Die Mär vom Bayernbonus
Vorab möchte ich betonen, dass meine Sympathien dem Rekordmeister gelten. Allein deshalb liegt es schon in der Natur der Sache, dass man einige Dinge pro Bayern sieht oder kommentiert ob nun bewusst oder unbewusst, lasse ich mal dahingestellt. Nun hält sich ja nicht erst seit gestern hartnäckig das Gerücht, der FC Bayern würde von Schiedsrichtern wohlwollend behandelt werden. Richtig neugierig wurde ich wegen folgenden Artikel: Klickst du hier!
Überrascht war ich auch darüber, dass es eine angebliche Studie über die Bevorteilung des FC Bayern, durch die Uni Münster gibt. Klickst du hier!
Diese stammt allerdings aus dem Jahr 2008/2009 und verglich lediglich 3 Vereine. Erstellt wurde sie auch nicht von Schiedsrichtern oder Spieler.
Sollte es also tatsächliche eine Art Bayernbonus geben? Die Frage kann ich ehrlich gesagt nicht beantworte. Warum? Dazu gleich mehr.
Fakt ist und das kann man sicher auch mit Bayernbrille ohne wenn und aber behaupten, es gibt sicher einige Entscheidungen, die zugunsten des FC Bayern ausgelegt worden sind. Siehe das Tor von Hummels im Pokalfinale oder man muss auch fairer Weise zugeben, dass ein Ribery durch seine Impulsive Art schon des Öfteren Glück hatte, nicht vorzeitig duschen gehen zu müssen. Man könnte sicher noch viele weitere Beispiele finden, in dem die Bayern das Glück auf ihrer Seite hatten, siehe Thiago im Pokalspiel in Leverkusen. Das sind sicher Fakten, die nicht wegzudiskutieren sind, aber seien wir doch mal ehrlich. Spielt hier nicht auch die Sympathie und eine gewisse Reizüberflutung durch den Rekordmeister eine entscheidende Rolle.
Die Bayern machen im Jahr inklusiver aller Testspiele Minimum 60 Spiele. Sie sind omnipräsent im TV. Jeder schaut den FC Bayern und sei es nur der Paulaner-Cup. Fast jedes Spiel wird live im Fernsehen übertragen. Liegt alleine hier nicht schon der Hund begraben? Natürlich werden hier Fehlentscheidungen zwangsläufig im Gehirn der Konsumenten abgespeichert. Nimmt man Beispielsweise den SC Paderborn, ohne dem Verein zu nahe treten zu wollen, kann man maximal die Ligaspiele auf dem Bezahlsender Sky verfolgen, sprich man hat doch überhaupt keinerlei Vergleichsmöglichkeiten.
Hinzu kommt, dass der FC Bayern nicht erst seit der Amtszeit von Guardiola Ballbesitzfußball zelebriert. Gleichbedeutend heißt das, dass der Rekordmeister den Ball 2/3 des Spieles in seinen eigenen Reihen hält. Sie spielen sich in die Hälfte des Gegners und in dessen Strafraum. Resultierend daraus ist doch die Wahrscheinlichkeit, dass es viele knifflige Situationen gibt, um ein vielfaches höher. Das natürlich bei diesen kniffligen Entscheidungen auch einige pro Bayern sind braucht man doch garnicht abstreiten, geschuldet sind diese aber eben der genannten Konstellation. Natürlich ist es nicht schön, wenn man gemütlich im Fernsehsessel sitzt, sich 10 verschiedener Einstellungen bedienen kann und eben erst dann sieht, dass man zu Unrecht einen Freistoß oder Strafstoß bekommen hat.
Ein anderer Punkt auf den ich gerne kurz eingehen möchte ist folgender. Woher wissen zum Beispiel die Studienbetreiber oder die Bayernbonus Befürworter was nach einer möglichen Bevorteilung des Rekordmeisters passiert? Wie läuft das Spiel dann weiter? Keiner weiß doch ob der Elfer oder der Freistoß ins Tor geht. Selbst wenn, ist es doch kein Garant für einen Sieg. Ebenso mit Roten Karten. Jeder kennt doch die Situationen. Oft steigert sich das Team welches in Unterzahl agieren muss.
Fußball ist eine komplexe Sache. Dynamik, Taktik, Spielintelligenz haben sich gegenüber früher geändert. Ich bin auch kein Freund von der Aussage: Alles gleicht sich wieder aus. Wie will man denn solche Aussagen belegen? Eben, es geht nicht. Es sind persönliche Empfindungen. Das Spiel nimmt nach gewissen Entscheidungen oft eine Eigendynamik an, die nicht vorhersehbar ist.
Ich bin auch weit entfernt davon krasse Fehlentscheidungen zugunsten meines Vereins gut zu heißen. Ich bin aber auch weit davon entfernt zu sagen, es gäbe einen Bayernbonus. Diese Behauptung würde ja indirekt bedeuten dass man den Schiedsrichtern Manipulationen vorwirft und davon distanziere ich mich.
Und zu guter Letzt gibt es da ja auch noch die Sicht des Schiedsrichters. Keiner von uns kann doch tatsächlich beweisen ob der Schiedsrichter gewisse Szenen so gesehen hat, wie er sie bewertete. Außer er korrigiert seine Sichtweise hinterher in entsprechenden Interviews. Wir sollten den Schiedsrichtern eher vermehrt alle zur Verfügung stehenden Möglichkeiten geben um Fehler zu Minimieren. Aber seien wir doch mal ehrlich, ohne Fehler hätten wir doch nichts zu diskutieren.
Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die Sicht des Schiedsrichters darzulegen. Diese Szene stammt aus dem Spiel Bayern gegen Frankfurt. Die Kopfballvorlage kommt von Müller und in diesem Moment steht der Schiedsrichter-Assistent einfach nicht optimal. Anhand der Linie sieht man, dass es für ihn eben gleiche Höhe war. Würde er optimal stehen, hätte er sicher erkannt, dass Lewandowskis knapp im Abseits steht.
Worauf ich aber abschließend hinaus will ist, dass es Herr Reif geschafft hat, die komplette 1.Hälfte, nur von jener einen Szene und der angeblichen Bevorteilung zu reden. Er nimmt damit bewusst Einfluss auf die Zuschauer und suggeriert ihnen, dass der Verein Bayern München bevorteilt wird. Das ist letztendlich haltlose Polemik, denn jeder Schiedsrichter wird bewertet und kein Schiedsrichter wird es riskieren, dass er demnächst nicht mehr Bundesliga pfeifen darf, weil ihm nachgewiesen werden kann, dass er einen Verein, der mit 10 Punkten überlegen die Bundesliga beherrscht, ein Abseitstor geschenkt hat!
Guter Einwand. Den habe ich völlig vergessen. Kuba hätte sich auch nicht über Rot beschweren können. Mit den Stollen voraus gegen den Knöchel von Schweinsteiger.
Aber wie schon gesagt. In der Regel wird das negative gesucht und keiner beleuchtet die andere Seite, weil die ist nicht so interessant für die Medien.
"Was taktische Fouls angeht, machst du genau den gleichen Fehler wie die meisten."
Nein mache ich nicht, ich habe oben gesagt, dass ich explizit ein Bayernbeispiel nehme weil wir davon reden. Gladbach hat ebenfalls ne Menge gemacht bevor es mal gelb gab gegen Dortmund. Das ist richtig. Ich wollte ein Spiel nehmen was wohl jeder hier gesehen hat, damit alle mitreden können.
Auf die 3 möglichen Elfmetersituationen bin ich gar nicht eingegangen weil das wahrscheinlich zu hitzig wird. Ich kann bei allen 3 Situationen verstehen, dass der Schiedsrichter die Situation nicht vollkommen erkennt und dementsprechend auch nicht handelt, bei einer hätte ich wohl auch keinen Elfmeter gegeben wenn ich es voll sehe (Boateng gegen Subotic + anschließendes Handspiel). Wie gesagt, das sind für mich nicht DIE Entscheidungen, wo man es ablesen könnte, sollte dieser Bonus existieren. Man sieht es an anderen Dingen.
Spox hat doch in einem Artikel behauptet es hätte zuletzt 10 Entscheidungen pro und 9 contra Bayern gegeben. Das war Unsinn. Denn Spox hat sämtliche Entscheidungen unberücksichtigt gelassen, wo es nicht eindeutig war (aus ihrer Sicht). Genau diese Entscheidungen sind aber so wahnsinnig relevant. Ich weiß nicht wie es dann wäre. Aber es ist vollkommener Quatsch bei vielleicht 20-30 gröberen Fehlern pro Team pro Saison nur darauf einzugehen, wo es klar war.
Was das Tor von Hummels angeht, gebe ich dir recht. Es wäre ein großer Vorteil aber die Betonung liegt auf wäre. Wie gesagt, man kann dann weder dafür noch dagegen argumentieren, weil man es eben nicht beweisen kann.
Viel wichtiger wäre es doch, wenn es zu diesem Zeitpunkt schon die Torlinientechnik gegeben hätte. Da würde es solche Diskussion gar nicht geben. Aber selbst hier hat es 2 Anläufe bedurft, bis man zu einem Ergebnis gekommen ist.
das was in Paragraph 12 steht ist ja richtig aber, aus meiner Sicht, in diesem Fall nicht zutrifft ist die klare Torchance. Ich habe es mir gerade nochmal angeguckt, damit ich die Szene nicht aufgrund meines damaligen Bierkonsums falsch in Erinnerung habe.
https://www.youtube.com/watch?v=Bu8WKdkxivk
hier übrigens das Video. Interessante Stellen ab ca. 5:45.
Warum ich der Meinung bin, dass es sich nicht um eine klare Torchance handelt ist, dass Green den Ball zwar über Neuer lupfen will aber der Ball sehr nah an der Seitenlinie landen würde. Bevor der Ball ins Aus geht muss Green jetzt noch an Neuer vorbei kommen und den Ball annehmen. Dann muss er den Ball entweder draufschießen oder zu Jiracek durchstecken. Allerdings ist der nächste Spieler nach Neuer und Green ein Bayer. Xabi Alonso wenn ich mich nicht irre. Für mich wäre das aus der Entfernung und vor allem in der Situation doch etwas schwieriger als es scheinbar für dich ist.
Aber man kann ja über viele Entscheidungen diskutieren. ;)
Genau solche Aussagen sehe ich problematisch und sind mit für die Mär vom Bayernbonus verantwortlich. Jemand der das Spiel nicht gesehen hat, liest dies und denkt sich "Joah, scheint ja was dran zu sein."
Dass der Schiri einfach ne schlechte Linie hatte und Kuba nach einer Viertelstunde und seinem groben Foul gegen Schweinsteiger eigentlich zwingend Gelb hätte sehen müssen und selbst nach einem weiteren Foul kurz danach an Bernat noch immer ohne Karton blieb, wird in solchen Fällen nicht erwähnt - ist ja auch nicht so interessant.
Nein der Bonus ist bei jeder noch so kleinen Fehlentscheidung sofort da, unabhängig von Spielsituation oder Zeitpunkt. Vorteil oder Nachteil, wie klein sie auch sein mögen, spielen immer eine Rolle im weiteren Spielverlauf. Nehmen wir das Pokalfinale war der Bonus sogar riesig und absolut entscheident. Selbst wenn Dortmund vollkommen unterlegen gewesen wäre, ein Führungstor nicht zu bekommen ist massiv, immer. Man kann die Taktik ändern, die Zeit spielt für einen, der Gegner muss kommen, es gibt mehr Räume in der Offensive, moralisch auch alles andere als unwichtig. Und der BVB war nicht komplett unterlegen sondern das Spiel war außerordentlich eng und umkämpft mit wenig echten Chancen. Das macht noch deutlicher, wie entscheident diese Situation war. Vielleicht hätte Bayern das Spiel trotzdem gewonnen, aber das ist vollkommen unerheblich für die Diskussion. Denn was wirklich eindeutig und klar ist, ist nur eins: Dortmund wurde ein massiver Vorteil genommen. Und egal wie es weiter geht, dieser Vorteil verändert das Spiel in absolut jedem Fall positiv für den BVB und negativ für Bayern. Zu behaupten Bayern hätte trotzdem gewonnen hat in dem Moment keine Grundlage mehr. Wie will man das begründen? Dortmund hätte geführt und in dem Moment wo das Tor nicht gegeben wird ist das Spiel bereits unrettbar verzerrt. Wie bei jeder größeren Fehlentscheidung. Da ist jedes Mal sofort das gesamte restliche Spiel unrettbar kaputt. Ich verweise diesbezüglich gerne auf die 5:1 Niederlage von Köln gegen Leverkusen. Köln war 1:0 vorne, hätte dann Elfmeter bekommen müssen und rot für Leno. Danach hat Leverkusen sie platt gemacht aber das Spiel hat nichts mehr mit einem gerechten Ergebnis oder einem wahrscheinlichen Verlauf bei korrekter Entscheidung zu tun.
Trotzdem, ein Vorteil oder Bonus ist es doch nur wenn umgehend nach einer Entscheidung das Spiel zu Ende wäre. Nehmen wir das Pokalfinale und das Tor von Hummels. Irgendwas in der 60. min glaube ich. Klar es war ein Tor und man nimmt dem BVB das 1:0. Das heißt aber nicht im Umkehrschluss, dass der BVB das Spiel gewonnen hätte.
Was das Unterbewusstsein angeht. Klar spielt uns das unbewusst eine Rolle, allerdings werden Schiedsrichter daraufhingehend geschult. Nach jedem Spieltag gibt es Analysen und so weiter. Dies sollte eigentlich ein zu vernachlässigenderer Punkt sein.
Was taktische Fouls angeht, machst du genau den gleichen Fehler wie die meisten. Du greifst auf Beispiele zurück die den FC Bayern betreffen. Genau das ist es was mich eigentlich an der ganzen Berichterstattung etwas ärgert. Taktische Fouls begeht jedes Team. Es ist Mittel zum Zweck. Sie werden von jeder Mannschaft und in jeder Liga angewandt. Natürlich bleiben sie beim FC Bayern prägend im Unterbewusstsein, weil er wie schon erwähnt omnipräsent ist. Und da wären wir wieder beim Unterbewusstsein.
Edit: Die Sache mit Alonso und Auba. Klar war im Nachhinein ein Elfer. Hast du es in Realzeit gesehen?
"Oder schießt hier jeder einfach mal einen Moritz-Stoppelkamp-Gedächtnis-Schuss aus der Hüfte?"
Naja also für diese Entfernung braucht es keinen Diego Sonntagsschuss. Das war 10 Meter vor der Mittellinie. Selbst ich würde mir zutrauen da das leere Tor zu treffen und ich bin bei weitem kein Profifußballer.
Ich weiß nicht ob es dafür eine klare Regel gibt in der Situation aber für mich ist das ganz klar "Verhinderung einer klaren Torchance
Im Regelwerk Paragraph 12 heißt es:
"Das Verhindern einer eindeutigen Torchance des gegnerischen Teams wird mit einem Feldverweis bestraft. Dabei ist unerheblich, ob das Vergehen im Strafraum erfolgte oder nicht."
Wie gesagt. Von einem BL Profi kann man erwarten dass er aus dieser Distanz trifft. Genauso gut kann das benachteilte Team (HSV) die Chance auch zu Ende spielen sprich , Raumgewinn durch Pass in die Spitze und dann ist die Sache noch eindeutiger weil leeres Tor.
Ist halt wahrscheinlich wieder diese Ermessenssache des Schiedrichters in diesem Fall was pro Bayern ausfällt.Aber in der PL hab ich so was vor Jahren schon mal gesehen in einem ähnlichen Fall (absichtliches Handspiel des TW) weit außerhalb des Strafraums und es gab rot.
Hier wär das erste mal in der Historie eine Sky Live Schaltung zu Markus Grinsekatze Merk ganz hilfreich ob es dafür klare Regeln gibt, :)
Xabi Alonso hat sich mehrere Fouls, darunter diverse taktische geleistet, und das schon früh in der Partie, gelb gab es erst in der 75. Minute. Wenn man ihm konsequent und regelkonform direkt beim ersten taktischen Foul gelb gezeigt hätte, wäre sein Spiel anders geworden, weil er hätte aufpassen müssen. Das ist so ein Minivorteil. Insgesamt hat der Schiedsrichter in dem Spiel etwas merkwürdig gepfiffen was Fouls anging, bei taktischen Fouls, die vor allem von Bayern kamen (Die BVB-Spieler wissen ja gar nicht mehr was das ist scheinbar) muss man aber eben gelb geben. Um zu zeigen warum: Wenn 4 Spieler einer Mannschaft einen Angriff mit einem solchen Foul unterbinden und keiner gelb sieht, sind nicht nur 4 Angriffe unterbunden, sondern die Spieler bekommen dazu die absolute Freiheit das pro Spieler noch mindestens ein weiteres Mal zu machen ohne Angst haben zu müssen. Also können direkt 8 Angriffe unterbunden werden. Das ist sehr viel. Darum sind solche Sachen wichtig.
Nur mal als Beispiel warum man nicht nur auf die dicken Dinger, sondern gerade auf die kleinen achten sollte. Kein vernünftiger Schiedsrichter gibt mit voller Absicht einen Elfmeter der keiner war oder nimmt ein Tor zurück welches regulär war.
Aber die vermeintlich kleinen Fehler sind schnell gemacht. Die Fehler wo man dann immer von "kann"-Entscheidungen redet sind schnell gemacht. Und wenn es eine Tendenz geben sollte, wird man sie DA finden.
Kuba war nicht die einzige Nummer wo man gelb geben kann oder auch muss. Der Schiedsrichter lag bei den Zweikämpfen oft nicht auf einer Linie. Wenn ich jeden Scheiß aus dem Spiel aufdrösel sind wir morgen nicht fertig.
Es ging um etwas, was andauernd passiert (taktische Fouls) in einem Spiel, was alle gesehen haben, wo es Bayernbeteiligung gab, die hier explizit Thema ist. Sonst nichts.