Etwas über 6 Sekunden zu spielen im Air Canada Centre. Greivis Vasquez passt den Ball zu Lowry, der 3 Meter von der 3er-Linie entfernt versucht, sich von Deron Williams zu lösen. Er bekommt einen Screen von Patterson, zieht Richtung Korb, zwischen KG und Williams hindurch und wird in der Zone von Paul Pierce abgeräumt. Aus und vorbei. Die Nets gewinnen Spiel 7 mit einem Punkt Vorsprung. Am Ende überwog trotzdem der Stolz auf das Team auch wenn das Saisonende kaum grausamer hätte sein können. Nach einem schwachen Start stand Toronto bei 7-12 bevor am 9. Dezember der Trade bekanntgegeben wurde, der Rudy Gay nach Sacramento und im Gegenzug Vasquez, Hayes und Patterson zu den Raptors brachte. Den Rest der Saison verzeichneten die Dinos einen 41-22 Record, was zum ersten Mal seit 2008 wieder Playoffbasketball in Kanada bedeutete. DeRozans Ernennung zum All-Star war die verdiente Belohnung für seine starke Saison, weil er besonders nachdem Gay Geschichte war gemeinsam mit Lowry das Team trug. Die Vorzeichen für dieses Jahr auf eine Wiederholung der Playoffteilnahme und erneut einen Raptorsspieler im All-Star Game zu sehen stehen gut.
Was ist neu?
Im Norden nichts Neues möchte man sagen. Ujiri hatte alle Hände voll zu tun die auslaufenden Verträge von Vasquez, Lowry und Patterson zu verlängern. Alleunterzeichenten schließlich neue Verträge, was nicht viel Platz für Neuverpflichtungen ließ. Trotzdem schaffte das Frontoffice es den Kader qualitativ zu verstärken, indem der auslaufende Vertrag von John Salmons gegen Lou Williams und die Rechte an Lucas Nogueira getradet wurden. Williams war vor seiner Verletzung einer der besten 6th-Man der NBA und ein zuverlässiger Scorer in der Crunchtime. Falls er wieder an seine Leistungen aus Philadelphia anknüpfen kann wird er die mäßige Bank der Raptors deutlich besser machen. Eine weitere Option neben Lowry und DeRozan in engen Spielen zu haben ist ebenfalls wichtig. Nogueira wird sich mit einem weiteren Neuzugang, Greg Stiemsma, um die Minuten hinter Valanciunas streiten. Aus Sacramento verpflichteten die Raptors einen alten Bekannten: James Johnson. Seine Hauptaufgabe wird die Verteidigung gegnerischer Flügelspieler sein, damit nicht wieder ein Joe Johnson Toronto fast alleine vernascht. James Johnson ist zwar ein limitierter Spieler, aber Athletik, Defense und Größe sind wichtige Eigenschaften, über die die bisherigen Back-Ups nicht verfügten. Im Draft entschieden sich die Dinos etwas überraschend an 20 für Bruno Caboclo, einen brasilianischen Forward, den die meisten Scouts erst in der zweiten Runde auf dem Zettel hatten. Er wird noch einiges an Zeit brauchen, bis er dauerhaft Teil der Rotation wird, gilt aber wegen seiner körperlichen Voraussetzungen als ein interessantes Talent.
Umfeld:
Wenn sogar das Twitterfeed des Playoffgegners das Torontoer Publikum lobt, weiß man, dass man sich auf seinen Heimvorteil verlassen kann. Die Lautstärke und Kreativität der Crowd sucht ihresgleichen in der NBA. Auch außerhalb des ACCs ist die Basketballeuphorie sichtbar gewesen in Kanada. Während der Playoffs versammelten sich tausende Fans zum Public Viewing auf dem Maple-Leaf-Square, um das Team nach vorne zu peitschen. Im Frontoffice blieb es ruhig während der Offseason. Dwane Casey stand zumindest für viele Anhänger schon auf der Kippe, doch die starke letzte Saison hat seinen Platz gesichert. Direkt nach dem Playoffaus unterzeichnete er einen neuen Vertrag, der ihn für 3 Jahre an Toronto bindet. Ujiri ist zwar erst seit einem Jahr Genreal Manager, aber wird jetzt schon von Medien und Fans verehrt. Er ist der Hauptgrund dafür, dass Basketball in Toronto langsam zur wichtigsten Sportart wird.
Stärken:
Die wichtigste Stärke Torontos ist die Kontinuität. Alle Rotationsspieler des vergangenen Jahres sind wieder dabei. Obwohl Lowry, Vasquez und Patterson Free Agents waren blieben sie den Dinos treu. Lediglich Lou Williams ist neu und wird viele Minuten bekommen. Abstimmung und Harmonie sollten also schon von Spiel 1 an vorhanden sein. DeRozan und Lowry sind einer der besten Backcourts der NBA. Beide erreichten letztes Jahr die Top-20 in Winshares, zusammen erzielten sie 41 Punkte pro Spiel und erreichten ein PER von 20,2 (Lowry) bzw. 18,42. Alles Karrierehöchstwerte, die für DeRozan die Berufung zum All-Star und für Lowry viele Votes und
und einen neuen, 48 Millionen Dollar schweren Vierjahresvertrag bedeuteten. Kyle Lowry ist während der vergangenen Saison zum Leader des Teams geworden und wird diese Rolle auch in der kommenden Saison erfüllen. Seine Präsenz ist nicht nur statistisch, sondern auch psychologisch sehr wichtig, was seine Vertragsverlängerung doppelt wichtig machte. Nach langen Jahren des Offensivbasketballs sind die Raptors wieder ein gutes Defensivteam. Sie ließen nur 98 Punkte pro Spiel, gleichbedeutend mit Rang 7 in der NBA, zu und produzierten ein Defensivrating von 105,3 (Rang 10). Mit guten Flügelspielern hatten die Raptors regelmäßig Probleme, da sowohl DeRozan, als auch Ross keine Small Forwards oder große Shooting Guards decken können. Doch im Team überzeugten die Raptors, was vor allem an Amir Johnson und dem sich verbessernden Valanciunas liegt. Wenn der Litauer den nächsten Schritt machen kann und sich zu einem starken Defensivcenter entwickelt wäre die Raptorsdefense nochmal ein großes Stück besser. Verbesserung ist ein Stichwort, das man auch bei Ross und DeRozan erwähnen muss. Ross erzielte solide 11 Punkte und traf gute 39,5% seiner Dreier. DeRozan erzielte das erste Mal ins einer Karriere über 20 Punkte pro Saison (22,7) doch seine Quoten sind schwach(TS: 53,2%, FG: 42,9%). Vor allem diese drei Spieler geben Anlass zur Hoffnung, dass Toronto sich noch weiter steigern kann. Steigern muss sich auch die Bank. Nach dem Gay-Trade kamen mit Patterson und Vasquez zwei gute Spieler von der Bank, doch das war nicht genug. Efficiencyrating Platz 17, nach Punkten sogar nur Platz 27. Mit einem in der Preseason vernünftig aufspielenden Williams wird die 2<sup>nd</sup> Unit eine Stärke der Raptors in der kommenden Saison werden. Sein Scoring ist das fehlende Element einer ansonsten gut ausgewogenen Bank.
Schwächen:
Obwohl DeRozan und Lowry ihre beiden besten Jahre spielten, verbindet sie eine gemeinsame Schwäche: Die FG-Quote. Beide treffen knapp unter 43% aus dem Feld nehmen aber zusammen über 30 Würfe pro Spiel. Die Raptorsoffense bleibt deswegen sehr streaky. Auch das Ballmovement ist ausbaufähig, zwar war das Offensivrating Torontos mit 108,8 gut für Platz 10 ligaweit, doch bei den Assists landete das Team auf Platz 21. Shotselection und Passing sind zwei Kategorien, bei denen das Team noch Luft nach oben hat. Auch die Defense könnte besser sein. Wie? Indem Valanciunas und Johnson länger auf dem Court stehen. JV beging in nur 28 Minuten pro Spiel 3 Fouls, Johnson im gleichen Zeitraum 3,5. Dies führt logischerweise dazu, dass beide viel zu oft mit Foultrouble auf der Bank sitzen und das Team ohne einen seiner wichtigen Verteidiger auskommen muss. Außerdem schickte Toronto seine Gegner am siebthäufigsten mal an die Freiwurflinie, was bei den oben genannten Statistiken allerdings keine Überraschung mehr sein sollte. Ein Team, das so athletisch wie die Raptors ist, sollte auch wenn die Big Men mit Fouls zu kämpfen haben besser an den Brettern arbeiten. Nur Rang 20 bei den Defensivrebounds bedeutet, dass die Defensivposessions noch zu unkonzentriert beendet werden. Wenn Valanciunas den nächsten Schritt macht wird das Reboundverhältnis spürbar besser werden.
Spieler im Fokus:
Kyle Lowry
Hier könnte auch Valanciunas stehen, dessen Werdegang die Richtung der Franchise vorgeben wird, doch Lowry ist der interessantere Spieler. Er wurde schon oft als ein Knucklehead abgestempelt und mehrere Reporter berichteten, dass sein Verhältnis zu Casey angespannt ist. Nachdem klar war, dass Gay getradet wird, war man sich eigentlich sicher, dass auch er seinen Hut nehmen muss, da die zwei außerhalb des Courts Freunde sind. Doch Kyle ließ alle Kritiker verstummen mit der besten Saison seiner Karriere. Schon in Houston hat er sich in Richtung All-Star entwickelt, eine weitere, ähnlich gute Saison wie letztes Jahr würde wohl endlich seine Nominierung bedeuten. Die große Frage ist nur: Wird Lowry nochmal so stark sein? Er hatte schon fast seine gesamte Karriere immer wieder mit leichten Verletzungen zu kämpfen, aber das ist weniger problematisch. Jeder kennt das Syndrom Contractyear. Plötzlich explodiert ein Spieler weil es um den nächsten großen Vertrag geht. Die vergangene Saison könnte bei ihm genau so ein Contractyear sein. Die Hoffnung ist natürlich, dass er endlich seine wahre Leistungsfähigkeit und Rolle gefunden hat, aber Zweifel bestehen.
Ausblick:
In den meisten Previews landen die Raptors zwischen Platz 3 und 5 im Osten. In meinen Augen eine realistische Einschätzung. Ich tippe, dass Lowry etwas schwächer sein wird als letztes Jahr, während Valanciunas sich weiter entwickelt. Als Team werden die Raptors defensiv überzeugen und hoffentlich offensiv strukturierter agieren. Dann klappt es mit Platz 1 in der Division und Heimvorteil in den Playoffs mit Aussicht auf Runde 2.
Inhaltlich top, das war nicht anders zu erwarten.
Bloß Lowry als SiF mit dem Text finde ich ein bißchen lieblos dahingeschrieben.
Bei der Bewertung kann ich das nur subjektiv sehen und wie bekannt bin ich bei den Raptors sehr kritisch.
Umfeld 4 Bälle? Aufbruchstimmung immer noch vorhanden, aber kein gutes Timing dass Leiwike geht
Bank genauso... Tief ja, über die BC-Rotation muss man sich nicht groß unterhalten, wenn Lou nur halbwegs einschlägt ist das zumindest die beste offensive Rotation bei den Guards in der NBA, PP auch super.
Bloß der 3&D-Guy auf den Flügeln und der Backup-C... Letzteres ist immer noch fraglich: Psycho-T wird nicht jeden Abend funktionieren, Stiemsa ist ok aber nicht der Weisheit letzter Schluss und bebe braucht noch Zeit.
Defensiv zwar gut, aber ich weiß echt nicht (heute auch schon wieder) wie ich James Johnson die ganze Saison ertragen kann wenn er den Ball hat: Das kann man sich schon nicht mehr schönsaufen, demnächst halte ich mir die Augen zu wenn er den Spalding bekommt
Mal schauen ob noch was per Trades geht (Hayes, Fields)
Ich freu mich auf die Saison und bin eigentlich überall der gleichen Meinung wie du, denke Lou Williams kann noch ganz wichtig werden und Lowry und DeMar haben in der Pre Season schonmal da weitergemacht wo sie aufgehört haben
Bitte hochladen, danke.
Obwohl DeRozan und Lowry ihre beiden besten Jahre spielten, verbindet sie eine gemeinsame Schwäche: Die FG-Quote."
Wenn man nur die FG-Quote betrachtet, mag es wie eine Schwäche aussehen. Ist es aber nicht. Lowrys O-Rtg war phänomenal und DeRozans TS% ging aufgrund seiner unzähligen FT-Attempts nach oben. Beide SIND de facto effiziente Spieler, weil sie die besten Würfe nehmen. Es ist demnach keine Schwäche und kann ruhig aus der Preview gestrichen werden.