17.12.2012 um 10:40 Uhr
Geschrieben von donluka
Teil 2: Der Prozess/Das Urteil
Kurzversion dessen, was bisher geschah: Ich war mit ein paar Freunden grillen und musste pinkeln. Auf dem Weg dorthin wurde ich vom Ordnungsamt umgegrätscht.
Ein paar Tage später erhielt ich Post und eine Vorladung. Das DFB-Sportgericht wollte mich sehen. Mir leuchtete zwar nicht ganz ein, was denn nun der DFB damit zu tun haben sollte, aber andererseits war es mir auch egal, denn in meinen Augen ging es nur darum, mich von jeglicher Schuld freisprechen zu lassen. Juristischen Beistand würde ich dafür nicht benötigen, das stand fest.
Am Tag des Prozesses war ich dann doch etwas nervös. Ich schaute in den Spiegel und richtete meine rote Krawatte (die Farbwahl sollte Angriffslust vermitteln). Dabei hatte ich kurzen Blickkontakt mit mir selbst und erschrak: Jede fehlende Schlafminute der letzten Nacht hatte ihre Spur in meinem Gesicht hinterlassen. Obwohl ich meiner doch sehr sicher war, hatte ich schlecht und unruhig geschlafen.
Der Gerichtssaal selbst fiel durch einen miefigen Mief auf. Er hatte etwas von Berlin Wilmersdorf und seine besten Tagen schon hinter sich. Ich stand mit knibbelnden Fingern von mir allein gelassen in der Mitte des Saals und blickte wirr herum. Der Richter eilte kurz darauf durch die Seitentür und marschierte knackigen Schrittes in Richtung Pult. Wie in schlechten Filmen oder bei Gerichtsprozessen bei Futurama nahm er hinter einem massiven Schreibtisch auf einer Erhöhung Platz, von der er auf mich herabblicken konnte. Nur noch einmal fürs Protokoll: Ich hatte mich des versuchten Wildpinkelns schuldig gemacht! Mehr war in meinen Augen nicht geschehen. Und dennoch blickte mich der Richter mit einer Mischung aus Arroganz und Ekel an.
Karsten Inhöfer war sein Name. Ich werde ihn nie wieder vergessen. Der Richter fuhr noch einmal kurz über meine Akte, leckte sich über die Lippen und murmelte undeutliches Zeugs. Ich stellte mich auf die Fußspitzen, um etwas erspähen zu können, doch der Tisch des Richters war zu hoch. Ich bekam eine Nackenstarre.
"Soso. Platzsturm oder wie?" brach es dann plötzlich aus ihm heraus. Ich war verwirrt. Las der Typ gerade den kicker? "Sie haben also einen Platzsturm verursacht" setzte der Richter unbeirrt fort und sah mich vorwurfsvoll an. Ich? Einen Platzsturm? Ich wusste nicht, wovon er redete. "Und nicht nur das. Platzsturm mit Bengalo" räusperte sich der Richter. Langsam wurde ich nervös. War das hier alles ein schlechter Scherz?
"Herr Richter… (meine selbstbewusste Strategie, hier Stärke zu vermitteln, war einem jammernden Japston gewichen)...mit Verlaub: wovon reden Sie?"
Doch der Richter ließ sich von meiner weinerischen Verängstigung nicht weiter aufhalten und setzte zu einem langen und sehr lauten Redeschwall an. Dabei fing ich ein paar Satzfetzen auf: Er sprach von einem Exempel, das man an mir statuieren wolle, von 12 jämmerlichen Minuten Protest, dass er darüber mal nicht lache und dass ich froh sein sollte, dass er mir nun nicht mit einer Taschenlampe in den Hintern leuchte. "Sie haben den Platz gestürmt, sich mit einem Bengalo bewaffnet und wissentlich einen Kampfhund aggressiv gemacht. Sie sind gemeingefährlich und das werden wir der Öffentlichkeit jetzt mal zeigen, wie wir mit gefährlichen Leuten umgehen."
Ich war baff: "Aber ich musste doch nur aufs Klo? Ich war in einem Park grillen und …" doch der Richter hatte mir längst nicht mehr zugehört. Mit hochrotem Kopf beugte er sich mit fuchtelnden Armen über das Pult und kam mir dann ganz nah. Als sich unsere Köpfe beinahe berührten und ich seinen Zwiebelatem spüren konnte, hauchte und fauchte er mich an: "Feierabend, mein Freund. Wir lassen uns von Euch nicht mehr länger auf der Nase herumtanzen". Daraufhin griff er nach meiner roten Krawatte, wischte sich damit den Schweiß von der Stirn und kletterte feixend auf seinen Tisch. Aus nun gefühlt ca. 4m Höhe zeigte er mit dem Finger auf mich und schrie: "Im Namen des Volkes verurteile ich dich zu der Höchststrafe!" ich bekam Schnappatmung….
Und er weiter: "Zu der Höchststrafe!" - was sollte diese theatralische Wiederholung? Konnte mich mal langsam jemand aufklären?
"Zu der Höchststrafe! Sie werden Sozialstunden ableisten. Die Institution, die Sie ab sofort für ein halbes Jahr Ihr Zuhause nennen dürfen, finden Sie auf dem Zettel". Er warf mir ein zerknülltes Etwas zu. Darauf stand: Hennes-Weisweiler-Allee 1. Weisweiler? Das klang doch schon einmal nicht so schlecht, dachte ich mir, um mich zu beruhigen. Hennes, der Meistercoach des effzeh, würde mir schon Glück bringen. Doch dann warf mir der Richter einen zweiten Zettel zu. Darauf stand: 41063 Mönchengladbach. Mir wurde schwarz vor Augen.
"Zu der Höchststrafe!" - diese Platte hatte einen Sprung.
"Sie werden sich ab sofort im Kostüm eines Jungpferdes an jedem zweiten Samstag an dem angegebenen Ort aufhalten und dafür Sorge tragen, dass sich die anwesenden Menschen gut unterhalten fühlen. Dazu werden Sie in regelmäßigen Abständen ein Lied des Schlagersängers Scooter hören und dazu tanzen" brüllte mich der Richter an und ich meine, Blitze gesehen zu haben.
Ich bekam Herzrasen: "ja, aber…" versuchte ich, anzusetzen. "Nichts aber! Das Urteil ist gesprochen und rechtsgültig. Ich taufe dich auf den Namen Jünter!". Um mich herum wurde alles grau, nebelig, es roch nach Schwefel. Meine Knie zitterten, als plötzlich Enter Sandman gespielt wurde. Ich bekam keine Luft mehr.
"Neeeeeeiiiiiin" schrie ich wie im Echo und warf meinen Kopf in den Nacken. Dabei rüttelte ich verzweifelt und verfluchend meine Faust in Richtung Himmel. Diese Szene dauerte etwa zwei Minuten.
Als ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte, den Kopf wieder senkte und mich umblickte, war die Show vorbei. Der Richter war fort, kein Metallica mehr, auch kein Scooter. Kein Nebel. Nur ein dicklicher Mann, der die Glut vom Teppich aufsaugte.
Das war der zweite Teil eines mehrteiligen Blogs. Ihr könnt nun abstimmen, ob Ihr eine Fortsetzung in einer etwaigen nächsten Runde lesen möchtet. Sollte ich weiterkommen, gehts auch mit der Geschichte weiter.
Ein paar Tage später erhielt ich Post und eine Vorladung. Das DFB-Sportgericht wollte mich sehen. Mir leuchtete zwar nicht ganz ein, was denn nun der DFB damit zu tun haben sollte, aber andererseits war es mir auch egal, denn in meinen Augen ging es nur darum, mich von jeglicher Schuld freisprechen zu lassen. Juristischen Beistand würde ich dafür nicht benötigen, das stand fest.
Am Tag des Prozesses war ich dann doch etwas nervös. Ich schaute in den Spiegel und richtete meine rote Krawatte (die Farbwahl sollte Angriffslust vermitteln). Dabei hatte ich kurzen Blickkontakt mit mir selbst und erschrak: Jede fehlende Schlafminute der letzten Nacht hatte ihre Spur in meinem Gesicht hinterlassen. Obwohl ich meiner doch sehr sicher war, hatte ich schlecht und unruhig geschlafen.
Der Gerichtssaal selbst fiel durch einen miefigen Mief auf. Er hatte etwas von Berlin Wilmersdorf und seine besten Tagen schon hinter sich. Ich stand mit knibbelnden Fingern von mir allein gelassen in der Mitte des Saals und blickte wirr herum. Der Richter eilte kurz darauf durch die Seitentür und marschierte knackigen Schrittes in Richtung Pult. Wie in schlechten Filmen oder bei Gerichtsprozessen bei Futurama nahm er hinter einem massiven Schreibtisch auf einer Erhöhung Platz, von der er auf mich herabblicken konnte. Nur noch einmal fürs Protokoll: Ich hatte mich des versuchten Wildpinkelns schuldig gemacht! Mehr war in meinen Augen nicht geschehen. Und dennoch blickte mich der Richter mit einer Mischung aus Arroganz und Ekel an.
Karsten Inhöfer war sein Name. Ich werde ihn nie wieder vergessen. Der Richter fuhr noch einmal kurz über meine Akte, leckte sich über die Lippen und murmelte undeutliches Zeugs. Ich stellte mich auf die Fußspitzen, um etwas erspähen zu können, doch der Tisch des Richters war zu hoch. Ich bekam eine Nackenstarre.
"Soso. Platzsturm oder wie?" brach es dann plötzlich aus ihm heraus. Ich war verwirrt. Las der Typ gerade den kicker? "Sie haben also einen Platzsturm verursacht" setzte der Richter unbeirrt fort und sah mich vorwurfsvoll an. Ich? Einen Platzsturm? Ich wusste nicht, wovon er redete. "Und nicht nur das. Platzsturm mit Bengalo" räusperte sich der Richter. Langsam wurde ich nervös. War das hier alles ein schlechter Scherz?
"Herr Richter… (meine selbstbewusste Strategie, hier Stärke zu vermitteln, war einem jammernden Japston gewichen)...mit Verlaub: wovon reden Sie?"
Doch der Richter ließ sich von meiner weinerischen Verängstigung nicht weiter aufhalten und setzte zu einem langen und sehr lauten Redeschwall an. Dabei fing ich ein paar Satzfetzen auf: Er sprach von einem Exempel, das man an mir statuieren wolle, von 12 jämmerlichen Minuten Protest, dass er darüber mal nicht lache und dass ich froh sein sollte, dass er mir nun nicht mit einer Taschenlampe in den Hintern leuchte. "Sie haben den Platz gestürmt, sich mit einem Bengalo bewaffnet und wissentlich einen Kampfhund aggressiv gemacht. Sie sind gemeingefährlich und das werden wir der Öffentlichkeit jetzt mal zeigen, wie wir mit gefährlichen Leuten umgehen."
Ich war baff: "Aber ich musste doch nur aufs Klo? Ich war in einem Park grillen und …" doch der Richter hatte mir längst nicht mehr zugehört. Mit hochrotem Kopf beugte er sich mit fuchtelnden Armen über das Pult und kam mir dann ganz nah. Als sich unsere Köpfe beinahe berührten und ich seinen Zwiebelatem spüren konnte, hauchte und fauchte er mich an: "Feierabend, mein Freund. Wir lassen uns von Euch nicht mehr länger auf der Nase herumtanzen". Daraufhin griff er nach meiner roten Krawatte, wischte sich damit den Schweiß von der Stirn und kletterte feixend auf seinen Tisch. Aus nun gefühlt ca. 4m Höhe zeigte er mit dem Finger auf mich und schrie: "Im Namen des Volkes verurteile ich dich zu der Höchststrafe!" ich bekam Schnappatmung….
Und er weiter: "Zu der Höchststrafe!" - was sollte diese theatralische Wiederholung? Konnte mich mal langsam jemand aufklären?
"Zu der Höchststrafe! Sie werden Sozialstunden ableisten. Die Institution, die Sie ab sofort für ein halbes Jahr Ihr Zuhause nennen dürfen, finden Sie auf dem Zettel". Er warf mir ein zerknülltes Etwas zu. Darauf stand: Hennes-Weisweiler-Allee 1. Weisweiler? Das klang doch schon einmal nicht so schlecht, dachte ich mir, um mich zu beruhigen. Hennes, der Meistercoach des effzeh, würde mir schon Glück bringen. Doch dann warf mir der Richter einen zweiten Zettel zu. Darauf stand: 41063 Mönchengladbach. Mir wurde schwarz vor Augen.
"Zu der Höchststrafe!" - diese Platte hatte einen Sprung.
"Sie werden sich ab sofort im Kostüm eines Jungpferdes an jedem zweiten Samstag an dem angegebenen Ort aufhalten und dafür Sorge tragen, dass sich die anwesenden Menschen gut unterhalten fühlen. Dazu werden Sie in regelmäßigen Abständen ein Lied des Schlagersängers Scooter hören und dazu tanzen" brüllte mich der Richter an und ich meine, Blitze gesehen zu haben.
Ich bekam Herzrasen: "ja, aber…" versuchte ich, anzusetzen. "Nichts aber! Das Urteil ist gesprochen und rechtsgültig. Ich taufe dich auf den Namen Jünter!". Um mich herum wurde alles grau, nebelig, es roch nach Schwefel. Meine Knie zitterten, als plötzlich Enter Sandman gespielt wurde. Ich bekam keine Luft mehr.
"Neeeeeeiiiiiin" schrie ich wie im Echo und warf meinen Kopf in den Nacken. Dabei rüttelte ich verzweifelt und verfluchend meine Faust in Richtung Himmel. Diese Szene dauerte etwa zwei Minuten.
Als ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte, den Kopf wieder senkte und mich umblickte, war die Show vorbei. Der Richter war fort, kein Metallica mehr, auch kein Scooter. Kein Nebel. Nur ein dicklicher Mann, der die Glut vom Teppich aufsaugte.
Das war der zweite Teil eines mehrteiligen Blogs. Ihr könnt nun abstimmen, ob Ihr eine Fortsetzung in einer etwaigen nächsten Runde lesen möchtet. Sollte ich weiterkommen, gehts auch mit der Geschichte weiter.
Aufrufe: 2981 | Kommentare: 17 | Bewertungen: 6 | Erstellt:17.12.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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17.12.2012 | 14:00 Uhr
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midget :
also ich weiss gar nicht wie die regeln hier genau sind.aber ich will das einfach weiterlesen!
mir ist alles andere egal!
wie kommt man denn bitte auf so kranke sachen, don?
hihi
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17.12.2012 | 11:14 Uhr
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gerosimo :
Ich habe heute Morgen grad "Enter Sandman" gehört - allerdings in der Motörhead-Version. Das muss reichen.EDIT: Damit gebe ich Dir jetzt auch Lemmy's Stimme bzw. meine. Letztere ist Dir in diesem Fall lieber. Schließlich willst Du ja unbedingt den dritten Teil schreiben und veröffentlichen. Olé!!!
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17.12.2012 | 10:41 Uhr
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donluka :
Dieses ist ein Beitrag zum Blogpokal 2012/2013. Mein Kontrahent ist Drumania. Zur Bewertung bitte eine kurze Erklärung abgeben, danke.
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Edit meint ich hätte Drumanias Blog verwechselt, der wäre noch gar nicht draußen... nun gut, dann kommt die Wertung später.