Prolog
Es soll hier nicht um Jura gehen. Man mag die Haftstrafe für Uli Hoeneß für unverhältnismäßig oder gerecht halten. Er hat dem Gemeinwesen Schaden zugefügt. Dafür bezahlt er jetzt. Buchstäblich und im übertragenen Sinne. Die Häme gibt es gratis. Ob die Rechnung zu hoch ist, mögen andere beurteilen. Den Schaden wird er ausgleichen. Das können andere nicht von sich behaupten. Aber das ist gleichgültig. Das Gericht hat entschieden. Der Rechtsstaat hat seine Pflicht getan. Das Ergebnis mag einem gefallen oder nicht. Es ist hinzunehmen. Wo Licht ist, ist auch Schatten. Aber es ist der dunkelste aller Hoeneß-Momente.
Justizvollzugsanstalt sagt das Gesetz. Gefängnis. "Knast" sagt die vox populi, die sich von allen politisch korrekten Umerziehungsversuchen nicht bändigen lässt. Selbst wenn sie auf der Dortmunder Südtribüne erschallt. Eine Karriere, ein Leben am Tiefpunkt. Drei Jahre, sechs Monate. Selbst bei bester Führung wird der Patron der Bayern-Familie bis Ende 2015 gesiebte Luft atmen. Unvorstellbar. Und doch real. Mein Fan-Leben geht damit nicht zu Ende. Aber der Dreizehnte im Dritten 2014 wird ein Einschnitt sein. Und bleiben. Der FC Bayern, der gar nicht wäre, was er ist, ohne diesen Ulrich Hoeneß aus Ulm, wird nie mehr derselbe sein. Und doch: die Momente werden bleiben. Momente für die Ewigkeit. Stationen, die symbolisch stehen für ein Lebenswerk, das unkaputtbar ist. Bleiben wird. Für mich jedenfalls.
Den Anschein von Objektivität will ich gar nicht erwecken. Ich gehöre zur (Bayern-Fan-) Generation Hoeneß. Ich bin mit ihm aufgewachsen und groß geworden. Bis ich fast 30 war, waren Manager und Uli Hoeneß Synonyme. Ich habe mit ihm gelitten, wenn die Gesichtsfarbe ungesund wurde. Mich mit ihm gefreut, wenn er den adipösen Körper in Höhen wuchtete, die man ihm gar nicht zugetraut hätte. Wenn die lächerliche Bommelmütze wackelte und die viel zu warme Glücksjacke wippte. Ich leide mit. Jetzt, wo alles in Trümmern liegt. Nicht der FC Bayern. Der Mensch Uli H. Den ich gar nicht kenne. Das ist irrational. Aber wie rational ist es, die Wochenendstimmung am Ergebnis eines Spiels zu messen? Eines Spiels, bei dem 22 Männer, die in einem Jahr mehr Geld verdienen, als die meisten in ihrem ganzen Leben, um Ruhm und Siege kämpfen? Weil es sonst nichts mehr zu kämpfen gibt. Weil sie alle ausgesorgt haben. Ob schwarz-gelb, blau-weiß, rot? Eben.
Die "letzte Weltreligion" hat die ZEIT den Fußball mal genannt. Also lasst mich. Lasst mich kurz weinerlich werden. Lasst mich in Erinnerungen schwelgen. Von nicht durchbluteten Gehirnwendungen, Querdenkern, die den Bürger Hoeneß in den menschlichen Adelsstand erheben, Kurzansprachen vor 70.000 Menschen und dem Ding mit den Ohren, auf das er Anspruch hat und das er doch nicht will. Bis das Leben weitergeht.
Pyrrhus-Sieg
"Du überschätzt Dich maßlos!" Funkelnde Augen. Die Zitate feinsäuberlich auf einen DIN-A-4-Zettel geschrieben. Nicht alle Hirnwendungen durchblutet, meteorologische Schaubilder, die interessanter als Fußballdialoge mit Jupp sind, Schlaftablettenwerbung. In Slippern und weißen Socken sitzt er da. Der himmelschreiende Dresscode ist das Einzige, was ihn mit seinem Konterpart verbindet. Hoeneß. Daum. Sport-Studio 1989. Fehlende Selbstreflexion ist noch der harmloseste Vorwurf an den Schnauzer von Köln. Uli H. gibt den Hanns Feigen. Für Jupp Heynckes, seinen medial unbedarften Freund. Den Daum verbal demütigt und erniedrigt. Wochenlang und unwidersprochen. Daum wirft sich Boulevard-Medien an den Hals, von denen er nicht ahnt, dass sie keine Freunde, sondern nur nützliche Idioten kennen.
Man ist dabei bei der Geburt der langlebigsten Feindschaft des modernen deutschen Fußballs. Live und in Farbe. Ich stehe auf der richtigen Seite. Der Seite von Heynckes. Von Uli. Ein Hoeneß-Moment. "Am Mittwoch wird Dein Weg zu Ende sein!" Das Duzen spiegelt Nähe, Vertrautheit vor, die es nie gibt. Die nur die Spiegelbilder ehrlich empfundenen Hasses sind.
Der Patron kündigt an. Wirft sich in die Bütt. Die Fußsoldaten liefern. Am 25.05.1989 schlagen die Bayern Köln. In Müngersdorf. Wohlfahrt schießt Daum ab. Peng! Ein persönlicher Triumph für Heynckes, aber vor allem für Hoeneß. Und nur ein Etappensieg. Daum wird den FC Bayern weiter heimsuchen. Über zehn Jahre noch. Und ihn nie überholen. Nicht 1990, nicht 1997, nicht 1999, nicht 2000. Und die nächsten 100 Jahre auch nicht, wenn es nach Hoeneß geht. Doch die Rivalität endet früher. In einer Petrischale in der Kölner Gerichtsmedizin. Hier endet der Weg des Kriegers Daum. Scham(haar)voll.
"Spielerfrau!"
...ist Mehmet Scholl nicht geworden. Auch nicht nach der Karriere. Semi-humoristische Antworten wie diese auf die Frage nach seinem Traumjob nach der Kicker-Laufbahn machen Nummer 7 zum etwas anderen Fußballer. Der gute Mensch von München. Der Querdenker, der von der Endlichkeit monetären Glücks mitten im Kapitalismus gewordenen Verein FC Bayern philosophiert. Einer, der aus dem "Euer Hass ist unser Stolz"-Raster fällt. Den eigentlich alle mögen. Würde er nicht beim FC Bayern spielen und Titel sammeln wie andere Murmeln.
Steht Scholl im Weserstadion. Das Spiel ging 1:1 aus. Wayne. Darum geht es nicht. Grundsätzlich nicht und nicht im Interview mit Scholl. Die Haarprobe ist unterwegs. Hoeneß steht an der Wand. Weil er dem Wohl des deutschen Fußballs im Wege steht. Weil er eine Schmierenkampagne inszeniert hat gegen den alten Erzfeind. Weil der verschlagene Würstelunternehmer nicht die Eier hat, mit offenem Visier zu kämpfen. Der frühere Bremer Manager und H.-Langzeitfeind hat aus einem zugigen Stadion mit Laufbahn einen Hexenkessel gemacht. Über 50.000 haben Schaum vorm Mund. Lemke hat sie eingeseift. Vom totalen Sittenverfall salbadert. In Bremen stehen sie wie ein Mann hinter Daum im Oktober 2000. Fühlen sich gut dabei, den vermeintlich Unschuldigen in die virtuellen Arme zu schließen. Ihn mit Beschimpfungen des Bayern-Managers zu verteidigen. Gegen die Boulevard-Kampagne mit Viertelwahrheiten, halbseidenen Immobilienmaklern und vollschlanken Prostituierten. Und mit Drogen.
Scholl in Großaufnahme. Schnitt, 2 Stunden vorher: Hoeneß betritt das Stadion. "Hoeneß, Du Arschloch!" ist zu hören. Der Widerhall ist ohrenbetäubend. Schnitt: Scholl in Großaufnahme. Atmet tief. Schnitt. Großaufnahme Bremer Kurve. Auf dem Zaun hassverzerrte Fratzen zwischen grün-weißen Schals. Münder scheunentorweit offen. Sie brüllen aus voller Kehle "Hoeneß, Du Arschloch!" Schnitt. Hoeneß' Gesicht in Großaufnahme. Kurz geht der Mundwinkel herunter und die Brauen hoch. Haltung bewahren zwischen zwei Bodyguards, die man nur im Anschnitt sieht. Schnitt. Scholl in Großaufnahme. "Uli Hoeneß ist einer der besten Männer..." Schnitt. Die Fratzen. "Hoeneß, Du Arschloch! Hoeneß, Du Arschloch!" Schnitt. Scholl. "...einer der besten Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe! Es ist die Art, wie er mit uns umgeht!" Schnitt. Fratzen...
Es ist eine der wirkungsvollsten Inszenierungen, die das Fußballfernsehen hervorgebracht hat. Und doch ist sie unverfälscht, echt, authentisch im besten Sinne. Ein special effect der menschlichen Emotion. Ein Gänsehautkurzfilm aus der Realität. Scholl gräbt den homo socialis Hoeneß aus. (Den UH später bisweilen übertrieben zur Schau stellen wird.) Gegen die Schreihälse und die öffentliche Meinung. Er muss das öffentliche Zerrbild des gewissenlosen Intriganten beiseite schaufeln. Es bringt nichts. Hoeneß rettet am Ende die Bestätigung eines Verdachts, den er gar nicht in die Welt gesetzt hat. Doch jener Mehmet Scholl liefert ihn, den Moment. Er ist kaum im Bild. Und doch ist es ein Hoeneß-Moment.
Brunner. Ein Münchener Bürger.
Jahre später ist Leverkusen längst Vizekusen. Hat sein "Werkself"-Image selbstironisch versilbert. Daum hat gerade zum x-ten Mal den Effzeh verlassen. Es ist eine dieser Schweigeminuten im September 2009. Vielleicht werden sie zu inflationär eingesetzt. Vielleicht sind Menschen, vor allem in großer Ansammlung, einfach nicht mehr zur Stille in der Lage. Aus andächtigem Gedenken an Dominik Brunner ragen akustisch ein paar Wirrköpfe heraus, die den Glubb unterstützen zu meinen. Und nur sich selbst und ihren Verein blamieren.
Dann hebt die Stimme des Präsidenten an. Ein Civis Monacis hat sein Leben verloren, um Menschen, in diesem Fall Kinder, vor dem Zugriff brutaler Schläger zu bewahren. Sagt Hoeneß. Und verneigt sich verbal. Mit trauernder, bebender Wut in der Stimme, die doch sein Mitgefühl und sein ehrliches Entsetzen nicht zu übertönen in der Lage ist. Die weit weg ist von "Wegsperren, und zwar für immer"-Parolen. Und doch klar macht, dass Übergang zur Tagesordnung keine Alternative ist. Was Hoeneß belegt. Mit der Gründung der Brunner-Stiftung. Verbale Zivilcourage eines Mannes, der seit Jahrzehnten nicht U-Bahn gefahren ist und doch zu wissen scheint, dass die Ruchlosigkeit mancher Benutzer des ÖPNV Ängste auslöst, denen es zu begegnen gilt. In Wort und Tat. Heute wissen wir alle, dass UH wohlmöglich wenige Minuten, bevor er das Wort ergriff, mittels Pager siebenstellige Beträge von Tokio nach New York bewegt und den Gewinn nicht deklariert hat. Und doch: ich wohne nicht in München. Ich fahre dort nie U-Bahn. Ich hatte Tränen in den Augen. Ein Hoeneß-Moment.
Gegenwart. Wembley. Der letzte Tragöde.
Im April 2013 stürzt der Himmel ein über Ulrich H. Sein Lebenswerk steht kurz vor der Vollendung. Der familiäre Verein aus dem Millionendorf ist der beste Club der Welt. Das Triple lockt. Guardiola wird für Heynckes übernehmen. 500 Mio. Umsatz ohne Schulden. Eine Mannschaft bestehend aus Eigengewächsen und Weltstars. Dann kommt der Focus. Selbstanzeige. Millionen hinterzogen. Der gute Mensch von München ist nur noch einer der "genug-ist-zu-wenig"-Gierhälse. Aber eben ein besonderer. Der sich in Selbstüberhöhung altruistische "Dummheit" unterstellte, weil er volle Steuern zahlt. Dem es angeblich um die kleinen Leute ging, ob 20, 50 oder 100 % Abgaben. Der über Genügsamtkeit plauderte und achtstellige Beträge per Pager verschob. Wasser predigte und Crystal soff, bis sich der Schampus mit dem Aufstoß vermengte. Die Häme ist grenzenlos. Es gibt nichts als schwarz und weiß. Der Erfolgsmensch schlechthin als moralischer Totalversager. Und doch nicht tragisch, wie manche meinen. Völlig selbst verschuldet.
Als Hassknecht ihm attestiert, tiefer als in das Mitleid von "Graf Koks" (er meint Daum) könne man nicht sinken, ist das Urteil gefällt. Es ist keine Anklage erhoben damals. Kein Blick in die Selbstanzeige geworfen. Wozu auch? Ist doch alles klar. Die gelbe Wand weiß, was es braucht. Alle anderen auch. Die Spiegel-TV-Kameras filmen seine Frau beim Gassigang. Ist Hoeneß süchtig? Woher kam das Geld? Hat der FC Bayern etwas damit zu tun? Nike, Adidas, Dreyfus, Schweiz, Vontobel! Steuerabkommen mit der Confoederatio helvetica gestoppt! Kanzlerin enttäuscht, Poß, SPD, CSU, Amigos, Seehofer, Mafia, 800 Millionen! Spezl-Wirtschaft, Zwei-Klassen-Justiz, Stoiber, Dax-Unternehmen, Aufsichtsrat! Illuminaten irgendjemand?
Es ist eine Abfolge von sensationsheischenden Abscheulichkeiten. Schlagzeilengewordener Überbietungswettbewerb. Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Der Moment, Rechnungen zu begleichen. Es ist kein Hoeneß-Moment. Es ist der Moment all derer, die seit Jahrzehnten gewartet haben. Denen jetzt die Morgenluft in und um die Nase fährt. Die Breuckmanns. Die Ehrenvorsitzenden von Steuerschnüfflervereinen. Die Politiker aus der zweiten Reihe, die zum großen Hammelsprung ansetzen. Mit Hoeneß' Rücken als Trampolin.
Dann kommt Wembley. Es ist alles gesagt und getan. Das rot-weiße Konfetti hat sich auf die begüterten und mächtigen Häupter gesenkt. Die Spieler stemmen das große Ding mit den Ohren nacheinander. Jeder ein zweites und ein drittes Mal. Das hat keinen Sinn. Es ist nur das Bestreben, einen Moment festzuhalten, der vergänglich ist wie ein Finale dahoam. Ein kurzer Fingerzeig vom Scholl-Nachfolger im Trikot mit der Nummer 7. Der kleine Franzose ist im sechsten Jahr "mia". Und weiß, wer das Fundament gelegt hat. Für seinen Aufstieg in den Vereinsfußballhimmel. Der Finger Richtung Co-Kapitän. Dann wird er übergeben. Der Pott. Das Symbol europäischer Vereinsfußballherrschaft. Übergeben an einen Verbrecher, einen Schmarotzer, einen Asozialen, wie die sozialen Netzwerke geifern. Aber eben auch den Architekten des Triples, den Gottvater des Rekordmeisters, den Kümmerer, der Ribéry nicht fallen ließ, als man ihn in Frankreich mit jakobinischem Eifer zum Päderasten stempeln wollte. Der Schweinsteiger mit irgendwelchen Verbalinjurien in Zusammenhang mit Puderzucker zum Dirigenten der weltbesten Mannschaft mitformte. Ein kurzes, fast scheues Stemmen von 20 kg Silber. Selbstbeherrschung im Moment des größten Triumphes. Den er nur zu gern auskosten würde. Und es nicht kann. Weil Euphorie mangelnde Reue signalisieren würde. Weil das zweite Ich über die Schulter guckt und flüstert: "Irgendwo in München hat sich ein Staatsanwalt Arbeit mit nach Hause genommen und beugt sich über Transaktionen, Kontoauszüge und die Abgabenordnung." Der zweite H. Der den ersten sein Ansehen kostete. Schizophrenie in London. Selbstverschuldet. Maßlos schön und maßlos traurig. Ein Hoeneß-Moment.
Epilog
Ein letzter Moment als Präsident! Den Zeitpunkt, selbstbestimmt zurückzutreten, hat er verpasst. Aber der Verein ist ohne ihn lebensfähig. Wirtschaftlich sowieso. Sportlich ohnedies. Dafür hat er selbst gesorgt. Das Haus ist bestellt. Sammer, Dreesen, Rummenigge, Guardiola sind Korsettstangen, die jahrelange Hegemonie an der Spitze versprechen. Aber das emotionale Zentrum dieses Vereins war, ist und bleibt Hoeneß. Er war der Kitt zwischen Bodenständigkeit und Globalisierung, Wettbewerbsfähigkeit und Menschlichkeit. Den Fußballweltkonzern mit regionaler Verwurzelung, die sinnbefreite bayerische Sentenzen zum deutschen Markenzeichen machte, hätte es ohne ihn nicht gegeben. Ich hoffe für ihn, er hat Freunde um sich, die bedingungslos loyal sind. Ich hoffe, er macht seinen Frieden. Mit sich, mit seinem selbstverschuldet verdunkelten Lebenswerk. Grund dazu hat er. Die Häme wird vergehen. Keiner, der heute #HoenessindenKnast tweetet, hat morgen ein einziges Problem weniger. Möge er im Kopf haben, wenn er seine Haftstrafe verbüßt: ohne ihn gäbe es keinen Rekordmeister Bayern München, kein Triple, keinen Guardiola, keine Rekord-Saison. Oder kurz: jeder moderne Bayern-Moment ist ein Hoeneß-Moment. Auch der Moment im November 2015, wenn Stadelheim im Rückspiegel kleiner wird...
Auch hier http://kemperboyd.blogspot.de/2014/03/vier-momente-gegen-dreieinhalb-jahre.html Hate now!
Der erste Kommentar, den ich zu diesemThema lese, welcher mit meiner Meinung zu 100% Deckungsgleich ist.
Seit Monaten verfolge ich nun mit erstaunen, aber sehr nüchtern diese Angelegenheit. Nun hat diese ein unrühmliches Ende gefunden.
Die Strafe so zu akzeptieren war dann letztlich wieder ein typischer Hoeneß.
(Das habe ich mir gewünscht....)
Danke für den Blog. Das erste mal das ich nun doch eine kleine Träne nicht verdrücken konnte.
Phase 2: Ich lese den Text.
Phase 3: Ich schreibe stattdessen den folgenden Kommentar (und zur Veranschaulichung die Phasen 1-2) unter den Text: „Obwohl ich wahrlich kein Hoeneß-Fan bin, finde ich deinen Text absolut großartig. Statt einfach wiederzukäuen, was bereits in jedem „professionellen" Artikel steht, nutzt du die Narrenfreiheit eines subjektiven Users, um etwas wirklich Neues zum Thema beizutragen! So muss ein Blog sein und so ist „myspox" auch tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung zu dieser Sportseite.
habe mich seit längerem mal wieder angemeldet, um die gebührende Wertung (10/10) abzugeben. Wohltuend differenziert, obwohl sehr subjektiv; kritisch aber frei von Hysterie in beide Richtungen. Alles in allem ein wahrscheinlich für viele Rote treffend beschriebenes Stimmungsbild.
@Maxi_FCB:
Auch für mich ist Hoeneß eine Institution, der Gradmesser schlechthin im Bereich Führungsriege, sportlich wie Allgemein. Auch die "Steuergeschichte", die unter anderem auch tief in unser System blicken lässt, kann diesen Nimbus nur schwer zerstören. Allerdings hat "der Uli" bei mir trotzdem Boden verloren. Denn für mich gibt es 3 No-goes, eines davon hat er bedient: Zocken an der Börse. Das ist für mich moralisch ausgesprochen verwerflich, zynisch, maßlos und ein Punkt, an dem ich ehrlich zu knabbern habe.
Meine Bitte an Dich:
Sei nicht so vorschnell mit der Beurteilung der Geisteshaltung anderer, es ist durchaus ein Zeichen von Individualität, Verhaltensweisen/Handlungen unterschiedlich zu gewichten. Manche Meinung ist für einen selbst leichter nachvollziehbar (oder nur plakativ genug), eine andere vielleicht etwas schwerer verdaubar. Nichtsdestotrotz kann sie gehaltvoll sein, die Wahrheit aus einer anderen Perspektive beleuchten oder schlicht an Erfahrungswerten widerspielgeln, was der Jeweilige erlebt hat. Aber ich stimme Dir auch zu, die Luft ist gerade zu schwer zum Atmen, zu sehr durchsetzt von Opportunismus, Häme, Hass, Geifer und unkontrollierten Ausstößen durch fast alle Körperöffnungen...
Peace
PS.: Viel Glück Herr Höneß, frei von Sarkasmus flüstere ich in den virtuellen Raum, dass Du vielleicht diese bevorstehende, unzweifelhaft schwere Zeit nutzen kannst. Irgendwie, aber manchmal hat eine Zäsur auch etwas Gutes und eröffnet einem Perspektiven, derer man sich vorher nicht bewußt war oder ihnen nicht genügend Raum gestattet hat.
Ich habe nicht alle dieser Hoeneß-Momente miterlebt. Zur Zeit dieser legendären Sportstudio-Diskussion wussten vermutlich noch nicht mal meine Erzeuger selbst, dass sie 7 Jahre später mit meiner Wenigkeit gestraft würden.
Dennoch ist Uli mein Held. Mein absoluter Held. Weit vor Ribery, weit vor Müller und auch noch einen Tacken vor Schweini.
Ich habe alle Artikel aufgesogen, 200.000 DSF-Rückblicke geschaut, nur um alles über sein Lebenswerk zu erfahren.
Ihm verdanke ich den Verein, der mir mit 2 verlorenen CL-Finals wochenlange Trauer auferlegte, der mich mit dem CL-Sieg in eine bis heute andauernde Euphorie versetzte.
Man mag ja verurteilen, was er getan hat. Man mag ihn als Präsidenten und Aufsichtsratsvorsitzenden für nicht mehr tragbar halten. Aber wenn ich sehe, wie viele vermeintliche Bayern-Anhänger sich von Uli distanzieren, dann schockiert mich das.
Das Fähnchen schnell im Wind gedreht, das sinkende Schiff schnell verlassen. Demut, Dankbarkeit? Mitnichten.
P.S: Darf ich einen Uli-Moment anfügen?
Wembley. Die Spieler haben gerade den Pott in die Hand gedrückt bekommen. Wir sitzen viel zu weit von der Tribüne weg, als dass wir das Geschehen mit bloßem Auge verfolgen könnten. Also verfolgt ein Großteil der Bayern-Anhänger (mich inklusive) das Ganze auf den angebrachten Flatscreens.
Ich weiß nicht mehr, wer es war. Ribery? Müller? Schweinsteiger? Irgendwer will unbedingt Uli den Pokal in die Hand drücken. Er ziert sich. Doch der Spieler gibt nicht nach. Uli ringt sichtlich mit der Fassung.
Plötzlich die ganze Bayern-Kurve: "Uli! Uli! Uli!" oder "Uuuuuli Hoeneß, du bist der beste Mann".
Nach langem Zögern nimmt er den Pokal kurz an, reckt ihn verhalten, fast beschämt in die Höhe.
So sehr habe ich die Bayern-Kurve selten Jubeln gehört. Und die Stimmung war in Wembley exzellent.
Uli kämpft mit den Tränen. Ich auch. Unvergesslich.
Ich schäme mich beinahe, nur 10P vergeben zu können.
Vielen dank Kemper
Der linguistische Aspekt überzeugt mich allerdings nicht wirklich, dieser parataktische Stil wirkt mitunter sehr erzwungen und aufgesetzt. Das erweckt den Eindruck als wolltest du möglichst kurzatmig und eilig erzählen und ist nicht angebracht.
8 P.