Paris, 12 Juli 1998, 22:30. Brasilien verliert vor 74.000.- Fans im Stade de France das WM-Finale gegen Frankreich mit 0:3 – und in der Heimat kochen die Spekulationen hoch. Warum hat Ronaldo gespielt, obwohl er einem TV-Reporter gestanden hatte, er habe um sein Leben gefürchtet?

Rückblende: 14:00 Uhr nachmittags im Mannschaftsquartier der Brasilianer. Der 21.-jährige Ronaldo liegt röchelnd auf dem Bett – der berühmteste Spieler der WM ist ohne Bewusstsein, doch als die brasilianische Mannschaft am Abend im Stade de France gegen Frankreich aufläuft, steht Ronaldo wieder auf dem Platz – keine sieben Stunden nach seinem Kollaps. Übereinstimmend berichten die Medien nach der Heimkehr des Teams, Sponsor Nike habe Ronaldo zum Spielen gezwungen, ein Fehler - Ronaldo war ein Ausfall und überließ einem anderen die Showbühne. Zinedine Zidane, bei dieser WM bis zu diesem Tag nicht so auffällig wie erwartet, erlebte einer Sternstunde. Zweimal ließ man ihn nach Ecken zum Kopfball hochsteigen, zweimal traf er.

Immerhin hatte die Sportartikelfirma mit dem brasilianischen Fußballverband 1996 einen Zehn-Jahres-Vertrag über 330.-Millionen Doller abgeschlossen – den höchsten Sponsorenvertrag aller Zeiten – und die Details geheim gehalten. Sicher ist aber: Ein Ausfall Ihres Zugpferds hätte Millionen gekostet.



Nach Angaben der brasilianischen Zeitschrift "Lance" soll Ronaldo sieben Stunden vor dem Anpfiff eine schmerzstillende Spritze bekommen haben. Es sei bereits die achte Injektion während des Turniers gewesen, sie habe jedoch ungeahnte Nebenwirkungen mit sich gebracht. Die Zeitschrift beruft sich auf eine Information "aus zweiter Hand" und schreibt: "Das Geheimnis wurde von jemandem gelüftet, der die Geschichte vom Spieler selbst erfuhr."

Wird die Wahrheit, was damals zu Ronaldos Anfall führte, jemals ans Licht kommen? Ronaldo scheint sich kaum noch damit beschäftigen zu wollen. In Madrid sagte er der Tageszeitung „El País" vor ein paar Jahren: „Ich kann es nicht erklären. Ich weiß nur, dass ich mich sehr krank fühlte, dass wir ins Krankenhaus fuhren und alle nur möglichen Tests machten. Medizinisch war nichts, rein gar nichts." Zico bewertet den 12. Juli 1998 heute als schlechtes Krisenmanagement der brasilianischen Delegation, bleibt aber merkwürdig nebulös: „Es sind noch andere Dinge passiert, aber das ist alles, was ich sagen kann."

Was meint Ihr, meine Sportsfreunde? Reiner Zufall oder doch eher eine Verschwörung? Ich selbst kann es mir nicht erklären, außer: Es gibt viele, viele Wahrheiten…