27.12.2009 um 10:19 Uhr
Geschrieben von Bailey
VfB Stuttgart - all inclusive I
An und für sich war das Jahr 2009 für einen Schwaben das Optimum. Freude, Euphorie, Enttäuschung, Wut, Zorn, Resignation, Hoffnung. Alles, was das normale Fanleben so ausmacht war in ein Jahr gepackt. Sozusagen eine Komplettausgabe zum Preis eines Lebensjahres.
Do kosch net maula.
Angefangen hat alles, wie im Fußball ja so oft, mit einer Trainerentlassung. Der ehemalige Meistertrainer Armin Veh wurde nach einer herben 1:4-Klatsche beim VfL Wolfsburg, immerhin der zukünftige Meister, entlassen. Und ein Nachfolger war schnell gefunden. Vielleicht ist es mit schwäbischem Erfindergeist zu erklären, vielleicht auch einfach damit, dass einem die Person, die man täglich im Hausflur trifft am besten in Erinnerung bleibt, der VfB-Sportdirektor setzte alles auf die Karte "Jugend forscht" und ernannte seinen Kumpel und Nachbarn Markus Babbel zum Teamchef. Teamchef?
Der geneigt Leser wird jetzt schreien: "Das gibt's doch nur in England oder in der Nationalmannschaft!"
Richtig.
Aber dieser kleine Kunstgriff war notwendig, da Babbel noch nicht über die von Matthias Sammer höchstpersönlich, mit dem Selbstgebrannten von Gerhard Mayer-Vorfelder auf einer Schweinehaut eintätowierten Trainerlizenz verfügte.
Allein an dieser Prozedur sieht man, wie wichtig eine solche Ausbildung ist!
Kein Freund leerer Worthülsen und einfacher Lösungen: Matthias Sammer
Herr Sammer selbst verglich sie mit dem Führerschein, was die Bedeutung nur noch unterstreicht. Denn wie viele Menschen werden jährlich von außer Kontrolle geratenen Fußballvereinen aufs Korn genommen.
Also Trainer ohne Schein = undenkbar!
Gab es früher auch nicht.
Und wenn doch, dann war früher alles schlecht. Die ganzen Rehagels, Hitzfelds, Daums und Latteks, alles Nieten und Blindgänger.
Schein muss sein ist die Devise!
Und so kam es auch, wie es kommen musste. Zwischen dem DFB in Person des Gralsdirektors Matthias Sammer und dem VfB als armem Bittsteller entwickelte sich eine monatelange Hängepartie über Lehrgangsreformen und Ausnahmegenehmigungen. Jens Lehmann, der später noch eine wichtige Rolle einnehmen wird stellte in dieser Diskussion schon einmal sein diplomatisches Geschick unter Beweis indem er die heilige Lizenz als "völligen Blödsinn" bezeichnete und somit maßgeblich zur Deeskalation der Situation beitrug.
Viele Themen, eine Meinung. Jens Lehmann.
Doch über diese Debatte über Fähigkeiten und andere Unzulänglichkeiten geriet fast der Spielalltag in Vergessenheit.
Und dieser Alltag hatte es wirklich in sich.
Denn Markus Babbel schien wirklich eine wichtige Fähigkeit zu fehlen. Nämlich die, zu verlieren!
Und so starteten die Schwaben eine Rückrundenrallye, die bei jedem, der sich dem Team in den Weg stellte nur verbrannte Erde hinterließ.
Ob es jetzt die etatmäßige Rückrundenversager Hamburg und Leverkusen waren oder die alltägliche Laufkundschaft wie Berlin oder Schalke, alles wurde auswärts wie daheim ordentlich zerlegt und kehrwochengerecht als Sperrmüll vor die Stadiontür gestellt. Ordnung muss sein!
Und diese Ordnung hatte vornehmlich einen Namen. Mario Gomez. Denn anders als im Trikot der Sammer-11 gelang Gomez im Trikot mit dem Brustring alles und noch ein bisschen mehr. Auf den Rängen wurde sogar gemunkelt, selbst wenn Gomez den Ball in Richtung Tribüne bzw. Neckar schießen würde, dieser irgendwie im richtigen Tor landen würde.
Der Ball.
Nicht Gomez.
Seinen absoluten Siedepunkt hatte der schwäbische Höhenflug am 31. Spieltag, als der kommende Meister aus Wolfsburg zu Gast war. Und, wie so viele vor ihm, fachgerecht von der Nummer 33 (31. Spieltag, Nummer 33, 39 Punkte in der Rückrunde. Alles in den 30ern…ein Zusammenhang?) demontiert wurde. Und zwar mit 4 Treffern (doch kein Zusammenhang).
Von ihm.
Allein.
Für alle Wolfsburger: Das sind soviele Tore wie ein durchschnittlicher Golf Zylinder hat.
Es bleibt nur noch Zeit für einen Abschiedskuss: Mario Gomez
Bayern-Manager Uli Hoeneß, der sich zu dieser Zeit schon als neuer Lehnsherr des Torjägers sah blieb nach dieser Leistung nichts anderes übrig, als zum Hörer zu greifen und für weitere 5 Millionen "Kronjuwelen" des Kaisers zusammenzukratzen. Als ob noch nicht genug kaiserlich-bayrischer Nachwuchs in der Welt herumrennen würde. Aber das änderte nichts daran, dass Gomez seinen Marktwert in diesem Spiel um mindestens diese Summe gesteigert hat. Und wie sagt der Kaiser selbst so schön: "Der liebe Gott hat alle Kinder gern." Der Scheck konnte also schonmal in Druck gehen.
Nach diesem magischen Nachmittag war auch die spätere Niederlage beim FC Bayern, der zwischenzeitlich vom klinsmannschen Fussball 2.0 zum osramschen Bolzen 1.0 zurückgekehrt war, nicht mehr schlimm, der VfB hatte sich den dritten Platz gesichert und wurde für eine phantastische Rückrunde mit dem Platz in der Champions-League-Qualifikation belohnt.
Soviel nun zu Freude und Euphorie.
Was darauf folgte, lässt sich kaum in Worte fassen.
Ich versuche es trotzdem.
Nachdem Topstar Gomez sich trotz Dauerstaus auf der A8 (Lehmann wollte ihn nicht mitfliegen lassen) nicht von München fernhalten wollte klaffte im Sturm des VfB eine Lücke so groß wie die, die seit Sommer auch im Stadion klafft. Dort wird nämlich gebaut. Eine Kurve kam weg, eine andere soll hin. Betonung auf Soll. Den in der Saison ist dort Baustelle. Auch dieser Umstand sollte noch zu größeren Problemen als bloßem Stimmungsabfall führen.
Die Sturmlücke indes zu füllen erwies sich als schier unlösbare Aufgabe. Wunschkandidaten wie Klaas-Jan Huntelaar schubsten den armen Horst wie ein Gouda-Rad in der Gegend rum, nur um dann doch lieber in die Mailänder Alte-Herren-Auswahl zu wechseln, andere wie Vagner Love entdeckten in letzte Sekunde die Vorzüge des deutschen Steuersystems mit Spitzensteuersatz und winkten dankend ab, kurz, es war ein Drama. Schlussendlich wurde der Russe Pawel Pogrebnyak aus St. Petersburg verpflichtet.
Doch die eigentliche Sensation war die Rückkehr des verlorenen Sohnes Aleks Hleb, der auf Leihbasis nach Stuttgart kam und dafür sogar the Special One sitzten ließ. Daran hat der bestimmt heut noch zu knacken. Hotte Superstar!
Die neue Saison kann kommen, wir sind gerüstet! Babbel und Heldt.
Hier zu Teil 2!
Do kosch net maula.
Angefangen hat alles, wie im Fußball ja so oft, mit einer Trainerentlassung. Der ehemalige Meistertrainer Armin Veh wurde nach einer herben 1:4-Klatsche beim VfL Wolfsburg, immerhin der zukünftige Meister, entlassen. Und ein Nachfolger war schnell gefunden. Vielleicht ist es mit schwäbischem Erfindergeist zu erklären, vielleicht auch einfach damit, dass einem die Person, die man täglich im Hausflur trifft am besten in Erinnerung bleibt, der VfB-Sportdirektor setzte alles auf die Karte "Jugend forscht" und ernannte seinen Kumpel und Nachbarn Markus Babbel zum Teamchef. Teamchef?
Der geneigt Leser wird jetzt schreien: "Das gibt's doch nur in England oder in der Nationalmannschaft!"
Richtig.
Aber dieser kleine Kunstgriff war notwendig, da Babbel noch nicht über die von Matthias Sammer höchstpersönlich, mit dem Selbstgebrannten von Gerhard Mayer-Vorfelder auf einer Schweinehaut eintätowierten Trainerlizenz verfügte.
Allein an dieser Prozedur sieht man, wie wichtig eine solche Ausbildung ist!
Kein Freund leerer Worthülsen und einfacher Lösungen: Matthias Sammer
Herr Sammer selbst verglich sie mit dem Führerschein, was die Bedeutung nur noch unterstreicht. Denn wie viele Menschen werden jährlich von außer Kontrolle geratenen Fußballvereinen aufs Korn genommen.
Also Trainer ohne Schein = undenkbar!
Gab es früher auch nicht.
Und wenn doch, dann war früher alles schlecht. Die ganzen Rehagels, Hitzfelds, Daums und Latteks, alles Nieten und Blindgänger.
Schein muss sein ist die Devise!
Und so kam es auch, wie es kommen musste. Zwischen dem DFB in Person des Gralsdirektors Matthias Sammer und dem VfB als armem Bittsteller entwickelte sich eine monatelange Hängepartie über Lehrgangsreformen und Ausnahmegenehmigungen. Jens Lehmann, der später noch eine wichtige Rolle einnehmen wird stellte in dieser Diskussion schon einmal sein diplomatisches Geschick unter Beweis indem er die heilige Lizenz als "völligen Blödsinn" bezeichnete und somit maßgeblich zur Deeskalation der Situation beitrug.
Viele Themen, eine Meinung. Jens Lehmann.
Doch über diese Debatte über Fähigkeiten und andere Unzulänglichkeiten geriet fast der Spielalltag in Vergessenheit.
Und dieser Alltag hatte es wirklich in sich.
Denn Markus Babbel schien wirklich eine wichtige Fähigkeit zu fehlen. Nämlich die, zu verlieren!
Und so starteten die Schwaben eine Rückrundenrallye, die bei jedem, der sich dem Team in den Weg stellte nur verbrannte Erde hinterließ.
Ob es jetzt die etatmäßige Rückrundenversager Hamburg und Leverkusen waren oder die alltägliche Laufkundschaft wie Berlin oder Schalke, alles wurde auswärts wie daheim ordentlich zerlegt und kehrwochengerecht als Sperrmüll vor die Stadiontür gestellt. Ordnung muss sein!
Und diese Ordnung hatte vornehmlich einen Namen. Mario Gomez. Denn anders als im Trikot der Sammer-11 gelang Gomez im Trikot mit dem Brustring alles und noch ein bisschen mehr. Auf den Rängen wurde sogar gemunkelt, selbst wenn Gomez den Ball in Richtung Tribüne bzw. Neckar schießen würde, dieser irgendwie im richtigen Tor landen würde.
Der Ball.
Nicht Gomez.
Seinen absoluten Siedepunkt hatte der schwäbische Höhenflug am 31. Spieltag, als der kommende Meister aus Wolfsburg zu Gast war. Und, wie so viele vor ihm, fachgerecht von der Nummer 33 (31. Spieltag, Nummer 33, 39 Punkte in der Rückrunde. Alles in den 30ern…ein Zusammenhang?) demontiert wurde. Und zwar mit 4 Treffern (doch kein Zusammenhang).
Von ihm.
Allein.
Für alle Wolfsburger: Das sind soviele Tore wie ein durchschnittlicher Golf Zylinder hat.
Es bleibt nur noch Zeit für einen Abschiedskuss: Mario Gomez
Bayern-Manager Uli Hoeneß, der sich zu dieser Zeit schon als neuer Lehnsherr des Torjägers sah blieb nach dieser Leistung nichts anderes übrig, als zum Hörer zu greifen und für weitere 5 Millionen "Kronjuwelen" des Kaisers zusammenzukratzen. Als ob noch nicht genug kaiserlich-bayrischer Nachwuchs in der Welt herumrennen würde. Aber das änderte nichts daran, dass Gomez seinen Marktwert in diesem Spiel um mindestens diese Summe gesteigert hat. Und wie sagt der Kaiser selbst so schön: "Der liebe Gott hat alle Kinder gern." Der Scheck konnte also schonmal in Druck gehen.
Nach diesem magischen Nachmittag war auch die spätere Niederlage beim FC Bayern, der zwischenzeitlich vom klinsmannschen Fussball 2.0 zum osramschen Bolzen 1.0 zurückgekehrt war, nicht mehr schlimm, der VfB hatte sich den dritten Platz gesichert und wurde für eine phantastische Rückrunde mit dem Platz in der Champions-League-Qualifikation belohnt.
Soviel nun zu Freude und Euphorie.
Was darauf folgte, lässt sich kaum in Worte fassen.
Ich versuche es trotzdem.
Nachdem Topstar Gomez sich trotz Dauerstaus auf der A8 (Lehmann wollte ihn nicht mitfliegen lassen) nicht von München fernhalten wollte klaffte im Sturm des VfB eine Lücke so groß wie die, die seit Sommer auch im Stadion klafft. Dort wird nämlich gebaut. Eine Kurve kam weg, eine andere soll hin. Betonung auf Soll. Den in der Saison ist dort Baustelle. Auch dieser Umstand sollte noch zu größeren Problemen als bloßem Stimmungsabfall führen.
Die Sturmlücke indes zu füllen erwies sich als schier unlösbare Aufgabe. Wunschkandidaten wie Klaas-Jan Huntelaar schubsten den armen Horst wie ein Gouda-Rad in der Gegend rum, nur um dann doch lieber in die Mailänder Alte-Herren-Auswahl zu wechseln, andere wie Vagner Love entdeckten in letzte Sekunde die Vorzüge des deutschen Steuersystems mit Spitzensteuersatz und winkten dankend ab, kurz, es war ein Drama. Schlussendlich wurde der Russe Pawel Pogrebnyak aus St. Petersburg verpflichtet.
Doch die eigentliche Sensation war die Rückkehr des verlorenen Sohnes Aleks Hleb, der auf Leihbasis nach Stuttgart kam und dafür sogar the Special One sitzten ließ. Daran hat der bestimmt heut noch zu knacken. Hotte Superstar!
Die neue Saison kann kommen, wir sind gerüstet! Babbel und Heldt.
Hier zu Teil 2!
Aufrufe: 4081 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 28 | Erstellt:27.12.2009
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KOMMENTARE
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27.12.2009 | 14:54 Uhr
-3
jasi2106 :
Ich darf auch hier kommentieren , bin aber ja anständig (wie immer ) und kommentiere natürlich auch gerne unter Teil 2, wenn du schon so nett drum bittest
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