12.09.2012 um 23:56 Uhr
Geschrieben von vanGaalsNase
Raumaufteilung II
4. Vergleich
Das 4x4-Grundschema erscheint zunächst am simpelsten, weil die Außenzonen dort enger sind, sodass die jeweils ballferne Zone nicht besetzt sein muss, wenn der Ball auf der anderen Seite ist, da sie einen ungefährlichen Streifen darstellt. Gibt es hingegen nur drei gleichgroße Zonen wie bei Löw, kann von der ballfernen Seite auch direkt Gefahr für das Tor ausgehen, weil diese Zone weit ins Zentrum reicht. Außerdem greift das Grundschema direkt auf die 23m-Linie zurück, ab der der Wechsel vom ball- zum gegnerorientierten Verteidigen erfolgt. Bei der Löw-Variante fehlt diese automatische Übergangslinie. Somit erscheint das Schema mit vier Zonen in der Defensive als leichter und zugleich effektiver umsetzbar.
Allerdings scheint das Prinzip der Ballnähe mit dem Schema nach Löw leichter umsetzbar, da die Rechtecke kleiner und zahlreicher sind. So kann das gesamte Feld stärker und genauer strukturiert werden. Jedes Rechteck ist bei einer Gesamtgröße des Platzes von 105x68m nur 17,5m lang und etwa 23m breit. Dabei soll jede Zone besetzt bzw. sofort besetzbar sein. Aufgrund dessen kann man in diesem Schema sogar Sonderaufgaben für die einzelnen Zonen festlegen, um sich auf bestimmte Gegner einzustellen:
Wenn der Gegner einen Spieler wie Arjen Robben hat, der stets auf seiner (rechten) Außenbahn verweilt (Rechtecke: XIII, X, VII) und erst ab dem letzten Drittel ins Zentrum zieht (Rechtecke: V, II), kann man diesen Zonen und Bereichen entsprechend besondere Aufmerksamkeit schenken, sodass dort eine permanente Überzahl erzeugt und ein Pressing und Abdrängen von innen nach außen betrieben wird.
Welches der drei Schemata im Endeffekt besser ist, lässt sich nur theoretisch sagen. Sie sind lediglich Gedankenstützen für die Spieler, welche aus ihrer natürlich-intuitiven Auffassung von Taktik und Raumnutzung die richtigen Positionierungen und Entscheidungen nach dem Ball und den eigenen Mitspielern richten. Um die taktischen Vorstellungen und Fähigkeiten in Bezug auf die Raumaufteilung zu vermitteln, bietet sich das Grundschema aufgrund seiner Simplizität an. Das Schema nach Löw ist hingegen exakter, weil die einzelnen Rechtecke kleiner und gleichgroß sind. Daraus ergibt sich in der Grundordnung Zugriff auf alle ballnahen Bereiche des Spielfeldes und eine klare Aufgabenverteilung für jeden einzelnen Spieler. Das van Gaal’sche Schema verbindet die entscheidenden Elemente und Vorzüge der beiden anderen Schemen, sodass es die wohl gebräuchlichste Variante ist.
Es empfiehlt sich, die erste Variante als Grundschema für die defensive Raumaufteilung zu nutzen, während die Modelle mit 18 Zonen das endgültige Schema zur Raumaufteilung insbesondere in der Offensive darstellen sollten. Ob man das Schema nach Löw oder van Gaal wählt, spielt im Ergebnis keine Rolle.
5. Praxis
Mithilfe der Raumaufteilungsschemata sollen die Spieler Gedankenstützen erhalten, um die relevanten Räume in Ballnähe derart zu besetzen, dass kontrollierte Kurzpässe für den Spielaufbau möglich sind. Zum anderen soll dadurch eine permanente gegenseitige Absicherung erzeugt werden, die bei Ballverlust dafür sorgt, dass sich schnell zwischen Ball und eigenes Tor gebracht werden kann. Im Löw’schen Schema bedeutet das grundsätzlich, dass etwa das Mitteldrittel ausreichend besetzt ist (Vgl.: Mittelfeldpressing). Hier finden regelmäßig die meisten Aktionen im Laufe eines Spiels statt.
Die Ballnähe bei eigenem Ballbesitz bezieht sich grundsätzlich auf diejenigen Zonen, welche direkt neben derjenigen Zone liegen, in der der Ball ist. Im Löw’schen Schema sind das folglich 5 Rechtecke, wenn der Ball im Zentrum ist. Auf den Außen sind es 4.
Ballnähe in der Defensive bedeutet, höchstens 10m hinter und 5m vor dem Ball zu sein. Denn nur von dort kann sich gegenseitig nach hinten abgesichert und druckvoll gegen den Ball verteidigt werden.
Abstände zwischen den einzelnen Spielern von mehr als 15m sind sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive fehlerhaft, weil dadurch große Lücken und Freiräume entstehen, die der Gegner ausnutzen kann. Gerade diese Abstände zwischen den Linien sorgten im ersten WM-Qualifikationsspiel der dt. N11 für einige Probleme, weshalb das frühe Stören des Gegners, gerade nach Ballverlusten, nicht so klappte, wie geplant.
Diese Situation aus Minute 16:20 des Spiels DFB vs. Färöer zeigt, dass die N11 zu wenige Linien bildete. Tatsächlich stehen zeitgleich fünf dt. Spieler auf einer waagrechten Linie, während das Mitteldrittel beinahe völlig frei gelassen wird. In der Tiefenstaffelung bedeutet das zwangsläufig Abstände von weit mehr als 15m. Würde der Gegner hier den Ball erobern, ist ein sofortiges Gegenpressing mangels Absicherung nach hinten praktisch nicht möglich. Zudem ist es wegen der mangelhaften Linienbildung nur schwer möglich, Kombinationen zu spielen. Der Gegner steht eng gestaffelt am eigenen Strafraum. Allein vier dt. Spieler stehen im Deckungsschatten und können damit kaum ins Angriffsspiel eingreifen.
Die Folgen dieser schlechten Raumaufteilung sind:
1. freie Räume zwischen den beiden Innenverteidigern zu den sieben vorderen Spielern können zum Kontern genutzt werden, ohne dass ein Gegenpressing möglich ist
2. es findet für den Ballführer keine Absicherung nach hinten statt
3. die gegnerische Deckung kann sich auf einen kleinen Raum beschränken
4. es bestehen kaum Passoptionen
Korrekt wäre es, wenn sich der ballferne Außenverteidiger weiter ins Zentrum bewegt, während sich sein Vordermann Richtung Seitenauslinie orientiert. Der Sechser stellt sich etwas tiefer und rückt näher zur Ballseite. Der vorderste Spieler im Zentrum lässt sich ebenfalls zurückfallen.
Auf diese Weise entsteht in der Mitte vor dem Sechzehner eine Raute, die ein Kurzpassspiel gewährleistet. Durch das verengte Zentrum kann nach einem möglichen Ballverlust schnell ins Gegenpressing gegangen werden, wobei der Gegner nach außen abgedrängt wird. Das gibt dem eingerückten AV die nötige Zeit, um hinter den Ball zu kommen, um mit den beiden IV den Weg zum eigenen Tor als situative Dreierkette zuzustellen.
Das 4x4-Grundschema erscheint zunächst am simpelsten, weil die Außenzonen dort enger sind, sodass die jeweils ballferne Zone nicht besetzt sein muss, wenn der Ball auf der anderen Seite ist, da sie einen ungefährlichen Streifen darstellt. Gibt es hingegen nur drei gleichgroße Zonen wie bei Löw, kann von der ballfernen Seite auch direkt Gefahr für das Tor ausgehen, weil diese Zone weit ins Zentrum reicht. Außerdem greift das Grundschema direkt auf die 23m-Linie zurück, ab der der Wechsel vom ball- zum gegnerorientierten Verteidigen erfolgt. Bei der Löw-Variante fehlt diese automatische Übergangslinie. Somit erscheint das Schema mit vier Zonen in der Defensive als leichter und zugleich effektiver umsetzbar.
Allerdings scheint das Prinzip der Ballnähe mit dem Schema nach Löw leichter umsetzbar, da die Rechtecke kleiner und zahlreicher sind. So kann das gesamte Feld stärker und genauer strukturiert werden. Jedes Rechteck ist bei einer Gesamtgröße des Platzes von 105x68m nur 17,5m lang und etwa 23m breit. Dabei soll jede Zone besetzt bzw. sofort besetzbar sein. Aufgrund dessen kann man in diesem Schema sogar Sonderaufgaben für die einzelnen Zonen festlegen, um sich auf bestimmte Gegner einzustellen:
Wenn der Gegner einen Spieler wie Arjen Robben hat, der stets auf seiner (rechten) Außenbahn verweilt (Rechtecke: XIII, X, VII) und erst ab dem letzten Drittel ins Zentrum zieht (Rechtecke: V, II), kann man diesen Zonen und Bereichen entsprechend besondere Aufmerksamkeit schenken, sodass dort eine permanente Überzahl erzeugt und ein Pressing und Abdrängen von innen nach außen betrieben wird.
Welches der drei Schemata im Endeffekt besser ist, lässt sich nur theoretisch sagen. Sie sind lediglich Gedankenstützen für die Spieler, welche aus ihrer natürlich-intuitiven Auffassung von Taktik und Raumnutzung die richtigen Positionierungen und Entscheidungen nach dem Ball und den eigenen Mitspielern richten. Um die taktischen Vorstellungen und Fähigkeiten in Bezug auf die Raumaufteilung zu vermitteln, bietet sich das Grundschema aufgrund seiner Simplizität an. Das Schema nach Löw ist hingegen exakter, weil die einzelnen Rechtecke kleiner und gleichgroß sind. Daraus ergibt sich in der Grundordnung Zugriff auf alle ballnahen Bereiche des Spielfeldes und eine klare Aufgabenverteilung für jeden einzelnen Spieler. Das van Gaal’sche Schema verbindet die entscheidenden Elemente und Vorzüge der beiden anderen Schemen, sodass es die wohl gebräuchlichste Variante ist.
Es empfiehlt sich, die erste Variante als Grundschema für die defensive Raumaufteilung zu nutzen, während die Modelle mit 18 Zonen das endgültige Schema zur Raumaufteilung insbesondere in der Offensive darstellen sollten. Ob man das Schema nach Löw oder van Gaal wählt, spielt im Ergebnis keine Rolle.
5. Praxis
Mithilfe der Raumaufteilungsschemata sollen die Spieler Gedankenstützen erhalten, um die relevanten Räume in Ballnähe derart zu besetzen, dass kontrollierte Kurzpässe für den Spielaufbau möglich sind. Zum anderen soll dadurch eine permanente gegenseitige Absicherung erzeugt werden, die bei Ballverlust dafür sorgt, dass sich schnell zwischen Ball und eigenes Tor gebracht werden kann. Im Löw’schen Schema bedeutet das grundsätzlich, dass etwa das Mitteldrittel ausreichend besetzt ist (Vgl.: Mittelfeldpressing). Hier finden regelmäßig die meisten Aktionen im Laufe eines Spiels statt.
Die Ballnähe bei eigenem Ballbesitz bezieht sich grundsätzlich auf diejenigen Zonen, welche direkt neben derjenigen Zone liegen, in der der Ball ist. Im Löw’schen Schema sind das folglich 5 Rechtecke, wenn der Ball im Zentrum ist. Auf den Außen sind es 4.
Ballnähe in der Defensive bedeutet, höchstens 10m hinter und 5m vor dem Ball zu sein. Denn nur von dort kann sich gegenseitig nach hinten abgesichert und druckvoll gegen den Ball verteidigt werden.
Abstände zwischen den einzelnen Spielern von mehr als 15m sind sowohl in der Offensive, als auch in der Defensive fehlerhaft, weil dadurch große Lücken und Freiräume entstehen, die der Gegner ausnutzen kann. Gerade diese Abstände zwischen den Linien sorgten im ersten WM-Qualifikationsspiel der dt. N11 für einige Probleme, weshalb das frühe Stören des Gegners, gerade nach Ballverlusten, nicht so klappte, wie geplant.
Diese Situation aus Minute 16:20 des Spiels DFB vs. Färöer zeigt, dass die N11 zu wenige Linien bildete. Tatsächlich stehen zeitgleich fünf dt. Spieler auf einer waagrechten Linie, während das Mitteldrittel beinahe völlig frei gelassen wird. In der Tiefenstaffelung bedeutet das zwangsläufig Abstände von weit mehr als 15m. Würde der Gegner hier den Ball erobern, ist ein sofortiges Gegenpressing mangels Absicherung nach hinten praktisch nicht möglich. Zudem ist es wegen der mangelhaften Linienbildung nur schwer möglich, Kombinationen zu spielen. Der Gegner steht eng gestaffelt am eigenen Strafraum. Allein vier dt. Spieler stehen im Deckungsschatten und können damit kaum ins Angriffsspiel eingreifen.
Die Folgen dieser schlechten Raumaufteilung sind:
1. freie Räume zwischen den beiden Innenverteidigern zu den sieben vorderen Spielern können zum Kontern genutzt werden, ohne dass ein Gegenpressing möglich ist
2. es findet für den Ballführer keine Absicherung nach hinten statt
3. die gegnerische Deckung kann sich auf einen kleinen Raum beschränken
4. es bestehen kaum Passoptionen
Korrekt wäre es, wenn sich der ballferne Außenverteidiger weiter ins Zentrum bewegt, während sich sein Vordermann Richtung Seitenauslinie orientiert. Der Sechser stellt sich etwas tiefer und rückt näher zur Ballseite. Der vorderste Spieler im Zentrum lässt sich ebenfalls zurückfallen.
Auf diese Weise entsteht in der Mitte vor dem Sechzehner eine Raute, die ein Kurzpassspiel gewährleistet. Durch das verengte Zentrum kann nach einem möglichen Ballverlust schnell ins Gegenpressing gegangen werden, wobei der Gegner nach außen abgedrängt wird. Das gibt dem eingerückten AV die nötige Zeit, um hinter den Ball zu kommen, um mit den beiden IV den Weg zum eigenen Tor als situative Dreierkette zuzustellen.
Aufrufe: 11813 | Kommentare: 14 | Bewertungen: 24 | Erstellt:12.09.2012
ø 9.5
KOMMENTARE
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13.09.2012 | 10:16 Uhr
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Voegi :
ich machs kurz: sensationell!das ist ganz groß. eine bessere abhandlung zum thema raumaufsteilung kann man sich - zumindest im blog-format - nocht vorstellen. chapeau!
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12.09.2012 | 23:57 Uhr
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Die Besetzung des Raumes ist die wichtigste Grundlage für ein positives mannschaftstaktisches Verhalten. Die relevanten Räume in Ballnähe müssen in der Offensive derart eingenommen werden, dass jederzeit Kurzpässe gespielt werden können. Dabei muss eine gegenseitige Absicherung gewährleistet werden, sodass nach Ballverlust ein Gegenpressing oder sofortiges Abdrängen nach außen möglich ist. Dazu ist insbesondere das Mitteldrittel ausreichend zu besetzen. Sind die Räume zwischen den Innenverteidigern zu den vorderen Spielern zu groß, kann kaum adäquat auf mögliche Konter des Gegners reagiert werden.
Da sich bei gegnerischem Ballbesitz schnellstmöglich geschlossen hinter dem Ball organisiert werden muss, ist ein Abdrängen des Gegners nach außen sinnvoll, um ihm das Tempo zu nehmen und selbst genug Zeit für die nötigen Defensivhandlungen zu erhalten. Auch deshalb ist es wichtig, das Zentrum so zu besetzen, dass zahlreiche Linien bestehen, wodurch die einzelnen Räume in Länge und Breite des Feldes bearbeitet werden können.
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