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EFFZEH


Gründer: midget | Mitglieder: 216 | Beiträge: 208
28.11.2011 um 14:52 Uhr
Geschrieben von donluka
Von vergebenen Chancen


Stephan von Nocks hat endlich den Artikel aus der Schublade zerren dürfen, der dort schon seit Monaten zu schlummern scheint. Ein Artikel, der der Fußballwelt erklären soll, dass der Effzeh ganz anders, oder besser: Ganz scheiße ist. Der Titel spricht Bände: "Für immer verrückt?"

Dazu werden kleine Anekdötchen herangezogen, die wirr durch die Zeitgeschichte springen: Es ist von einem vertauschten VHS-Tape die Rede, vom ominösen Zypern-Deal, von Daum und Hanuta und natürlich von der Rückkehr des Prinzen. Overath, das möchte der Beitrag vermitteln, trifft natürlich eine riesengroße Schuld, schließlich hatte sich Daum u.a. für Ishiaku als Helmes-Ersatz stark gemacht, während letztgenannter vergrault worden sei. Ein klarer Fall von Missmanagement des Präsidenten.

Das wirkt auf den ersten Blick ein wenig durcheinander und auch nicht richtig recherchiert, auf den zweiten Blick ist es ein recht plump geratener Versuch, das Innenleben eines Traditionsvereins zu beschreiben.

Denn eines ist klar: Wir sind kein normaler Club. Auch wenn durch Zugänge wie Finke und Solbakken erwiesene Kompetenz Einzug gehalten hat, wird der Effzeh immer ein wenig anders sein. Das kann sich negativ auf die sportliche Entwicklung auswirken, klar. Es sorgt aber auf der anderen Seite dafür, dass ein großes Identifikationspotenzial entsteht. Wenn Anhänger anderer Clubs "Ihr seid nur ein Karnevalsverein" grölen, nicke ich glücklich. Schließlich möchte ich nicht der FC 0815 sein. Nicht Fan eines glatten und morgen vergessenen Etwas.
Aufgrund meiner eigenen Fansozialisation und meiner zahlreichen Erinnerungen an den Effzeh, die teilweise das Glück und teilweise tiefe Verzweiflungsfalten auf mein Gesicht schießen, möchte ich die Schrägheit, die vom Effzeh ausgeht, nicht missen. Sicherlich muss das im Rahmen bleiben und sicherlich könnte es auch für mich an der einen oder anderen Stelle professioneller zugehen. Aber ich denke, dass wir nicht zuletzt durch die genannten Personen an den Schlüsselpositionen in dieser Hinsicht bereits auf einem guten Weg sind. Egal, ob wir da einmal (oder manchmal) wie am Freitag untergehen.

Insofern hat von Nocks eine große Chance vertan. Er hätte einen interessanten Beitrag verfassen können, der das Besondere am Effzeh herausstreicht. Mit allen negativen Stories, aber auch den positiven Dingen, die die Scharen ins Stadion treiben. Wir haben als Effzeh-Gruppe im vergangenen Blogopkal eine Woche lang versucht, uns diesem Thema zu nähern. Man könnte auch ganze Bücher darüber schreiben, was den Effzeh besonders macht und damit auch manchmal besonders kacke. Oder eben oft auch besonders schön. Man muss sich nur einmal damit befassen.

Denn: Wenn in 1000 Jahren der Mensch 2.0 die Erde bevölkern wird und es keine Bundesliga mehr gibt, wird man sich mit Sicherheit noch an den Effzeh erinnern. Bei manch anderem Verein bin ich da nicht so sicher. Man sollte daher bitte dem Effzeh-Fan zugestehen, einen Verein zu lieben, der etwas anders ist. Lasst uns doch etwas anhimmeln, das Ihr lächerlich findet. Lasst uns doch Niederlagen schön saufen, Siege überdeuten und eine Ziege lieben!

Für einen solchen Blickwinkel muss man sich allerdings die Mühe machen, die Psyche des Vereins und seiner Anhänger zu verstehen. Ein Verein hat schließlich eine Geschichte und besteht nicht nur aus Geschichten. Genau diesen Unterschied scheint von Nocks nicht begreifen zu wollen. Viel zu kleinteilig ist seine Betrachtungsweise, die lediglich einzelne Passagen der Vereinshistorie herauspickt, die eines Tages in der großen Nachbetrachtung vor allem eines sein werden: Völlig egal.

Auch hier wurde eine Chance vertan: Der kicker hat es versäumt, einen Redakteur mit der Berichterstattung des Effzeh zu beauftragen, der das Wesen des Clubs verstanden hat. Der nicht nur am Schaufenster steht und sich über die Dekoration aufregt. Der – um im Bild zu bleiben – auch mal das Geschäft von innen gesehen hat. Der es gerochen und gefühlt hat.
Stattdessen ist nun jener Reakteur für die Effzeh-Artikel zuständig, der in derselben Ausgabe des kicker dem Weltstar Mario Basler einen bedenklichen Satz entlockt: "Zu meiner Zeit hätte kein Mensch über Lukas Podolski gesprochen, wenn ich mit ihm gespielt hätte, sondern über mich".

Und ich trauere hier den vergebenen Chancen nicht hinterher, weil ich damit einen Beweis für den (sehr oft gerechtfertigten!) Vorwurf liefern möchte, dass wir Effzehler zu dünnhäutig auf negative Presse reagieren.

Es ist eher so, dass ich es wirklich schade finde. Schade, dass hier die Chance vertan wurde, wenigstens einmal tiefer zu gehen. Einmal nicht nur an der Oberfläche kratzen und mitschwimmen. Einmal einen echten Aha-Effekt erzeugen und herausragen. Mit einem Artikel, der Augen öffnet. Der negative Bestandteile ebenso einfließen lässt, wie positive.

Aufrufe: 4146 | Kommentare: 13 | Bewertungen: 14 | Erstellt:28.11.2011
ø 9.4
KOMMENTARE
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midget
28.11.2011 | 15:07 Uhr
3
-1
midget : 
28.11.2011 | 15:07 Uhr
-1
midget : 
100%
das ist ein sehr unterschwellig emotionaler kommentar lieber luka, der bei mir in den favoriten landet ;)
sagenhaft!
gerade weil er an der schwelle der objektivität kratzt!
leider werden ihn nicht sehr viele menschen verstehen, eben diese die sich nicht mit dem "Inneren" auseinandersetzen!

danke für diesen tollen beitrag!
3
seppothecreator
28.11.2011 | 15:02 Uhr
3
-1
28.11.2011 | 15:02 Uhr
-1
Wunderbar, diese Sehnsucht, die uns alle bindet, hast du sehr schön "zu Papier" gebracht.
Damit hast du meine morgendliche Entscheidung gerechtfertigt den Kicker nicht zu kaufen. Irgendwie habe ich das geahnt...
Beim Pokern hätte ich von einem starken Laydown gesprochen!

3
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