FCBSPOX-Standpunkte XXVI
Schweigen ist Breitner
An den fußballerischen Fähigkeiten des Paul Breitner gibt es keinen vernünftigen Zweifel. Ob man nun auf seine beiden WM-Finaltreffer von 1974 und 1982 verweist, an seine große Zeit bei Real Madrid erinnert oder das einzigartige Zusammenspiel mit Karl-Heinz Rummenigge als kongeniales Duo Breitnigge benennt, Paul Breitner war einer der besten Kicker, die diesen Land in den letzten 50 Jahren hervorgebracht hat.
Nach seinem Abschied vom aktiven Fußball anno 1983 ließ es Breitner dann deutlich ruhiger angehen. Ein paar selbstgefällige Kolumnen in einer deutschen Boulevard-Zeitung, gelegentliche Experten-Statements im TV, ein 17stündiges Engagement als deutscher Bundestrainer und seit ein paar Jahren eine eher unauffällige Beratertätigkeit beim FC Bayern, deren Höhepunkt die vorbehaltlose Empfehlung des Jahrhunderttalents José Ernesto Sosa bildete. Kurzum, Paul Breitner hat in den letzten 30 Jahren nicht viel zu Stande gebracht, sich gleichwohl gerne als Deutschlands größer Fußball-Guru aufgeführt.
Dass es mit Breitners Expertise nicht allzu weit her ist, belegt auch sein jüngster Kommentar zu Franck Ribéry und dessen Tätlichkeit gegen Arturo Vidal im Spiel gegen Juventus Turin. Diese habe, so Breitner in Münchener Abendzeitung, der Schiedsrichter sehr wohl zur Kenntnis genommen, angesichts der vorangegangenen Fouls und Nickligkeiten des Peruaners aber ganz bewusst nicht mit einer Karte geahndet. Was nach seiner Auffassung die absolute richtige Entscheidung gewesen sei.
Woher Breitner nun die Gewissheit nimmt, dass Schiedsrichter Clattenburg das Foulspiel gesehen, es aber entgegen der Regeln und nach persönlichem Gusto nicht sanktioniert habe, wird wohl sein ewiges Geheimnis bleiben. Zumal es schon eine kühne Unterstellung ist, ein FIFA-Schiedsrichter würde in einem Champions League-Spiel einfach mal auf das Regelwerk pfeifen.
Noch fragwürdiger ist jedoch das Alibi, das Breitner seinem Spieler Franck Ribéry liefert, legitimiert er doch mit seiner Bewertung eine Unsportlichkeit, die Ribéry an sich einen Platzverweis hätte einbringen müssen und damit dem Club nachhaltig geschadet hätte. Natürlich ist es menschlich absolut nachvollziehbar, dass einem Spieler wie Ribéry angesichts der andauernden Fouls und Provokationen irgendwann einmal die Gäule durchgehen, gerade bei einem Halunken wie Arturo Vidal. Und doch bleibt es eben absolut unprofessionell, sich zu einer Tätlichkeit hinreißen zu lassen und damit das Wohl der Mannschaft zu gefährden.
Gerade Ribéry, dessen Technik und Lauffreude der Gegner zumeist nur durch unerlaubte Mittel in die Schranken zu weißen weiß, steht oft in der Gefahr, die Opferrolle durch eine unbedachte Aktion verlassen zu wollen, um dann als reuiger Täter das Spielfeld verlassen zu müssen. Dem Menschen Ribéry mag man es nachsehen, dem Fußball-Profi sollte man es nicht durchgehen lassen und nicht von Vereinsseite nachträglich auch noch goutieren.
Paul Breitner hat es dennoch getan und damit abermals bewiesen, dass er dem FC Bayern zwar ein Ratgeber ist, aber sicher kein guter. Auch hier bewahrheitet sich eben doch wieder das alter Breitner-Prinzip: Ach Paul, wenn du doch geschwiegen hättes...
ø 3.5
KOMMENTARE
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05.04.2013 | 16:59 Uhr
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Voegi :
richtig, schiri war clattenburg. eriksson war beim bvb.ist korrigiert.
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05.04.2013 | 16:46 Uhr
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Vorweg war das keine Tätlichkeit von Ribery, sonder ein Foul, dass sicherlich mit rot bestraft werden kann. Da hat er Glück gehabt, wie viele andere vor ihm auch.
Auch wenn es in dieser Situation übertrieben war, finde ich es auch gut, wenn sich Spieler wehren und dazwischen fahren. Nicht falsch verstehen... In dieser Situation war das nicht clever... Aber grundsätzlich ist es ok, wenn Du auch mal richtig hinhaust... Effe, Bommel, Gustavo, etc.
Und auch bei Breitner habe ich eine andere Meinung... Unser Verein lebt seit jahrzehnten von ehemaligen Spielern und der daraus entstehenden Atmosphäre im Verein. Ich hoffe auch, dass dies ewig so bleiben wird...
Breitner ist definitiv ein verdienter Spieler und wenn die Vereinsführung ihn als Berater, Kloputzer oder Ticketabreißer einsetzt, dann hat das seine Richtigkeit. Und wenn diese Kerle nicht immer stromlinienförmige Phrasen raushauen um die 'Öffentlichkeit' zu beruhigen... umso besser...!!!