren zu können. Dabei sollte ein ständiger Stellungsvorteil gesucht werden, der es entweder erlaubt, den Ball zu beherrschen oder aber über Tempowechsel einen schnellen Abschluss zu erreichen.
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So wird dem Gegner ein schneller Raumgewinn erschwert und ihm fehlt die Zeit, für ihn günstige Entscheidungen treffen zu können. Auf diese Weise wirken Kraft, Raum und Zeit ebenso wie im Schach permanent zusammen und lassen Schlüsse auf die Stellung zu.
Neben der Ballorientierung gelten im Fußball noch weitere strategische Grundprinzipien, insbesondere für den Spielaufbau bzw. die Spieleröffnung. Zunächst soll wie im Schach das Zentrum beherrscht werden. Gerade dieser Punkt spielt seit Mitte der 2000er Jahre eine immanent wichtige Rolle, wobei etwa der Doppelsechs eine große Bedeutung zukam. Während es früher die Zehner waren, die dem Spiel den Stempel aufdrückten, erhielten nun die tiefspielenden zentralen Mittelfeldspieler vor der Viererkette eine immer wichtigere Rolle. Zunächst sollten sie ein dominantes Zweikampfverhalten aufweisen (Bsp.: Ballack & Frings); später wurden sie zum strategischen Mittelpunkt des Aufbauspiels (Busquets, Xavi, Schweinsteiger).
Von hinten lässt sich das Spielfeld besser überblicken und erlaubt so einen leichteren Aufbau, als es im Bereich der Mittellinie oder gar der gegnerischen Hälfte der Fall ist. Ferner bestehen - ebenso wie auf dem Schachbrett - in der Mitte des Fußballfeldes mehr Möglichkeiten, Einfluss aufs Spiel zu nehmen als außen. Denn im Zentrum gibt es vier, anstelle von nur drei Richtungen zum Spielen. Auf Außen gibt es nur die Wege nach vorne, hinten oder nach innen. Im Zentrum sind es die Wege nach vorne, hinten, links oder rechts.
Auch im Fußball ist es möglich, gewisse Spieleröffnungen durch spezielle Manöver vor Probleme zu stellen. Andererseits können diese Manöver mit passenden Gegenmaßnahmen umgangen - quasi "widerlegt" - werden: um den Spielaufbau einer Viererkette zu stören, können die IV von einer Doppelspitze unter Druck gesetzt werden, sodass der Ball nach außen gezwungen wird, wo der Raum anschließend derart zugestellt wird, dass der ballbesitzenden Mannschaft (schwarz) nur ein unkontrolliertes Wegschlagen des Spielgeräts übrig bleibt.
Ein Gegenmittel, um den Druck der Doppelspitze zu umgehen, kann der Spielaufbau mittels einer Dreierkette darstellen. Der zentrale Spieler (evtl. abkippender Sechser) fungiert als Entlastungspunkt für die beiden äußeren Verteidiger. Zudem hat er in der Mitte die Möglichkeit, zwischen die Doppelspitze hindurch nach vorne zu passen.
2. Strategie und Positionsspiel
Im Schach ist das sogenannte Positionsspiel ein Mittel, welches vor allem strategische Leitlinien be- und verfolgt. Das Ziel des Positionsspiels ist es, ein langfristiges Spielziel durchzubringen. Etwa, ob man das Läuferpaar behalten will; ob man vom Gegner schwach gesicherte Felder angreift oder ob man eine halboffene Linie mit einem Turm besetzt. Mittels solch langfristigen Überlegungen wird ein dauerhafter Stellungsvorteil gesucht.
Ein Positionsspiel gibt es ebenso im Fußball. Auch dort werden strategische Leitlinien festgelegt, die notwendig sind, um das eigene Spiel durchzubringen. Zunächst gilt es, das Zentrum zu beherrschen, was zwingend ein Mittelfelddreieck erfordert. Diese Dreiecksorganisation in der Mitte erlaubt variable Stellungen, durch die man situativ Überzahl am Ball erzeugen kann, womit sich die taktisch notwendigen Verhaltensweisen leichter und kontrollierter umsetzen lassen. Ein klassisches Zweiermittelfeld wie im flachen 4-4-2 kann den heutigen Anforderungen dahingehend nicht mehr gerecht werden. Ein Mittelfelddreieck erlaubt also einen dauerhaften Stellungsvorteil.
Mittels des Positionsspiels soll der Ball in den eigenen Reihen behauptet und durch kurze Pässe ständig in Bewegung gehalten werden. Auf diese Weise kann der Gegner mangels Ballbesitz keine Tore erzielen und wird nach und nach hinten reingedrängt. Die engmaschige Besetzung des ballnahen Raumes führt zu solchen Kraft- und Raumvorteilen, dass bei einem Ballverlust sofort ins Gegenpressing gegangen werden kann.
3. Fazit
Im Schach sind die Termini Strategie und Taktik bekannt und spielen in der Lehre eine enorm wichtige Rolle, um sich als Spieler weiterzuentwickeln. Auch im Fußball sollte eine derart theoretische Schulung einsetzen, sodass die Taktikbücher nicht mehr nur mit Verhaltensweisen von Abwehrketten gefüllt werden, sondern auch dem Spielaufbau eine größere Aufmerksamkeit entgegenbringen. Denn der eigene Ballbesitz kann durchaus theoretisch behandelt und verbalisiert werden, sodass dieser Aspekt des Fußballs zielstrebiger trainiert werden kann.
Die Besetzung des Zentrums und die Beachtung von Kraft, Raum und Zeit unter Berücksichtigung der Ballposition sollten die permanenten Grundlagen aller strategischen Überlegungen und taktischen Handlungen im Fußball darstellen, welcher dahingehend viel vom berühmtesten aller Denkspiele lernen kann. Denn im Fußball sollte sich bewusst gemacht werden, dass dies schon längst kein bloßer körperlicher Sport mehr ist. Vielmehr ist er ein Denksport geworden, wo nicht mehr die schnellsten Beine über Sieg oder Niederlage entscheiden, sondern der schnellste Kopf.
Durch langfristige Grundideen erhält man einen stetig anwachsenden Katalog von taktischen Verhaltensweisen, welcher es erlaubt, schnell in den jeweiligen Situationen reagieren zu können. Dabei sollte ein ständiger Stellungsvorteil gesucht werden, der es entweder erlaubt, den Ball zu beherrschen oder aber über Tempowechsel einen schnellen Abschluss zu erreichen.
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Aufrufe: 13563 | Kommentare: 37 | Bewertungen: 14 | Erstellt:17.02.2013
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KOMMENTARE
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22.02.2013 | 12:17 Uhr
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vanGaalsNase :
Ich glaube, wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir uns Sachen schreiben, die der jeweils andere doch schon lange weiß.^^ Zudem sind wir zu weit vom eigentlichen Thema abgekommen. Wenn überhaupt würde ich unsere Diskussion in den Bereich der PN verlagern, wenn du Lust hast.
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22.02.2013 | 10:23 Uhr
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mrpunk :
Ich denke, man sollte nicht zu sehr alles in Relation zu Barca setzen. Klar hat Milan takitsch hervorragend reagiert. Man muss Barca dankbar sen, dass die anderen Spitzenteams gezwungen sind sich viel mehr über Taktik gedanken zumachen.Und es stimmt auch ,dass man von Mannschaften einer gewissen Qualität zumindest die Ansätze eines überlegten / geplanten Aufbauspiels erkennen sollte. Aber es handelt sich um Menschen und um Gruppen, und da läuft nicht immer alles rund. Außerdem muss (als Beispiel) Wolfsburg sich nicht an Barca orientieren, wenn es doch mit einer anderen Strategie auch geht. Weiter oben in der Tabelle zu sein / oder einen obenren Platz anzupeilen heißt nicht zwangsläufig einen Stil zu wählen, der mehr auf Ballbesitz als auf Konter setzt zu wählen. Jeder muss da seinen passenden Weg finden. wenn das mit Libero und Manndeckung funktioniert ist das okay. Nur ein taktisches Konzept, eine Strategie sollte erkennbar sein (auch wenn sie nicht immer funktionieren muss).
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22.02.2013 | 09:14 Uhr
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mrpunk :
Warum es in Vereinen oft keine strategische oder taktishe Linie gibt? Dass lässt sich zunächst einmal anzweifeln. Dortmund und Bayern, Leverkusen, Hannover, aber auch Freiburg oder Bremen haben sowas wie eine Identität (um ein paar Beispiele zu nennen). Bei einigen Vereinen regiert der Trainerwechsel, was kontinuierliche spielerische Entwicklungen erschwert (wobei ich auch z. B. Schalke einer spielerischen Idantität zuordne: Konterfußball). Da aber nicht jedes Team ganz oben in der Tabelle stehen kann, ist es nur logisch, dass es manchmal wegen einer fehlenden Strategie, manchmal trotz einer Strategie, nicht läuft.Jetzt müsste man in die Detailanalyse gehen. Aber mal grob gesagt, wenn ich ein mittelmäßig begabtes Team bin, auf einem taktischen Niveau, das dem der liga entspricht, dann ist es einfach schwer ein effektives Aufbauspiel zu zeigen, wenn der Gegner mit 10 Mann hinterm Ball steht. Es gibt Taktiken in der Verteidigung, die sind sehr effektiv, solange der Gegner nicht Fußball vom anderen Stern zeigt. Wenn ich in der abwehr also keine individuellen Fehler mache und mich taktisch klug (nicht perfekt, aber gut bis sehr gut) verhalte, dann entschärfe ich den Spielaufbau von vielen Gegnern.
Was war die Antwort darauf: schnelles Umschalten und Gegenpressing, damit die Gegner nicht in Formation verteidigen können.
Ich sehe unsere Trainer nicht merh so schlecht wie sie vielleicht vor 15 Jahren zum teil waren. Aber der Fußball ist auch anders geworden.
Und auch in den 80ern oder 90ern gab es gute Trainer, vielleicht waren die evolutionären Zyklen nicht so eng und breiteten sich nicht so schnell über den Kontinent aus wie heute. Das mag der größte Unterschied sein. allerdings gibt es auch kaum noch was neues zu entdecken, es läuft alles sofort über den Ticker oder im TV.
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22.02.2013 | 09:01 Uhr
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mrpunk :
"Früher" habe ich von dir zitiert. Aber ich denke, das kommt auf die Zeit an. Global, oder im europäischen Raum, gab es immer taktische inovationen und moderne Teams. Aber es gab uach viel Mist, in England gab es total gegensätzliche Spielrichtungen und in Frankreich, Italien oder Spanien lief auch nicht immer alles super. Das ist ein normales auf und ab und es ändert sich nicht der Fußball eines ganzen Landes bei allen Teams gleichmäßig bzw. gleichförmig.In Deutshcland dominierte irgendwann das Individuum. Solange man starke Einzelspieler hatte, funktionierte das ganz gut, wenn auch nicht perfekt. Wenn es mal nicht lief, dann hieß es: streng dich mehr an. oder: wer nicht so viel Talent hat muss ein Kämpfer sein.
Das war natürlich sehr kurzsichtig. Wir standen/ stehen mit dieser Einstellung aber nicht alleine da.
Deutschland hat später die taktischen Trends umgesetzt als andere. Das lag zu beginn der 90er noc hdaran, dass wir zumindest in der Spitze ein paar sehr gute Spieler hatten. Ende der 90er war das aber vorbei (obwohl in der zweiten Hälfte der 90er einige internationale Titel gewonnen wurden.) Aber diese Teams lebten entweder von den resten der Talente der 90er WM Elf, den talentierten Ostdeutschen, oder von Außländern.
Das ist eh ein Problem, wenn man einen gewissen Standard erreicht wird es schwerer Nachwuchsspieler in die erste elf zu bringen. Um 2002 war es einfach zu experimentieren. Die Alten Hasen waren zum Großteil keine internationalen Spitzenspieler und der Nachwuchs war talentiert und hatte nichts zu verlieren. (Dabei wurden auch Spieler ausprobiert die man heute vergessen hat). In so einer Situation, wo man nicht ganz oben steht, kann man auch neue Wege gehen. Taktisch wurde das längst überfällige 4-4-2 eingeführt und man konnte, nun Außenseiter, Konterfußball spielen. Dazu wurde die Nachwuchs- und Trainerausbildung verbessert, wovon wir heute profitieren. Diese Umstellungen brauchen aber Zeit um effektiv zu greifen.
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21.02.2013 | 09:24 Uhr
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Dass Barcas Spieler solch herausragende Techniker sind, ist Teil der Vereinsstrategie/-philosophie. Denn ohne ein bestimmtes Level im Bereich Technik (Kraft) lässt sich auch die vorher festgelegte Marschroute nur schwer meistern. Wenn man sich das gestrige Spiel gegen Milan ansieht, konnte man ein sehr hohes technisches Niveau bei den Italienern sehen. Sie konnten den Ball häufig recht lange sichern und haben Barca kaum Kontermöglichkeiten gegeben. Je besser die Technik ist, desto besser lassen sich eben bestimmte Startegien und Taktiken umsetzen. Sowohl in der Defenisve, als auch in der Offensive
Ich erwarte von spielschwachen Teams (Fürth) nicht, dass sie ihren Fokus auf den Spielaufbau á la Barca legen. Aber Mannschaften wie Wolfsburg od Hoffenheim sollten dazu durchaus in der Lage sein.
Vielleicht hat Barca nichts erfunden. Aber Barca hat zahllose Aspekte des Spiels an sich erweitert & verbessert. Dank ihnen werden nun auch wieder die defensiven Verhaltensweisen erweitert. So hat sich in den letzten Monaten mit dem 4-5-1 (flaches Fünfermittelfeld) eine wirksame Gegenstrategie für das Tiqui-taca herausgebildet. Auch Bayern hat gegen dieses 4-5-1 seine Probleme.
Zurück zum Thema: Barca hatte gegen Milan auch deshalb Probleme, weil Milan stets genug Leute in Ballnähe hatte. Barca konnte kaum Überzahlsituationen erzeugen. Die Folge davon war ein ungewöhnlich schwaches Kombinationsspiel. Also spielte auch da der Aspekt Kraft eine gewichtige Rolle.
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21.02.2013 | 08:08 Uhr
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mrpunk :
"Früher sagten die Trainer auch ständig, dass sie für eine Viererkette nicht die richtigen Spieler hätten. Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass selbst Spieler die weit über 30 Jahre alt sind & bisher nur Manndeckung kannten, durchaus eine Viererkette erlernen können."Ob nun Raum odeR manndeckung, Viererkette oder ausputzer. Es kommt ja drauf an, das was man macht gut zu machen. Wahrscheinlich lag es an den Trainern, die es auch im Druck des Tagesgeschäfts scheuten etwas ganz neues / anderes zu machen. Aber deswegen war der Fußball früher nicht per se strategiefrei.
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21.02.2013 | 08:05 Uhr
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mrpunk :
Mit der Multiplikation von Kräften hast du recht.Ich habe auch nicht alles auf die Klasse der Einzelspieler schieben wollen, falls das so rüber gekommen ist. Es ist aber eben auch so, dass die Multiplikation der Kräfte einzelner Spieler von schwachen Teams nicht immer die individuelle Klasse wett macht. Das taktische Verhalten ist ja auch entscheidend und nicht nur möglichste viele Leute in Ballnähe zu haben.
Aber zurück zum Aufbau. Zum einen hat Barca den strukturierten Aufbau ja nicht erfunden. Sie haben das für ihre Fähigkeiten beste Aufbauspiel gefunden.
Wenn man z. B. Pirlo hat, der die 40 Meter Pässe sehen und spielen kann, dann muss man das natürlich nutzen weil man ansonsten Potential brach liegen lässt. Natürlich braucht man dann auch Spieler, die diese Pässe verarbeiten können. Das ist bei Barca ja besonders gut abgestimmt. Die Spieler könnne schnell und genau passen, aber vor allem schnell und sicher den Ball an- und mitnehmen. Das ist oft der deutlichste Unterschied zu anderen Teams, die sichere Ballannahme (und dazu Positionierung ohne Ball). Wer das nicht kann, kann auch nicht auf so engem Raum spielen. Pressing ist dann noch wieder ein anderes Thema.
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20.02.2013 | 16:20 Uhr
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Dennoch ist es mir zu einfach, wenn man mit der großen individuellen Klasse von Barca od Bayern argumentiert. Früher sagten die Trainer auch ständig, dass sie für eine Viererkette nicht die richtigen Spieler hätten. Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass selbst Spieler die weit über 30 Jahre alt sind & bisher nur Manndeckung kannten, durchaus eine Viererkette erlernen können. Demnach liegt es nur an den Fähigkeiten des Trainers, ob solche Strategien vermittelt werden können oder nicht.
So sehe ich das auch beim eigenen Spielaufbau. Natürlich wird nicht jedes Team so dominant agieren können, wie die FCBs. Aber die Grundzüge ihres Spiels kann man recht leicht vermitteln. Dass das viele aber nicht tun, kann ich nicht verstehen. Ich kenne so viele Möglichkeiten, ein Positionsspiel zu vermitteln (siehe hier ), dass ich mich über manchen BuLi-Trainer nur wundern kann.
Ich sage also ganz klar: die Qualität des Spielaufbaus ist unbedingt von Strategie & Taktik abhängig. Allein Barcas Raumaufteilung ist überragend. Ohne sie, wäre ihr Aufbauspiel nur die Hälfte Wert.
Mit Chelsea tu' ich mich schwer. Wie die die CL gewinnen konnten, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Aber Inter unter Mourinho war eine sehr gute Mannschaft, die taktisch auf einem überragenden Niveau war. Sie haben gegen jeden Gegner genau das richtige Gegenmittel gehabt & hatten auch bei eigenem Ballbesitz sehr gute Wege, um zum Erfolg zu kommen.
Wenn ich Chelsea mal außen vor lasse, bleiben für mich nur strategisch und/oder taktisch herausragende Mannschaften, die ins Finale der CL einziehen können.
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20.02.2013 | 16:04 Uhr
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mrpunk :
In Summe hat Barca ein hohe Kraft (Spielerfähigkeiten, Anzahl der Spieler in Ballnähe) und eine hohe Grundschnelligkeit oder Handlungsschnelligkeit und eine Fähigkeit im manipulieren von Räumen. Aber andere strategien können das auch, sie nutzen nur diese Werkzeuge ganz anders. Anstatt das Spiel im Angriff zu komprimieren, machen sie es im Mittelfeld oder in der verteidigung und nutzen anderes entstandene Räume mit einer anderen Art von Schnelligkeit.Ob man nun einen guten oder schlechten Spielaufbau hat, liegt weniger an der Qualität der Strategie oder Taktik als an der Qualität der Spieler und der Wahl der richtigen Strategie für die Fähigkeiten von Spielern und Trainern.
Dass eine Mannschaft quasi evolutionär solche Dinge lernen kann zeigt die deutsche Nationalelf. Dass nicht alle Teams in diesen Bereichen sehr gut sind, ist normal. Das liegt dann auch am Tempo in dem ein Spielzug aufgezogen werden kann und ob ein Gegner sich frühzeitig drauf einstellt (oder sich pauschal hinten rein stellt). Defensivtaktik hat bei vielen Teams vorrang, umso schwerer ist der schnelle, zielführende Aufbau für den es auch immer Inspiration braucht.
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20.02.2013 | 15:57 Uhr
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mrpunk :
@vanGaalsNase Klar haben nicht alle Teams ein super Aufbauspiel. Aber 1) hat man es nicht mit einem rundenbasierten Spiel wie beim Schach zu tun. Die Interaktion ist also noch viel direkter und abhängig von der Umsetzung von 11 Spielern. Und 2) haben auch nicht alle Schachspieler ein super Aufbauspiel. Manche verfahren nach Schema F und erkennen nicht wenn der gegner sie schon völlig durchleuchtet hat. Andere erfinden einen eigenen Aufbau und werden sofort dafür bestraft.
Ja, Barca ist das beste Beispiel wie es laufen sollte. Aber Barca ist nicht das erste Team, das koordiniert aufbaut und angreift und Barcas Strategie ist nicht die einzige die zum Erfolg führt. Chelsea und Inter haben mit ganz anderen Taktiken die CL gewonnen. Und für Barcas Taktik braucht man auch die Spieler, die auf dem hohen Pressingniveau, das heute existiert, dieses Ballbesitzspiel durchziehen können (überall auf dem Feld). -> Das würde ich als Kraft bezeichenen. Kraft ist nicht nur die Anzahl der Spieler in einem Raum, sondern auch die Fähigkeiten dieser Spieler. Ein Iniesta kann so "kräftig" sein wie 3 Gegner und das summiert sich bei Barca einfach. Andere Teams können diesen Fußball also nicht so spielen, weil sie nicht die Spieler haben. Klar können sie pressen und den Ball in den eigenen Reihen halten, aber nicht so dicht vorm Tor, nicht in dem Tempo, nicht mit der Kontrolle.
Daher setzten andere Teams viel mehr auf Schnelligkeit und Raum bei der Strategie (Kontern). Das kann man beim Schach auch, sich zurück ziehen und hoffen der Gegner rückt zu weit raus.
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