Blogpokal 2009 / 10
22.04.2010 um 13:22 Uhr
Geschrieben von Voegi
Sigmund vs. Freud
Spiel um Platz 3 ist nun mal eine ziemlich menschenunwürdige Angelegenheit. Für mich ja als alten Agnostiker ja so etwas wie die eigene Konfirmation. Will man nicht, mag man nicht, macht man aber trotzdem – weil es sich so gehört. Bin also dabei, aber ohne Gegner. Weil Büchse weder Zeit und Lust hatte. Ist für mich aber kein Problem. Blog ich halt gegen mich selbst – wozu hat man schließlich eine gespaltene Persönlichkeit. Also nutze ich die einmalige Chance und weihe Euch in die antagonistische Welt meiner zwei Ichs ein.
Blicken wir also zurück auf den letzten Sonntag, als ich mir die Scherben des gerade stattgefundenen Blogpokalhalbfinales besah. Und da meldete sich dann plötzlich mein emotionales Ich zu Wort – nennen wir es aufgrund seiner zumeist hedonistischen Haltung der Einfachheit halber: Freud. Und Freud sagte dann ganz laut einfach mal: "Scheiße!" Und gleich noch einmal ganz deutlich und unverkennbar: "Scheiße!" Denn Freud ist ehrgeizig, will gewinnen und ärgert sich eben, wenn es nicht so läuft wie gewünscht. Denn es lief wirklich nicht so, wie sich Freud das vorgestellt hatte: Das Blog war persönlich, ja richtiggehend offenherzig, und wurde eigentlich auch für gut gefunden. Aber die Abstimmung lief mal wieder irgendwie komisch. "Scheiß Hater", sagte Freud, und beschloss, das Duell verloren zu geben. Auf Rumgeeier hatte Freud noch nie Bock. "Wenn sie es so wollen, sollen sie es so kriegen. Verlier ich eben. Aber Blog um Platz 3 rotze ich nur noch so hin." Sagte sich Freud und schmollte, den ganzen Weltschmerz vor sich treibend, rum. Und dann schaltete sich auf einmal die Stimme der Vernunft ein, Sigmund, der rationale Teil meiner ach so zerrissenen Persönlichkeit. Und Sigmund nahm Freud an die Hand und tröstete ihn "Komm Junge, nimm's nicht so schwer. Ist doch nur Blogpokal! Ist doch nur ein Spiel. Nimm das doch nicht so ernst. Zeig Größe. Sei ein guter Verlierer. Gratulier Deinem Gegner und liefer einen ordentlichen Blog um Platz 3 ab. Zeig ihnen, dass du zu Unrecht ausgeschieden bist. Mach das so!".
Ja, so saßen sie nun da. Sigmund und Freund, Seite an Seite, mal wieder sehr uneins in der Frage, wie man den Irrungen und Wirrungen des Lebens begegnen solle: Emotional mit voller Breitseite, von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt? Oder doch wohl überlegt, mit rationaler Ausgeglichenheit? Und auch diesmal erledigten die Zwei das so, wie sie es bislang immer gehandhabt hatten: Mit einem für beide Seiten tragbaren Kompromiss. Sigmund überzeugte Freud davon, dass man sich der Sache stellen und einen vernünftigen Blog um Platz 3 ablegen müsse. Dass er seinem Gegner gratulieren und seine Leistung anerkennen solle. Und Freud erhielt von Sigmund umgekehrt die Erlaubnis, aus seinem Herzen keine Mördergrube machen zu müssen und das Unbehagen aussprechen zu dürfen. Freud war da sehr hartnäckig und fuhr schwere Geschütze auf. Sogar Drohungen: Wenn er seinem Ärger keine Luft machen dürfe, könne er in Zukunft nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.
So einigten sich die Beide und waren mit sich und der Welt fortan wieder im Reinen. Doch es warteten bereits die nächsten Konflikte, die die beiden vögi-internen Streitgeister miteinander konfrontieren sollten. Welches Spiel sollte man denn nun bebloggen? Freud warf einen Blick auf die Spieltagsansetzungen und rief mit kindlicher Euphorie: "Gladbach-Bayern! Das will ich! Das ist Tradition. Da sind meine Bayern dabei. Das nehmen wir." Und Sigmund beschwichtigte in großväterlicher Fürsorge "Lass das, Freud. Das ist zu heiß. Da hast du dich nicht unter Kontrolle. Da wirst du mir wieder zu emotional. Nimm etwas Klareres, Leichteres, etwas, wo die Argumente auf der Hand liegen. Bremen – Köln. Oder Leverkusen – Hannover!". "Oder Hertha – Schalke!!" juchzte Freud. Sigmund hielt kurz inne und stammelte in dem ihm eigenen Duktus zur Schau gestellter Vergeistigung "Oder Hertha - Schalke, ja. Doch sei auf der Hut!".
Damit fingen die Probleme aber erst an. Welchen Spielausgang solle man für diese Partie denn nun prognostizieren. Für Freud war das natürlich sofort klar "Hertha gewinnt! Und meine Bayern sind Meister!". Sigmund verdrehte die Augen, so wie es immer tat, wenn Freud eine seiner unüberlegten Gefühlsduseleien zum Besten gegeben hatte. "Hertha gewinnt? Woher nimmst du diese Erkenntnis, mein Freund?". Freud grinste über beide Wangen seines virtuellen Ichs und frohlockte "Weiß ich gar nicht. Hab ich aber im Urin. Wird so kommen. Spür ich!". Sigmund ließ sich ein paar Sekunden Zeit, um dann mit mahnender Stimme einen Appell an seinen alten Weggefährten zu richten "Spüren? Im Urin? Im Fußball zählen Argumente. Keine vagen Empfindungen. Ich erzähl dir mal was: Hertha hat in diesem Jahr noch kein einziges Heimspiel gewonnen. Und ausgerechnet gegen Schalke soll ihnen das nun gelingen? Ist das nicht ziemlich absurd?". "Ach absurd, absurd. Hier: Hannover – Schalke 4:2. Das war auch absurd und kam trotzdem so." "Nun ja, da magst du Recht haben. Aber die Gesetze der Wahrscheinlichkeit lehren uns doch, dass sich so etwas so schnell nicht wiederholt!". "Ach Gottchen: Gesetze der Wahrscheinlichkeit. Was für ein Fan bist Du denn?" "Gar keiner. Ich bin ein interessierter Beobachter.". "Ja, so siehst du auch aus!" Sigmund wirkte ein wenig verärgert. Freuds Provokationen gingen nicht spurlos an ihm vorüber. Doch er ließ sich nicht irritieren und entgegneter mit seltener Bestimmtheit "Es ist doch so: Hertha gewinnt zu Hause nicht und Schalke spielt um die Meisterschaft. Daraus folgt: Schalke wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gewinnen. Alle Daten sprechen für ein 0:2!". Freud frotzelte zurück "Lass du nur deine Daten sprechen. Ich vertraue auf meine innere Stimme. Und die sagt: Hertha macht das Ding. 1:0! Gekas in der 89.! Klare Kiste!". Sigmund wurde es langsam zu albern "Bei allem Respekt für deine subtilen Empfindungen. Aber denk doch einmal daran, wie wir ganze Tippspiele gewonnen haben. Immer schön mit 2:1- und 1:0-Tipps für den Favoriten. Und eben nicht mit irgendwelchen spontanen Eingebungen.". "Pfft! Eingebungen. Ich weiß das eben. Das kommt so! Glaub mir einfach!". "Ich glaube gar nichts. Ich vertraue wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sonst nichts…"
So ging das dann noch mehrere Stunden nicht weiter. Und die Beiden schafften es diesmal nicht wie sonst, einen Kompromiss zu finden. Auf ein Unentschieden wollten sich Sigmund und Freud dann auch nicht einigen. Die beiden Herren werden eben alt und mit dem fortschreitenden Alter auch zunehmend sturer.
Zum Glück war eine Einigung in dem Fall aber auch gar nicht erforderlich. Das ist eben das Schöne, wenn man gegen sich selbst bloggt. Da kann man die Entscheidung offen lassen und sie in die Hände der User legen. Sollen die also entscheiden, wer von den Beiden Recht hat. Sigmund oder Freud?
Mir ist es übrigens ziemlich schnuppe, wer von den Beiden gewinnt. Hauptsache ich.
Blicken wir also zurück auf den letzten Sonntag, als ich mir die Scherben des gerade stattgefundenen Blogpokalhalbfinales besah. Und da meldete sich dann plötzlich mein emotionales Ich zu Wort – nennen wir es aufgrund seiner zumeist hedonistischen Haltung der Einfachheit halber: Freud. Und Freud sagte dann ganz laut einfach mal: "Scheiße!" Und gleich noch einmal ganz deutlich und unverkennbar: "Scheiße!" Denn Freud ist ehrgeizig, will gewinnen und ärgert sich eben, wenn es nicht so läuft wie gewünscht. Denn es lief wirklich nicht so, wie sich Freud das vorgestellt hatte: Das Blog war persönlich, ja richtiggehend offenherzig, und wurde eigentlich auch für gut gefunden. Aber die Abstimmung lief mal wieder irgendwie komisch. "Scheiß Hater", sagte Freud, und beschloss, das Duell verloren zu geben. Auf Rumgeeier hatte Freud noch nie Bock. "Wenn sie es so wollen, sollen sie es so kriegen. Verlier ich eben. Aber Blog um Platz 3 rotze ich nur noch so hin." Sagte sich Freud und schmollte, den ganzen Weltschmerz vor sich treibend, rum. Und dann schaltete sich auf einmal die Stimme der Vernunft ein, Sigmund, der rationale Teil meiner ach so zerrissenen Persönlichkeit. Und Sigmund nahm Freud an die Hand und tröstete ihn "Komm Junge, nimm's nicht so schwer. Ist doch nur Blogpokal! Ist doch nur ein Spiel. Nimm das doch nicht so ernst. Zeig Größe. Sei ein guter Verlierer. Gratulier Deinem Gegner und liefer einen ordentlichen Blog um Platz 3 ab. Zeig ihnen, dass du zu Unrecht ausgeschieden bist. Mach das so!".
Ja, so saßen sie nun da. Sigmund und Freund, Seite an Seite, mal wieder sehr uneins in der Frage, wie man den Irrungen und Wirrungen des Lebens begegnen solle: Emotional mit voller Breitseite, von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt? Oder doch wohl überlegt, mit rationaler Ausgeglichenheit? Und auch diesmal erledigten die Zwei das so, wie sie es bislang immer gehandhabt hatten: Mit einem für beide Seiten tragbaren Kompromiss. Sigmund überzeugte Freud davon, dass man sich der Sache stellen und einen vernünftigen Blog um Platz 3 ablegen müsse. Dass er seinem Gegner gratulieren und seine Leistung anerkennen solle. Und Freud erhielt von Sigmund umgekehrt die Erlaubnis, aus seinem Herzen keine Mördergrube machen zu müssen und das Unbehagen aussprechen zu dürfen. Freud war da sehr hartnäckig und fuhr schwere Geschütze auf. Sogar Drohungen: Wenn er seinem Ärger keine Luft machen dürfe, könne er in Zukunft nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten.
So einigten sich die Beide und waren mit sich und der Welt fortan wieder im Reinen. Doch es warteten bereits die nächsten Konflikte, die die beiden vögi-internen Streitgeister miteinander konfrontieren sollten. Welches Spiel sollte man denn nun bebloggen? Freud warf einen Blick auf die Spieltagsansetzungen und rief mit kindlicher Euphorie: "Gladbach-Bayern! Das will ich! Das ist Tradition. Da sind meine Bayern dabei. Das nehmen wir." Und Sigmund beschwichtigte in großväterlicher Fürsorge "Lass das, Freud. Das ist zu heiß. Da hast du dich nicht unter Kontrolle. Da wirst du mir wieder zu emotional. Nimm etwas Klareres, Leichteres, etwas, wo die Argumente auf der Hand liegen. Bremen – Köln. Oder Leverkusen – Hannover!". "Oder Hertha – Schalke!!" juchzte Freud. Sigmund hielt kurz inne und stammelte in dem ihm eigenen Duktus zur Schau gestellter Vergeistigung "Oder Hertha - Schalke, ja. Doch sei auf der Hut!".
Damit fingen die Probleme aber erst an. Welchen Spielausgang solle man für diese Partie denn nun prognostizieren. Für Freud war das natürlich sofort klar "Hertha gewinnt! Und meine Bayern sind Meister!". Sigmund verdrehte die Augen, so wie es immer tat, wenn Freud eine seiner unüberlegten Gefühlsduseleien zum Besten gegeben hatte. "Hertha gewinnt? Woher nimmst du diese Erkenntnis, mein Freund?". Freud grinste über beide Wangen seines virtuellen Ichs und frohlockte "Weiß ich gar nicht. Hab ich aber im Urin. Wird so kommen. Spür ich!". Sigmund ließ sich ein paar Sekunden Zeit, um dann mit mahnender Stimme einen Appell an seinen alten Weggefährten zu richten "Spüren? Im Urin? Im Fußball zählen Argumente. Keine vagen Empfindungen. Ich erzähl dir mal was: Hertha hat in diesem Jahr noch kein einziges Heimspiel gewonnen. Und ausgerechnet gegen Schalke soll ihnen das nun gelingen? Ist das nicht ziemlich absurd?". "Ach absurd, absurd. Hier: Hannover – Schalke 4:2. Das war auch absurd und kam trotzdem so." "Nun ja, da magst du Recht haben. Aber die Gesetze der Wahrscheinlichkeit lehren uns doch, dass sich so etwas so schnell nicht wiederholt!". "Ach Gottchen: Gesetze der Wahrscheinlichkeit. Was für ein Fan bist Du denn?" "Gar keiner. Ich bin ein interessierter Beobachter.". "Ja, so siehst du auch aus!" Sigmund wirkte ein wenig verärgert. Freuds Provokationen gingen nicht spurlos an ihm vorüber. Doch er ließ sich nicht irritieren und entgegneter mit seltener Bestimmtheit "Es ist doch so: Hertha gewinnt zu Hause nicht und Schalke spielt um die Meisterschaft. Daraus folgt: Schalke wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gewinnen. Alle Daten sprechen für ein 0:2!". Freud frotzelte zurück "Lass du nur deine Daten sprechen. Ich vertraue auf meine innere Stimme. Und die sagt: Hertha macht das Ding. 1:0! Gekas in der 89.! Klare Kiste!". Sigmund wurde es langsam zu albern "Bei allem Respekt für deine subtilen Empfindungen. Aber denk doch einmal daran, wie wir ganze Tippspiele gewonnen haben. Immer schön mit 2:1- und 1:0-Tipps für den Favoriten. Und eben nicht mit irgendwelchen spontanen Eingebungen.". "Pfft! Eingebungen. Ich weiß das eben. Das kommt so! Glaub mir einfach!". "Ich glaube gar nichts. Ich vertraue wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sonst nichts…"
So ging das dann noch mehrere Stunden nicht weiter. Und die Beiden schafften es diesmal nicht wie sonst, einen Kompromiss zu finden. Auf ein Unentschieden wollten sich Sigmund und Freud dann auch nicht einigen. Die beiden Herren werden eben alt und mit dem fortschreitenden Alter auch zunehmend sturer.
Zum Glück war eine Einigung in dem Fall aber auch gar nicht erforderlich. Das ist eben das Schöne, wenn man gegen sich selbst bloggt. Da kann man die Entscheidung offen lassen und sie in die Hände der User legen. Sollen die also entscheiden, wer von den Beiden Recht hat. Sigmund oder Freud?
Mir ist es übrigens ziemlich schnuppe, wer von den Beiden gewinnt. Hauptsache ich.
Aufrufe: 4807 | Kommentare: 28 | Bewertungen: 41 | Erstellt:22.04.2010
ø 9.2
KOMMENTARE
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22.04.2010 | 16:36 Uhr
0
La_Pulga :
Hehe, ein kleiner Ausflug in die Freusche Analyse!Gefällt mir, war wirklich stark, ich hab es gerne gelesen...
Freud als "ES" und Sigmund als "Über-Ich", auch darauf muss mal im Bezug auf Fussball und ein Blogduell gegen sich selber erstmal kommen
Schade, dass das "Ich" also Du, keine Entscheidung gefunden hat...
Dafür hab ich eine gefunden: 10 Punkte und der Sieger ist Freud, weil letztendlich immer die Triebe siegen
1
22.04.2010 | 16:02 Uhr
0
ich habe meine teilnehmerstimme abgegeben.
bin gespannt wie es ausgeht. wünsche beiden viel glück
0
22.04.2010 | 15:47 Uhr
0
alex_cox :
Ganz ehrlich... Bester Blog den ich je gelesen habe!! Dieser Blog glänzt ja blitzt vor genialität! Kein typisch 0815 kein Schema F, ganz großes Kino war das! Hätte noch 10000 Zeichen länger sein können. Etwas fällt dabei auf. Du blogst mit Herz und vorallem viel Verstand!
Ich fordere hier ein klaren Trostplogpokal, ich fordere den Sieger der Herzen Pokal! Vögi... ich will ein Kind von dir!!!
1
22.04.2010 | 15:25 Uhr
0
xxlhonk :
Was heißt hier:Wurde abgelehnt?
Tzz.
Wenn das der Pramel liest, brennt in München aber der Baum.
Lichterloh.
Wozu gibt es schließlich Regeln?
1
22.04.2010 | 15:18 Uhr
0
Voegi :
hatte ich vorgeschlagen: uservoting: sigmund - freudwurde abgelehnt...
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22.04.2010 | 15:16 Uhr
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xxlhonk :
Wieso kann man diese Woche nicht voten?Das grenzt doch die User aus.
Was soll denn das bitte?
1
22.04.2010 | 15:03 Uhr
0
meine teilnehmervoting-stimme geht trotzdem an büchse
ne spaß: freud für mich der sieger der sigmund ist mir da zu steif...
danke dir!
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toller blog vögi. und auch wenn du ein kleiner agnostiker bist, ich will kein kind von dir, aber ich glaub an dich.