09.04.2012 um 00:55 Uhr
Geschrieben von possessionplay
Taktische Vorschau: Dortmund II
Dortmunds Mittelfeld-Kampf
Die erste Frage, die sich Jürgen Klopp hier stellen muss, ist die Frage nach der personellen Aufstellung: Nach seiner Verletzung ist selbst Sven Bender derzeit nur der erste Ersatz hinter den beiden enorm formstarken Kehl und Gündogan. Im Hinspiel bildeten Kehl und Bender das Duo, wobei man neben dem Abschirmen Müllers von seinen Mannschaftskollegen zwar eine klassische und nach Seiten aufgeteilte Doppel-Sechs bildete, aber dennoch leicht unterschiedliche Aufgaben hatte. Während Kehl auf seiner Seite meistens nur Robbens Lauf- wie Passwege versperrte, agierte Bender etwas weiter draußen auf der Seite, um Ribéry sowie das oftmals gesehene Überladen, was wir in der Hinrunde lange sehr extrem praktizierten, zu unterbinden – Ansätze des Überladens waren im Hinspiel übrigens unsere systematischsten und passendsten Angriffe, wenn Ribéry tief ging, Piszczek wegzog und praktisch von Kroos „vorderlaufen" wurde. Gleichzeitig sollte Bender auch jenen Kroos noch attackieren, weshalb er eben etwas weiter rechts und Kehl dafür leicht mittiger als Lückenstopfer des dynamisch pressenden Bender fungierte.
Wie Dortmund im Hinspiel auf Außen isolierte
Neben Kehl/Bender gilt laut BVB-Kennern Kehl/Gündogan als die andere mögliche Variante. Gerade in den letzten beiden Spielen agierten diese stark asymmetrisch – Gündogan, der zudem mehr Offensivstärke verspricht, als etwas höherer und aggressiver attackierender Spieler, der von Kehl dahinter gesichert wird. Aufgrund der guten Form dieser beiden Spieler doch ziemlich unwahrscheinlich, aber sehr interessant wäre die Aufstellung Leitners: Mit Hosogai, Koo und Baier zeigten die Augsburger, wie technisch versierte, wendige, offensiv denkende und spielintelligente Mittelfeldmänner uns die Räume und Passwege sehr gut versperren könnten – vielleicht kommt Leitner von der Bank, darauf sollten wir vorbereitet sein.
Wo wir gerade bei Augsburg sind – unser letzter Gegner ist ein gutes Stichwort: Mit ihrem 4-1-4-1 und den bereits angesprochenen Mittelfeldspielern versuchten diese, unserem Spielaufbau jegliche Anspieloptionen zu nehmen und die Offensivkräfte gar nicht an den Ball kommen zu lassen, was auch in Durchgang eins sehr gut funktionierte. Die Idee dahinter ist, dass man – anstatt die größtmögliche und eventuell rochierende Gefahr zu verteidigen – diese gar nicht verteidigen muss, weil man bereits vorher verhindert, dass der Ball zu dieser Gefahr kommt. Hier wird ein entscheidender Punkt sein, ob es den Dortmundern gelingen wird, uns im ersten und zweiten Drittel zu halten und nicht weiter nach vorne zu kommen – denn dann bringen uns alle individuelle Klasse und alle Rochaden in der Offensive nichts. In diesem Punkt liegt auch bei unserem Trainer eine wichtige Aufgabe – wir brauchen so viel Spielstärke wie nur möglich, gerade weil unser possessionplay nicht mehr so stark ist wie noch letztes Jahr.
Deshalb hoffe ich, dass Tymo unter keinen Umständen spielt, denn er brachte gegen den FCA nichts zustande – die Folge: Da Badstuber konsequent zugestellt war und Tymo keine Optionen fand (prinzipiell ja nicht seine Schuld), musste Schweinsteiger aber tief kommen und ihm helfen, was vorne eine Anspielstation kostete, da Tymo in diesen Fällen praktisch nichts machte – seine Aufgabe hatte ja Schweinsteiger übernommen, der eigentlich viele Vorstöße wagen s-/wollte.
Dortmunds Offensive, unsere Defensive
Die Anzahl der Gegentore mag es anders aussehen lassen, doch ganz sattelfest sind wir in der Defensive nicht. Sowohl Hannover als auch Marseille und Augsburg hatten mehrere gute Torchancen. Zwar funktioniert unser Pressing meistens ziemlich gut und erscheint beeindruckend kompakt, doch beruht es auch auf vielen direkten Zuordnungen, disziplinierten Stürmern – der OM/HS rückt in das defensive Grund-4-4-2 mit auf – und sehr guten Leistungen der defensiven Mittelfeldspieler, die viel Raum abdecken und viele Löcher mit variablem Spiel füllen.
Formationstechnische Verschiebungen des Gegners und damit Abweichungen von diesen direkten Zuordnungen führen dabei allerdings gelegentlich zu unserer defensiven Anfälligkeit. Gegen Hannover und Marseille waren es auf die Seite schiebende Mittelfeldspieler, die uns einige Male überluden, während man gegen Marseille und Augsburg die Gefahren sah, die ein beweglicher Mittelstürmer verursachen kann – gerade Boateng wusste nicht immer, wie er das zu verteidigen hatte, was gegen Lewandowski auch passieren könnte. Ebenfalls muss man hier explizit das Nachrücken aus der Tiefe nennen – die gegnerischen Außenverteidiger und defensiven Mittelfeldspielern werden bei ihrenVorstößen nicht immer verfolgt. Zu sehen war dies zweimal gegen Marseille:
Quelle: ran.de: Hier sieht man den großen Raum vor unseren Sechsern, der nicht von der Offensive gefüllt wird und den der nachrückende Mbia für seinen Abschluss nach Vorlage des nach außen rochierten MS nutzen kann
Quelle: ran.de: Dieses Bild entstand kurz nach der Großchance von Morel und daran, dass Müller nun den Ball erhält, sieht man, dass er seinem Gegenspieler nicht folgte
Ribéry vs. Piszczek
Besonders das Abdecken der Außenverteidiger der Dortmunder wird ein wichtiger Aspekt sein. Auf unserer rechten Defensiv-Seite dürfte dies eventuell gar nicht so stark ins Gewicht fallen, da Schmelzer diese Saison extrem ineffektiv agiert, wobei man ihm eine solche Chance wie Morel natürlich nicht offerieren darf.
Spannender wird wohl das Duell auf der anderen Seite sein, was es auch schon im Hinspiel war – Ribéry ist defensivstark, trifft aber auf einen sehr offensivstarken Gegenspieler. In der Hinrunde verfolgte der Franzose die Läufe des Polen, doch genau deshalb konnte dieser sich einige Male durchaus gefährlich mit Nadelstichen nach vorne einschalten, da er ohne Gefahr seine Seite defensiv verwaisen lassen konnte. Einmal blieb Ribéry vorne stehen und bekam eine Konterchance – es war unsere beste des Spiels. Demnach wäre es eine Überlegung, gelegentlich Piszczek nach vorne marschieren zu lassen und auf Konter zu spekulieren – auch wenn man defensiv dann höllisch aufpassen müsste, könnte man auf die schwache Chancenverwertung des BVB hoffen. Fast alle Gegnern, die der Borussia Probleme machten, spielten offensiv eine Risikovariante, auch wenn sie sich dabei auch auf „defensives Glück" verlassen und zocken mussten.
Teil 3
Die erste Frage, die sich Jürgen Klopp hier stellen muss, ist die Frage nach der personellen Aufstellung: Nach seiner Verletzung ist selbst Sven Bender derzeit nur der erste Ersatz hinter den beiden enorm formstarken Kehl und Gündogan. Im Hinspiel bildeten Kehl und Bender das Duo, wobei man neben dem Abschirmen Müllers von seinen Mannschaftskollegen zwar eine klassische und nach Seiten aufgeteilte Doppel-Sechs bildete, aber dennoch leicht unterschiedliche Aufgaben hatte. Während Kehl auf seiner Seite meistens nur Robbens Lauf- wie Passwege versperrte, agierte Bender etwas weiter draußen auf der Seite, um Ribéry sowie das oftmals gesehene Überladen, was wir in der Hinrunde lange sehr extrem praktizierten, zu unterbinden – Ansätze des Überladens waren im Hinspiel übrigens unsere systematischsten und passendsten Angriffe, wenn Ribéry tief ging, Piszczek wegzog und praktisch von Kroos „vorderlaufen" wurde. Gleichzeitig sollte Bender auch jenen Kroos noch attackieren, weshalb er eben etwas weiter rechts und Kehl dafür leicht mittiger als Lückenstopfer des dynamisch pressenden Bender fungierte.
Wie Dortmund im Hinspiel auf Außen isolierte
Neben Kehl/Bender gilt laut BVB-Kennern Kehl/Gündogan als die andere mögliche Variante. Gerade in den letzten beiden Spielen agierten diese stark asymmetrisch – Gündogan, der zudem mehr Offensivstärke verspricht, als etwas höherer und aggressiver attackierender Spieler, der von Kehl dahinter gesichert wird. Aufgrund der guten Form dieser beiden Spieler doch ziemlich unwahrscheinlich, aber sehr interessant wäre die Aufstellung Leitners: Mit Hosogai, Koo und Baier zeigten die Augsburger, wie technisch versierte, wendige, offensiv denkende und spielintelligente Mittelfeldmänner uns die Räume und Passwege sehr gut versperren könnten – vielleicht kommt Leitner von der Bank, darauf sollten wir vorbereitet sein.
Wo wir gerade bei Augsburg sind – unser letzter Gegner ist ein gutes Stichwort: Mit ihrem 4-1-4-1 und den bereits angesprochenen Mittelfeldspielern versuchten diese, unserem Spielaufbau jegliche Anspieloptionen zu nehmen und die Offensivkräfte gar nicht an den Ball kommen zu lassen, was auch in Durchgang eins sehr gut funktionierte. Die Idee dahinter ist, dass man – anstatt die größtmögliche und eventuell rochierende Gefahr zu verteidigen – diese gar nicht verteidigen muss, weil man bereits vorher verhindert, dass der Ball zu dieser Gefahr kommt. Hier wird ein entscheidender Punkt sein, ob es den Dortmundern gelingen wird, uns im ersten und zweiten Drittel zu halten und nicht weiter nach vorne zu kommen – denn dann bringen uns alle individuelle Klasse und alle Rochaden in der Offensive nichts. In diesem Punkt liegt auch bei unserem Trainer eine wichtige Aufgabe – wir brauchen so viel Spielstärke wie nur möglich, gerade weil unser possessionplay nicht mehr so stark ist wie noch letztes Jahr.
Deshalb hoffe ich, dass Tymo unter keinen Umständen spielt, denn er brachte gegen den FCA nichts zustande – die Folge: Da Badstuber konsequent zugestellt war und Tymo keine Optionen fand (prinzipiell ja nicht seine Schuld), musste Schweinsteiger aber tief kommen und ihm helfen, was vorne eine Anspielstation kostete, da Tymo in diesen Fällen praktisch nichts machte – seine Aufgabe hatte ja Schweinsteiger übernommen, der eigentlich viele Vorstöße wagen s-/wollte.
Dortmunds Offensive, unsere Defensive
Die Anzahl der Gegentore mag es anders aussehen lassen, doch ganz sattelfest sind wir in der Defensive nicht. Sowohl Hannover als auch Marseille und Augsburg hatten mehrere gute Torchancen. Zwar funktioniert unser Pressing meistens ziemlich gut und erscheint beeindruckend kompakt, doch beruht es auch auf vielen direkten Zuordnungen, disziplinierten Stürmern – der OM/HS rückt in das defensive Grund-4-4-2 mit auf – und sehr guten Leistungen der defensiven Mittelfeldspieler, die viel Raum abdecken und viele Löcher mit variablem Spiel füllen.
Formationstechnische Verschiebungen des Gegners und damit Abweichungen von diesen direkten Zuordnungen führen dabei allerdings gelegentlich zu unserer defensiven Anfälligkeit. Gegen Hannover und Marseille waren es auf die Seite schiebende Mittelfeldspieler, die uns einige Male überluden, während man gegen Marseille und Augsburg die Gefahren sah, die ein beweglicher Mittelstürmer verursachen kann – gerade Boateng wusste nicht immer, wie er das zu verteidigen hatte, was gegen Lewandowski auch passieren könnte. Ebenfalls muss man hier explizit das Nachrücken aus der Tiefe nennen – die gegnerischen Außenverteidiger und defensiven Mittelfeldspielern werden bei ihrenVorstößen nicht immer verfolgt. Zu sehen war dies zweimal gegen Marseille:
Quelle: ran.de: Hier sieht man den großen Raum vor unseren Sechsern, der nicht von der Offensive gefüllt wird und den der nachrückende Mbia für seinen Abschluss nach Vorlage des nach außen rochierten MS nutzen kann
Quelle: ran.de: Dieses Bild entstand kurz nach der Großchance von Morel und daran, dass Müller nun den Ball erhält, sieht man, dass er seinem Gegenspieler nicht folgte
Ribéry vs. Piszczek
Besonders das Abdecken der Außenverteidiger der Dortmunder wird ein wichtiger Aspekt sein. Auf unserer rechten Defensiv-Seite dürfte dies eventuell gar nicht so stark ins Gewicht fallen, da Schmelzer diese Saison extrem ineffektiv agiert, wobei man ihm eine solche Chance wie Morel natürlich nicht offerieren darf.
Spannender wird wohl das Duell auf der anderen Seite sein, was es auch schon im Hinspiel war – Ribéry ist defensivstark, trifft aber auf einen sehr offensivstarken Gegenspieler. In der Hinrunde verfolgte der Franzose die Läufe des Polen, doch genau deshalb konnte dieser sich einige Male durchaus gefährlich mit Nadelstichen nach vorne einschalten, da er ohne Gefahr seine Seite defensiv verwaisen lassen konnte. Einmal blieb Ribéry vorne stehen und bekam eine Konterchance – es war unsere beste des Spiels. Demnach wäre es eine Überlegung, gelegentlich Piszczek nach vorne marschieren zu lassen und auf Konter zu spekulieren – auch wenn man defensiv dann höllisch aufpassen müsste, könnte man auf die schwache Chancenverwertung des BVB hoffen. Fast alle Gegnern, die der Borussia Probleme machten, spielten offensiv eine Risikovariante, auch wenn sie sich dabei auch auf „defensives Glück" verlassen und zocken mussten.
Teil 3
Aufrufe: 10878 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 11 | Erstellt:09.04.2012
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