24.02.2012 um 15:41 Uhr
Geschrieben von possessionplay
Taktische Vorschau: Schalke (1)
Diesmal darf ich eine taktische Vorschau schreiben und hoffe natürlich, dass ich Adriano gebührend vertrete.
So lief das Hinspiel
Bevor wir vorausschauen, noch einen kleinen Blick zurück zum Hinspiel – jener Partie, die endgültig die Stärke der Mannschaft jener Tage offenbarte, da man auch gegen einen „echten Gradmesser" bestehen und verdient mit 2:0 gewinnen konnte.
Dabei praktizierten die Gelsenkirchener allerdings eine interessante Taktik, mit denen sie bei konsequenterer Mitarbeit aller Spieler in der Defensive die Asymmetrie des bayerischen Systems beinahe erfolgreich gekontert hätten.
Damals wurde unser System durch eine starke Fokussierung auf die linke Angriffsseite getragen, wo der starke Ribéry von Lahm sowie den weit nach links tendierenden Schweinsteiger und Kroos unterstützt wurde. Der Vorteil liegt darin, dass man zwar sich den Raum durch diese Konzentration gewissermaßen selbst etwas enger macht, dafür aber ein sehr engmaschiges und variantenreiches Kombinationsspiel zwischen den vielen Spielern aufziehen und eventuell auch eine numerische Überzahl entwickeln kann.
Ralf Rangnick setzte dagegen auf eine asymmetrische Mischung aus einem 4-4-2, einem 4-3-1-2 und einem 4-3-2-1. Die drei defensiven Mittelfeldspieler schoben weit auf die Seite, um die Bayern dort in ihrem bevorzugten Raum einzuengen, denn dafür ließ man das Zentrum bzw. die andere Seite frei (Müller rückte von rechts zum Zentrum hin und ließ den Flügel vakant).
Besonders wichtig war aber die geometrische Anordnung auf dem Platz: Schalke reihte sich in einer 4-3-Stellung auf, welche durch das hohe Schieben des Außenverteidigers gegen Ribéry im Verbund mit den (wenn auch manchmal nachlässigen) drei Offensivspielern zu einer weiteren 4-3-Stellung in einem 3-4-3 führte. Das Besondere an diesem 4-3, welches übrigens in den typischen italienischen Defensivformationen Tannenbaum und Raute für die Kompaktheit sorgt, ist, dass man die drei vorderen Spieler vor den Lücken der Kette hat – damit sind möglichst viele Dreiecke gebildet und alle Schnittstellen geschlossen.
In den letzten Spielen im Pokal in Stuttgart sowie anschließend gegen Lautern, Freiburg und Basel konnte man wieder – auch durch die Herausnahme Robbens bzw. nach dessen Wiedereingliederung weniger, aber dann vornehmlich spiegelverkehrt – eine Tendenz zu diesem Schema beim FCB beobachten, was Huub Stevens möglicherweise dazu verleiten könnte, auf die grundsätzliche Taktik des Hinspiels zurückzugreifen.
Schalke und Stevens
Unter dem Niederländer – nun zum zweiten Mal Trainer bei den Knappen – sind diese zu einer waschechten Kontermannschaft geworden, haben durchschnittlich unter 50 % Ballbesitz, wobei diese Zahl dadurch verzerrt ist, dass man gegen die kleineren Teams oftmals selbst agieren muss (und sich dort dann durchaus schwertut). Diese Konter-Taktik spielen sie ziemlich erfolgreich, haben sie gut verinnerlicht und dürften deshalb für unsere Mannschaft ein Team sein, das sehr „passend" ist, uns große Probleme zu bereiten.
Zu Beginn ließ Stevens mit einem 4-4-1-1 spielen, welches allerdings durch den oftmals zurückfallenden Raúl sowie eine klare Aufgabenverteilung auf der Sechs zwischen Jones und Holtby (bzw. als Ersatz Jurado) fast wie ein 4-1-4-1 aussah, ehe er durch Verletzungen umstellen musste. Der enorm wichtige Staubsauger Jones, Spielmacher Holtby sowie Flügelflitzer Farfan standen nicht zur Verfügung, doch Stevens zeigte taktisches Geschick und ließ ein enges, aber flexibles 4-3-1-2 voller Zwischenpositionen einstudieren (mit Raúl auf der 10). Aktuell kehrt er wieder zum 4-4-1-1/4-1-4-1 zurück (oftmals auch mit zwei defensiven Sechsern, z.B. Matip und Höger) – welches System nun eingesetzt wird, wird sich wohl in durchaus wichtigem Ausmaße auf die Defensivtaktik auswirken (s. unten).
In Anbetracht unserer kleinen/großen Krise stellt sich nun ganz explizit die Frage: Wie können wir Schalke schlagen? Abgesehen von den Grundanforderungen – wie Einsatz- und Laufbereitschaft, vernünftiges Anbieten und Tiefenstaffelung (in Freiburg fiel mir dies stark bei den ZM auf, wenn die AV am Ball waren), Auffächerung und Aufrücken der Viererkette bei Ballbesitz, schnelle und genaue Ballzirkulation (nach dem Basel-Spiel muss hier noch der Punkt „Laufwege bei Ballbesitz der Außenstürmer" hinzugenommen werden), die selbstverständlich erfüllt werden müssen – könnten dies hier einige wichtige Schlüsselaspekte sein:
1. Vorsichtige Ausrichtung nutzen
Gegen den HSV hatten wir Probleme mit einem früh draufgehenden Gegner, auch Freiburg verteidigte durchaus offensiv und spekulierte stark auf Fehler, während Lautern nur Letzteres praktizierte. Interessant, dass wir gegen Hamburg und Freiburg, die (wie der BVB und Mainz in der Hinrunde) hoch verteidigten, nur Remis spielten, aber gegen den FCK, der tief stand, gewinnen konnten (Basel stand tief und wir verloren, aber es waren deutlich mehr und bessere Chancen da als gegen Freiburg).
Der hohe Gegner kann das Feld enger machen, muss weniger laufen, kann eventuelle Fehler durch die große Distanz zum Tor noch auszubügeln. Wir dagegen haben nicht die Möglichkeit, auch mal mit Gewalt ein Tor reinzudrücken wie Gomez´ 1:0 gegen die Pfälzer.
Von daher sollten uns die Schalker eigentlich etwas besser liegen. Ihren Konterstil ziehen sie vornehmlich aus einer vorsichtigen Haltung auf. Dabei lässt sich die Viererkette weit nach hinten fallen, während die Stürmer kaum Druck auf die Verteidiger ausüben. So könnte Badstuber wieder besser seine öffnenden Diagonalbälle auf den rechten Außenstürmer spielen, die zuletzt durch gutes und geschicktes aktives Anlaufen von vielen Teams verhindert wurden, während sich auch die Offensive mit mehr Anlauf, mehr Abschlussgelegenheiten und mehr Räumen (s. Punkt 4) gut anfreunden kann.
Ausnahme: Bei Ballbesitz Torwart spielen die Schalker häufig Pressing und stellen die komplette Viererkette sehr riskant zu. Lange Bälle mögen erfolgsversprechend sein, doch wenn man sich schon dazu verleiten lässt, muss man auch sicher stellen, dass der 2. Ball gewonnen werden kann – in diesen Situationen sollten die Außenstürmer besonders weit in die Mitte einrücken.
2. Von fehlender Defensivarbeit profitieren
Interessant ist die defensive Rolle der beiden nominellen zentralen Stürmer Huntelaar und Raúl. Sie agieren eher abwartend, lassen den Verteidigern Zeit am Ball und stellen lieber deren Anspieloptionen zu. Dabei hilft Raúl auch auf dem Flügel aus, während Huntelaar zum einen das gegnerische Aufbauspiel gut lenken kann, andererseits sehr viele Kilometer zurücklegt und ein vorbildliches Pensum abspult – oftmals gehört er zu den laufstärksten Schalkern, in 4 der 5 Rückrunden-Spielen war er unter den Top3, Raúl führte diese Liste seit der Winterpause immerhin bereits zweimal an.
Teil2
So lief das Hinspiel
Bevor wir vorausschauen, noch einen kleinen Blick zurück zum Hinspiel – jener Partie, die endgültig die Stärke der Mannschaft jener Tage offenbarte, da man auch gegen einen „echten Gradmesser" bestehen und verdient mit 2:0 gewinnen konnte.
Dabei praktizierten die Gelsenkirchener allerdings eine interessante Taktik, mit denen sie bei konsequenterer Mitarbeit aller Spieler in der Defensive die Asymmetrie des bayerischen Systems beinahe erfolgreich gekontert hätten.
Damals wurde unser System durch eine starke Fokussierung auf die linke Angriffsseite getragen, wo der starke Ribéry von Lahm sowie den weit nach links tendierenden Schweinsteiger und Kroos unterstützt wurde. Der Vorteil liegt darin, dass man zwar sich den Raum durch diese Konzentration gewissermaßen selbst etwas enger macht, dafür aber ein sehr engmaschiges und variantenreiches Kombinationsspiel zwischen den vielen Spielern aufziehen und eventuell auch eine numerische Überzahl entwickeln kann.
Ralf Rangnick setzte dagegen auf eine asymmetrische Mischung aus einem 4-4-2, einem 4-3-1-2 und einem 4-3-2-1. Die drei defensiven Mittelfeldspieler schoben weit auf die Seite, um die Bayern dort in ihrem bevorzugten Raum einzuengen, denn dafür ließ man das Zentrum bzw. die andere Seite frei (Müller rückte von rechts zum Zentrum hin und ließ den Flügel vakant).
Besonders wichtig war aber die geometrische Anordnung auf dem Platz: Schalke reihte sich in einer 4-3-Stellung auf, welche durch das hohe Schieben des Außenverteidigers gegen Ribéry im Verbund mit den (wenn auch manchmal nachlässigen) drei Offensivspielern zu einer weiteren 4-3-Stellung in einem 3-4-3 führte. Das Besondere an diesem 4-3, welches übrigens in den typischen italienischen Defensivformationen Tannenbaum und Raute für die Kompaktheit sorgt, ist, dass man die drei vorderen Spieler vor den Lücken der Kette hat – damit sind möglichst viele Dreiecke gebildet und alle Schnittstellen geschlossen.
In den letzten Spielen im Pokal in Stuttgart sowie anschließend gegen Lautern, Freiburg und Basel konnte man wieder – auch durch die Herausnahme Robbens bzw. nach dessen Wiedereingliederung weniger, aber dann vornehmlich spiegelverkehrt – eine Tendenz zu diesem Schema beim FCB beobachten, was Huub Stevens möglicherweise dazu verleiten könnte, auf die grundsätzliche Taktik des Hinspiels zurückzugreifen.
Schalke und Stevens
Unter dem Niederländer – nun zum zweiten Mal Trainer bei den Knappen – sind diese zu einer waschechten Kontermannschaft geworden, haben durchschnittlich unter 50 % Ballbesitz, wobei diese Zahl dadurch verzerrt ist, dass man gegen die kleineren Teams oftmals selbst agieren muss (und sich dort dann durchaus schwertut). Diese Konter-Taktik spielen sie ziemlich erfolgreich, haben sie gut verinnerlicht und dürften deshalb für unsere Mannschaft ein Team sein, das sehr „passend" ist, uns große Probleme zu bereiten.
Zu Beginn ließ Stevens mit einem 4-4-1-1 spielen, welches allerdings durch den oftmals zurückfallenden Raúl sowie eine klare Aufgabenverteilung auf der Sechs zwischen Jones und Holtby (bzw. als Ersatz Jurado) fast wie ein 4-1-4-1 aussah, ehe er durch Verletzungen umstellen musste. Der enorm wichtige Staubsauger Jones, Spielmacher Holtby sowie Flügelflitzer Farfan standen nicht zur Verfügung, doch Stevens zeigte taktisches Geschick und ließ ein enges, aber flexibles 4-3-1-2 voller Zwischenpositionen einstudieren (mit Raúl auf der 10). Aktuell kehrt er wieder zum 4-4-1-1/4-1-4-1 zurück (oftmals auch mit zwei defensiven Sechsern, z.B. Matip und Höger) – welches System nun eingesetzt wird, wird sich wohl in durchaus wichtigem Ausmaße auf die Defensivtaktik auswirken (s. unten).
In Anbetracht unserer kleinen/großen Krise stellt sich nun ganz explizit die Frage: Wie können wir Schalke schlagen? Abgesehen von den Grundanforderungen – wie Einsatz- und Laufbereitschaft, vernünftiges Anbieten und Tiefenstaffelung (in Freiburg fiel mir dies stark bei den ZM auf, wenn die AV am Ball waren), Auffächerung und Aufrücken der Viererkette bei Ballbesitz, schnelle und genaue Ballzirkulation (nach dem Basel-Spiel muss hier noch der Punkt „Laufwege bei Ballbesitz der Außenstürmer" hinzugenommen werden), die selbstverständlich erfüllt werden müssen – könnten dies hier einige wichtige Schlüsselaspekte sein:
1. Vorsichtige Ausrichtung nutzen
Gegen den HSV hatten wir Probleme mit einem früh draufgehenden Gegner, auch Freiburg verteidigte durchaus offensiv und spekulierte stark auf Fehler, während Lautern nur Letzteres praktizierte. Interessant, dass wir gegen Hamburg und Freiburg, die (wie der BVB und Mainz in der Hinrunde) hoch verteidigten, nur Remis spielten, aber gegen den FCK, der tief stand, gewinnen konnten (Basel stand tief und wir verloren, aber es waren deutlich mehr und bessere Chancen da als gegen Freiburg).
Der hohe Gegner kann das Feld enger machen, muss weniger laufen, kann eventuelle Fehler durch die große Distanz zum Tor noch auszubügeln. Wir dagegen haben nicht die Möglichkeit, auch mal mit Gewalt ein Tor reinzudrücken wie Gomez´ 1:0 gegen die Pfälzer.
Von daher sollten uns die Schalker eigentlich etwas besser liegen. Ihren Konterstil ziehen sie vornehmlich aus einer vorsichtigen Haltung auf. Dabei lässt sich die Viererkette weit nach hinten fallen, während die Stürmer kaum Druck auf die Verteidiger ausüben. So könnte Badstuber wieder besser seine öffnenden Diagonalbälle auf den rechten Außenstürmer spielen, die zuletzt durch gutes und geschicktes aktives Anlaufen von vielen Teams verhindert wurden, während sich auch die Offensive mit mehr Anlauf, mehr Abschlussgelegenheiten und mehr Räumen (s. Punkt 4) gut anfreunden kann.
Ausnahme: Bei Ballbesitz Torwart spielen die Schalker häufig Pressing und stellen die komplette Viererkette sehr riskant zu. Lange Bälle mögen erfolgsversprechend sein, doch wenn man sich schon dazu verleiten lässt, muss man auch sicher stellen, dass der 2. Ball gewonnen werden kann – in diesen Situationen sollten die Außenstürmer besonders weit in die Mitte einrücken.
2. Von fehlender Defensivarbeit profitieren
Interessant ist die defensive Rolle der beiden nominellen zentralen Stürmer Huntelaar und Raúl. Sie agieren eher abwartend, lassen den Verteidigern Zeit am Ball und stellen lieber deren Anspieloptionen zu. Dabei hilft Raúl auch auf dem Flügel aus, während Huntelaar zum einen das gegnerische Aufbauspiel gut lenken kann, andererseits sehr viele Kilometer zurücklegt und ein vorbildliches Pensum abspult – oftmals gehört er zu den laufstärksten Schalkern, in 4 der 5 Rückrunden-Spielen war er unter den Top3, Raúl führte diese Liste seit der Winterpause immerhin bereits zweimal an.
Teil2
Aufrufe: 2334 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 4 | Erstellt:24.02.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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24.02.2012 | 15:44 Uhr
-1
possessionplay :
Bitte unter Teil 2 kommentieren, danke
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