24.01.2012 um 11:22 Uhr
Geschrieben von Zyrock
Siegchancen
Es mag eine traurige Erkenntnis sein, aber sie ist wahr: der olympische Gedanke des „Dabei sein ist alles" ist edel und aller Ehren wert, aber auch ein Gedanke, mit dem sich Sportler und vor allem Fans selten anfreunden können. Gewinnen ist nämlich viel schöner. Kein Fußballfan käme auf die Idee nach einem Abstieg zu sagen „wenigstens waren wir diese Saison dabei". Selbst ein Nichtabstieg lockt jenseits der Fahrstuhlclubs niemandem ein Lächeln ins Gesicht, obwohl es immerhin ein Erfolg ist. Von Sportarten und Ligen in denen es keinen Abstieg gibt ganz zu schweigen. Stattdessen dürstet es die Beteiligten quer durch die Sportarten nach Siegen und die Bereitschaft, alles dafür zu tun, ist sehr hoch. Neben den althergebrachten Möglichkeiten seine Chancen zu verbessern (Training, Ausrüstung) wird jede Kleinigkeit genutzt, die helfen soll. Da wird dann auch schon mal das Hemd, der Pulli oder die Rasur des Trainers zum Hoffnungsträger der Fans, ein einzelner Spieler zum Symbol der Hoffnung und Glücksbringer eines ganzen Vereins.
In Zeiten wie heute, in denen nur wenige Spieler (wie z.B. Francesco Totti) oder Trainer (Sir Alex Ferguson, oder auch Thomas Schaaf) einem Verein wirklich die Treue halten, ein riskantes Unterfangen. Zumindest wenn der Erfolg auch langfristig eintreten soll. Viele Vereine haben das längst erkannt und andere Hoffnungsträger gefunden, die als Symbol und Glücksbringer herhalten sollen: Maskottchen.
Allein in der Fußballbundesliga findet sich eine kuriose Sammlung an Ideen, wie man die Hoffnung der Fans personifizieren kann. Manche davon könnten tatsächlich Glück bringen und haben mit dem Verein zu tun (wie z.B. beim Bundesliga-„Dino" HSV) oder spielen auf Stadt („Wölfi" in Wolfsburg) oder Region an (z.B. Ritter „Fränkie" beim FCN), andere wirken eher wie gezwungene Werbemaßnahmen um Kinder zu erfreuen (um da niemanden persönlich anzugreifen als Beispiel meine Gunners mit dem „Gunnersaurus"). Wie gesagt, der Preis, den man für den Sieg zahlen würde, ist hoch. Manchmal sogar so hoch, dass man die Maskottchen wegen Erfolglosigkeit austauscht (Werder Bremen z.B. hatte zunächst „Paco" und dann „Werdi", aktuell kein Maskottchen). Aber reicht es wirklich, einen Studenten in ein heißes, lächerliches Kostüm zu zwängen um seine Chancen auf Erfolg zu verbessern?
Der Effzeh zum Beispiel geht einen anderen Weg: da auch die Spieler und die Trainer, die den Erfolg bringen sollen, lebendig sind (auch wenn gerade beim Effzeh mancher Samstag Nachmittag viele Gründe gibt das zu bezweifeln), ist es auch das Maskottchen, aktuell Hennes VIII. Dass diese Tradition Erfolg bringen kann hat Hennes IV. gezeigt, seines Zeichens Meister und zweifacher Pokalsieger. Die Kehrseite zeigte sein Nachfolger Hennes VII.: die Tierschutzgesetze in unserem Land verhinderten, dass das Tier nach dem ersten Abstieg ordnungsgemäß gelyncht werden konnte und zwei weitere Abstiege folgten bevor er aus gesundheitlichen Gründen eingeschläfert werden musste. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass sein ausgestopfter Körper in der Geschäftsstelle noch heute den hochverdienten Sprung des Effzeh auf die Champions League Plätze verwährt.
Scheinbar ist also auch ein Maskottchen, ob lebendig oder als Kostüm, kein Allheilmittel zur Verbesserung der Siegchancen. Zumindest ein Maskottchen, das vom Verein eingesetzt wurde. Der Fan an sich ist vielleicht auch der viel bessere Glücksbringer, sollte er doch Treu sein und nur das Beste für den Club seines Herzens wollen. Manche ziehen deshalb wie ihre Idole in der Kabine den linken Schuh stets vor dem rechten Schuh an, manche beten vor dem Spiel, manche ziehen wieder und wieder das selbe Trikot an, weil es noch nie verloren hat. Die bekannten Marotten einiger Spieler werden übernommen, manchmal sogar einiger Trainer (das blaue Hemd von Zettel-Ewald, der Pulli vom Ouzo), in der Hoffnung, dass sie Glück bringen. Der Fan versucht, sich selbst zum Maskottchen zu machen, das Glück anzuziehen und am Ende mehr in der Hand zu haben als den Restschweiß eines warmen Händedrucks. Ein Tinnitus von der Meisterparty ist eben doch viel schöner als der Nachhall der Worte „vielleicht nächstes Jahr".
So trägt man jedes Mal den gleichen Schal im Stadion, weil der Herzensverein dann stetst gewinnt. Manchmal kann Fußball so einfach sein! Die Dauerkartenbesitzer unter uns runzeln vermutlich gerade die Stirn. Jede Woche das gleiche Trikot, der gleiche Schal und die gleiche ungewaschene Unterhose und trotzdem gewinnt, verliert und „remist" der Club wie er will.
Vielleicht ist das doch nicht so einfach, mit dem Glück im Sport. Vielleicht kann man sich schlicht nicht aussuchen, ob man ein Glücksbringer wird. Und vor allem nicht, für welche Mannschaft. Der von uns allen geschätzte midget zum Beispiel scheint eher das Gegenteil zu sein, wenn er im Stadion ist werden die Spieler des Effzeh regelmäßig nervös ob des hohen Besuchs und verlieren.
Auch ich musste unlängst die bittere Erfahrung machen, dass man nicht zwingend ein Glücksbringer für seine Mannschaft ist. Viel schlimmer noch: man kann auch ein Glücksbringer für den Gegner sein! Zwei Mal sah ich die Hertha im Stadion, in Köln und in Berlin, beide Spiele gewann der Hauptstadtclub mit 3:0. Zufall? Unmöglich! Eindeutig bin ich geworden, wovor jeder Fan Angst hat: ein Glücksbringer für einen gegnerischen Verein.
Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ist es auch noch die Hertha, der Club meines Gegenspielers in dieser Blogpokal-Runde. Statt meine Siegchancen zu verbessern, bin ich der Glücksbringer für meinen Gegner. Deshalb bleibt mir nur zu sagen: herzlichen Glückwunsch zum Einzug in die nächste Runde, Josh! Ach ja, und viel Glück! Oder ist es am Ende doch alles Aberglaube?
Dieser Blog ist ein Beitrag zum Blogpokal 2011/12. Zur Bewertung des Blogs hinterlasst bitte einen Kommentar mit einer Note von 1 (schlecht) – 10 (hervorragend) und einem kurzen Satz zur Begründung. Mein Kontrahent ist Josh9.
In Zeiten wie heute, in denen nur wenige Spieler (wie z.B. Francesco Totti) oder Trainer (Sir Alex Ferguson, oder auch Thomas Schaaf) einem Verein wirklich die Treue halten, ein riskantes Unterfangen. Zumindest wenn der Erfolg auch langfristig eintreten soll. Viele Vereine haben das längst erkannt und andere Hoffnungsträger gefunden, die als Symbol und Glücksbringer herhalten sollen: Maskottchen.
Allein in der Fußballbundesliga findet sich eine kuriose Sammlung an Ideen, wie man die Hoffnung der Fans personifizieren kann. Manche davon könnten tatsächlich Glück bringen und haben mit dem Verein zu tun (wie z.B. beim Bundesliga-„Dino" HSV) oder spielen auf Stadt („Wölfi" in Wolfsburg) oder Region an (z.B. Ritter „Fränkie" beim FCN), andere wirken eher wie gezwungene Werbemaßnahmen um Kinder zu erfreuen (um da niemanden persönlich anzugreifen als Beispiel meine Gunners mit dem „Gunnersaurus"). Wie gesagt, der Preis, den man für den Sieg zahlen würde, ist hoch. Manchmal sogar so hoch, dass man die Maskottchen wegen Erfolglosigkeit austauscht (Werder Bremen z.B. hatte zunächst „Paco" und dann „Werdi", aktuell kein Maskottchen). Aber reicht es wirklich, einen Studenten in ein heißes, lächerliches Kostüm zu zwängen um seine Chancen auf Erfolg zu verbessern?
Der Effzeh zum Beispiel geht einen anderen Weg: da auch die Spieler und die Trainer, die den Erfolg bringen sollen, lebendig sind (auch wenn gerade beim Effzeh mancher Samstag Nachmittag viele Gründe gibt das zu bezweifeln), ist es auch das Maskottchen, aktuell Hennes VIII. Dass diese Tradition Erfolg bringen kann hat Hennes IV. gezeigt, seines Zeichens Meister und zweifacher Pokalsieger. Die Kehrseite zeigte sein Nachfolger Hennes VII.: die Tierschutzgesetze in unserem Land verhinderten, dass das Tier nach dem ersten Abstieg ordnungsgemäß gelyncht werden konnte und zwei weitere Abstiege folgten bevor er aus gesundheitlichen Gründen eingeschläfert werden musste. Es gibt gute Gründe anzunehmen, dass sein ausgestopfter Körper in der Geschäftsstelle noch heute den hochverdienten Sprung des Effzeh auf die Champions League Plätze verwährt.
Scheinbar ist also auch ein Maskottchen, ob lebendig oder als Kostüm, kein Allheilmittel zur Verbesserung der Siegchancen. Zumindest ein Maskottchen, das vom Verein eingesetzt wurde. Der Fan an sich ist vielleicht auch der viel bessere Glücksbringer, sollte er doch Treu sein und nur das Beste für den Club seines Herzens wollen. Manche ziehen deshalb wie ihre Idole in der Kabine den linken Schuh stets vor dem rechten Schuh an, manche beten vor dem Spiel, manche ziehen wieder und wieder das selbe Trikot an, weil es noch nie verloren hat. Die bekannten Marotten einiger Spieler werden übernommen, manchmal sogar einiger Trainer (das blaue Hemd von Zettel-Ewald, der Pulli vom Ouzo), in der Hoffnung, dass sie Glück bringen. Der Fan versucht, sich selbst zum Maskottchen zu machen, das Glück anzuziehen und am Ende mehr in der Hand zu haben als den Restschweiß eines warmen Händedrucks. Ein Tinnitus von der Meisterparty ist eben doch viel schöner als der Nachhall der Worte „vielleicht nächstes Jahr".
So trägt man jedes Mal den gleichen Schal im Stadion, weil der Herzensverein dann stetst gewinnt. Manchmal kann Fußball so einfach sein! Die Dauerkartenbesitzer unter uns runzeln vermutlich gerade die Stirn. Jede Woche das gleiche Trikot, der gleiche Schal und die gleiche ungewaschene Unterhose und trotzdem gewinnt, verliert und „remist" der Club wie er will.
Vielleicht ist das doch nicht so einfach, mit dem Glück im Sport. Vielleicht kann man sich schlicht nicht aussuchen, ob man ein Glücksbringer wird. Und vor allem nicht, für welche Mannschaft. Der von uns allen geschätzte midget zum Beispiel scheint eher das Gegenteil zu sein, wenn er im Stadion ist werden die Spieler des Effzeh regelmäßig nervös ob des hohen Besuchs und verlieren.
Auch ich musste unlängst die bittere Erfahrung machen, dass man nicht zwingend ein Glücksbringer für seine Mannschaft ist. Viel schlimmer noch: man kann auch ein Glücksbringer für den Gegner sein! Zwei Mal sah ich die Hertha im Stadion, in Köln und in Berlin, beide Spiele gewann der Hauptstadtclub mit 3:0. Zufall? Unmöglich! Eindeutig bin ich geworden, wovor jeder Fan Angst hat: ein Glücksbringer für einen gegnerischen Verein.
Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, ist es auch noch die Hertha, der Club meines Gegenspielers in dieser Blogpokal-Runde. Statt meine Siegchancen zu verbessern, bin ich der Glücksbringer für meinen Gegner. Deshalb bleibt mir nur zu sagen: herzlichen Glückwunsch zum Einzug in die nächste Runde, Josh! Ach ja, und viel Glück! Oder ist es am Ende doch alles Aberglaube?
Dieser Blog ist ein Beitrag zum Blogpokal 2011/12. Zur Bewertung des Blogs hinterlasst bitte einen Kommentar mit einer Note von 1 (schlecht) – 10 (hervorragend) und einem kurzen Satz zur Begründung. Mein Kontrahent ist Josh9.
Aufrufe: 3695 | Kommentare: 36 | Bewertungen: 15 | Erstellt:24.01.2012
ø 9.1
KOMMENTARE
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28.01.2012 | 00:34 Uhr
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Rodnox :
Bewertung geschlossen
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26.01.2012 | 09:18 Uhr
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mayoble :
Ich schreib jetzt hier auch mal was drunter, auch wenn es nichts neues ist. Dein Blog gefällt mir gut, ärgerlicherweise fehlt dir halt ein bisschen bis zu Joshs Tempo. Um es mit Peter Licht zu sagen: Da kann man nix machen.8 Punkte
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26.01.2012 | 08:38 Uhr
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ShoWmE :
Klasse Blog. Gerade auch nochmal in der Küche gewesen und mich heute für meine Bayerntasse entschieden, da sie wohl an Spieltagen noch nicht das Glück bringt wie ich es mir Wünsche (letzter Freitag ist ein gutes Beispiel) .Meine Punkte vergabe: Zyrock 10 Punkte und Josh9 8 Punkte
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25.01.2012 | 22:52 Uhr
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PaddyS :
Das Ende ist Spitze, ein völlig logischer Schluss, der leider (für dich) hier realität wird. Da der Rest des Blogs leider nicht allzu viel besonderes hergibt.8 Punkte
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25.01.2012 | 18:05 Uhr
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25.01.2012 | 15:04 Uhr
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TuB1904 :
Also das muss man erstmal toppen, was hier beide auf die Beine gestellt haben. Beide bekommen die 10!
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25.01.2012 | 14:19 Uhr
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sowieso :
Schönes Ding zyrock.
Ehrlich!
Schön zu lesen und zum schmunzeln.
Ich mag Deine Schreibe - und den FC.
Aber was Josh Dir da vor den Kopf knallt, das ist Extraklasse!
8 Punkte
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25.01.2012 | 11:16 Uhr
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sabres :
eigentlich bin ich ehrlich.... ich kann damit null anfangen, gebe dir trotzdem 7 Punkte.
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25.01.2012 | 09:29 Uhr
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donluka :
Was für eine starke Runde!
Und mit 2 völlig unterschiedlichen Stilen: Joshs Blog trinkt sich wie Schnaps. Er brennt im Hals und am Ende ist man besoffen und sieht Sterne. Zyrocks Blog liest sich weicher, wie ein guter Glühwein. Es ist eine Frage des Geschmacks, womit man sich benebeln möchte. Beides kann zum jeweiligen Anlass passen.
Worauf ich hinaus will: Ich finde es extrem schwierig, diese beiden extrem geilen Blogs miteinander zu vergleichen. Und da ich beide (Blogs und Autoren) mag und jetzt auch nicht hingehen und mir meinen Viertelfinalgegner durch Bewertung mit aussuchen möchte, nehme ich mir das Recht heraus und gebe
Zyrock UND Josh je 10 Punkte
Stark, Jungens!
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