12.07.2010 um 16:10 Uhr
Geschrieben von Voegi
WMotionen VI
Blick zurück ans Horn
Die Gracht ist verloren, Spanien ist Weltmeister. Felicitationes! Wir gratulieren und blicken zurück auf die zweifellos beste WM aller Zeiten:
Vorbei
Nun also ist Schluss. Optisch dürftig, akustisch wie üblich eine Zumutung, qualitativ insgesamt bescheiden. Die Stimmung ließ zu Wünschen übrig, die meisten Einlagen waren mal wieder lächerlich und die gesamte Inszenierung wirkte erneut eher peinlich. Alles in allem ein eher klägliches Niveau bei viel zu hohem Altersdurchschnitt. Vielleicht also besser, dass Delle und Netzer endlich aufhören.
Ironie
Heilige Käsetulpe, war das ein bezauberndes Endspiel. Kaisereske Traumpässe, maradonnaeske Kunststücke und dazu Bilderbuch-Tore am Fließband… Und jetzt ohne Ironie: Eine ganz üble Treterei. Dagegen war Waterloo ein gemütliches Kaffeekränzchen. Vor allem die ollen Hollen um Honk-Horst und van Lümmel taten sich hier mal wieder vor. Am Ende gab's so viel Gelb, dass manch einer glaubte, es liefen die Simpsons. Immerhin sah Howard Webb ja nicht nur so aus wie Homer Simpson, sondern pfiff auch genauso. Ja, Howie Webb war der Alleinschuldige an der Niederlange. Weil er O!Je!Ran! eine Ecke verweigert hatte. Ja, richtig, genau daran lag's. Aber eigentlich wäre ja auch Nordkorea Weltmeister geworden, wenn es im Portugal-Spiel in der 12. Minute nicht diesen unberechtigten Einwurf an der Mittellinie gegeben hätte. Womit bewiesen wäre: Dieses Finale war nur mit Ironie erträglich.
KMH
Themawechsel – man kann es nicht anders sagen: KMH ist schon was Schönes. Nicht nur auf der Autobahn, sondern auch im ZDF. Ja, die die süße KaMüHo, die bei ihren Moderationen Ober- und Unterkiefer so unbeirrbar aufeinander presst, als würde sie wieder für eine ihrer Bauchredner-Einlagen im Lerchenberger Kindergarten proben, hat durchaus ihre Reize. Wenn, ja wenn da nicht der störende Fußball wäre, der ihr als titanverzücktem Kahn-Sidekick gewisse – nennen wir es – feminine Fachkommentare abverlangen würde. So gab sie, als Big Olli van Persies Abseitsstellung beim 2:1 gegen Uruguay zu erklären versuchte, die emmaeske Einordnung, auf die Millionen weiblicher Zuschauer an dieser Stelle sehnsüchtig gewartet hatten. Denn dass van Persie den Torwart irritiert (und damit im aktiven Abseits gestanden) habe, liege ja nicht zuletzt am orangenen Trikot. Sowas verwirre einfach. Das müsse dann einfach Abseits sein. Bei einem grünen Trikot wäre das natürlich etwas anderes gewesen. Und damit hat sie natürlich Recht: Wer orange trägt, der stört, der ist im Wege, der hat da nichts zu suchen. Aus dem Grunde ist die Farbe des ZDF übrigens… genau: Orange!
Paul
Bliebe die Frage, wieso wir im Halbfinale die Biege gemacht haben. Argentinien in die Pampas geschickt, England nach Wembley gebeamt und ausgerechnet gegen Spanien, unsere siestaverliebte Urlaubskolonie, geht uns die Puste aus? Unbegreiflich. Dementsprechend abstrus fielen auch die verschiedenen Erklärungsmodelle aus – von "Wir sind noch nicht so weit" bis "Spanien war einfach besser". Natürlich alles grober Unfug. Wir halten uns da lieber an die herrschende Meinung: Paul war schuld. Nein, nicht der launische Tuntenfisch mit den unkalkulierbaren Fressvorlieben. Sondern Paul Breitner, der neunmalschlaue Gernegroß mit der Lizenz zum Dauerklugscheißen, der kurzlebigste Nationaltrainer seit Loddar nur noch Bundesliga will! Potato Fritz mit der Mao-Bibel, er allein hat uns das Halbfinal-Aus eingebrockt. Denn wer hat in Spanien gespielt, auf Spanien als Weltmeister getippt und verfügt zudem über die Aura eines andalusischen Krakenzüchters? Und wem das argumentativ zu dünn ist, für den verweisen wir einfach auf Waldis WM-Club. Denn wer so gewissenlos ist, sich regelmäßig dem Promille-Panel anzuschließen, der muss für alles als Sündenbock herhalten. Matze Knop lassen wir demnach auch gelten.
Rückblick
Lassen wir diese WM zum Schluss noch einmal WMotional Revue passieren:
Die Jüngeren von uns erinnern sich gewiss. Zu Beginn stand vor allem das akustische Elend im Mittelpunkt. Das trommelerweichende Dauergetröte veranlasste uns denn auch dazu, den atonalen Vuvuzela-Sound als "Flatulenz der Apokalypse" zu verunglimpfen. Irgendwann jedoch gewöhnte man sich an den sonoren Geräuschteppich, so dass selbst die größte technische Innovation des 21. Jahrhunderts, der Vuvu-Filter, überflüssig wurde. Der wohlgemeinte Vorschlag, das Filter-Prinzip auch anderweitig anzuwenden, wurde jedoch leider nicht aufgegriffen. Weder der angeregte Thurn-und-Taxis-Filter für SKY noch der futuristische Domenech-Filter für Frankreich sind bislang Wirklichkeit geworden.
Neben Vuvu-Lärm plagte uns zunächst auch das schwache Spielniveau, das aber immerhin ein paar ulkig-komische Slapstick-Einlagen hervorbrachte. Man denke nur an die geniale Selbst-Parodie der serbischen Handspielakrobaten oder an Slapstick-Großmeister Martin Demichelis, der bei der üblichen Partie Larifari-Billard verunfallte.
Die vermeintlichen Superstars entpuppten sich indes als Rohrkrepierer. Allen voran Cristiano Ronaldo, der mit seiner Ketchup-Theorie selbst den naheliegenden Flaschen-Vergleich heraufbeschwor. Sein Spiel erwies sich, wie bei ihm nicht anders zu erwarten, als eine Tube Gel: Alles was vorne herauskam, konnte man sich in die Haare schmieren.
Topstar der WM war aber Diego Mara-Bomba, der sogar die deutschen Boulevard-Medien inspirierte. Schland Gottes hat bei dieser WM aber endlich den Frieden mit Wembley gemacht, wenngleich Lampards Lattenschüsschen eben nicht die Torlinie überschritten hatte. Die WMotionen klärten investigativ auf: Alles nur eine optische Täuschung, hervorgerufen durch die mysteriöse Corioliskraft.
Kulturell war dieses Turnier mehr als lehrreich. Nicht nur, dass wir das französische Laissez Faire auch mal in der praktischen Umsetzung gesehen haben, erfuhren wir auch, dass manch althergebrachtes Stereotyp rein gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Zumindest die Nordkoreaner haben beim 0:7 gegen Portugal das Landesmotto "Wir lassen keinen rein" eindrucksvoll widerlegt.
Das schönste Bonmot der WM stammt indes von Poschi Poschmann. Sein süffisantes Fazit "Da entschuldigt er sich, dass er ihn nur leicht getroffen hat" zaubert uns noch immer ein verzücktes Lächeln aufs Antlitz. In dem Sinne: Wenn es am schlimmsten ist, sollte man aufhören! Bye bye, WM(otionen) 2010!
Und hier noch einmal die ganze Geschichte im klickbaren Überblick:
WMotionen I
WMotionen II
WMotionen III
WMotionen IV
WMotionen V
Die Gracht ist verloren, Spanien ist Weltmeister. Felicitationes! Wir gratulieren und blicken zurück auf die zweifellos beste WM aller Zeiten:
Vorbei
Nun also ist Schluss. Optisch dürftig, akustisch wie üblich eine Zumutung, qualitativ insgesamt bescheiden. Die Stimmung ließ zu Wünschen übrig, die meisten Einlagen waren mal wieder lächerlich und die gesamte Inszenierung wirkte erneut eher peinlich. Alles in allem ein eher klägliches Niveau bei viel zu hohem Altersdurchschnitt. Vielleicht also besser, dass Delle und Netzer endlich aufhören.
Ironie
Heilige Käsetulpe, war das ein bezauberndes Endspiel. Kaisereske Traumpässe, maradonnaeske Kunststücke und dazu Bilderbuch-Tore am Fließband… Und jetzt ohne Ironie: Eine ganz üble Treterei. Dagegen war Waterloo ein gemütliches Kaffeekränzchen. Vor allem die ollen Hollen um Honk-Horst und van Lümmel taten sich hier mal wieder vor. Am Ende gab's so viel Gelb, dass manch einer glaubte, es liefen die Simpsons. Immerhin sah Howard Webb ja nicht nur so aus wie Homer Simpson, sondern pfiff auch genauso. Ja, Howie Webb war der Alleinschuldige an der Niederlange. Weil er O!Je!Ran! eine Ecke verweigert hatte. Ja, richtig, genau daran lag's. Aber eigentlich wäre ja auch Nordkorea Weltmeister geworden, wenn es im Portugal-Spiel in der 12. Minute nicht diesen unberechtigten Einwurf an der Mittellinie gegeben hätte. Womit bewiesen wäre: Dieses Finale war nur mit Ironie erträglich.
KMH
Themawechsel – man kann es nicht anders sagen: KMH ist schon was Schönes. Nicht nur auf der Autobahn, sondern auch im ZDF. Ja, die die süße KaMüHo, die bei ihren Moderationen Ober- und Unterkiefer so unbeirrbar aufeinander presst, als würde sie wieder für eine ihrer Bauchredner-Einlagen im Lerchenberger Kindergarten proben, hat durchaus ihre Reize. Wenn, ja wenn da nicht der störende Fußball wäre, der ihr als titanverzücktem Kahn-Sidekick gewisse – nennen wir es – feminine Fachkommentare abverlangen würde. So gab sie, als Big Olli van Persies Abseitsstellung beim 2:1 gegen Uruguay zu erklären versuchte, die emmaeske Einordnung, auf die Millionen weiblicher Zuschauer an dieser Stelle sehnsüchtig gewartet hatten. Denn dass van Persie den Torwart irritiert (und damit im aktiven Abseits gestanden) habe, liege ja nicht zuletzt am orangenen Trikot. Sowas verwirre einfach. Das müsse dann einfach Abseits sein. Bei einem grünen Trikot wäre das natürlich etwas anderes gewesen. Und damit hat sie natürlich Recht: Wer orange trägt, der stört, der ist im Wege, der hat da nichts zu suchen. Aus dem Grunde ist die Farbe des ZDF übrigens… genau: Orange!
Paul
Bliebe die Frage, wieso wir im Halbfinale die Biege gemacht haben. Argentinien in die Pampas geschickt, England nach Wembley gebeamt und ausgerechnet gegen Spanien, unsere siestaverliebte Urlaubskolonie, geht uns die Puste aus? Unbegreiflich. Dementsprechend abstrus fielen auch die verschiedenen Erklärungsmodelle aus – von "Wir sind noch nicht so weit" bis "Spanien war einfach besser". Natürlich alles grober Unfug. Wir halten uns da lieber an die herrschende Meinung: Paul war schuld. Nein, nicht der launische Tuntenfisch mit den unkalkulierbaren Fressvorlieben. Sondern Paul Breitner, der neunmalschlaue Gernegroß mit der Lizenz zum Dauerklugscheißen, der kurzlebigste Nationaltrainer seit Loddar nur noch Bundesliga will! Potato Fritz mit der Mao-Bibel, er allein hat uns das Halbfinal-Aus eingebrockt. Denn wer hat in Spanien gespielt, auf Spanien als Weltmeister getippt und verfügt zudem über die Aura eines andalusischen Krakenzüchters? Und wem das argumentativ zu dünn ist, für den verweisen wir einfach auf Waldis WM-Club. Denn wer so gewissenlos ist, sich regelmäßig dem Promille-Panel anzuschließen, der muss für alles als Sündenbock herhalten. Matze Knop lassen wir demnach auch gelten.
Rückblick
Lassen wir diese WM zum Schluss noch einmal WMotional Revue passieren:
Die Jüngeren von uns erinnern sich gewiss. Zu Beginn stand vor allem das akustische Elend im Mittelpunkt. Das trommelerweichende Dauergetröte veranlasste uns denn auch dazu, den atonalen Vuvuzela-Sound als "Flatulenz der Apokalypse" zu verunglimpfen. Irgendwann jedoch gewöhnte man sich an den sonoren Geräuschteppich, so dass selbst die größte technische Innovation des 21. Jahrhunderts, der Vuvu-Filter, überflüssig wurde. Der wohlgemeinte Vorschlag, das Filter-Prinzip auch anderweitig anzuwenden, wurde jedoch leider nicht aufgegriffen. Weder der angeregte Thurn-und-Taxis-Filter für SKY noch der futuristische Domenech-Filter für Frankreich sind bislang Wirklichkeit geworden.
Neben Vuvu-Lärm plagte uns zunächst auch das schwache Spielniveau, das aber immerhin ein paar ulkig-komische Slapstick-Einlagen hervorbrachte. Man denke nur an die geniale Selbst-Parodie der serbischen Handspielakrobaten oder an Slapstick-Großmeister Martin Demichelis, der bei der üblichen Partie Larifari-Billard verunfallte.
Die vermeintlichen Superstars entpuppten sich indes als Rohrkrepierer. Allen voran Cristiano Ronaldo, der mit seiner Ketchup-Theorie selbst den naheliegenden Flaschen-Vergleich heraufbeschwor. Sein Spiel erwies sich, wie bei ihm nicht anders zu erwarten, als eine Tube Gel: Alles was vorne herauskam, konnte man sich in die Haare schmieren.
Topstar der WM war aber Diego Mara-Bomba, der sogar die deutschen Boulevard-Medien inspirierte. Schland Gottes hat bei dieser WM aber endlich den Frieden mit Wembley gemacht, wenngleich Lampards Lattenschüsschen eben nicht die Torlinie überschritten hatte. Die WMotionen klärten investigativ auf: Alles nur eine optische Täuschung, hervorgerufen durch die mysteriöse Corioliskraft.
Kulturell war dieses Turnier mehr als lehrreich. Nicht nur, dass wir das französische Laissez Faire auch mal in der praktischen Umsetzung gesehen haben, erfuhren wir auch, dass manch althergebrachtes Stereotyp rein gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat. Zumindest die Nordkoreaner haben beim 0:7 gegen Portugal das Landesmotto "Wir lassen keinen rein" eindrucksvoll widerlegt.
Das schönste Bonmot der WM stammt indes von Poschi Poschmann. Sein süffisantes Fazit "Da entschuldigt er sich, dass er ihn nur leicht getroffen hat" zaubert uns noch immer ein verzücktes Lächeln aufs Antlitz. In dem Sinne: Wenn es am schlimmsten ist, sollte man aufhören! Bye bye, WM(otionen) 2010!
Und hier noch einmal die ganze Geschichte im klickbaren Überblick:
WMotionen I
WMotionen II
WMotionen III
WMotionen IV
WMotionen V
Aufrufe: 4832 | Kommentare: 17 | Bewertungen: 20 | Erstellt:12.07.2010
ø 8.9
KOMMENTARE
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13.07.2010 | 20:55 Uhr
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Voegi :
pointe der woche? die ist uralt. aus ausgabe 3 oder so. war ja nur rückschau.ö
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13.07.2010 | 20:47 Uhr
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midget :
so! gelesen und für voegiesk erklärt.auch wenns keiner hören will 10 punkte für die pointe der woche:
"Zumindest die Nordkoreaner haben beim 0:7 gegen Portugal das Landesmotto "Wir lassen keinen rein" eindrucksvoll widerlegt."
danke voegi für das kurzweilige!
0
13.07.2010 | 15:27 Uhr
0
midget :
don du machst mir langsam sorgen mit deinem enthusiasmus.das macht angst:
"jede zeile geküsst" :)
0
13.07.2010 | 09:26 Uhr
0
donluka :
Mensch! Irgendwie hat mich ja die Lawine an WM-Blogs überfordert, so dass ich viel nicht gelesen und so verpasst habe. Deine WMotionen werde ich mir aber auf alle Fälle alle noch reinziehen. Denn: Das ist mal wieder absolut großartig! Habe mir eben extra einen Kaffee geholt und mit meinen Augen jede Zeile geküsst.
S-U-P-E-R!
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12.07.2010 | 20:51 Uhr
0
Unvergesslich für mich das Tor der Spanier gegen (MIst, ich werde alt) Portugal oder Paraguay:
Jetzt......Toooor......nein, Pfosten...uiiiiiiiiiii...Nachschuß...jetzt aber...Toooooor...uiiiiiiiiiii!!!
Gelobet sei der (Zitat BartP): alte, verwirrte Mann am Mikro!
Ansonsten ein schöner Rückblick......uiiiiiiiiiiiiii......schon ist die WM vorbei - war bei dieser (bis auf das Ergebnis und die Spielweise der Deutschen) aber nicht schlimm!
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12.07.2010 | 20:11 Uhr
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Dr_D :
Potato Fritz 10 Punkte für dich. Einfach voegi (diesmal klein geschrieben, sonst meckert wieder irgend so ein klein gewachsener ).
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uralt ist beckenbauer.
ich hab wohl die dritte nicht gelesen, schande auf mein haupt! :(
ich hab sie gelesen....
man ich kann ja nicht alles im kopp behalten, der ist eh zu klein :P