Hannover 96 steht da, wo sich ganz andere Vereine eigentlich gesehen haben. Doch die großen Clubs aus Bremen, Gelsenkirchen, München und Hamburg können nur neidisch in die Landeshauptstadt gucken. Die "Roten" stehen nämlich mit 4 Punkten Vorsprung auf dem Euro-League Platz 4 und sind in Schlagdistanz zur Spitze. Der Abstiegskampf ist in der Rekordsaison natürlich kein Thema mehr und das obwohl nahezu jede Zeitung Hannover auf Platz 16 und schlechter eingestuft hatte. Auch wenn mit "Moa" Abdellaoue, Emanuel Pogatetz, Lars Stindl und Moritz Stoppelkamp dem klammen Verein für nahezu lächerliche 1,2 Mio. vier Topeinkäufe gelangen waren. Doch während Pogatetz zeigt, dass er einer der besten Innenverteidiger der Liga ist, Ya Konan und Abdellaoue Scorer am Fließband liefern und selbst totgeglaubte wie Schlaudraff und Hanke wieder auferstehen, ist es Sergio Pinto der die junge Mannschaft führt, leitet, dirigiert und organisiert und das in einer nicht immer "Friede, Freude, Eierkuchen Art".

Daten:
Sérgio Pinto
Geb:16.10.1980 in Portugal
Spiele bei 96: 83
Tore: 12
Vorlagen: 8
Durchschnittsnote Kicker (2010): 3,5
Marktwert (Transfermarkt.de): 2,0 mio.

Grade gegen Gladbach am Wochenende gewann Hannover 96 zum neunten Mal dank einer dicken, fetten Portion Sergio Pinto. Dieser sorgte zusammen mit dem Gladbacher Terrier Raúl Bobadilla für die Szene des Spiels, die 96 auf die Siegerstraße brachte, denn die gefestigte 96 Mannschaft hatte anschließend keine Probleme gegen 10 verunsicherte Gladbacher.
In Minute 44, kurz vor dem Ende der 1. Halbzeit gehen wahrscheinlich schon tausende Zuschauer in Gladbach zum Bratwurststand, nur Sergio Pinto und Raúl Bobadilla kabbelten noch ein wenig. Bobadilla ist im nach einem Ballverlust von Jan Schlaudraff im Vorwärtsgang, doch Pinto macht mal wieder einen elend weiten Weg zurück, wie so oft. Der 29-jährige setzt gegen Bobadilla zur Grätsche an und unterbindet Bobadillas Chance zum Pass auf Igor de Camargo. Pinto liegt am Boden hakelt zunächst den Ball weg, um dann den Hitzkopf Bobadilla noch ein wenig einzuklemmen, der auf Grund des verlorenen Zweikampfs schon auf 180 ist. "Zack", ein Tritt und Bobadilla trifft den Oberschenkel Pintos unter der Beobachtung von Schiedsrichter Marco Fritz, dem Linienrichter und dem vierten Offiziellen. Eine Dummheit, ohne Frage. Pinto nimmt die Einladung an und wälzt sich auf dem Platz, denn wahrscheinlich realisiert er nicht, dass bereits jedem klar war, dass Bobadilla runter muss. Für diese Aktion erntet auch Pinto jede Menge Kritik, doch sie zeigt, wie Pinto in der jungen Mannschaft zeigt, "was Sache ist".

Verspottet, ausgelacht und überbewertet. Pitno hatte weder auf seinen Stationen in Aachen und Schalke keinen einfachen Stand, noch in den Tagen von Dieter Heckigng. Nahezu auf jeder Position spielte Pinto in seinen vier Jahren bei 96. Zunächst auf den Halbpositionen eingesetzt, wechselt er auf die "10", um dann den Rechtsverteidiger zu geben. Doch erst mit Mirko Slomka fand er seine Rolle und das mit Bravour.

Slomka ist Anfang des Jahres 2010 verzweifelt, denn die Mannschaft steht nach dem Tod von Robert Enke weiter unter Schock und auf Platz 16. Dann passiert das, was man wohl ein "Händchen" nennt. Slomka setzt Pinto neben den 21-jährigen "Niedersachsen-Xavi" Manuel Schmiedebach. Das Duo rettet 96 auf Platz 15 und ist von nun an im Mittelfeld gesetzt. Dabei sind die Rollen klar verteilt: Schmiedebach (21), Rausch (20) und Stindl (22) bilden das Herz der Mannschaft, doch gezügelt werden alle von Pinto der als 6er hinter ihnen arbeitet:

--Rausch--------Schmiedebach-------Stindl
--------------------Pinto-----------------------------

Kein einfacher Job, denn besonders Rausch und Schmiedebach können sich in Sachen Offensivdrang kaum zügeln. Doch die Erfahrungen nach Enkes Tod zeigen, dass es besonders der Spielertyp Pinto ist, den 96 braucht. Noch vor einem halben Jahr brach das Team nach jedem Rückstand in ihre Einzelteile auseinander, doch diese Saison ist alles anders: Gegen Hamburg führt Hannover nach einem Sindl-Tor mit 1:0, doch mal wieder werden Fehler bestraft und ein Doppelschlag Son's, macht es für Hannover schwierig. Eine typische Situation in der man letzte Saison nicht einen Euro für 96 gewettet hätte, doch das Team um den Halbportugiesen rappelt sich auf und dreht das Spielt wiederum: 3:2, mal wieder 3 Punkte für das Überraschungsteam.

Gegen Gladbach ist Hannover das bessere, weil fußballerisch reifere Team. Nach einem glücklichen Tor durch Freistoß, wirkt 96 geschockt, verliert auf einmal die Bälle, nur Pinto weiß um was es geht. Der Platzverweis ist der Knackpunkt des Spiels und kein Wunder, dass Pinto an ihm beteiligt ist. Auch wenn es vielen nicht gefällt:

Der "Niedersachsen-Van Bommel" spielt groß auf!