All in on Lamar Jackson! Unter diesem Motto könnte die Offseason - und aller Voraussicht nach wohl auch die kommenende Saison - der Baltimore Ravens zusammengefasst werden.
Mit Greg Roman wurde ein absoluter Run-Game-Guru, der zuvor bereits den mobilen Quarterbacks Colin Kaepernick und Tyrod Taylor zu erfolgreichen Saisons verhelfen konnte, zum Offensive Coordinator befördert, das (offensive) Playbook wurde von Grund auf erneuert und auch so manche Personalentscheidungen auf Spielerebene wie die Draft-Picks von Marquise Brown, Miles Boykin, Justice Hill und Trace McSorley oder die Vertragsverlängerung mit Tight End Nick Boyle unterstrichen diesen Ansatz dick und fett.
Jackson zeigte im vergangenen Jahr gute Ansätze in einer eher provisorisch entworfenen Offense, offenbarte allerdings auch noch viel Luft nach oben vor allem im klassischen Quarterback-Play aus der Pocket. Die große Fixierung auf ihn und seine (fraglos außergewöhnlichen) Stärken stellt somit zweifelsohne ein großes Risiko dar. Der Versuch, eine Offense völlig entgegen dem aktuellen Trend in der NFL zu entwerfen, bietet jedoch auch eine Chance. Auch ohne lila-schwarze Fanbrille dürften die Ravens in der kommenden Saison zu den spannendsten Projekten der gesamten Liga zählen.
Free Agency:
Top-Verpflichtungen:
- Earl Thomas III, FS, Seattle Seahawks (4 Jahre, 55 Mio., 32 Mio. garantiert)
- Mark Ingram, RB, New Orleans Saints (3 Jahre, 15 Mio., 6,5 Mio. garantiert)
- Justin Bethel, CB/ST, Atlanta Falcons (2 Jahre, 4 Mio., 1 Mio. garantiert)
- Seth Roberts, WR, Oakland Raiders (1 Jahr, 2 Mio., 1 Mio. garantiert)
- Pernell McPhee, DE, Washington Redskins (1 Jahr, 1,03 Mio., 0,1 Mio. garantiert)
- Shane Ray, OLB, Denver Broncos (1 Jahr, 1,2 Mio., 0,2 Mio. garantiert)
Größte Abgänge:
- CJ Mosley, ILB, New York Jets
- Joe Flacco, QB, Denver Broncos (Trade)
- Eric Weddle, FS, Los Angeles Rams
- Za'Darius Smith, DE, Green Bay Packers
- John Brown, WR, Buffalo Bills
- Terrell Suggs, OLB, Arizona Cardinals
- Brent Urban, DE, Tenneessee Titans
- Alex Lewis, LG, New York Jets (Trade)
- Kaare Vedvik, K/P, Minnesota Vikings (Trade)
- Michael Crabtree, WR, Free Agent
Auch in der ersten Offseason mit Eric DeCosta statt Ozzie Newsome als General Manager blieben die Ravens ihrer langjährigen Philosophie, auch verdiente Spieler gehen zu lassen, sofern diese die eigene Schmerzgrenze preislich übersteigen, treu. So unterzeichneten mit CJ Mosley, Za'Darius Smith und John Brown in der Free Agency klare Leistungsträger hoch dotierte Verträge bei der Konkurrenz. Noch zuvor gab man zudem Quarterback Joe Flacco für einen Viertrundepick an die Denver Broncos ab.
Ganz untätig waren allerdings auch die Ravens nicht. Mit Earl Thomas holte man sich wohl den größten Neuzugang in der Geschichte der eigenen Franchise, der die bereits sehr stark besetzte Secondary noch besser machen sollte - auch wenn Veteran Eric Weddle, dessen Platz Thomas 1:1 einnehmen wird, entlassen wurde. Auch Mark Ingram, den Baltimore immerhin zum 13.-teuersten Running Back der Liga machte, kann durchaus als größere Verpflichtung angesehen werden.
Zu einer echten Problemzone könnte nach den Abgängen von Smith sowie Franchise-Legende Terrell Suggs und 5-Technique Brent Urban derweil jedoch der Pass-Rush werden. Mit Heimkehrer Pernell McPhee und Shane Ray konnten die Ravens zwar zwei günstige Spieler von der Resterampe der entlassenen Spieler verpflichten, inwieweit diese verloren gegangene Klasse und Erfahrung durch das neu zusammengesetzte Edge-Rushing-Corps aufgefangen werden kann, bleibt allerdings abzuwarten.
Justin Bethel soll derweil die Special Teams, die eher Ravens-untypisch im Vorjahr nicht immer zur absoluten Ligaspitze zählten (nach DVOA allerdings immerhin noch Platz sechs), verstärken. Auch Seth Roberts bringt Special-Teams-Erfahrung mit, soll aber vor allem eine sichere Option im äußerst jungen Wide-Receiver-Core sein. Alex Lewis, der von der Organisation als zu verletzungsanfällig eingestuft wurde, und Kaare Vedvik, der gegen Justin Tucker und Sam Koch keine Chance auf einen Kader-Platz gehabt hätte, wurden während des Training Camps für einen Siebt- bzw. Fünftrundenpick verschifft.
Draft:
1. Runde (Pick #25): Marquise Brown, WR, Oklahoma
3. Runde (Pick #85): Jaylon Ferguson, DE, Louisiana Tech
3. Runde (Pick #93): Miles Boykin, WR, Notre Dame
4. Runde (Pick #113): Justice Hill, RB, Oklahoma State
4. Runde (Pick #123): Ben Powers, G, Oklahoma
4. Runde (Pick #127): Iman Marshall, CB, USC
5. Runde (Pick #160): Daylon Mack, DT, Texas A&M
6. Runde (Pick #197): Trace McSorley, QB, Penn State
Nachdem die Ravens 2017 noch keinen einzigen offensiven Skill-Positions-Spieler zogen, wählten sie in diesem Jahr wie auch schon im Vorjahr mit drei ihrer ersten vier Picks Spieler aus diesem Bereich aus. Nach den Abgängen von Michael Crabtree und John Brown stand fest, dass die Ravens Verstärkung für ihr Wide-Receiver-Corps brauchen würden. Es lässt sich also zumindest festhalten, dass DeCosta und Co. in dieser Hinsicht alles andere als untätig waren.
Brown wurde als erster Spieler einer tiefen Wide-Receiver-Klasse ausgewählt. Der 22-Jährige knackte sowohl 2017 als auch 2018 die 1000-Yard-Marke für Oklahoma und hatte somit großen Anteil an den herausragenden Saisons von Baker Mayfield und Kyler Murray. Brown ist ein Speedster, der sowohl als Deep Threat als auch nach dem Catch gefährlich sein kann. Ein gebrochener Fuß setzte ihn große Teile des Sommer außer Gefecht, in Woche eins der Regular Season soll er aber aller Voraussicht nach zur Verfügung stehen.
Ergänzt wird die WR-Hilfe durch Miles Boykin, der als physischer und ebenfalls schneller Receiver prädestiniert für die X-Rolle scheint. Boykin litt bei Notre Dame unter schwachem Quarterback-Spiel und galt eigentlich eher als langfristiges Projekt. Im Training Camp und der Preseason überzeugte der 22-Jährige jedoch, nun bleibt abzuwarten, ob und wie früh er sein Talent auch gegen Starter unter Beweis stellen kann.
Jaylon Ferguson brach auf dem College den langjährige Sack-Rekord von Terrell Suggs, dessen Nachfolge er nun ironischerweise in Baltimore antreten soll. Ferguson gilt in erster Linie als Power-Rusher, es bleibt abzuwarten, wie früh er sich für Snaps gegenüber von Matt Judon empfehlen kann. Justice Hill soll mit seinem Speed eine Rolle als Change-of-Pace-Back bekommen, Ben Powers könnte aufgrund der dünn besetzten Left-Guard-Position früh Spielzeit sehen, Iman Marshall und Daylon Mack dürften vorausgesetzt schwere Verletzungen bleiben aus hingegen vorerst weiter hinten im Depth Chart Platz nehmen müssen.
Interessant ist zudem die Auswahl von McSorley in Runde sechs. Nach der erneuten Verpflichtung von Robert Griffin III sind die Quarterback-Posten eins und zwei in Baltimore vergeben, Head Coach John Harbaugh zieht es eigentlich vor, nicht mit drei Quarterbacks in die Saison zu gehen. Dank seiner Athletik und Physis könnte McSorley, der wie Jackson nicht dem Typus des klassischen Pocket-Passers etspricht, allerdings in den Special Teams zu Einsätzen kommen. Nach der Preseason-Verletzung von Griffin hat er gute Chancen, es in den 53-Mann-Kader zu schaffen.
Die Offense:
Die Offense der Ravens wird anders aussehen als jede andere Offense in der NFL. Wie anders? Das werden die kommenden Wochen und Monate zeigen.
Bereits in der vergangenen Saison installierte Baltimore praktisch über Nacht eine Option-Run-basierte Offense rund um die Stärken von Lamar Jackson. Die Ravens liefen bei mehr als 60 Prozent ihrer Plays, mehr als jedes andere Team der Liga, Jackson bekam rund 17 Carries pro Spiel, natürlich deutlich mehr als jeder andere Quarterback.
Das Team nutzte dabei bereits die Expertise von Greg Roman, laut offizieller Jobbeschreibung Tight-End-Coach und Run-Game-Coordinator. Dass Roman im Anschluss an das Playoff-Aus gegen die Chargers zum Offensive Coordinator der Franchise befördert wurde, kam angesichts der Zukunftspläne mit Jackson als Franchise-Quarterback dann nur wenig überraschend.
In der kommenden Saison soll sich dieser Trend nun fortsetzen. Zone-Reads und Read-Options werden nach wie vor fette Grundpfeiler der Ravens-Offense sein, doch auch darüber hinaus möchten Harbaugh und sein Coaching Staff mutig und experimentierfreudig vorgehen. In der Offseason empfingen die Ravens sogar ausgewiesene Experten der Triple-Option in Baltimore. Ob es tatsächlich soweit kommt, dass das Team auf Konzepte zurückgreift, deren letzte Nutzung (auf dem professionellen Level) Jahrzehnte zurückliegt, bleibt abzuwarten, doch auch abgesehen davon bietet das offensive Personal genug Talent und Qualität, um eine spannende Offense aufs Feld zu bringen.
Mit Brown, Boykin und Hill zog Baltimore im Draft sicher nicht rein zufällig drei ausgewiesene Speedster. Die Ravens können so viel Speed aufs Feld bringen, wie kaum eine andere Offense. Misdirection, Endarounds, Screens, Pitches dürften daher zusätzlich zu Jacksons Option Reads massiv in die neue Offense der Ravens installiert werden.
Letztendlich wird allerdings ein Punkt zentral sein: Welches Niveau zeigt Jackson als Passer? All die schematischen Kniffe von Roman, all die athletischen Möglichkeiten mit Jackson als Signal Caller würden deutlich geschwächt, sofern der ehemalige Heisman-Winner als klassischer Pocket-Passer nicht den nächsten Schritt macht. Jackson wird kein Tom Brady oder Drew Brees mehr werden, das muss er auch nicht, doch seine physischen Fähigkeiten sollten es ihm erlauben, klarere Reads auf offenere Receiver zu bekommen. Diese wird er ausnutzen müssen, um das eigene Run-Game zu entlasten und für das ein oder andere Big Play durch die Luft zu sorgen. Ansonsten droht diese Offense sehr schnell zu eindimensional zu werden, um tatsächlich über eine komplette Saison hinweg effektiv sein zu können.
Mehr als ein Geheimtipp mittlerweile: Tight End Mark Andrews. Der 23-Jährige entpuppte sich in der vergangenen Saison als Lieblingstarget von Jackson und verbuchte in den sieben Starts des Rookie-QBs mehr als 300 Receiving Yards. Im Training Cap war Andrews Baltimores stärkster Offensiv-Spieler und könnte vor allem in der Red Zone eine echte Waffe werden.
Die Defense:
Auch defensiv präsentieren sich die Ravens als durchaus spannendes Team. Im Vorjahr meldete sich Baltimore in der ersten Saison unter Defensive Coordinator Don Wink Martindale im Kreis der besten Defensiven der NFL zurück und das in gründlich veränderter Art und Weise. Unter Dean Pees waren die Ravens in erster Linie eine Zonen-basierte Defense gewesen, Martindale agierte deutlich aggressiver, setzte stärker auf Man Coverage und Blitzes mit fünf, sechs oder sogar sieben Rushern.
Baltimore präsentierte Woche für Woche eine in dieser Aggressivität durchaus außergewöhnliche Defense. Vor allem bei Third Down ließ Martindale seine Defensive Backs stets direkt an der Line of Scrimmage verteidigen und bot Acht- oder Neun-Mann-Boxen auf. Dies übt Druck auf den gegnerischen Quarterback, da jeder der Spieler in der Box ein theoretischer Rusher ist, aber auch auf die eigene Secondary aus. Im letzten Regular-Season-Spiel gegen die Browns callte Martindale zum Ende des Spiels vier Mal in Serie Cover-0-Blitze, also einen Blitz ohne Safety als Hilfe für die eigenen Pass-Verteidiger - aggressiver geht es nicht!
Dieser Ansatz scheint in der kommenden Saison weiter verfolgt zu werden. Die Ravens hielten nicht nur an Brandon Carr und Jimmy Smith fest (und haben damit eigentlich "zu viele" Outside-Cornerbacks von Starter-Format), sie verpflichteten wie bereits angesprochen zusätzlich Earl Thomas. Baltimore verfügt somit über zahlreiche Spieler, die in One-on-one-Coverage bestehen können selbst gegen die Liga-Elite.
Einen Rückschlag musste man in dieser Hinsicht allerdings bereits erleiden. Tavon Young, einer der besseren Slot-Cornerbacks der Liga, der aber bereits die komplette Vorsaison verletzt verpasste, droht aufgrund einer Nackenverletzung auch das kommende Jahr komplett abseits des Platzes verbringen zu müssen. Sein Platz im Slot wird wohl von Cyrus Jones eingenommen werden, auch Anthony Levine und Brandon Carr sind hier Optionen. Solide Alternativen, aber doch ein klares Downgrade.
Die noch größere Frage, die sich stellen wird, ist allerdings: Wie gut ist der Pass-Rush? Auch die beste Secondary kann nicht unendlich lange bestehen, Baltimore wird auch nach den Abgängen von Smith, Suggs und Urban somit einen zumindest soliden Pass-Rush aufs Feld bekommen müssen. Im Fokus steht dabei zuallererst Matt Judon. Dieser geht in sein letztes Vertragsjahr als Raven und konnte bereits in den beiden Vorsaisons acht Sacks verbuchen, ist somit die einzige Konstante im Pass-Rushing-Verbund. Ihm Gegenüber werden Pernell McPhee, Tim Williams, Tyus Bowser und Rookie Jaylon Ferguson genug Druck entweder durch die Entwicklung eines einzelnen Spielers oder gemeinsam erzeugen müssen.
Gleichzeitig liegt es an Martindale durch exotische und aggressive Blitz-Pakete Pressure zu kreieren und den wenig prominent besetzten Pass-Rush der Ravens so zu entlasten. Gelingt es den Ravens, auch mit diesem Spielermaterial Druck auf die Ben Roethlisbergers und Baker Mayfields im gegnerischen Team zu bringen, sind die Möglichkeiten dieser Unit fast unbegrenzt. Mit Thomas als Anker der Secondary könnte das Team tatsächlich noch einen Schritt nach vorne machen und durch mehr erzwungene Turnover tatsächlich einmal mehr die beste Liga der Defense zu stellen.
Players to watch:
Lamar Jackson: Jackson wurde bereits im Offense-Teil ausführlich behandelt und doch gehört er hier nochmal explizit erwähnt. Die Saison der Ravens kann praktisch kein Erfolg werden, wenn der Schritt nach vorne von ihrem Quarterback ausbleibt. Baltimore glaubt ganz offensichtlich daran, dass dieser kommen wird, andererseits hätte man gar nicht erst so heftig investiert, um ein Team zu bauen, das besonders auf Jacksons Stärken zugeschnitten ist. Bisher hört man viel Positives über Jackson, in der Preseason sah er als Passer zumindest besser aus als im letzten Jahr. Die teilweise sehr ungenauen Würfe werden bleiben, Jackson wird so manchen Touchdown liegenlassen, doch: Der zentrale Punkt ist die Konstanz in seinen Pässen. Schafft es Jackson, vom ungenauesten Quarterback der Liga zumindest zu einem unterdurchschnittlich genauen Passer zu werden, kann er tatsächlich ein unglaublich gefährlicher Spieler sein. So groß sind seine athletischen Vorteile gegenüber dem Großteil der Konkurrenz. Noch ist dies allerdings eine große Hürde. Die ersten Spiele der Regular Season werden zeigen, inwieweit Jackson sie nehmen können wird.
Earl Thomas III: In Seattle machte sich Earl Thomas in seiner Rolle als klassischer Center Fielder einen Namen als bester Free Safety der Liga. In Baltimore keimt nun die Hoffnung, dass Thomas nach dem zweiten Beinbruch seiner Karriere zu dieser Klasse zurückkehren kann. Wenn das geschehen sollte, dann allerdings in einer neuen Rolle! Die Ravens unter Don Martindale spielen wie bereits zuvor dargestellt eine grundsätzlich andere Defense als die Seahawks in Zeiten der Legion of Boom. Thomas wird mehr Man-Coverage und mehr One-on-One-Defense spielen müssen und doch wäre Martindale gut beraten, Thomas auch regelmäßig in seiner klassischen Rolle zu nutzen, wenn vielleicht auch öfter in einer Cover-1- als einer Cover-3-Defense. Thomas' Instinkte gepaart mit seiner nach wie vor überdurchschnittlichen Schnelligkeit machen ihn zum Safety mit der größten Range der Liga, gepaart mit Marlon Humphrey, Brandon Carr und Jimmy Smith als Outside Cornerbacks sowie Tony Jefferson als zweitem Safety könnte ein Thomas in seiner alten Form die Secondary in Baltimore tatsächlich zur besten der Liga machen.
Patrick Onwuasor: Angesichts seiner enormen Rolle in der Defense im Vorjahr sowie der riesigen Summe an garantiertem Gehalt, das die Jets ihm boten, könnte es verwundern, wie wenig CJ Mosley in diesem Text thematisiert wird. Tatsächlich scheint man in Baltimore aber tatsächlich der Meinung zu sein, dass sein Verlust zumindest teilweise aufgefangen werden kann. Zum einen durch die Addition von Earl Thomas, der Mosleys Qualitäten als Koordinator der Defense durch seine Erfahrung und Instinkte teilweise auffangen können muss und können wird, zum anderen aber auch aufgrund von Patrick Onwuasor. Der 26-Jährige hat das Potenzial, um sich in die lange Reihe von herausragenden Inside Linebackern in Baltimore einzureihen und das zudem nicht als erster Undrafted Free Agent. Onwuasor hat nicht ganz die Physis von Mosley, er ist ein leichterer Linebacker, doch er verfügt über Speed und gute Instinkte. Macht er einen weiteren Schritt in seiner Entwicklung könnte er in Coverage sogar ein Upgrade gegenüber Mosley sein. Onwuasor geht in sein letztes Vertragsjahr. Womöglich könnte ihm in einem Jahr ebenfalls ein sehr großer Zahltag bevorstehen.
Ausblick und Prognose:
Die Ravens gehen in eine hochspannende Saison. Offensiv verfolgt man einen radikalen und exotischen Ansatz, auch defensiv geht das Team mit dem enormen Fokus auf Secondary (ergo Coverage) gegenüber der Defensive Line (ergo dem Pass-Rush) ein hohes Risiko ein. Dementsprechend scheinen die Möglichkeiten sowohl nach unten als auch nach oben weitreichend.
Durch eine schwere Verletzung von Lamar Jackson (der nach wie vor viele Hits nimmt) oder Earl Thomas (der über die letzten drei Saisons 21 Spiele verpasste) könnte das Jahr schnell zu einem verlorenen werden. Bleibt Jacksons nächster Schritt als Passer aus, könnte die Offense schon früh in der Saison zu eindimensional werden. Auch die Defensive könnte enttäuschen, sofern die Fragezeichen im Pass-Rush weiter bestehen.
Gleichzeitig scheint aber auch fast das Gegenteil im Bereich des Möglichen zu liegen: Eine Saison, in der Baltimore aufgrund einer herausragenden Secondary die beste Defense der Liga stellt und offensiv Ball und Uhr kontrollieren sowie gelegentliche Big Plays einstreuen kann, ist ebenfalls durchaus denkbar. Gerade deshalb darf man mit Spannung und Vorfreude in diese Saison gehen.
Mein persönlicher Tipp: Die extremen Ansätze tragen durchaus Früchte, Baltimore wird eines der interessanteren Teams der kommenden Saison sein und trotz der verbesserten Browns um Platz eins in der AFC North mitspielen können. Für den Schritt zum Contender ist es angesichts der nach wie vor eindeutig vorhandenen Baustellen im Team allerdings noch zu früh.
Tipp: 10-6
Die Defense würde ich sogar als noch stärker wie letztes Jahr einschätzen.
Die hatten zwar einige Abgänge, aber empfinde da eigentlich nur Mosley als schwerwiegend. Die ravens halten auf Kenny Young große Stücke, der Mosley ersetzen könnte. Letztes Jahr hat er schon ziemlich stark gespielt. Z.Smith fand ich jetzt nicht so überragend wie ihn seiner neuer Vertrag aussehen lässt. Suggs aufgrund des alters auch nicht mehr das was er mal war. Mit Neuzugang Thomas können die Blitzpakete noch aggressiver werden ( sofern noch möglich ), da er rießen upgrade in coverage zu weddle darstellt. Somit müsste der eher durchschnittliche Passrush gut kaschiert werden können.
Die offense wird entscheiden über den Ausgang der Saison. War das Chargers Spiel nur eine Ausnahme ? Hat sich Jackson als passer weiterentwickelt ? Reichet das Receiver core ?
In der Division sehe ich die Steelers und die Browns stärker. Würde als Record 9-7 tippen, wobei da auch 4-12 oder 12-4 stehen könnte.
Die Kombination aus letzte Saison eine der besten Defenses der Liga, bei der mir besonders die Aggressivität und die "kreativen Blitzpakete" gefallen haben und den vielen Abgängen von wichtigen Stützen hat was.
Ich wünsche mir das sie erfolgreich sind und ein paar groß gehypte Offense zum stolpern bringen.
Gute Preview, gefällt mir. Ich bin, ähnlich wie navex, nicht ganz so optimistisch wie du, was die Ravens-Saison angeht. Ob die Defense, die wichtige Stützen verloren hat, auf gleichem Level agieren kann, ist mMn sehr fraglich. Earl Thomas ist natürlich eine Riesen-Verpflichtung, kann aber auch nicht alles ausbügeln. Offensiv sehe ich Lamar deutlich kritischer - ob aus ihm nochmal ein solider Passer wird bezweifle ich. Es wird ihm, angesichts des mMn ziemlich dünnen WR-Corps, auch nicht leicht gemacht - ein klarer #1-Receiver würde da sicherlich helfen, den sehe ich in Baltimore aber nicht. Der Schedule liest sich relativ ausgeglichen und mehr würde ich auch vom Record her nicht erwarten.
Das eine Spiel ist sicher kein guter Gratmesser für alles, potentielles Risiko triffts sicher besser
Du hast einfach damit absolut Recht, dass es auf die Entwicklung von Lamar Jackson (und des Playbooks) vor allem ankommen wird in welche Richtung der Ausschlag geht.
Wie ich selber geschrieben habe: Der radikale Weg der Offense kann scheitern und eine Entwicklung von Jackson als Passer dürfte unabdingbar für deren Erfolg sein, um nicht zu eindimensional zu werden. Aber: Das Spiel gegen die Chargers wird mir in dieser Betrachtung für gewöhnlich viel zu hoch gehängt, nicht nur von dir sondern auch von Medien, Experten etc. Zum einen ist auch eine auf den Run-Game basierende Offense eine variable Offense mit verschiedenen Konzepten und Möglichkeiten. Mit der Darstellung, man habe den Schlüssel oder das Gegenmittel für die Ravens-Offense gefunden, nur weil sie in einem Spiel gestoppt wurde, kann ich daher (noch) nicht viel anfangen. Auch die sieben Defensive Backs, mit denen die Chargers gespielt haben, wurden mir viel zu hoch gehängt. Die Ravens-Offense wurde weniger von dem Speed auf dem zweiten Level als einfach von purer Dominanz auf dem ersten Level gestoppt. Die Chargers-D-Line, ganz besonders Melvin Ingram, hat die Ravens-O-Line komplett dominiert und das nicht nur bei Run- sondern ebenso bei Pass-Plays - siehe das Ende des Spiels (man beachte auch die Aussagen, dass LA durch Stanleys Stance immer wusste, ob ein Run- oder Pass-Play käme). Das ist zwar keineswegs gut, immerhin gehen die Ravens mit fast exakt der gleichen Line in die kommende Saison, kann gegen Bosa und Ingram aber passieren und hat meiner Meinung nach nur wenig mit dem Konzept der Offense zu tun - zumal im Matchup zwei Wochen vorher die Ravens im One-on-One mit der Chargers-D-Line eher die Oberhand hatten.
Also: Zweifel sind, wie ich selber geschrieben habe, sicher angebracht, sicher weiß niemand, was mit der Ravens-Offense sein wird. Aber dass das Chargers-Game einen "Blueprint" liefert, wie man sie stoppen können wird, wage ich zu bezweifeln.
Ich sehe die Ravens auch als eins der spannenden Teams kommende Saison an! Auf einen komplett gegensätzlichen Ansatz zu setzen (zumindest offensiv) als der Rest der Liga macht das Projekt natürlich spannend. Zudem wird die Defense sicher kein großer Spaß für die Gegner darstellen, das scheint für mich sehr sicher.
Allerdings muss ich sagen, dass ich nicht so optimistisch bin wie du was die Prognose angeht. Man hat letztes Jahr in der RS oft davon profitiert seine Gegner überrascht zu haben mit der Herangehensweise der Offense, die Defense hat dann ihren Teil dazu beigetragen diese Spiele zu gewinnen. Auf der anderen Seite das PO-Spiel gegen die Chargers, die der Offense aus der letzten Saison mehr als klar ihre Grenzen aufgezeigt hat. Da waren sie chancenlos.
Die Frage wird für mich sein, kann man sich über die Offseason mit dem Playbook so gut aufstellen, um für Spiele wie dieses gegen die Chargers einen adäquaten Plan B zu haben? Fest steht für mich, dass die Liga jetzt genau weiß, welche Art von Offense kommen wird und seltener überrascht werden kann. Zusätzlich natürlich dann die Frage nach der Entwicklung von Lamar Jackson. So sympathisch ich es finde, dass nicht alle den selben Weg gehen, sondern in Baltimore ein ganz anderer Weg eingeschlagen wird, glaube ich leider man wird damit (in der Offense) scheitern.
6-10