12.03.2011 um 21:42 Uhr
Geschrieben von Voegi
Spielanalyse Bayern - HSV
(K)ein Grund zum Nörgeln
Ich musste schon ein wenig schmunzeln, als ich in Bayerns voraussichtlicher Aufstellung auf SPOX das Innenverteidiger-Duo van Buyten – Luiz Gustavo erblickte. So viel Kreativität habe ich unserem scheidenden General dann doch nicht zugetraut und lag damit – wie so oft bei van Gaal – grundlegend falsch. Doch zum Glück kann ich mir diesmal ausschweifende Gedanken über unser Defensiv-Konzept sparen. Nach einem 6:0-Heimsieg braucht man sich nicht um die Abwehr zu kümmern. Ein solches Ergebnis lässt selbst für mich viel als notorischen Nörgler wenig Raum zur Kritik.
Nur ein bisschen… Denn das, was wir in der Anfangsphase boten, gefiel mir mal wieder ganz und gar nicht. Offensiv ideen- und konzeptlos, hinten mal wieder mit einigen besorgniserregenden Stellungsfehlern – das Match gegen den HSV ließ sich nicht wirklich gut am. Umso schöner, dass sich unsere Mannschaft richtiggehend ins Spiel reinbiss und immer mehr die Kontrolle gewann. Mitte der 1. Halbzeit waren wir endlich Herr im eigenen Hause (was die zuweilen gespenstische Atmosphäre in der Arena allerdings nicht vermuten ließ) und arbeiteten uns einige gute Gelegenheiten heraus.
Dass uns ein Torerfolg zunächst verwehrt blieb, lag an Pech und Unvermögen gleichermaßen. Zwar trafen unsere Jungs insgesamt drei Mal den Pfosten, stellten sich im gegnerischen Strafraum aber auch nicht sonderlich glücklich an. Gerade Gomez, dem man ein unbändiges Bemühen nicht absprechen konnte, wirkte mitunter etwas übereifrig. So bedurfte es wieder eines Geniestreichs Arjen Robbens, der den Ball zum hochverdienten 1:0 in die Maschen setzte.
Das, was sich nach dem Halbzeitwechsel auf dem Rasen der Arena zutrug, war dann reinster Balsam für die angeschlagene Bayern-Seele – aber eben auch eine pure Provokation der eingefleischten HSV-Anhänger. Denn so dynamisch und kreativ, wie unsere Mannschaft agierte, so lust- und einfallslos präsentierte sich der HSV. Ja, die Hamburger waren schwach, geradezu bemitleidenswert schwach. Das darf man, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht unter den Tisch fallen lassen. Und dennoch darf man mit Fug und Recht begeistert sein über das, was die Bayern in den zweiten 45 Minuten boten und was man angesichts der letzten Wochen so wohl nicht für möglich gehalten hätte.
Neben Arjen Robben, der mit drei Toren zum Mann des Tages avancierte, überzeugte vor allen Dingen Franck Ribéry. Ein Tor und drei Vorlagen sprechen eine deutliche Sprache. Und irgendwie hatte man bei Westermanns Eigentor den Eindruck, als wollte der HSV-Verteidiger die formidable Vorarbeit des Franzosen mit seinem Schienbein-Abstauber ganz bewusst zum Torerfolg veredeln.
Auffallend am Bayern-Spiel der zweiten Halbzeit waren vor allem die schnellen Gegenangriffe, die sich zu einem für van Gaal-Verhältnisse eher untypischen Konterspiel zusammenfügten. Begünstigt durch die zuweilen sehr hoch stehende HSV-"Verteidigung" konnten sich Robben, Ribéry & Co. immer wieder zügig nach vorne kombinieren und so die nicht nur vom Trainer gewünschten Torchancen kreieren. Die Tore waren denn auch nichts anderes als die logische Konsequenz spielerischer Überlegenheit, so dass der Sieg auch in dieser Höhe am Ende absolut verdient war.
Da die drei Punkte relativ schnell feststanden, konnte van Gaal auch den einen oder anderen Akteur für das Mailand-Spiel schonen und Reservisten eine Chance geben. Hamit Altintop konnte diese Chance mit seiner Vorarbeit zum 5:0 zumindest ansatzweise nützen. Miroslav Klose dagegen agierte wieder mal unglücklich.
Von einer Benotung der einzelnen Spieler will ich diesmal aber ganz bewusst absehen. Nach einem 6:0 neigt man dazu, massenhaft 1er zu verteilen und schaut aus lauter Verzückung wohl auch über die eine oder andere Unzulänglichkeit hinweg. Dass Robbery das spielentscheidende Duo bildete, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. Daneben gefielen mir persönlich außerdem Müller und Kroos recht gut. Echte Schwachstellen konnte man heute allerdings auch nicht ausmachen.
Bezüglich des Politikums "Schickeria" will ich mich an dieser Stelle nicht äußern. Da ich die genaue Sachlage nicht kenne, halte ich es lieber mit Dieter Nuhr… Die Stimmung in der Allianz-Arena gab aber in jedem Falle Anlass zu Sorge. Wenn man in einem ausverkauften Stadion über lange Zeit nur die meistgereisten Fans der Gastmannschaft vernehmen kann, dann stimmt etwas nicht. So etwas darf bei einem Verein wie dem FC Bayern einfach nicht sein. Ob dies nun eine Frage der Ultras ist oder ob sich hier nicht vielleicht ein viel tieferliegendes Problem des Vereins offenbart, sei einmal dahingestellt. Aber fest steht zumindest, dass so etwas die Ausnahme bleiben muss.
Hoffen wir also, dass sich die atmosphärischen Spannungen in jeder Hinsicht bald lösen und dass wir in den nächsten Wochen häufiger solche Spiele zu sehen bekommen wie am heutigen Samstag.
Auf geht's, Ihr Roten!
Ich musste schon ein wenig schmunzeln, als ich in Bayerns voraussichtlicher Aufstellung auf SPOX das Innenverteidiger-Duo van Buyten – Luiz Gustavo erblickte. So viel Kreativität habe ich unserem scheidenden General dann doch nicht zugetraut und lag damit – wie so oft bei van Gaal – grundlegend falsch. Doch zum Glück kann ich mir diesmal ausschweifende Gedanken über unser Defensiv-Konzept sparen. Nach einem 6:0-Heimsieg braucht man sich nicht um die Abwehr zu kümmern. Ein solches Ergebnis lässt selbst für mich viel als notorischen Nörgler wenig Raum zur Kritik.
Nur ein bisschen… Denn das, was wir in der Anfangsphase boten, gefiel mir mal wieder ganz und gar nicht. Offensiv ideen- und konzeptlos, hinten mal wieder mit einigen besorgniserregenden Stellungsfehlern – das Match gegen den HSV ließ sich nicht wirklich gut am. Umso schöner, dass sich unsere Mannschaft richtiggehend ins Spiel reinbiss und immer mehr die Kontrolle gewann. Mitte der 1. Halbzeit waren wir endlich Herr im eigenen Hause (was die zuweilen gespenstische Atmosphäre in der Arena allerdings nicht vermuten ließ) und arbeiteten uns einige gute Gelegenheiten heraus.
Dass uns ein Torerfolg zunächst verwehrt blieb, lag an Pech und Unvermögen gleichermaßen. Zwar trafen unsere Jungs insgesamt drei Mal den Pfosten, stellten sich im gegnerischen Strafraum aber auch nicht sonderlich glücklich an. Gerade Gomez, dem man ein unbändiges Bemühen nicht absprechen konnte, wirkte mitunter etwas übereifrig. So bedurfte es wieder eines Geniestreichs Arjen Robbens, der den Ball zum hochverdienten 1:0 in die Maschen setzte.
Das, was sich nach dem Halbzeitwechsel auf dem Rasen der Arena zutrug, war dann reinster Balsam für die angeschlagene Bayern-Seele – aber eben auch eine pure Provokation der eingefleischten HSV-Anhänger. Denn so dynamisch und kreativ, wie unsere Mannschaft agierte, so lust- und einfallslos präsentierte sich der HSV. Ja, die Hamburger waren schwach, geradezu bemitleidenswert schwach. Das darf man, um der Wahrheit die Ehre zu geben, nicht unter den Tisch fallen lassen. Und dennoch darf man mit Fug und Recht begeistert sein über das, was die Bayern in den zweiten 45 Minuten boten und was man angesichts der letzten Wochen so wohl nicht für möglich gehalten hätte.
Neben Arjen Robben, der mit drei Toren zum Mann des Tages avancierte, überzeugte vor allen Dingen Franck Ribéry. Ein Tor und drei Vorlagen sprechen eine deutliche Sprache. Und irgendwie hatte man bei Westermanns Eigentor den Eindruck, als wollte der HSV-Verteidiger die formidable Vorarbeit des Franzosen mit seinem Schienbein-Abstauber ganz bewusst zum Torerfolg veredeln.
Auffallend am Bayern-Spiel der zweiten Halbzeit waren vor allem die schnellen Gegenangriffe, die sich zu einem für van Gaal-Verhältnisse eher untypischen Konterspiel zusammenfügten. Begünstigt durch die zuweilen sehr hoch stehende HSV-"Verteidigung" konnten sich Robben, Ribéry & Co. immer wieder zügig nach vorne kombinieren und so die nicht nur vom Trainer gewünschten Torchancen kreieren. Die Tore waren denn auch nichts anderes als die logische Konsequenz spielerischer Überlegenheit, so dass der Sieg auch in dieser Höhe am Ende absolut verdient war.
Da die drei Punkte relativ schnell feststanden, konnte van Gaal auch den einen oder anderen Akteur für das Mailand-Spiel schonen und Reservisten eine Chance geben. Hamit Altintop konnte diese Chance mit seiner Vorarbeit zum 5:0 zumindest ansatzweise nützen. Miroslav Klose dagegen agierte wieder mal unglücklich.
Von einer Benotung der einzelnen Spieler will ich diesmal aber ganz bewusst absehen. Nach einem 6:0 neigt man dazu, massenhaft 1er zu verteilen und schaut aus lauter Verzückung wohl auch über die eine oder andere Unzulänglichkeit hinweg. Dass Robbery das spielentscheidende Duo bildete, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung. Daneben gefielen mir persönlich außerdem Müller und Kroos recht gut. Echte Schwachstellen konnte man heute allerdings auch nicht ausmachen.
Bezüglich des Politikums "Schickeria" will ich mich an dieser Stelle nicht äußern. Da ich die genaue Sachlage nicht kenne, halte ich es lieber mit Dieter Nuhr… Die Stimmung in der Allianz-Arena gab aber in jedem Falle Anlass zu Sorge. Wenn man in einem ausverkauften Stadion über lange Zeit nur die meistgereisten Fans der Gastmannschaft vernehmen kann, dann stimmt etwas nicht. So etwas darf bei einem Verein wie dem FC Bayern einfach nicht sein. Ob dies nun eine Frage der Ultras ist oder ob sich hier nicht vielleicht ein viel tieferliegendes Problem des Vereins offenbart, sei einmal dahingestellt. Aber fest steht zumindest, dass so etwas die Ausnahme bleiben muss.
Hoffen wir also, dass sich die atmosphärischen Spannungen in jeder Hinsicht bald lösen und dass wir in den nächsten Wochen häufiger solche Spiele zu sehen bekommen wie am heutigen Samstag.
Auf geht's, Ihr Roten!
Aufrufe: 5115 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 7 | Erstellt:12.03.2011
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Wer mich noch überzeugt hat war heute Kraft, selten gefordert, aber wenn, dann lieferte er gute Paraden ab