Das Thema ist interessant und schwierig zur selben Zeit. Denn zum einen verlangt es journalistische Objektivität und das ist bei Uli Hoeneß nicht einfach.
Zum anderen hingegen kann man die menschliche Komponente nicht ignorieren.
Fakten:
Uli Hoeneß hat als Privatmann irgendwann einmal angefangen mit spekulativen Geschäften. Nun ist das so eine Sache, wer annähernd verstanden hat, wie der Markt funktioniert und etwas Erfahrung mitbringt, kann soetwas durchaus erfolgreich tun. Wer das Risiko minimieren will, setzt auf Pakete wie den DAX. Das Problem, die Gewinnmargen sind eher überschaubar. So allerdings auch die Verluste.
Daher gibt es die Einzelaktienpakete. Man setzt also nicht auf eine Gruppe, sondern auf ein einziges Unternehmensfeld. Egal ob das eine Firma, ein Fond oder Dienstleistungsinvestitionen sind. Es ist und bleibt Spekulation, was dort passieren wird. Nur wenige verfügen über so viel Insiderwissen, dass man das Risiko etwas einschätzen kann.
Es ist ein wenig wie Sportwetten. Wird Hertha am Wochenende verlieren oder gewinnen? Je nachdem wie hoch der Einsatz und die Quote ist, kann man Gewinnen oder verlieren.
Nur das Wertpapiere eben täglich bewertet werden. Die 5 Millionen Euro, die ich heute in z.B. SAP investiere, können morgen 5,2 Mio. Wert sein, übermorgen dann 4,8 Mio.
Wer soetwas macht, hat entweder zu viel Geld oder den Mut zum Risiko.
Ersteres war bei Uli Hoeneß offenbar der Fall. Zwar hatte er sich den Anfang geborgt, aber durchaus mit dem Ziel ein Spielkonto einzurichten und dann einmal zu sehen ob sein Glück und Wissen gut genug sind.
Sich das Geld zu borgen war auch nicht so schwer. Zum einen hat er gute Freunde in hohen Positionen mit entsprechendem Finanzrahmen und zum anderen ist bekannt, dass er an den Börsen dieser Welt bisher durchaus erfolgreich war.
Warum er im Sommer 2002 die Entscheidung traf, einmal ins große Monopoly einzusteigen, kann er nur selbst beantworten. Denn eigentlich ist er bekannt dafür, genau das Gegenteil zu tun. Ein solider Mensch mit Werten für Familie und soziale Gerechtigkeit. Ein Mann, dem sichere Arbeitsplätze für seine Angestellten wichtiger sind, als ein Millionenvertrag.
Auch deshalb wird er sich extra ein Spielgeldkonto eingerichtet haben. Um zu keinem Zeitpunkt wirklich in die Gefahr zu kommen, das auch nur ein Cent des Privat- oder Firmenvermögens unüberschaubar schrumpft.
Nun weiss jeder, der den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hat, dass man jeden Cent einem Steuerberater vorlegen sollte. Einfach um sicher zu stellen, dass man jedes Prozent an anfallender Steuer entrichtet um weder geschätzt oder mit Bußgeld belegt zu werden.
Und wer jetzt 1+1 zusammen zählt weiss, dass das Spielgeldkonto anfänglich keinem Steuerberater vorgelegt wurde. Offenbar wollte der gute Uli das ganze so geheim halten, wie nur möglich. Hatte er sich doch bisher einen tadellosen Ruf als Mensch erarbeitet und befürchtete wohl, dass dieses kleine Hobby ihm schlechte Publicity bescheren könnte.
Ob er vor hatte, die Steuererklärung für dieses Geschäftsfeld selbst zu erledigen oder von vorn herrein Steuerbetrug geplant war? Oder er erstmal schauen wollte, wie sich das ganze entwickelt? .. wer weiss ...
Wie dem auch sei, die Steuern wurden nicht entrichtet. Und wir reden von einem Betrag von etwa 3,6 Mio. Euro.
Das allein für 6 Jahre geheim zu halten ist schon aberwitzig. Aber dann so miernichts diernichts anzufangen, das Konto bei der Steuererklärung auf einmal mit angeben zu lassen? Warum?
Legal ist das. Man kann versäumte Steuern bis zu 10 Jahre später noch ganz ordentlich angeben und dann nachbesteuert werden. Keine Strafe, keine Anzeige, kein nichts. (Mehr dazu im Blog Gespräch mit meinem Steuerberater)
Es sei denn .... ja es sei denn, man hat einen einzigen Beleg vergessen beizulegen. Eine klitzekleine Ungereimtheit und das Finanzamt erstattet Anzeige.
Dies gilt zwar in der Fachsprache immenroch als Selbstanzeige, da man die Meldung über die Versäumnisse ja freiwillig getätigt hat, aber dann wirds eben brenzlig.
Bevor wir jetzt weiter in diesem Sumpf tauchen, wagen wir mal einen Blick zurück in die Anfänge des Uli Hoeneß.
Anfänge:
Seine Karriere als Geschäftsmann begann beim FC Bayern München als Manager. Man muss dazu sagen, zum damaligen Zeitpunkt wurde dieser Posten weitläufig als überflüssig angesehen, weil Sportvereine ohnehin als Faß ohne Boden galten und man eher den geschäftlichen Charme einer Kneipwirtschaft in Padderborn hatte.
Tatsächlich war der FCB damals stark verschuldet. (Im Vergleich zu heute nur Peanuts, aber wie gesagt, die Jahreseinnahmen von damals würden heute nicht für das Monatsgehalt von Philipp Lahm reichen.).
In Braunschweig wurde gerade die Trikotwerbung erfunden und kein Verein hatte mehr als 10 Sponsoren, die wiederum kleine Beträge dazu beisteuerten.
Als erster Manager der Bundesliga hatte Uli Hoeneß die Vision mittels eines Wirtschaftsnetzwerkes und geschäftlichen Beziehungen einen tatsächlichen Kreislauf mit Kaufkraft zu entwickeln. Der Verein machte Profit !!!
Die neu geknüpften Beziehungen führten auch dazu, dass er mit einem Metzgermeister und seinem Privatvermögen eine Wurstfabrik erbaute. Seine Investition damals: 138.000 Mark. Diese erzielte auch schnell Gewinn. Konnte er doch die Geschäftsbeziehungen nutzen um zahlreiche Abnehmer zu finden.
Kurzum, er hat aus einem Provinzverein eine Marke gemacht, die erfolgreich, fair und mit kontrolliertem Risiko agiert.
Gleich dem sportlichen Abschneiden, war der FCB zu jeder Zeit wirztschaftlich in der Lage, eine positive Bilanz mit ordentlichem Gewinn vorzulegen.
Als der FCB die Alianz Arena baute, wurden auch 106 VIP Logen in der Top Klasse eingeplant. Kritische Stimmen sahen das als Risiko an. Schließlich wurden die Jahresmieten mit 90.000 bis 240.000 angesetzt !!!
Tatsächlich waren die Logen schneller ausgebucht als man die Verträge drucken konnte. Die Logen sind bis 2016 ausgebucht !
Kein Wunder. Große Firmen sind sehr daran interessiert etwas Geld loszuwerden. Denn je weniger am Jahresende auf der Bilanz steht, desto weniger muss man an Umsatzsteuer zahlen. Und ganz nebenbei hat man dann noch einen Meetingraum für Geschäftsessen mit anschließenden Fussballspiel. UND ... gibt man das Geld lieber dem FC Bayern, als sem Staat, weiss man, wen man im Ernstfall um eine Geschäftspartnerschaft fragen kann.
Alles in allem sind schon die Logen ein Steuerspaarmodel.
Uli Hoeneß ist ein Genie wenn es um Finanzentwicklung geht und dabei darf man glauben ist er kein eiskalter Cost Cutter, sondern Mensch geblieben. Es gibt heute Mitarbeiter, die haben schon im Verein gearbeitet, da hat der Uli selbst noch gegen den Ball getreten. Auch die Causa Deißler wurde von ihm so menschlich gehandhabt, wie es möglich war. Dem sportlichen und wirtschaftlichen Rivalen Borussia Dortmund hat er 2003 mal eben 3 Millionen Euro geliehen, damit diese nicht in die 4. Liga zwangsabsteigen mussten. Auch der FC St. Pauli verdient seinen Verbleib zu großem Teil Uli Hoeneß. Unvergessen das Bild, auf welchem er mit Retter T-Shirt zu sehen ist. Auch wenn in beiden Fällen davon auszugehen ist, dass wieder seine Beziehungen hier der Hintergrund sind. Nur das er diesmal in der Gebenden Rolle war.
Tatsächlich scheint sich dies auf seine Tätigkeit im Verein zu beschränken. In der Wurstfabrik scheint ein anderer Wind zu wehen. So wird seit Jahren kritisiert, dass es dort weder einen Betriebsrat noch Tarifbezahlung gäbe. Berichte dazu sind schwer zu finden, die großen Medien schweigen dazu. Aber wir wissen ja, der Uli hat Beziehungen. Nicht umsonst sitzt Focus Chef Helmut Markwort seit jahren im Vorstand und auf der Tribühne. Auch seine Beziehungen zu den Vorständen anderer Medien sind weitläufig bekannt.
Für seine Verdienste als Wirtschaftsfachmann wurde er unter anderem mit dem Bambi und dem Bayerischer Verdienstorden und dem Titel Unternehmer des Jahres 1999 ausgezeichnet worden.
Doch zurück zum Sumpf:
Warum hat sich Uli Hoeneß nun entschlossen, sein Monopolyspiel beim Finanzamt anzumelden und es nicht einfach versiegelt und mit ins Grab genommen?
Nun, seit einigen Jahren kauft die Bundesregierung gegen Millionenbeträge kleine CDs von Schweizer Banken, die wiederum Informationen über eventuelle Steuerhinterzieher enthalten. Auch weil das Steuerdoppelabkommen zwischen der Schweiz und Deutschland aus dem Oktober 2010 gekippt wurde.
Also dann doch lieber ordentlich anmelden und nachzahlen. Aber wie bereits erwähnt, muss mindestens ein Zahlungsnachweis gefehlt haben.
Warum? Ist er wirklich so naiv und hält Nachweis zurück um dritte Personen zu schützen? Oder hat ers schlicht vergessen? Oder waren die Geschäfte so dubios, dass es garkeine Belege gibt? Werden wir wohl nie erfahren.
Jetzt sitzt er also auf der Strafbank und spätestens im Juni 2014 werden wir erfahren, ob er genügend Beziehungen hat um einen Deal mit der Staatsanwaltschaft auszuhandeln.
Eigentlich ist bei einem Betrag von mehr als 1 Mio. Eine Gefängnistrafe Pflicht. Allerdings wissen wir alle, dass man gewisse Beträge anders klassifizieren kann, und auch seine Selbstanzeige sollte sich positiv auswirken. Von daher ist zu erwarten, dass Uli Hoeneß mit einer Rekordgeldstrafe davon kommt.
Zumal man sagen muss, dass die öffentliche Defammierung eine weitaus größere Strafe für ihn ist, als es Geld jemals sein kann. Von Betrüger bis Verbrecher ist ihm schon jedes Schimpfwort an den Kopf geflogen, was die deutsche Sprache erlaubt. Auch abenteuerliche Lügengeschichten von so manchem Internetuser, sind leider Gang und Gebe. Neid und Missgunst führen zu abartigen Zügen unter den Mitmehschen.
Zu seiner Verteidigung darf man sagen, dass die entgangenen Steuereinnahmen für Deutschland unter 0,01% liegen. Also weniger als alle Bundestagsabgeordneten pro Jahr verdienen. Ein Zehntel des Rüstungsinvestments des letzten Jahres und ein Hundertstel der Ausgaben für Wahlwerbung aller Parteien. Und um den Vergleich einmal ad absurdum zu führen: Berlin gibt jährlich 13 Millionen für Straßenbeleuchtung aus !
Zumal in den letzten 10 Jahren mehr Privatbürger durch windige Bänker um eine tausendfache Summe gebracht wurden, während diese ihre Boni in Millionenhöhe jederzeit kassieren durften.
Und stellt man jetzt noch die Summe an Umsatzsteuer dagegen, die der FCB aufgrund der Leistung von Herrn Hoeneß in den letzten 30 Jahren an den deutschen Staat gezahlt hat, dann reden wir von einer Nadel im Heuhaufen, wenn es um das Spielgeldkonto geht.
In wiefern man also von Steuerschaden reden kann, sei dahingestellt. Strafe muss sein und dieser stellt er sich mit Ehre und Schneid. Und dafür verdient er eine gute Portion Respekt.
Bei aller Schuld darf man aber auf keinen Fall vergessen, wie vielen Menschen er Arbeit gegeben hat. Wie viele Wohltätige Stiftungen er unterstützt und welche Unsummen er bereits zur Rettung anderer Firmen und Vereine ausgegeben hat.
Den größeren Schaden erteitet das Steuersystem selbst. Denn Hoeneß gilt nach wie vor als Vorbild und wenn der schon solche Wege geht, dann sinkt auch die Hemmschwelle unter den Bürgern.
Bleibt die Frage, warum denn ausgerechnet der Focus die Geschichte öffentlich gemacht hat? Nun, die Informationen, die ein Mitglied der Steuerermittler dem Focus angeboten hat, wären bei Ablehnung woanders gelandet. Und dann lieber kontrolliert über ein befreundetes Medium veröffenltichen lassen, als das eventuell ein Schmierenblatt aus Hamburg ihre unausgebildeten Journalisten die Geschichte schrieben lässt.
Alles in allem darf man zum Konsens kommen: Uli Hoeneß hat Mist gebaut. Aber er hat niemanden erschlagen und keine Familie in den Ruin getrieben. Seine Strafe soll er erhalten und zwar in einer Höhe, die ihm weh tut, aber wir sollten nie vergessen, wie viel Gutes er auch geleistet hat.
Ich meinte mit Beziehung und Bewährung, dass UH die Selbstanzeige, also die Möglichkeit der Strafmilderung erst durch einen Insidertip gefertigt hat. Dass die Richter unvoreingenommen entscheiden werden, ist klar
Diese Aussage ist ganz klar falsch. Hoeneß hat sich angezeigt, weil er einen Tip bekam.
" Offenbar wollte der gute Uli das ganze so geheim halten, wie nur möglich. Hatte er sich doch bisher einen tadellosen Ruf als Mensch erarbeitet und befürchtete wohl, dass dieses kleine Hobby ihm schlechte Publicity bescheren könnte."
Sehr gewagte These - damit bescheinigst Du Hoeneß, dass er gar nicht kriminell und gierig gehandelt hat, sondern allein aus Eigenmarketing. Woher willst Du das wissen? Es gibt das Steuergeheimnis, d.h. wer hätte von Hoeneß Spekulation erfahren sollen außer der Finanzbeamte Müller. Und selbst wenn- wen hätte es interessiert, ob Hoeneß BVB-Aktien kauft???
"In wiefern man also von Steuerschaden reden kann, sei dahingestellt."
Braucht man nicht zu kommentieren. Wir reden über Millionenbeträge. Dass das gemessen um Bruttosozialprodukt, am Umsatz von VW, am Vermögen von Mark Zuckerberg ein Nichts ist, brauchen wir nicht drüber reden - aber welche Vergleiche ziehst Du da heran??? Windiger Bänker?Steuern des FCB?Berliner Straßenbeleuchtung? Das kann nicht Dein Ernst sein, dass Du den Millionenbetrag so schönredest
"Strafe muss sein und dieser stellt er sich mit Ehre und Schneid"
Ach ja-wie denn? Er sagt nichts in der Öffentlichkeit und auf der JHV gibt er den Heulemax und will seine treuen Fans befragen. Das nennst Du Ehre und Schneid???
"Bei aller Schuld darf man aber auf keinen Fall vergessen, wie vielen Menschen er Arbeit gegeben hat. Wie viele Wohltätige Stiftungen er unterstützt und welche Unsummen er bereits zur Rettung anderer Firmen und Vereine ausgegeben hat."
Welch unsinniger Vergleich - der Arzt, der 1000 Leben rettet ist auch ein Mörder, wenn er seine Frau umbringt.
Was sollen die Parallelen? Du möchtest, dass objektiv von der Sache berichtet wird, und führst lauter uniobjektive Argumente ausschließlich zur Verteidigung von Hoeneß heran, die nichts mit der Straftat als solche zu tun haben. Ist Hoeneß jetzt der bessere Steuerhinterzieher, weil er auch anderen geholfen hat?
"Und stellt man jetzt noch die Summe an Umsatzsteuer dagegen, die der FCB aufgrund der Leistung von Herrn Hoeneß in den letzten 30 Jahren an den deutschen Staat gezahlt hat, dann reden wir von einer Nadel im Heuhaufen, wenn es um das Spielgeldkonto geht."
Ich dachte, das Amt beim FCB soll vom Privatmensch Honeß getrennt betrachtet werden. Wenn es um Hoeneß Posten geht, soll sein Privatleben keine Rolle spielen. Wenn es um Hoeneß Privateben geht, werden seine Verdienste beim FCB dann aber gern und ausführlich bemüht...
Ich stimme dir weitgehend zu. Mit der Einschränkung, dass die Kammer an vorhergehende Entscheidungen des BGH ausdrücklich n i c h t gebunden ist.
Sie darf jeden Einzelfall eigenständig bewerten, natürlich mit dem Risiko, das Urteil vom BGH um die Ohren gehauen zu bekommen.
Es ehrt dich, wenn du den Versuch unternimmst, die Person Uli Hoeneß differenziert zu betrachten. Es bringt nur nichts, wenn du dich dabei selbst in Spekulationen erschöpfst, juristische Bewertungen abgibst, zu denen du fachlich nicht in der Lage bist und billigste Boulevard-Schlagzeilen als Fakten verkaufst.
Der Absatz ist großes Kino: Fremdwörter die es gar nicht gibt und die Standard Neid und Missgunst Phrase.
In einem anderem Forum hab ich mal gelesen, dass Hoeneß ja der Jude der heutigen Zeit sei... Ich weis nicht ob den zitierten Absatz oder diesen obszönen Vergleich doofer finden soll.
Der Bundesgerichtshof hat entschieden (Urt. v. 07.02.2012, -1 StR 525/11-), dass "bei einem sechsstelligen Hinterziehungsbetrag die Verhängung einer Geldstrafe nur bei Vorliegen gewichtiger Milderungsgründe noch schuldangemessen sein" könne. Lägen hingegen "Hinterziehungsbeträge in Millionenhöhe" vor, komme eine "aussetzungsfähige Freiheitsstrafe [= Freiheitsstrafe mit Bewährung] nur bei Vorliegen besonders gewichtiger Milderungsgründe noch in Betracht."
An diese Rspr. des BGH sind die Gerichte - auch dasjenige, das über das Schicksal von UH entscheidet - gebunden. Sollten die von ihm hinterzogenen Beträge also die Millionengrenze überstiegen haben (was ich nicht weiß), bedürfte es "besonders gewichtiger Milderungsgründe", um zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung zu gelangen (Geldstrafe kommt dann so oder so nicht mehr in Betracht). Solche Milderungsgründe könnten sein:
- Bislang strafrechtlich nie in Erscheinung getreten
- Geständnis
- Schadenswiedergutmachung (also Nachzahlung + Zinsen)
- Ansehensverlust
- eine unverschuldet erfolglose Selbstanzeige
Es bleibt dann die Frage, ob diese Gründe nach Einschätzung der Kammer besonders gewichtig sind.
Ich habe vor Hoeneß und seinem Lebenswerk den größten Respekt. Er ist für den FC Bayern derjenige, der den Verein an die Weltspitze geführt hat. Wenn man die Entwircklung anderer Vereine begutachtet, ist diese Leistung nicht hoch genug einzuschätzen.
Aber:
Dies kann aus meiner Sicht die von ihm begangene Straftat nicht im Ansatz relativieren. Hoeneß hat ja schon einen klaren Vorteil, da er angebl. über die laifenden Ermittlungen informiert wurde. Erst dadurch kam es zur unzureichenden Selbstanzeige. Dass sich Hoeneß jetzt hinstellt und meint, alles wird gut, wenn er led. eine Geldstrafe erhält, und das in dem Wissen, dass er nur auf Grund seine Beziehungen überhaupt mit einer Geldstrafe rechnen kann - das stößt mir sehr sauer auf.
Ich erkenne bei Hoeneß überhaupt keine Skrupel - was ist mit seiner Vorbildfunktion als die von ihm selbst propagierte moralische Instanz? Wer will denn überhaupt noch legal Steuern zahlen, wenn bei Steuerhinterziehung in Millionenhöhe alle von einem kleinen Jungenstreich reden? Das Schlimme ist nicht mal,dass das passiert ist. Das Schlimme ist, wie Hoenß und viele seiner Fans damit umgehen. Hoeneß wird die Geldstrafe aus seiner Portokasse bezahlen. Dann heißt es aller Orten - War was?
@yame242: Es geht ja nicht darum, gute Beziehungen zum Richter zu haben. Dass der völlug neutral sein muss, ist klar und davon gehe ich auch allem Dummgeschwätz von wegen "Amigoland Bayern" zum trotz aus.
Was aber der springende Punkt ist: Es geht um einen möglichen Deal mit der Staatsanwaltschaft, den selbst ausgebildete Juristen für möglich halten. Das hätte für die StA den Vorteil, Hoeneß sicher zu einer hohen Geldstrafe verurteilen zu können und somit das Riskio eines (wenn auch sehr unwahrscheinlichen) Freispruchs oder einer geringeren Geldstrafe zu vermeiden. Hoeneß könnte damit einer Gefängnisstrafe entgehen.
Das wird aber wohl davon abhängen, wie hoch die StA ihre Erfolgschancen erachtet. Möglicherweise wird Hoeneß auch seine Beziehungen zur Regierung nutzen können, aber und das ist mein großes Aber zu allen diesen Korruptions- oder Beeinflussbarkeits-Vorwürfen:
Dieser Prozess wird von allen mit Argusaugen beobachtet. Da kann es sich kein Staatsanwalt erlauben, irgendwelche zwielichtigen Deals zu schnüren.
Der eigenen Karriere ist es immer zuträglicher, einen Angeklagten zur Verurteilung bringen.
Wenn da nur ansatzweise Zweifel aufkommen, wird da ein Donnerwetten von seiten der politischen Linken, aller Bayern- und Hoeneßhasser und von allen anderen, die vor lauter Langeweile nichts besseres zu tun haben, als sich über Menschen wie Hoeneß, Wulff oder KTzG zu echauffieren und die Backen aufzuplustern, hereinbrechen. Da können Karrieren ganz schnell beendet werden.