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Gründer: GNetzer | Mitglieder: 56 | Beiträge: 5
05.07.2010 um 16:41 Uhr
Geschrieben von Voegi
WMotionen V
One Touch-Kunst & Warzenschweine

Arne Friedrich beobachtet Warzenschweine, Arjen Robben übt sich in moderner Aktionskunst und Flip Lahm zeigt den Gauchos die Binde. WMotionen Teil 5:

Unvergleichlich
Die deutsche Mannschaft hat ihn also eingefahren, den erwarteten und auch in dieser Höhe nicht überraschenden 4:0-Sieg gegen Argentinien und damit innerhalb einer Woche den ganzen Falkland-Krieg ad absurdum geführt. Abseits solch martialischer Deutungen müssen wir aber ehrlicherweise feststellen: Uns fehlen die Worte. Wir sind so sprachlos wie Berti Vogts in einem aserbaidschanischen Rhetorik-Seminar. Wir sind so platt wie Holland. Ja, wir sind so euphorisiert wie Jürgen Klopp nach einem dreiwöchigen Pfadfinder-Biwak. Und wo wir schon bei so hanebüchenen Quervergleichen sind, lobhudeln wir das grandiose 4:0 gegen die Gauchos gepflegt durch: So zart wie ein argentinisches Rumpsteak, so heißblütig wie ein Tango Argentino, so sauber wie die Luft in Buenos Aires. Doch kein Superlativ wird dem wirklich gerecht, was wir am Samstag erlebt haben. Die Sun titelt "Not even Klose", "unsere" BILD antwortet mit "Schland Gottes" und die WMotionen ergänzen:
Die-Go Home!
G-AUTSCH!os!
Don't cry for me, Arne-ntina!
Deutscher Schweini schlägt argentinische Rinder!
Alberne Celeste!
Oder aber: Die Messi ist gelesen.

Binde
Die eigentliche Demütigung der Argentinier bestand jedoch mitnichten im Ergebnis. Der wahre Gipfel der südamerikanischen Schmach trug sich Mitte der zweiten Halbzeit zu, als sich Kapitänchen Flip während einer Abwehraktion mit staatsmännischem Pflichtbewusstsein das Kapitänsuntensil den Oberarm heraufzog, so als wolle er dem Gegner sagen: Ihr könnt noch so blutrünstig daherkommen, die Binde behalte ich. Wohlgemerkt: Philip Lahm. Der Philip Lahm, über den es heißt, er würde im Mannschaftsbus noch immer einen Kindersitz anfordern und sich die Schnürsenkel noch von der eigenen Mami zubinden lassen. Womit bewiesen wäre: Ist der Kapitän auch klein, wir laufen bald im Hafen ein. Argentinien ist derweil längst untergegangen.

One Touch-Art
Hatten wir unlängst noch behauptet, die unrasierte Gaucho-Kugel sei der Star dieser WM, so müssen wir uns jetzt natürlich korrigieren. Der Held dieser Tage ist 58 Jahre alt, spricht gebrochen Deutsch und tritt unter dem Pseudonym "Louis I." auf. Was sich nach einem Fahndungsaufruf bei aktenzeichen xy anhört, ist lediglich ein unverfängliches Kurzportrait von Louis van Gaal, der diese Weltmeisterschaft trotz eigener Abwesenheit geprägt hat wie kein anderer. Denn er hat nicht nur mit Thomas Müller den Shootingstar des Turniers höchst selbst entbunden, sondern zugleich auch die größte taktische Innovation hervorgebracht. Eine sportlich zwar sinnfreie, künstlerisch aber höchst wertvolle, weil in bezaubernder Anmut und subtiler Grazie bislang nie dagewesene Aktionskunst-Performance, dargeboten von seinem hoffnungsvollsten Schüler und Protegé Arjen Robben: Die One-Touch-Ecke, ein vermeintlich unerwünschtes Nebenprodukt des modernen Fußballs, welches Hollands Flügelflitzer in seinem ersten Jahr bei den Bayern bis zur Perfektion eingeübt und jetzt im Viertelfinalspiel gegen Brasilien erstmals der Weltöffentlichkeit präsentiert hat. Selbst der Gegner zeigte sich von so viel ästhetischem Feingeist beeindruckt und entschied sich, um der Fußballwelt weitere holländische Artefakte nicht vorzuenthalten, das Turnier umgehend zu verlassen.

Awards
Bei den bereits eine Woche vor Turnierende verliehenen Fifa-Awards erreichte Robbens Aktionskunst-Einlage aber bedauerlicherweise nur den dritten Platz. Platz 2 und damit der Blatter in Silber ging dagegen an Uruguays Luis Suarez für seine – im Gegensatz zu Robbens One Touch-Ecke – künstlerisch uninspirierte, sportlich aber höchst effektive Volleyball-Einlage in letzter Sekunde. Begründung der Jury "Luis Suarez hat auf handliche Art und Weise gezeigt, dass man mit Aktionen, die mit Fußball rein gar nichts zu tun haben, im Fußball manchmal doch den größten Erfolg haben kann." Da Suarez' Beweis des bislang umstrittenen Handparadoxons aber nur der Ausgangspunkt einer dramatischen und menschlich anrührenden Schlussphase mit tragischem Finale bildete, geht der Preis für die beste Inszenierung an den Mann, der bei sämtlichen Spielen dieser WM im Hintergrund heimlich Regie führt. Der Goldene Blatter geht demnach – völlig zu Recht – an niemand anders als Sepp Blatter himself. Eine Entscheidung ohne jedes Geschmäckle – wie üblich.

Absurd
Natürlich war auch die Elfer-Orgie von Paraguay – Spanien für einen edelmetallenen Blatter nominiert. Drei Elfmeter in drei Minuten, davon einer verwandelt, insgesamt aber kein Tor und den klarsten Strafstoß
auch noch verweigert. Das war letztlich aber doch zu viel der absurden Komik – selbst für die Fifa, für die Absurdität ja so etwas wie eine Corporate Identity ist.

Warzenschweine
Im Vorfeld des Argentinien-Spiels sorgte übrigens folgende Twitter-Meldung für Aufsehen:
DFB_Team Drecksarbeit: Defender Arne Friedrich beobachtet 'Warthogs' (Warzenschweine) beim Wühlen im Matsch. http://twitpic.com/20zkdm
Die Aufregung war entsprechend groß. Schließlich hatte Joachim Löw seinen Spielern zwar eineinhalb Tage frei gegeben. Aber dass sie diese Zeit gleich für einen Flug in die Heimat nutzen, um – wie Arne Friedrich bei seinen inzwischen ehemaligen Kollegen von Hertha BSC – einen Blick auf die Trainingsübungen der eigenen Mannschaften zu werfen, das hätte man so dann doch nicht für möglich gehalten.

WMotionen intern
Apropos Arne: Im Fußball gibt es Ereignisse, deren Eintritt so sicher ist, dass man ohne jede Sorge auf ihren Eintritt wetten kann. So kann man bedenkenlos darauf setzen, dass uns Ouzo beim nächsten Sonntagsfrühshoppen mindestens einer seiner gefürchteten Neid & Missgunst-Phrasen in die biergeschwängerte Luft des Münchener Kempinkis säuselt. Oder dass der SKY-Tiger seine Spielanalyse mit einer weiteren seiner legendären Effenbergschen Akkusa-Dativ-Verschränkungen bereichert. Oder dass Loddar in diesem Jahrhundert trotz zahlloser Bewerbungskolumnen nicht als Bundesliga-Trainer tätig sein wird. Alles stochastisch gesehen so sicher wie die deutsche Innenverteidigung und damit bedenkenlos wettbar. Wenn einem eine entsprechend sichere Wette dazu noch von einem Club-Fan angeboten wird, der bei der letzten WM Samuel Eto'o von Nicht-Teilnehmer Kamerun als Torschützenkönig getippt hat, dann muss man einfach zugreifen. Denn Fußball ist doch nun wirklich so leicht durchschaubar. Besagter Club-Fan bot übrigens die absurde und geradezu lächerliche Wette an, dass Arne Friedrich ausgerechnet beim Viertelfinalspiel gegen Argentinien sein erstes Länderspieltor erzielen würde. Manche Wetten sind eben so abwegig, dass man einfach dagegen halten muss. In dem Sinne: Viele Grüße an Kamerun-Kai, Tasmania Hackentrick und alle Leser der WMotionen. Bis zum letzten Mal!
Aufrufe: 3993 | Kommentare: 14 | Bewertungen: 24 | Erstellt:05.07.2010
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KOMMENTARE
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Blechbroetchen
05.07.2010 | 17:06 Uhr
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Blechbroetchen : Super...
05.07.2010 | 17:06 Uhr
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Blechbroetchen : Super...
"Natürlich war auch die Elfer-Orgie von Paraguay – Spanien für einen edelmetallenen Blatter nominiert. Drei Elfmeter in drei Minuten, davon zwei verwandelt, insgesamt aber kein Tor und den klarsten Strafstoß
auch noch verweigert."

Es war aber auch einfach zu schön... ;)
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xxlhonk
05.07.2010 | 16:53 Uhr
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xxlhonk : 
05.07.2010 | 16:53 Uhr
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xxlhonk : 
Sau!Bär!
Was soll man da noch kommentieren?
Ich spare mir jedes weitere Wort und verbleibe mit Bela Rethy:
Mülllleeeerrrrrrrrrrrr!
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Kaiser01
05.07.2010 | 16:52 Uhr
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Kaiser01 : 
05.07.2010 | 16:52 Uhr
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Kaiser01 : 
Wieder völligst voegi, Voegi.
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