19.06.2010 um 12:31 Uhr
Geschrieben von Voegi
WMotionen II
Ketchup zum Quadrat
Fußball ist (k)eine Mathematik mit viel Knoff Hoff, einer eigentümlichen Sprache und merkwürdigen Flugkurven. Teil 2 der WMotionen – diesmal mit Kopfgeschichten, sprachliche Schickgemissen, Rechenfehlern und dazu einer ordentlichen Portion Ketchup:
Kopfsache
Kennen wir doch noch: Wenn der Klassenprimus, der einen Einser nach dem anderen einfährt, ohne auch nur einen Finger dafür krumm zu machen, ausnahmsweise mal eine Klausur in den Sand setzt, dann macht sich bei den Mitschülern diese dumpfe Gefühlsmischung aus Spott, Häme, Schadenfreude und latenter Genugtuung breit. Eben jenes klassische Emotionsquartett befiel den deutschen Fußballfreund an diesem Montag zwischen 21.09 Uhr und 21.48 Uhr. In dieser Zeit lag der sogenannte Weltmeister Italien nämlich gegen Paraguay mit 0:1 zurück. Und das, obwohl die Azzuri exakt die gleiche Taktik der letzten Weltmeisterschaften anwandten und genau das taten, was sie sonst auch immer so tun: Nix. Dass Italien am Ende aber immerhin noch zu einem Unentschieden kam, lag denn auch nur an der Darbietung des gegnerischen Keepers, der sich ganz solidarisch den Torwart-Leistungen dieses Turniers anpasste und beschwingt am Ball vorbeisegelte, welcher dann umgehend auf de Rossis Schenkel landete. Woraus wir die allgemeine Formel für unverschämtes Glück ableiten: Wenn dir die Dinge nur so zufliegen, fliegen sie dir irgendwann auch mal entgegen.
Amüsant
Es war so etwas wie das Déjà vu des Grauens. In ernüchternder Regelmäßigkeit vernahm man das stereotype Wehklagen frustrierter Reporter über die beschämende Qualität des Gesehenen. "Das bislang schlechteste Spiel dieser WM" lautete die schmerzhafte Zauberformel, die einen unweigerlich an die Ausführungen einer deutschen Stilikone aus dem September 2003 erinnerte: Tiefpunkt und noch einmal ein Tiefpunkt und noch ein niedrigerer Tiefpunkt. Man kann diesen Scheiß langsam nicht mehr sehen. Oder so ähnlich. Fakt ist: Das Niveau der Spiele war zeitweilig so mies, dass für manch einen Zuschauer schon der abschließende Weizen-Workshop (genau, von dem mit den drei Weißbier intus) zum Highlight des Fußballtages geriet. Und wer diesen Versuch einer Unterhaltungssendung kennt, weiß, was das über die Befindlichkeit dieses Turniers besagte. Inzwischen ist aber alles viel besser und vor allem viel amüsanter (ja, noch amüsanter als Waldis Promille-Panel): Jabulanis Flugkurve lässt den Gastgeber auf den Boden der Tatsachen abstürzen, Südkorea führt den künstlerischen Wert der modernen Eigentor-Choero vor, Serbiens Handspiel-Akrobaten parodieren sich selbst und Demichelis verunfallt bei der üblichen Partie Larifari-Billard. Alles formvollendet und qualitativ hochwertig. Na also, geht doch.
Syntax Error
Die bezirzende Anmut und die unnachahmliche Klasse der WM-Spiele konnten einem zu Beginn aber schon mal die Sinne verwirren und dafür sorgen, dass selbst die sonst so makellose journalistische Syntax aus den Fugen gerät. So gelang SKY-Reporter Michael Born im Angesicht des bezaubernden Gala-Kicks zwischen Neuseeland und Slowakei eine hinreißend hübsche Stilblüte, die wir an dieser Stelle unbedingt noch einmal aufgreifen müssen: "Da ärgert er sich meist am selbsten!" Wunderschön! Und wir ergänzen in wilder Verzückung ob der einzigartigen Pracht des bislang Dargebotenen: Das selt ein bisschen klingsam! Lusten wir aber findig.
Ketchup
Zur Besänftigung der skeptischen Presse bemühte Cristiano Ronaldo, The Artist formerly known as "Der kleine Pisser", dieser Tage einen niedlichen Würzsaucen-Vergleich, den man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte: "Tore sind wie Ketchup. Erst kommt gar nix und dann alles auf einmal". Um zu so viel Ketchup noch unseren Senf zu geben, erinnern wir aber daran, dass man vorher die Flasche aufgedreht haben sollte. Gegen die Elfenbeinküste lief es nämlich für unseren Heinz-elmann und seine Landsleute nicht gerade flüssig. Im Sinne des Portu-Wiese-n metaphorisieren wir daher: Das Spiel war wie eine Tube Gel: Alles was vorne rauskam, konnte man sich in die Haare schmieren.
Knoff Hoff
Dem selbstgesetzten Anspruch dieser Reihe entspricht es, im Sinne eines Joachim Bublath der Fußballwissenschaft Erklärungsmodelle für unbegreifliche Phänomene dieser Weltmeisterschaft zu entwickeln. Heute die quälende Frage: Wie konnte es dazu kommen, dass Jogis Wunder-Truppe, die die Fußballgroßmacht Australien unlängst ins Outback ballerte, am serbischen Balkan-Beton scheiterte. Wir haben zu diesem mysteriösen Phänomen vier überzeugende Theorien aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen zusammengetragen:
Schiri-Medizin: Der spanische Referee hatte es an der Leber. Diagnose: Gelbsucht.
Trainer-Mode: Jogis verstörend-schnittige Strickjacke verhinderte eine konzentrierte Mannschaftssitzung. Folge: Im deutschen Spiel war kein Strickmuster zu erkennen.
Heimat-Soziologie: Der treue Poldi wollte unbedingt an seine Torquote vom Effzeh anknüpfen.
Neuro-Rap: Bushidos Kabinen-Mucke hat sich vom Trommelfell der Spieler inzwischen bis zu den Synapsen vorgefressen und da den erwartet schweren Schaden verursacht.
Oder sagen wir es so: Wir haben keinen blassen Schimmer.
Mathematisch?
Nicht nur Sicherheits- und Lärmaspekte überschatten dieses Turnier, auch in mathematischer Hinsicht erweist sich die Weltmeisterschaft als große Herausforderung. So entpuppte sich die Berechnung der Torquote als äußerst komplizierte Nullstellenbestimmung, während sich das notorische Standgebläse zu einem fiesen Grenzwertproblem entwickelte. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, widerlegte Brasiliens Maicon mit seinem 1:0 gegen Kim Jong-il & Co. in einem Fußumdrehen mal eben so die Winkelgesetze. Was Bayern-Kalle ("Fußball ist keine Mathematik") wohlwollend zur Kenntnis nahm, Nati-Trainer und Mathe-Lehrer Hitzfeld aber nicht wahrhaben wollte und umgehend zum Gegenbeweis ansetzte: 10 Mann in 1 Hälfte bei 100% Einsatz minus 2mal Glück plus 1mal Pech geteilt durch 90 Minuten mal Blatter plus Stellungsfehler in Klammern zum Qudrat plus Wurzel Puyol minus Nachspielzeit hoch Fernandes – macht nach Ottmar Riese 1:0. Fußball = Mathematik. q.e.d.
Übrigens
…überraschte SKY seine Zuschauer dieser Tage mit der Einführung eines Vuvu-Filters, der das seelenheilgefährdende Rumgetröte mit einem Knopfdruck in die akustische Unsichtbarkeit verbannt. Eine geradezu vorbildliche Innovation. Denn wir sind der Meinung: Diese WM bräuchte noch sehr viel mehr Filter. Zum Beispiel einen kombinierten Kalorien-/Jugendschutzfilter für Diego Mara-Bomba. Einen Kicher-Filter für Fritz von Thurn und Taxis. Einen Tränen-Filter für Softkorea. Einen Domenech-Filter für die Franzosen. Oder aber einem Ballfilter für Englands Torhüter. Das würde uns doch wirklich weiter bringen. Weiter geht's hier demnächst mit WMotionen III – wie üblich ohne Filter.
Fußball ist (k)eine Mathematik mit viel Knoff Hoff, einer eigentümlichen Sprache und merkwürdigen Flugkurven. Teil 2 der WMotionen – diesmal mit Kopfgeschichten, sprachliche Schickgemissen, Rechenfehlern und dazu einer ordentlichen Portion Ketchup:
Kopfsache
Kennen wir doch noch: Wenn der Klassenprimus, der einen Einser nach dem anderen einfährt, ohne auch nur einen Finger dafür krumm zu machen, ausnahmsweise mal eine Klausur in den Sand setzt, dann macht sich bei den Mitschülern diese dumpfe Gefühlsmischung aus Spott, Häme, Schadenfreude und latenter Genugtuung breit. Eben jenes klassische Emotionsquartett befiel den deutschen Fußballfreund an diesem Montag zwischen 21.09 Uhr und 21.48 Uhr. In dieser Zeit lag der sogenannte Weltmeister Italien nämlich gegen Paraguay mit 0:1 zurück. Und das, obwohl die Azzuri exakt die gleiche Taktik der letzten Weltmeisterschaften anwandten und genau das taten, was sie sonst auch immer so tun: Nix. Dass Italien am Ende aber immerhin noch zu einem Unentschieden kam, lag denn auch nur an der Darbietung des gegnerischen Keepers, der sich ganz solidarisch den Torwart-Leistungen dieses Turniers anpasste und beschwingt am Ball vorbeisegelte, welcher dann umgehend auf de Rossis Schenkel landete. Woraus wir die allgemeine Formel für unverschämtes Glück ableiten: Wenn dir die Dinge nur so zufliegen, fliegen sie dir irgendwann auch mal entgegen.
Amüsant
Es war so etwas wie das Déjà vu des Grauens. In ernüchternder Regelmäßigkeit vernahm man das stereotype Wehklagen frustrierter Reporter über die beschämende Qualität des Gesehenen. "Das bislang schlechteste Spiel dieser WM" lautete die schmerzhafte Zauberformel, die einen unweigerlich an die Ausführungen einer deutschen Stilikone aus dem September 2003 erinnerte: Tiefpunkt und noch einmal ein Tiefpunkt und noch ein niedrigerer Tiefpunkt. Man kann diesen Scheiß langsam nicht mehr sehen. Oder so ähnlich. Fakt ist: Das Niveau der Spiele war zeitweilig so mies, dass für manch einen Zuschauer schon der abschließende Weizen-Workshop (genau, von dem mit den drei Weißbier intus) zum Highlight des Fußballtages geriet. Und wer diesen Versuch einer Unterhaltungssendung kennt, weiß, was das über die Befindlichkeit dieses Turniers besagte. Inzwischen ist aber alles viel besser und vor allem viel amüsanter (ja, noch amüsanter als Waldis Promille-Panel): Jabulanis Flugkurve lässt den Gastgeber auf den Boden der Tatsachen abstürzen, Südkorea führt den künstlerischen Wert der modernen Eigentor-Choero vor, Serbiens Handspiel-Akrobaten parodieren sich selbst und Demichelis verunfallt bei der üblichen Partie Larifari-Billard. Alles formvollendet und qualitativ hochwertig. Na also, geht doch.
Syntax Error
Die bezirzende Anmut und die unnachahmliche Klasse der WM-Spiele konnten einem zu Beginn aber schon mal die Sinne verwirren und dafür sorgen, dass selbst die sonst so makellose journalistische Syntax aus den Fugen gerät. So gelang SKY-Reporter Michael Born im Angesicht des bezaubernden Gala-Kicks zwischen Neuseeland und Slowakei eine hinreißend hübsche Stilblüte, die wir an dieser Stelle unbedingt noch einmal aufgreifen müssen: "Da ärgert er sich meist am selbsten!" Wunderschön! Und wir ergänzen in wilder Verzückung ob der einzigartigen Pracht des bislang Dargebotenen: Das selt ein bisschen klingsam! Lusten wir aber findig.
Ketchup
Zur Besänftigung der skeptischen Presse bemühte Cristiano Ronaldo, The Artist formerly known as "Der kleine Pisser", dieser Tage einen niedlichen Würzsaucen-Vergleich, den man sich auf der Zunge zergehen lassen sollte: "Tore sind wie Ketchup. Erst kommt gar nix und dann alles auf einmal". Um zu so viel Ketchup noch unseren Senf zu geben, erinnern wir aber daran, dass man vorher die Flasche aufgedreht haben sollte. Gegen die Elfenbeinküste lief es nämlich für unseren Heinz-elmann und seine Landsleute nicht gerade flüssig. Im Sinne des Portu-Wiese-n metaphorisieren wir daher: Das Spiel war wie eine Tube Gel: Alles was vorne rauskam, konnte man sich in die Haare schmieren.
Knoff Hoff
Dem selbstgesetzten Anspruch dieser Reihe entspricht es, im Sinne eines Joachim Bublath der Fußballwissenschaft Erklärungsmodelle für unbegreifliche Phänomene dieser Weltmeisterschaft zu entwickeln. Heute die quälende Frage: Wie konnte es dazu kommen, dass Jogis Wunder-Truppe, die die Fußballgroßmacht Australien unlängst ins Outback ballerte, am serbischen Balkan-Beton scheiterte. Wir haben zu diesem mysteriösen Phänomen vier überzeugende Theorien aus ganz unterschiedlichen Fachbereichen zusammengetragen:
Schiri-Medizin: Der spanische Referee hatte es an der Leber. Diagnose: Gelbsucht.
Trainer-Mode: Jogis verstörend-schnittige Strickjacke verhinderte eine konzentrierte Mannschaftssitzung. Folge: Im deutschen Spiel war kein Strickmuster zu erkennen.
Heimat-Soziologie: Der treue Poldi wollte unbedingt an seine Torquote vom Effzeh anknüpfen.
Neuro-Rap: Bushidos Kabinen-Mucke hat sich vom Trommelfell der Spieler inzwischen bis zu den Synapsen vorgefressen und da den erwartet schweren Schaden verursacht.
Oder sagen wir es so: Wir haben keinen blassen Schimmer.
Mathematisch?
Nicht nur Sicherheits- und Lärmaspekte überschatten dieses Turnier, auch in mathematischer Hinsicht erweist sich die Weltmeisterschaft als große Herausforderung. So entpuppte sich die Berechnung der Torquote als äußerst komplizierte Nullstellenbestimmung, während sich das notorische Standgebläse zu einem fiesen Grenzwertproblem entwickelte. Und als wäre das nicht schon schlimm genug, widerlegte Brasiliens Maicon mit seinem 1:0 gegen Kim Jong-il & Co. in einem Fußumdrehen mal eben so die Winkelgesetze. Was Bayern-Kalle ("Fußball ist keine Mathematik") wohlwollend zur Kenntnis nahm, Nati-Trainer und Mathe-Lehrer Hitzfeld aber nicht wahrhaben wollte und umgehend zum Gegenbeweis ansetzte: 10 Mann in 1 Hälfte bei 100% Einsatz minus 2mal Glück plus 1mal Pech geteilt durch 90 Minuten mal Blatter plus Stellungsfehler in Klammern zum Qudrat plus Wurzel Puyol minus Nachspielzeit hoch Fernandes – macht nach Ottmar Riese 1:0. Fußball = Mathematik. q.e.d.
Übrigens
…überraschte SKY seine Zuschauer dieser Tage mit der Einführung eines Vuvu-Filters, der das seelenheilgefährdende Rumgetröte mit einem Knopfdruck in die akustische Unsichtbarkeit verbannt. Eine geradezu vorbildliche Innovation. Denn wir sind der Meinung: Diese WM bräuchte noch sehr viel mehr Filter. Zum Beispiel einen kombinierten Kalorien-/Jugendschutzfilter für Diego Mara-Bomba. Einen Kicher-Filter für Fritz von Thurn und Taxis. Einen Tränen-Filter für Softkorea. Einen Domenech-Filter für die Franzosen. Oder aber einem Ballfilter für Englands Torhüter. Das würde uns doch wirklich weiter bringen. Weiter geht's hier demnächst mit WMotionen III – wie üblich ohne Filter.
Aufrufe: 7394 | Kommentare: 37 | Bewertungen: 49 | Erstellt:19.06.2010
ø 8.4
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
20.06.2010 | 22:52 Uhr
0
UliFan :
Wir warten alle auf Teil III ob wohl es kaum noch besser werden kann@ Elenii
Verglichen mit dir kann Voegi natürlich kein deutsch
1
20.06.2010 | 22:50 Uhr
0
tstone1 :
ach voegi, du hast pech das gerade so viele nasen hier rum laufen, allein der kommentar von eleniii_ksc verzückt mich.
10 punkte, besser als Teil 1, da warens noch 9, aber so wie ich dich kenne steigerst du dich noch
0
20.06.2010 | 22:43 Uhr
-3
0
20.06.2010 | 22:41 Uhr
0
basti23 : @tsubasa
wenn dich blogs so unglaublich annerven, warum um gottes willen treibst du dich dann hier rum und liest sie?!
1
20.06.2010 | 22:39 Uhr
0
Voegi :
@ tsuwollte dir bzgl der frage eine pm schicken. aber deine nachrichtenbox ist voll, was ich nach 2 tagen schon für eine stramme leistung erachte.
1
20.06.2010 | 22:30 Uhr
0
Nasen ? ist das für dich schon ne beleidigung ? na dann entschuldigen sie bitte vielmals
1
20.06.2010 | 22:23 Uhr
0
Voegi :
@ tsukannst ja hier gerne deine kritische meinung zum blog äußern. aber beleidigen musst du dann ja nicht gleich.
1
20.06.2010 | 21:57 Uhr
-2
1
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