/ Rückblick /
Die Ravens gehen mit drei Saisons mit mindestens zehn Saisonsiegen im Rücken in die kommende Spielzeit. 2020 schien Baltimore zunächst nahtlos an die herausragende Vorsaison mit 14 Siegen und MVP Lamar Jackson anschließen zu können: Die Ravens gewannen fünf ihrer ersten sechs Spiele und walzten dabei teilweise mühelos über ihre Gegner hinweg (38:6 gegen die Browns, 33:16 gegen die Texans, 27:3 gegen die Bengals). Nach der Bye Week in Woche sieben setzte es jedoch vier Pleiten in fünf Spielen, Baltimore fiel durch jeweils knappe Niederlagen gegen (gute) Teams wie die Steelers (zweimal), Patriots und Titans im Kampf um die Playoffs zurück, fand jedoch rechzeitig zu seiner Form zurück und gewann seine letzten fünf Begegnungen, vier davon deutlich, zudem das beinahe legendäre 47:42 gegen die Browns.
In den Playoffs schalteten die Ravens im Re-Match mit ihren neu gefundenen Rivalen aus Tennessee die Titans aus: Derrick Henry wurde von Baltimores Front dominiert, trotz einer wackligen Performance der Offense zog die Franchise in die Divisional Round ein. Nach einem weiteren wenig überzeugenden Auftritt der Offense, die im Spiel obendrein Jackson verlor, unterlagen die Ravens jedoch sang- und klanglos gegen die Bills. Es war die dritte Playoff-Niederlage bei nur einem Sieg in den vergangenen drei Jahren. In keinem der vier Playoff-Spiele hatten die Ravens mehr als 20 Punkte erzielen können.
/ Offense /
Quarterbacks:
2018 mitten in der Saison als Starter übernommen und sein Team noch in die Playoffs geführt, 2019 ohne Gegenstimme zum MVP gewählt worden und 2020 nach einer inkonstanten Regular Season, zwei wenig überzeugenden Playoff-Auftritten und einer Gehirnerschütterung erneut vorzeitig in der Postseason ausgeschieden: Hinter Lamar Jackson liegen turbulente Jahre.
Die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Jackson sind dabei mittlerweile (bei fast allen) über jeden Zweifel erhaben. Jackson ist der dynamischste Quarterback der Liga, sein Spielstil ermöglicht die schematisch so anders angelegte Offense der Ravens überhaupt erst. Der 24-Jährige führt somit die vielleicht beste Rushing-Offense der Liga an und kann Defenses, die so viele Ressourcen gegen den Run investieren müssen, auch durch die Luft zerlegen präferiert nach Play Action und über die Mitte des Feldes.
Gleichzeitig bekamen Jackson und seine Offense in den vergangenen Jahren jedoch immer wieder dann Probleme, wenn sie ihre großen Stärken mal nicht so effektiv ausspielen konnten. Den Ravens gelang es viel zu selten, Defenses auch außen attackieren zu können. Das lag an der fehlenden Qualität auf der Receiver-Position und den teilweise mangelhaften Play-Designs innerhalb der Passing-Offense, jedoch auch an Jackson selbst, der zu häufig Pässe nach außen ungenau warf oder sich zu sehr auf sein Lieblingstarget Mark Andrews über die Mitte des Feldes versteifte.
Die Liga wird auch 2021 kein Allheilmittel gegen Jackson finden, wie manche Kritiker unken. Um den Schritt zurück zu einer Elite-Offense und für Jackson zurück zu einem Elite-Quarterback machen zu können, wird Baltimore sein Passspiel 2021 jedoch variabler aufstellen müssen. Die ersten Anzeichen dafür waren nicht unbedingt vielversprechend unter anderem verpasste Jackson durch seine zweite Corona-Infektion wichtige Teile des Trainingscamps -, einen wirklichen Ausblick auf die Entwicklung der Offense wird man jedoch erst in den ersten Saisonspielen des Teams gewinnen können.
Als Backup-Quarterback wird Tyler Huntley in die Saison gehen. Der 23-Jährige hat sich wohl gegen Trace McSorley durchgesetzt und kommt Jackson in Sachen Spielstil so nahe wie vielleicht kein anderer Quarterback in der Liga, er wird die außergewöhnliche Offense der Ravens im Falle eines Ausfalls von Jackson also weiter umsetzen können. Mehr als eine Übergangsoption für ein oder zwei Spiele ist Huntley aber natürlich nicht.
Running Backs:
Die Ravens gehen mit dem gleichen One-Two-Punch in die Saison, der sich bereits in der vergangenen Saison in Baltimore etabliert hat: J.K. Dobbins geht in seine zweite NFL-Saison, nachdem er als Rookie bereits seine Qualitäten unter Beweis stellen konnte, Gus Edwards gibt einmal mehr die 1B-Option. Dobbins und Edwards werden wohl erneut ohne klare Aufgabenteilung a la Short-Yardage- und Receiving-Back in die Saison gehen, Offensive Coordinator Greg Roman vertraute zuletzt meist dem so genannten Hot-Hand-Ansatz, in dem der Spieler mit der besten Tagesform auch die meisten Carries bekommt - auch wenn Dobbins im Zweifelsfall wohl eher 60 als 50 Prozent der Touches erhalten dürfte.
Beide Backs zählten in der vergangenen Spielzeit in Metriken wie Rushing Yards over Expectation zu den besten Rushern der Liga, profitierten dabei allerdings auch zweifelsohne von dem ausgefallenen System der Ravens mit Lamar Jackson als gefährlichstem QB-Rushing-Threat der NFL sowie einigen ausgefeilten Power-Spielzügen aus der Feder von Roman, in denen Blockern wie Pat Ricard oder Nick Boyle wichtige Rollen zukommen. Der nächste Schritt für Dobbins und Edwards muss nun sein, auch im Passspiel eine reliable und gefährliche Option zu werden. Beide kündigten in der Saisonvorbereitung an, gründlich an dieser Rolle feilen zu wollen. Wie groß die Schritte auf dem Feld ausfallen werden, bleibt allerdings noch abzuwarten: Jackson ist in seiner Karriere bislang nicht als allzu freudiger Passer auf Routes aus dem Backfield ausgefallen.
Wide Receiver:
Baltimore schien im Frühjahr die große Schwäche des eigenen Teams ausgemacht zu haben - willig diese in der Offseason aggressiv anzugehen: Die Wide-Receiver-Gruppe des Teams zählte in der vergangenen Saison zu den schwächsten der NFL, Marquise Brown musste die Nummer eins sein, Willie Snead war Receiver Nummer zwei, Miles Boykin gab meist den X-Receiver. Dieses Personal sollte 2021 grundsätzlich erneuert daher kommen und trotz einiger Absagen in der Free Agency - JuJu Smith-Schuster, T.Y. Hilton - war das Unterfangen (zunächst) durchaus erfolgreich: In der Free Agency kam Sammy Watkins, im Draft folgte Rashod Bateman in Runde eins, zudem wählte das Team in der vierten Runde Tylan Wallace aus.
Mit Watkins als X-, Brown als Z-Reciver und Bateman im Slot schienen die Ravens plötzlich ein zumindest solides Receiver-Trio auf den Platz bringen zu können. Ob und wann die drei tatsächlich zusammen spielen können werden, ist allerdings noch fraglich. Bateman wird mindestens die ersten Saisonspiele verletzt verpassen, Brown und Watkins fehlen im Training aktuell ebenfalls verletzungsbedingt. Letztere sollen in der Regular Season zwar einsatzbereit sein, dennoch gehen so wertvolle Training-Snaps mit Jackson verloren. Ohne Bateman dürften Devin Duvernay und James Proche früh in der Saison Snaps im Slot spielen, zudem wird Baltimore wohl erneut eher weniger auf 11-Personnel mit drei Receivern auf dem Feld setzen. Um das eigene Passspiel gefährlicher und vor allem flexibler gestalten zu können, wären Watkins und Bateman als größere Bestandteile der Offense allerdings definitiv wichtig.
Tight Ends:
Baltimore verfügt über eines der besten Tight-End-Duos der Liga. Mark Andrews ist auf seiner Position ein Top-Fünf-Receiver und das absolute Lieblingstarget von Jackson. Gleichzeitig kehrt neben ihm Nick Boyle von seiner schweren Verletzung zurück, im Optimalfall kann er in Woche eins direkt wieder zum Einsatz kommen. Boyle ergänzt Andrews, der mittlerweile selbst ein deutlich verbesserter Blocker ist mit seinen Qualitäten als vielleicht bester Blocking Tight End der Liga.
Diese Kombination aus Qualitäten ermöglicht es den Ravens so viel aus 12- oder auch 22-Personnel zu spielen, Boyle stellt sich dabei häufig sogar deutlich hinter der Line - ähnlich wie ein Fullback - auf. Boyles Rückkehr sollte der Offense der Ravens mehr Freiheiten geben, Andrews würde zudem enorm davon profitieren, wenn sich im Receiving Corps weitere verlässliche Optionen herauskristallisieren würden und er das Passspiel des Teams nicht mehr zu großen Teilen auf seinem Rücken tragen müsste. Als zusätzliche Option hinter den beiden wird es vermutlich Josh Oliver in den Kader schaffen.
Offensive Line:
Die große Unbekannte (neben dem Fitnesszustand der Receiver) in der Offense der Ravens ist die Offensive Line. Mit Ronnie Stanley verfügt das Team nur über einen Starter, der tatsächlich über jeden Zweifel erhaben ist und selbst dieser kehrt von einer schweren Verletzung zurück und wird zeigen müssen, dass er sofort wieder in Bestform ist.
Stanleys Gegenüber wird Neuzugang Alejandro Villanueva sein. Der einstige Afghanistan-Veteran gab jahrelang einen sehr soliden Starting Tackle für die Steelers, war in der vergangenen Saison jedoch selbst zunehmend wacklig, zudem wird er in Baltimore nun von der linken auf die rechte Seite in der Offensive Line wechseln - eine durchaus herausfordernde Umstellung. Villanueva könnte von einer guten Lösung bis hin zu einer wackligen Problemzone alles sein.
Neben Villanueva wird Kevin Zeitler als Right Guard starten. Zeitler zählte lange zu den besten Guards der NFL, konnte im Vorjahr in einer schwachen Offensive Line in New York aber selbst nicht besonders positiv hervorstechen. Zeitler sollte - solange er fit bleibt - jedoch eine zumindest solide Lösung sein und somit auch ein Upgrade zur Vorsaison darstellen.
Bradley Bozeman wechselt von Left Guard auf Center, die Position, die er bereits am College gespielt hatte. Bozeman war in der zweiten Hälfte der vergangenen Saison der zweitbeste Offensive Lineman der Ravens, meistert er den Positionswechsel gut, sollte er somit zumindest solide Leistungen in der Mitte der Line zeigen. Im Vorjahr hatten sowohl Patrick Mekari als auch Matt Skura teils große Probleme mit dem Snappen des Balls, im Training Camp zeigte sich jedoch auch Bozeman nicht immer sicher.
Das größte Fragezeichen - und die potentiell größte Schwäche - der O-Line ist die Position des Left Guards. Hier gibt es keinen klaren Starter. Ben Powers dürfte nach den verletzungsbedingten Pausen von Ben Cleveland und Tyre Phillips die besten Karten haben, beide Konkurrenten könnten jedoch ebenfalls starten, Mekari hat zudem Außenseiterchancen. Durchaus möglich ist auch, dass Baltimore auf eine Rotation innerhalb der O-Line setzen wird. Für die Ravens wird wichtig sein, dass sich eine der zahlreichen Optionen als zumindest akzeptabler Starter präsentieren können wird.
Insgesamt könnte die O-Line der Ravens von sehr gut (Top 5) bis sehr wacklig (Flop 10) alles sein. Der Stil der Offense mit sehr viel Play Action, jeder Menge Run-Plays und einem äußerst mobilen Quarterback erleichtert der Line die Arbeit aber. Eine zumindest solide Line im Liga-Mittelfeld dürfen Ravens-Fans somit durchaus erwarten.
/ Defense /
Edge:
Die Wide-Receiver-Gruppe mag als größte Baustelle des Teams auserkoren worden sein, die gewaltigste Herausforderung der Offseason war für viele Beobachter im Vorfeld jedoch die Edge-Position. Mit Matt Judon, Yannick Ngakoue, Tyus Bowser und Pernell McPhee wurden die vier wichtigsten Edge Rusher des Teams allesamt Free Agents. Rund ein halbes Jahr später muss man allerdings konstatieren: Der große Qualitätsverlust ist ausgeblieben.
Bowser und McPhee wurden beide zu teamfreundlichen Konditionen gehalten, zudem stoßen Erstrundenpick Odafeh Oweh sowie der erst kürzlich verpflichtete Justin Houston zum Team. Die Ravens sollten also auch 2021 wieder eine gute und vor allem tiefe Pass-Rusher-Gruppe aufs Feld bringen können, auch Daelin Hayes und Jaylon Ferguson könnten ein Teil der Rotation sein.
Ohnehin zählen individuell herausragende Premium-Rusher aber nicht zu den zentralen Bestandteilen der Defense der Ravens. Kaum eine Defense in der NFL spielt ähnlich aggressiv, setzt dermaßen auf Blitzes und andere exotische Pressure-Pakete. Dementsprechend häufig erhalten die Edge Rusher des Teams Eins-gegen-eins-Duelle oder sogar freie Rushes zum Quarterback. In Verbindung mit der herausragenden Secondary des Teams erleichtert dies die Arbeit der Edge Defender in der Defense enorm. Judon und Ngakoue sollten somit keine allzu großen Krokodilstränen nachgeweint werden.
Interior Defensive Line:
Deutlich weniger Veränderungen gab es in der Mitte der D-Line. Brandon Williams, Calais Campbell und Derek Wolfe werden auch in der kommenden Saison zentrale Rollen übernehmen. Im Vorjahr hatten die "Monstars" die Run-Defense des Teams bereits merklich stabilisieren können. Ein Fragezeichen steht noch hinter der Fitness der drei Leistungsträger. Sowohl Williams als auch Wolfe verpassten in den vergangegenen Saisons mehrere Spiele. Sollten sie in wichtigen Spielen ausfallen, wäre das ein herber Verlust für das Team von John Harbaugh.
Hinter den etablierten Veteranen werden Justin Madubuike und Broderick Washington Snaps sehen. Madubuike hatte bereits als Rookie überzeugen können. Er könnte nun den nächsten Schritt machen und 2022 schließlich als Vollzeit-Starter übernehmen.
Linebacker:
Patrick Queen war der Erstrundenpick der Ravens 2020. Die Meinungen über seine Rookie-Saison gehen weit auseinander: Queen glänzte mit herausragenden Statistiken wie Tackles, wurde bei PFF aber als einer der schlechtesten Linebacker der Liga bewertet. Der Youngster gehört zur Riege ultraathletischer Linebacker mit großer Range, die allerdings auch noch roh sind, einige Plays falsch lesen und auch Tackles verpassen, so wie zum Beispiel auch Isaiah Simmons oder - eine Stufe weiter - Devin White. Die Ravens hoffen, dass Queen in seinem zweiten Jahr den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen kann, so wie eben zum Beispiel auch White in Tampa Bay.
Neben Queen wird 2021 Malik Harrison starten. Auch Harrison geht in sein zweites Jahr, seine Stärke liegen eher im Spiel gegen den Run. Dennoch wird er in der kommenden Saison große Teile der defensiven Snaps spielen müssen, auch bei Passing Downs. L.J. Fort fällt wegen einer in der Preseason erlittenen Verletzung die gesamte Saison aus, Spieler wie Otaro Alaka, Chris Board oder auch Kristian Welch sind wohl eher als Backups und Special Teamer eingeplant.
Entwickeln sich Queen und Harrison wie erhofft, könnten die Ravens, die die athletischen Fähigkeiten der beiden in ihrem aggressiven Scheme gut zur Geltung bringen können, in der kommenden Saison ein gutes Linebacker-Duo auf den Rasen bringen. Bleibt der nächste Schritt jedoch aus oder es gibt weitere Verletzungen könnte das Linebacker Corps jedoch auch schnell zur Schwachstelle in der ansonsten so stark besetzten Defense werden.
Cornerbacks:
Das Prunkstück der Defense - oder vielleicht sogar des ganzen Teams. Wohl keine andere Franchise ist auf der Cornerback-Position so stark besetzt wie die Ravens - sowohl in der Spitze als auch in der Tiefe. Mit Marlon Humphrey verfügt Baltimore über einen absoluten Elite-Corner, der sowohl außen als auch im Slot verteidigen kann und gleichzeitig eine wandelnde Turnover-Maschine ist.
Neben Humphrey startet Marcus Peters, der in seiner Rolle als zweiter Cornerback, der sehr viel Off-Man-Coverage spielen darf, voll aufgeht. Peters gehört zu den besten Nummer-zwei-Cornern der NFL und ist ebenso für mehrere Turnover pro Saison gut. Das Duo Humphrey/Peters sollte somit über jeden Zweifel erhaben sein.
Im Slot kehrt Tavon Young zurück, der hoffentlich endlich fit bleiben kann und Humphrey so ermöglichen würde, Vollzeit außen zu verteidigen. Findet Young zu seiner Topform zurück, ist er ein sehr guter Slot-Defender. Nach zwei Jahren ohne Spielpraxis steht aber natürlich ein Fragezeichen hinter ihm.
Für die Tiefe verfügen die Ravens mit Jimmy Smith, der wohl bei vielen anderen Teams starten würde, und Anthony Averett, dem Defensive Coordinator Don "Wink" Martindale kürzlich "All-Pro-Potenzial" bescheinigte, über zwei weitere exzellente Optionen. Fällt Young im Slot aus, könnten Chris Westry oder Nigel Warrior in die Bresche springen, sofern Humphrey außen bleiben soll. Die Corner-Dichte im Team ist so hoch, dass die Ravens keinen Platz für Fünftrundenpick Shaun Wade finden konnten. Er wurde kürzlich zu den Patriots getradet.
Safeties:
Auch auf der Safety-Position gehen die Ravens mit wenig Veränderungen in die neue Saison. DeShon Elliott und Chuck Clark bilden das Starting-Safety-Duo. Beide können variabel eingesetzt und auf dem Feld herum geschoben werden, natürlich werden beide von Martindale auch ausgiebig als Blitzer eingesetzt. Clark ist vor allem als Leader und Quarterback der Defense ein wichtiger Bestandteil der Defense, Elliott soll den nächsten Schritt zu einem der besseren Safeties der Liga machen, nachdem er im Vorjahr offenbar teilweise noch angeschlagen spielen musste.
Hinter den beiden etablierten Startern gibt es allerdings noch ein paar Fragezeichen, ein Ausfall von Clark oder Elliott wäre teamintern wohl nicht problemlos aufzufangen. Drittrundenpick Brandon Stephens soll in Baltimore als Safety eingesetzt werden und wird in gewissen Sub-Packages wohl auch schon früh Snaps sehen. Geno Stone und Ar'Darius Washington könnten es beide ins Team schaffen. Die zwei Backups sind Playmaker, die vor allem als Free Safety einen Wert haben könnten.
/ Players to watch /
Sammy Watkins:
Nach den Absagen von Spielern wie Smith-Schuster und Hilton war Watkins in den Offseason-Plänen wohl allenfalls die dritte Wahl. Dennoch soll der 28-Jährige nun dazu beitragen, die Passing Offense der Ravens vielfältiger zu machen. Watkins soll in Baltimore der klassische X-Receiver werden und Jackson ein verlässliches Ziel outside bieten. Damit würde er es Spielern wie Hollywood Brown auch erlauben, eine für sie besser zugeschnittene Rolle einzunehmen.
Watkins' Talent ist dabei über die meisten Zweifel erhaben: Er ist ein guter Route-Runner mit verlässlichen Händen, der auch Speed und Spielverständnis mitbringt, ein weitgehend kompletter Spielertyp also, den die Ravens in den vergangenen Jahren so nicht hatten. Gleichzeitig konnte Watkins sein Potenzial in den vergangenen Jahren nie konstant aufs Feld bringen. In den letzten fünf Saisons verpasste er 23 Spiele und knackte in nur einem Jahr die Marke von 600 Receiving Yards. Baltimore braucht Watkins, um die eigene Passing-Offense weiterentwickeln zu können nach dem Ausfall von Rashod Bateman umso mehr.
Patrick Queen:
Queens Potenzial als Mann in der Mitte der Defense ist nahezu grenzenlos. Bereits als Rookie hatte der Youngster im Vorjahr mehrere Spiele, in denen er praktisch immer in Ballnähe zu sein schien. Queen setzte in der Run-Defense, in Coverage und als Blitzer Duftmarken gleichzeitig machte er allerdings auch viele Fehler, war gegen einige Offenses eine Schwäche in Coverage und verpasste zahlreiche Tackles.
Gelingt Queen in der kommenden Spielzeit ein wichtiger Schritt nach vorne, ein Schritt zu einem Spieler, der kontrollierter auftritt und weniger Fehler macht, könnte das eine Entwicklung sein, die die Defense der Ravens im Vergleich zur Vorsaison noch besser macht. Bleibt Queen der ungestüme Spieler aus seiner Rookie-Saison könnte die Linebacker-Position bei den Ravens allerdings auch eine echte Schwachstelle sein, insbesondere gegen Teams wie die Chiefs oder auch die Bills.
Alejandro Villanueva:
Das Handling der Problematik rund um Orlando Brown Jr., der unbedingt Left Tackle spielen und die Ravens daher verlassen wollte, brachte Ravens-GM Eric DeCosta in der Offseason viel Lob ein: Baltimore staubte wertvolle Draft-Picks ab und ersetzte Brown günstig, aber gut durch Villanueva. Aber: Der Move birgt auch einiges an Risiko.
Villanueva wird in Baltimore erstmals auf dem NFL-Level als Right Tackle spielen müssen, zudem wirkte der 32-Jährige schon in der Vorsaison nicht mehr ganz so sicher wie einst gewohnt, aus dem Training der Ravens gab es obendrein einige besorgniserregende Berichte über Villanuevas Leistungen. Stellt er für die Ravens tatsächlich einen soliden Right Tackle dar, könnte Baltimore eine gute Line aufs Feld bringen. Wackelt Villanueva in der für ihn ungewohnten Rolle jedoch, dürfte dies die Offense ernsthaft limitieren: Eine wirklich überzeugende Alternative zu dem Neuzugang haben die Ravens zudem nicht im Kader.
/ Schedule /
/ Ausblick & Prognose /
Baltimore hat versucht, die größte Schwäche des eigenen Teams die wenig flexible Passing-Offense in der Offseason durch Investitionen in das eigene Receiving Corps anzugehen. Schlagen die Veränderungen wie erhofft ein, könnten die Ravens in die Spitzengruppe der besten Offenses der NFL zurückkehren. Die ersten Eindrücke aus dem Training mitsamt Verletzungen stimmen allerdings nicht ganz so positiv. Baltimore wird auch 2021 ein starkes Run-Game aufs Feld bringen und Jackson nicht einfach plötzlich gestoppt werden können. Ohne eine Weiterentwicklung der Passing-Offense bleiben die Ravens offensiv jedoch limitiert.
Defensiv wird Baltimore schematisch wenig verändern und somit weiterhin schwächere Offenses mit unerfahrenen Quarterbacks in den Wahnsinn treiben. Bleiben die Leistungsträger in der Cornerback-Gruppe fit, werden die Ravens auch 2021 wieder eine sehr gute Defense aufs Feld bringen können. Das große Fragezeichen ist jedoch: Gelingt es Baltimore endlich, auch Patrick Mahomes und den Chiefs ein wenig Sand ins Getriebe streuen zu können? Schafft die Defense das nicht, bleibt der Weg an die Spitze der AFC ein steiniger.
Sofern Jackson und die meisten Leistungsträger wie Stanley, Humphrey und Andrews fit bleiben, verfügen die Ravens in jedem Fall über einen sehr hohen Floor und sollten nahezu sicher erneut eine zweistellige Anzahl an Siegen einfahren können. Die große Frage lautet jedoch: Kann Baltimore in diesem Jahr den Schritt in die absolute Spitzengruppe der NFL tätigen? Die Defense dürfte zu den besten der NFL gehören, die Offense könnte mit Verbesserungen im Passspiel ebenfalls erneut in diese Sphären vorstoßen. Bleibt dieser Schritt nach vorne jedoch aus, wird sich das Team in der AFC wohl erneut hinter den Chiefs und womöglich auch den Bills oder den Browns einordnen müssen.
Prognose: 11-6
Die Defense und insbesondere die Coaches auf der Seite des Balles sind für mich über jeden Zweifel erhaben (außer in Spielen gegen KC). Entsprechend wenig Sorgen mach(t)e ich mir um den Edgerush und auch um die Entwicklung von Queen, da man eine komplette Vorbereitung zur Verfügung hatte.
Die Pass Offense ist für mich die Schwachstelle. Im Gegensatz zur Defense in der man regelmäßig Talente entwickelte, kann ich mich nicht an einen guten WR erinnern den die Ravens gedraftet haben. Dazu kommt der OC welcher deutliche Probleme bei kreiieren von Passplays hat. Vielleicht hätte man hier einen Pass Game Koordinator verpflichten müssen.
Unterm Strich ist die Baseline aus meiner Sicht hoch genug für die Playoffs, aber für einen tiefen Run fehlt mir der Glaube ans Passing Game.