Im nach wie vor fantastischen Film "Wag the Dog" aus dem Jahr 1997 wird gezeigt, wie durch die manipulative Wirkung der Medien (es wird, ganz verkürzt zusammengefasst, über einen fiktiven Krieg der USA mit Albanien berichtet) Menschen bewegt werden. Sehr empfehlenswert, dieser Film.
Aber auch im Kleinen erleben wir häufig, wie Satzteile aus dem Zusammenhang gerissen werden, um völlig neue Situationen zu schaffen. Im Streitgespräch wird einem dann das Wort im Mund verdreht, aber auch in der Glitzerwelt soll so etwas vorkommen. Da werden Statements aus unterschiedlichen Kontexten miteinander verrührt, nur der News wegen. Und wir rennen alle hinterher, lassen uns blenden, uns treiben, uns verlocken.
Machen wir uns auch einmal den Spaß. Machen wir ein Experiment, um zu sehen, wie einfach Wahrheiten konstruiert werden können. Geister der Vergangenheit soll hier das Thema sein, also nehmen wir dazu einfach mal einen Geist der Vergangenheit und Gegenwart, Peter Neururer. Einen Mann, der (zu) viel zu erzählen hat und von dem dementsprechend viele Statements durch das Internet geistern. Nehmen wir auf der anderen Seite einen weiteren Geist der Vergangenheit, also ein Thema, das die Menschen, oder zumindest einige, bewegt: "Wetten, dass..?" Die Sendung, die kürzlich ihren Ruhestand auch öffentlich bekannt gegeben hat. Mixt man diese Komponenten, kommt dabei etwas heraus, das, wenn man es als bloße Wahrheit vermuten würde, ein völlig neues Licht auf zwei Zusammenhänge wirft, die plötzlich zu einem verschmelzen.
Im Folgenden also ein völlig fingiertes Interview mit Peter Neururer. Sämtliche Antworten sind Originalzitate. Diese hat er also genauso gegeben, nur eben in anderen Zusammenhängen (die Zahlen dahinter weisen auf die jeweiligen Quellen bzw. Originalinterviews hin, siehe Ende des Blogs). Es folgt also ein Interview mit Peter Neururer, das es nie gab. Aber hätte geben sollen. Oder können. Vielleicht würde er "das habe ich so nie gesagt!" erwidern, wenn man ihn mit dem folgenden Gespräch konfrontieren würde. Das Problem: Er hat alles ganz genauso gesagt. Watzlawick würde nicken und einen Haken setzen, hinter seine Frage: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Herr Neururer. The Cat is out of the sack, wie Trappatoni sagen würde! Sie sollen als Feuerwehrmann das eigentlich schon abgesägte "Wetten, dass..?" übernehmen und das ehemalige ZDF-Flaggschiff als neuer Moderator retten.
Das ist wirklich Wahnsinn. (1)
Wie um alles in der Welt ist man dabei auf Sie gekommen?
Manchmal werden in dieser Branche Entscheidungen gefällt, da kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. (1)
Das muss man sich mal vorstellen! Nach dem gelackten Herrn Lanz steht dann plötzlich Herr Neururer da, begrüßt Veronica Ferres und Elton John.
Der "Wetten, dass..?"-Moderator mit Schlips und Schnäuzer
Ich muss Sie mal unterbrechen. Warum wird fortwährend über den Schnauzbart eines Peter Neururers geredet? (1)
Entschuldigung. Das war jetzt oberflächlich. Aber das ZDF ist ja darum bemüht, Zukunftsorientierung zu vermitteln. Ein 80er-Relikt wie ein Oberlippenbart unterstreicht diesen Ansatz nicht unbedingt. Bekommt die Sendung durch Sie mehr Stammtischnähe? Weg von den vermeintlichen Stars, die zum Flieger müssen?
An der Theke wird man mich eher selten treffen. (1)
Aber noch einmal zu der Entscheidung zurück: Finden Sie die Entwicklung nicht unglaublich? Vom Trainerstuhl auf die große Showbühne?
Irgendwie schon, auch wenn ich nicht ganz so neu im Geschäft bin. Das ist gefühlte Bundesliga, die wir da haben. Nicht nur für Nostalgiker, sondern auch für Leute, die in die Zukunft blicken. (1)
Inwiefern sind Sie denn nicht neu im Geschäft?
Mit 13, 14 Jahren war ich in einem katholischen Jugendferienlager in Österreich. Wir besuchten eine Walt-Disney-Show, einer der Animateure fragte, ob es in unserer Gruppe jemanden geben würde, der gut Stimmen nachäffen könne. Einer der Betreuer zeigte auf mich und rief: "Wir haben hier einen, der kann alles nachlabern!" Also wurde ich auf die Bühne geschickt. (2)
Aha. Aber im Grunde können Sie doch nur Fußball, oder? Worüber werden Sie mit Cher auf der Couch reden?
Jeder, der mich da trifft, kann mit mir reden übrigens nicht nur über Fußball. Ich finde es nicht gut, nur auf eine Sache reduziert zu werden. (1)
Ok, aber die Formulierung "der mich da trifft" lässt darauf schließen, dass es um Sie gehen wird bei der Show und weniger um die Gäste oder die Wetten. Machen Sie eine Personality Show aus "Wetten dass..?"
Nein! (2)
Sondern? Also lassen Sie den Wettkandidaten und Gästen genügend Raum neben sich?
Da ist Platz genug, keine Angst. (3)
Wie wollen Sie dafür sorgen, dass sich nicht alles um Sie drehen wird?
Wenn ich was erzähle, dann nur aufgefordert und nicht einfach so. Das ist ein Unterschied bei mir zu ganz früher, da habe ich mich schon mal ganz gerne unaufgefordert zu Wort gemeldet. Und wenn ich jetzt was sage, dann nur Dinge, hinter denen ich absolut stehe und die ich fundiert bewerten kann. Dann ist mir vollkommen egal, wie das in der Öffentlichkeit ankommt. (1)
Aber so ganz egal ist das ja nicht, Stichwort Quotendruck.
Kann schon sein. (1)
Und bei allem Respekt: Man könnte Ihnen schon unterstellen, dass Sie gerne die Zuneigung der Menschen aufsaugen und da ein wenig eitel sind. Und zumindest gegenüber dem ZDF-Programmchef können Sie ja schlecht die Wirkung nach außen ausblenden. Den wird schon interessieren, wie Sie ankommen werden. Was sagen Sie ihm dann?
Ach, du meine Güte. Wie habe ich euch gefallen? (2)
Wieso jetzt so sarkastisch?
Mich interessieren Urteile, die von außen kommen, wenig. (1)
Ok, dann lassen wir das. Zurück zu den Neuerungen: Sie haben als Assistenten Joko und Klaas verpflichtet, damit sie das Team um "Wetten dass..?" herum mal kräftig umkrempeln und den jungen Redakteuren etwas beibringen.
Wir machen das nicht aus blindem Aktionismus. Wir haben das Glück, dass wir viele großartige Talente im Nachwuchsbereich haben. (3)
Können Sie sich vorstellen, dass die beiden als etablierte Moderatoren mit eigenen Formaten dauerhaft bei "Wetten dass..?" bleiben wollen?
Die müssen sich zu uns bekennen. Momentan sieht es so aus, dass beide bleiben wollen, sie fühlen sich jedenfalls wohl. (3)
Wie sehen denn Ihre eigenen Ziele mit der Sendung aus?
Ich weiß, dass der ein oder andere immer noch träumt. Das ist auch okay. Wir aber müssen realistisch bleiben. (3)
Was bedeutet realistisch?
Wenn nur zwei Leute mehr kommen, weil sie den bekloppten Neururer mal sehen wollen, hat sich der Aufwand gelohnt. (1)
Was wurde durch Ihr Kommen bereits erreicht?
Wir stehen im Moment wieder auf. Wir werden wieder wahrgenommen, wir sind in der Öffentlichkeit wieder ein Thema. (3)
Durch Ihre schillernde Person?
Zum Glück habe ich mir diese Luxusposition irgendwann erarbeitet, wodurch auch immer. (4)
Was denken Sie, wie lange Sie die Sendung moderieren werden?
Die Frage ist, wie viel Zeit hat man? (3)
Hängt ja wahrscheinlich auch davon ab, was Sie als Moderator beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk verdienen?
Das Honorar interessierte mich nicht. Habe ich keine drei Sätze drüber verloren. (4)
Glauben Sie denn, dass es Ihnen durch Ihr Auftreten gelingen wird, endlich für die Sendung den Schritt aus dem Schatten von Thomas Gottschalk zu vollziehen? Die Geister der Vergangenheit abzuschütteln?
Wir sind davon überzeugt, dass wir das kompensieren können. (4)
Wie?
Man muss authentisch bleiben, das ist richtig. Vielleicht schätzen das die Leute an mir. Mein Vater hat mir immer gesagt Junge, spiel nicht irgendwas vor, bleib, wie du bist. Und es stimmt, mit meinen Aussagen bekäme ich sicher keine Anstellung im diplomatischen Dienst (lacht). (3)
Vielen Dank für das Interview, Herr Neururer.
Quellen:
(1) Interview RP Online
(2) Interview 11 Freunde
(Peter Neururer)
"Gero, Du fehlst!"
Ach ja ... *seufz* ... was für eine Nostalgie ... damals, als Gero noch im Blogpokal mitmachen durfte ... damals, als Peter Neururer noch - ach, ne ... damals, als mich "Wag The Dog" komplett flashte und für mich nachhaltig zu einem der besten Film der 1990er avancierte ...
An dem Film ist wirklich alles toll ... mit Ausnahme des komplett schwachsinnigen deutschen Titel "Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt" ... Quatsch mit Soße sozusagen ... wobei Soße und Schwanz schon wieder ein völlig falsches Bild liefern ... ich drifte ab ...
Nun bin ich bekennender Robert-De-Niro-Fan ... gut, dass bin ich auch von Edward Norton ... aber wir sind hier ja nicht beim "Fight Club" oder bei "American History X" ... sondern mehr beim - nicht-körperlich - großen Dustin Hoffman und dem oftmals unterschätzten Woody Harrelson ...
Wenn wir - also ich - schon bei Robert De Niro sind, dann sind wir natürlich auch schnell bei diversen Mafia-Filmen wie "Goodfellas", "Der Pate" oder "In den Straßen der Bronx" und damit quasi ohne Umschweife ... ist es nicht lustig, dass ein Schweif ja quasi auch schon wieder ein anderes Wort für Schwanz ist ... dass man sich aber nur schwer vorstellen kann, dass der Schweif mit dem Pferd wedelt ... ansonsten hätte Meike ja schon darüber geschrieben ... also quasi ohne Umschweife beim Don.
Vielen Dank für meine Aufmerksamkeit!
Vom silbernen Panda zum Geist aus der Vergangenheit!!
Stark!
Wie auch der Blog! Was aber auch zu erwarten war, wenn man den Autor kennt!
Ich bin gespannt,was die 99 abliefert. Läuft bestimmt auf ein spannendes Viertel-Dings hinaus!!
Auf högschden Niveau!!