11.03.2013 um 17:54 Uhr
Geschrieben von donluka
Teil 3: Die Verwandlung
Was bisher geschah:
Teil 1 -Der Sturm und
Teil 2 - Der Prozess/Das Urteil
Als ich eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand ich mich in einer Gladbacher Umkleidekabine zu einem ungeheuren Fohlen verwandelt.
Man muss sich das so vorstellen: Ein Fohlenkostüm besteht aus drei Teilen: Einer plüschigen Hose, einem plüschigen Oberteil und dieser hirnrissigen Pferdemaske mit debilem Gesichtsausdruck. Bislang hatte ich nur die völlig überdimensionierte Hose geschafft überzuziehen. Ich stand vor dem Spiegel, blickte in mein vergessenes Ich und seufzte. Da kam Granit Xhaka vorbei und stupste mir mit der Stirn in die Hüfte (er musste sich dafür nicht bücken): "He! Nimm mal das, das solltest du darunter anziehen! Wird kalt!"
Dabei lachte er schelmisch und kriegte sich gar nicht mehr ein. Als ich an ihm herunterblickte, bemerkte ich, dass er nackt war. Sehr. Jedenfalls pfefferte er mir ein Mikro-T-Shirt entgegen, das ich überziehen sollte. Darauf stand: MM. Marko Marin. Das T-Shirt vom Umfang eines Mini-Trikots mit Saugnapf, das die Leute gerne in ihre Autos pappen. Herr Marin hatte also sein T-Shirt in Größe XXS hier gelassen, obwohl er schon lange nicht mehr für Gladbach spielte. Als wäre ich nicht gedemütigt genug, quetschte ich mich in das Shirt, der Bauch spannte.
Um mich herum nur lachende Gesichter, nackte Körper. Männerschweiß.
Ich frage mich ja generell, was das überhaupt soll mit dieser übertrieben aufgesetzten Nacktheit in Umkleidekabinen. Es ist völlig sinnlos, dass alle immer nackt sein müssen. Sie laufen nackt durch die Gegend, schwingen ihr Gemächt mal nach vorne und mal nach hinten und sind mit nichts weiterem als Adiletten bekleidet. Man erinnere sich nur an die Bremer Meisterfeier, bei der Ailton seine Flöte immer und immer wieder in die Kamera schwenken musste. Ich meine: Wer macht so was zu Hause? Wer hat zu Hause das Bedürfnis, nach dem Duschen, erst einmal 20 Minuten nackt durch die Bude zu stolzieren? Aber in Umkleidekabinen gehört das dazu. Alle sind nackt, alle finden das normal, sich mit nacktem Hintern auf die nassen Holzbänke zu setzen. Und zwar nicht, um sich dann schnell anzuziehen, sondern, um dann erst einmal ein wenig herumzusitzen. Zu chillen. Das ist pure Provokation, finde ich. Es gibt einfach keinen Grund, so lange nackt zu sein.Man stelle sich nur einmal diese Situation vor: Mike Hanke, mit blanker Waffe, steht da und unterhält sich mit Herrn ter Stegen, der auch dort herum steht, wie Gott ihn schuf. Wer will das sehen?
Und dann kam plötzlich der Trainer rein (auch nackt) und stürmte auf mich zu (ab dieser Stelle möge sich der geneigte Leser die wörtliche Rede des Coaches mit französisch-schweizerischem Akzent vorstellen. Ich wollte diesen erst simulieren lassen, aber Voegi verlangte dafür ein zu hohes Honorar. Er handle schließlich nicht mit Chinesen, warf er noch ein). Favre, der zuvor (natürlich nackt) vor dem Spiegel seine Coaching-Gesten für das Cover des EA Fußball Managerspiels nachgestellt hatte, sah mich skeptisch an. Ich war ja schließlich nicht nur der einzige bekleidete Mensch hier, ich trug noch dazu eine Fohlenhose und ein zu enges Shirt.
"Worin besteht ihre Ponyvalenz?" wollte er wissen und strahlte über seinen Wortwitz. Ich hatte keine Ahnung, worin sie bestand, fand den Gag auch nicht gelungen und nuschelte daher etwas in Phantasiesprache daher. Favre winkte ab, das war ihm hier zu belanglos. Gelangweilt und mit einem Fächer bestückt, setzte er sich auf eine Bank und kramte ein Buch von Kafka hervor: Die Verwandlung.
Da reckte Hans Meyer seinen Kopf in die Kabine und strahlte mich an, er war wenigstens angezogen: "Lieber junger Freund, gehen Sie davon aus, dass Sie wirklich beschissen in dem Kostüm aussehen". Dann verschwand er auch wieder und ich hörte nur ein hämisches Gelächter vom Flur in den Raum dringen.
Ich machte mich also auf, zitterte mich noch einmal in Richtung Spiegel und zögerte, diese verfluchte Maske aufzuziehen. Ich hatte das Gefühl, damit das letzte Fünkchen Würde zu verlieren. Im selben Moment brüllte von hinten der besagte nackte Hanke mit bedrohlich in meine Richtung wippendem Finger: "Hee! Was soll das mit dem Kölner hier drin? Ich hab doch gesagt, dass ich nicht nach Köln wechseln würde. Ich gehe zu einem guten Verein!" - das war für mich das Startsignal, es konnte nicht mehr schlimmer kommen, so etwas musste ich mir von Mike Hanke nicht gefallen lassen. Vielleicht war der Weg in die Anonymität ja genau das Richtige für mich. Also verabschiedete ich mich von meinem Stolz und zog hastig die Gaulsmaske über.
Die Spieler wirkten indes wenig nervös. Dabei stand eine Bundesligapartie an, man konnte draußen schon die Fans hören.
Plötzlich tippte es an meinem Knie. Dort stand Max Eberl (selbstverständlich auch nackt). Er sah mich prüfend an, strich dann etwas zu verliebt über mein Fell, als wolle er mich striegeln und flüsterte mir entgegen: "Kennen Sie Ihre Aufgabe? Sie müssen eigentlich nicht viel tun. Immer wenn dieses wundervolle Lied von Scooter ertönt, stürmen Sie in unsere Fankurve und winken wie verrückt".
"Und muss ich dann was sagen?" stöhnte ich durch meine Maske. "Um Gottes Willen!" Eberl erschrak. "Die wichtigste Regel für ein Maskottchen oder überhaupt für eine verkleidete Person besteht darin, dass man nicht redet. Das geht alles pantomimisch, tänzelnd, künstlerisch vonstatten. Oder haben Sie diesen Micky Maus-Darsteller in Disneyland schon einmal einen Vortrag über die Weltwirtschaftskrise halten hören? Denken Sie immer an Micky Maus. Bewahren Sie Ruhe und lassen Sie Ihren Körper sprechen. Alles andere erledigt die euphorisierte Masse für Sie".
Nun wusste ich nicht, ob mich das wirklich beruhigen sollte. Ich atmete tief ein, das T-Shirt spannte noch mehr, dann atmete ich aus und machte mich auf den Weg in Richtung Tunnel. Gleich würde ich zum Spielfeldrand gelangen, dann gäbe es kein Zurück mehr. Aber ich musste schließlich meine Auflagen erfüllen. Sozialstunden im Fohlenkostüm. Beim Erzrivalen.
In Tippselschritten näherte ich mich also dem Ausgang. Erst noch musste ich nach Verlassen der Spielerkabine einen Vorraum durchqueren. Ich hörte die tosende Masse, blickte noch einmal zurück und erblickte vor der Kabine stehend noch einen Gott sei Dank bekleideten Udo Lattek, der gerade einem Ordner folgenden Witz erzählte: "Was erhält ein Mann mit zwei Staatsbürgerschaften? Einen Doppelpass! Harr harr!" - mir wurde schlecht. Ich ging weiter, der Gang wurde schmaler, das Stadioninnere kam immer näher.
Dann sah ich Licht am Ende des Tunnels.
Das war der dritte Teil eines mehrteiligen Blogs. Ihr könnt nun abstimmen, ob Ihr eine Fortsetzung in einer etwaigen nächsten Runde lesen möchtet. Sollte ich weiterkommen, gehts auch mit der Geschichte weiter.
Teil 1 -Der Sturm und
Teil 2 - Der Prozess/Das Urteil
Als ich eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand ich mich in einer Gladbacher Umkleidekabine zu einem ungeheuren Fohlen verwandelt.
Man muss sich das so vorstellen: Ein Fohlenkostüm besteht aus drei Teilen: Einer plüschigen Hose, einem plüschigen Oberteil und dieser hirnrissigen Pferdemaske mit debilem Gesichtsausdruck. Bislang hatte ich nur die völlig überdimensionierte Hose geschafft überzuziehen. Ich stand vor dem Spiegel, blickte in mein vergessenes Ich und seufzte. Da kam Granit Xhaka vorbei und stupste mir mit der Stirn in die Hüfte (er musste sich dafür nicht bücken): "He! Nimm mal das, das solltest du darunter anziehen! Wird kalt!"
Dabei lachte er schelmisch und kriegte sich gar nicht mehr ein. Als ich an ihm herunterblickte, bemerkte ich, dass er nackt war. Sehr. Jedenfalls pfefferte er mir ein Mikro-T-Shirt entgegen, das ich überziehen sollte. Darauf stand: MM. Marko Marin. Das T-Shirt vom Umfang eines Mini-Trikots mit Saugnapf, das die Leute gerne in ihre Autos pappen. Herr Marin hatte also sein T-Shirt in Größe XXS hier gelassen, obwohl er schon lange nicht mehr für Gladbach spielte. Als wäre ich nicht gedemütigt genug, quetschte ich mich in das Shirt, der Bauch spannte.
Um mich herum nur lachende Gesichter, nackte Körper. Männerschweiß.
Ich frage mich ja generell, was das überhaupt soll mit dieser übertrieben aufgesetzten Nacktheit in Umkleidekabinen. Es ist völlig sinnlos, dass alle immer nackt sein müssen. Sie laufen nackt durch die Gegend, schwingen ihr Gemächt mal nach vorne und mal nach hinten und sind mit nichts weiterem als Adiletten bekleidet. Man erinnere sich nur an die Bremer Meisterfeier, bei der Ailton seine Flöte immer und immer wieder in die Kamera schwenken musste. Ich meine: Wer macht so was zu Hause? Wer hat zu Hause das Bedürfnis, nach dem Duschen, erst einmal 20 Minuten nackt durch die Bude zu stolzieren? Aber in Umkleidekabinen gehört das dazu. Alle sind nackt, alle finden das normal, sich mit nacktem Hintern auf die nassen Holzbänke zu setzen. Und zwar nicht, um sich dann schnell anzuziehen, sondern, um dann erst einmal ein wenig herumzusitzen. Zu chillen. Das ist pure Provokation, finde ich. Es gibt einfach keinen Grund, so lange nackt zu sein.Man stelle sich nur einmal diese Situation vor: Mike Hanke, mit blanker Waffe, steht da und unterhält sich mit Herrn ter Stegen, der auch dort herum steht, wie Gott ihn schuf. Wer will das sehen?
Und dann kam plötzlich der Trainer rein (auch nackt) und stürmte auf mich zu (ab dieser Stelle möge sich der geneigte Leser die wörtliche Rede des Coaches mit französisch-schweizerischem Akzent vorstellen. Ich wollte diesen erst simulieren lassen, aber Voegi verlangte dafür ein zu hohes Honorar. Er handle schließlich nicht mit Chinesen, warf er noch ein). Favre, der zuvor (natürlich nackt) vor dem Spiegel seine Coaching-Gesten für das Cover des EA Fußball Managerspiels nachgestellt hatte, sah mich skeptisch an. Ich war ja schließlich nicht nur der einzige bekleidete Mensch hier, ich trug noch dazu eine Fohlenhose und ein zu enges Shirt.
"Worin besteht ihre Ponyvalenz?" wollte er wissen und strahlte über seinen Wortwitz. Ich hatte keine Ahnung, worin sie bestand, fand den Gag auch nicht gelungen und nuschelte daher etwas in Phantasiesprache daher. Favre winkte ab, das war ihm hier zu belanglos. Gelangweilt und mit einem Fächer bestückt, setzte er sich auf eine Bank und kramte ein Buch von Kafka hervor: Die Verwandlung.
Da reckte Hans Meyer seinen Kopf in die Kabine und strahlte mich an, er war wenigstens angezogen: "Lieber junger Freund, gehen Sie davon aus, dass Sie wirklich beschissen in dem Kostüm aussehen". Dann verschwand er auch wieder und ich hörte nur ein hämisches Gelächter vom Flur in den Raum dringen.
Ich machte mich also auf, zitterte mich noch einmal in Richtung Spiegel und zögerte, diese verfluchte Maske aufzuziehen. Ich hatte das Gefühl, damit das letzte Fünkchen Würde zu verlieren. Im selben Moment brüllte von hinten der besagte nackte Hanke mit bedrohlich in meine Richtung wippendem Finger: "Hee! Was soll das mit dem Kölner hier drin? Ich hab doch gesagt, dass ich nicht nach Köln wechseln würde. Ich gehe zu einem guten Verein!" - das war für mich das Startsignal, es konnte nicht mehr schlimmer kommen, so etwas musste ich mir von Mike Hanke nicht gefallen lassen. Vielleicht war der Weg in die Anonymität ja genau das Richtige für mich. Also verabschiedete ich mich von meinem Stolz und zog hastig die Gaulsmaske über.
Die Spieler wirkten indes wenig nervös. Dabei stand eine Bundesligapartie an, man konnte draußen schon die Fans hören.
Plötzlich tippte es an meinem Knie. Dort stand Max Eberl (selbstverständlich auch nackt). Er sah mich prüfend an, strich dann etwas zu verliebt über mein Fell, als wolle er mich striegeln und flüsterte mir entgegen: "Kennen Sie Ihre Aufgabe? Sie müssen eigentlich nicht viel tun. Immer wenn dieses wundervolle Lied von Scooter ertönt, stürmen Sie in unsere Fankurve und winken wie verrückt".
"Und muss ich dann was sagen?" stöhnte ich durch meine Maske. "Um Gottes Willen!" Eberl erschrak. "Die wichtigste Regel für ein Maskottchen oder überhaupt für eine verkleidete Person besteht darin, dass man nicht redet. Das geht alles pantomimisch, tänzelnd, künstlerisch vonstatten. Oder haben Sie diesen Micky Maus-Darsteller in Disneyland schon einmal einen Vortrag über die Weltwirtschaftskrise halten hören? Denken Sie immer an Micky Maus. Bewahren Sie Ruhe und lassen Sie Ihren Körper sprechen. Alles andere erledigt die euphorisierte Masse für Sie".
Nun wusste ich nicht, ob mich das wirklich beruhigen sollte. Ich atmete tief ein, das T-Shirt spannte noch mehr, dann atmete ich aus und machte mich auf den Weg in Richtung Tunnel. Gleich würde ich zum Spielfeldrand gelangen, dann gäbe es kein Zurück mehr. Aber ich musste schließlich meine Auflagen erfüllen. Sozialstunden im Fohlenkostüm. Beim Erzrivalen.
In Tippselschritten näherte ich mich also dem Ausgang. Erst noch musste ich nach Verlassen der Spielerkabine einen Vorraum durchqueren. Ich hörte die tosende Masse, blickte noch einmal zurück und erblickte vor der Kabine stehend noch einen Gott sei Dank bekleideten Udo Lattek, der gerade einem Ordner folgenden Witz erzählte: "Was erhält ein Mann mit zwei Staatsbürgerschaften? Einen Doppelpass! Harr harr!" - mir wurde schlecht. Ich ging weiter, der Gang wurde schmaler, das Stadioninnere kam immer näher.
Dann sah ich Licht am Ende des Tunnels.
Das war der dritte Teil eines mehrteiligen Blogs. Ihr könnt nun abstimmen, ob Ihr eine Fortsetzung in einer etwaigen nächsten Runde lesen möchtet. Sollte ich weiterkommen, gehts auch mit der Geschichte weiter.
Aufrufe: 4036 | Kommentare: 20 | Bewertungen: 6 | Erstellt:11.03.2013
ø 8.5
KOMMENTARE
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11.03.2013 | 22:30 Uhr
0
Ist aber wirklich ein sackstarkes Teil hier. Puuuh.
2
11.03.2013 | 21:46 Uhr
0
Ahhh immer diese Fortsetzungsblog. Habe ich schon erwähnt, dass ich die gar nicht mag....
0
11.03.2013 | 21:12 Uhr
0
Deswegen stimme ich auch für den Kölner.
0
11.03.2013 | 21:12 Uhr
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taneu :
Boah. Das ist Blogpokal hier. Heißes Duell, sehr tiefgründig die Sache hier. Beides tolle Storys. Soll ich für dich stimmen, nur damit ich eine Fortsetzung bekomme? Krieg ich die nicht auch so? Ohmann, schwere Entscheidung... sorry glue, Kafka, Favre und Lattek in einem Blog, dagegen kommen 5 Albaner nicht an.Stimme an den don.
1
11.03.2013 | 18:29 Uhr
0
Emma2012 :
Wie hinterlistig....Mehrteiler, die Spannung steigt. Hm.
Dann auch noch Kafka meets debiles Fohlen....
Und ein Raum voller durchtrainierter nackter Männer....
Diese Bilder in meinem Kopf....
Danke!
:)
1
11.03.2013 | 18:24 Uhr
-2
Schnumbi :
fuck...... jetzt habe ich 3 teile dieser kölschen - fohlen dingsbums durchgelesen, nun will ich auch wissen wie es weiter geht. schreibtechnisch bist du eh einer der besten gluecifer´s blog war auch sehr sehr gut. nur fehlt mir da irgendwas am ende, außerdem gab es erst zuletzt eine stadion geschichte in der bayerngruppe zu lesen.
starke runde aber meine stimme geht an donluka
(hoffe der rote bulle von der jury kann richtig zählen oder kommt ihn wieder was dazwischen ?)
2
11.03.2013 | 18:02 Uhr
0
Beste Grüße,
Gluecifer
0
11.03.2013 | 17:56 Uhr
0
donluka :
Dieses ist ein Beitrag zum Blogpokal 2012/2013. Mein Kontrahent ist Gluecifer. Zur Bewertung bitte eine kurze Erklärung abgeben, danke.
Lied
und hier gehts zu
Gluecifers sehr starkem Blog
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Statistik
Deine Schreibe finde ich nach wie vor genial, aber die Geschichte kickt mich Mehrteiler hin oder her absolut nicht.
Sorry.