Es ist Freitag Abend. Nicht wirklich was los. Arbeit und Bundesligaspiel sind bereits vorbei, die NBA Spiele haben noch nicht begonnen, da erreicht mich eine Nachricht. Bei spox. Von einem gewissen Rodnox. Kommt mir irgendwie bekannt vor der Name, irgendwas hat der mal gemacht, komme jetzt aber nicht drauf. Ist ja aber auch egal, erst mal lesen denk ich mir. Und was muss ich da lesen? In etwa das hier dürfte es gewesen sein: „Hallo ihr zwei! Denkt ihr bitte daran, dass ihr am Dienstag im BP dran seid? Danke und Liebe Grüße!" Läuft. Natürlich hab ich daran gedacht. Immer zu, hatte nichts Anderes im Kopf. Glaub ich zumindest. Weiß nämlich gar nicht was der meint, dieser Rodnox. Und wer oder was ist überhaupt „BP"?
Gut, klar weiß ich, wer oder was BP ist: Dieser Ölkonzern, der aktuell versucht Milliarden Dollar Schadenersatz dafür zu bekommen, dass er vor etwa eineinhalb Jahren die Artenvielfalt im Golf von Mexiko auf etwa ein Viertel reduziert hat. Mit denen habe ich aber eigentlich nicht so viel am Hut. Dann vielleicht die Bayernpartei? Auch unwahrscheinlich. Nicht nur, dass die Vereinsname und Vereinsfarben der zwei unsympathischsten, deutschen Fußballklubs in ihrem Logo vereint haben, nein, bevor ich mich auch nur in irgendeiner Weise bei denen engagiere wird Kevin Großkreutz Bundespräsident.
Doch dann machts bumm! Blogpokal! Aus dem Nichts, wie das Phantom Marek Mintal zu seinen besten Zeiten, kommt mir dieser Einfall. Stimmt, da war ja was – dieser Pokal, bei dem ich in der vorhergegangenen Runde mit all meiner Brillanz mal eben einen Gegner mehr raus gehauen habe als eigentlich verlangt war. Eigentlich ja kein Problem für jemanden wie mich da einen Blog hin zu watschen, der der Konkurrenz qualitativ ungefähr so weit überlegen ist wie der FC Barcelona den McFit All Stars von Oliver Pocher. Blöd nur, dass es diesmal keine Themenvorgabe gibt und ich in puncto Themensuche ungefähr genau so motiviert bin wie Rainer Calmund, wenn er von Joey Kelly aufs Laufband gezwungen wird.
Ich meine über was soll man schon schreiben? Was war denn dieses Wochenende? Leverkusen-Stuttgart war. Da war ich sogar im Stadion. Und eigentlich hatte das Spiel ja auch so einige Szenen in sich, mit denen jemand mit meinem Talent ganze Bücher, ach, ganze Bibliotheken füllen könnte. Der fulminante Luftstoß, der Lars Bender in der 47. Minute irgendwie von den Beinen holte, der taktische Kniff von Robin Dutt statt Kalibern wie Eren Derdiyok, Michael Ballack oder Renato Augusto lieber den verletzten Sidney Sam von der Bank zu bringen, sowie die Schrecksekunde, als die Leverkusener Fans kurzzeitig lauter waren als das Festspielpublikum in Bayreuth. Alles ganz nette Spielszenen, ganz unterhaltsam. Was ich allerdings brauche ist etwas bombastisches, etwas fulminantes, etwas, das in etwa genau so einschlägt, wie Papiss Demba Cissés Debüttor für Newcastle United. So ein einfacher Bericht von einem Bundesligaspiel reicht da leider nicht. Sonst heißt es am Ende wieder von irgendelchen Usern: „Kickt mich nicht so richtig!" Es sei denn natürlich du bist Köln-Fan.
Was mir aber im Kopf hängengeblieben ist, ist der eben zitierte Satz: „Kickt mich nicht so richtig." Was viel schlimmeres gibt es ja gar nicht. Lieber würde ich mir diese beiden Pokalblogs der Vorwoche noch einmal geben, ehe ich auch nur noch ein einziges Mal diesen Satz vernehmen muss.
Ich brauche also was geiles, was richtig großes, etwas, was richtig „kickt". Fällt mir aber nix zu ein. Auch über die NBA kann ich ja mittlerweile kaum noch schreiben. Früher hab ich einen Blog über die Clippers ausgepackt, da hat dann aber keiner mehr etwas von „kickt mich nicht so richtig" gesagt. Wusste ja jeder, dass die Clippers bereits für zwei gekickt wurden. Und zwar aus der Halle. Von ihren Gegnern. Das lief ganz einfach über die Mitleidsschiene. Doch das ist jetzt auch vorbei. Mitleid hat keiner mehr, die Clippers kicken wiederum ihre Gegner aus der Halle und ein Thema, das „kickt" fällt mir immer noch nicht ein.
Der Einzige der mir in den Sinn kommt ist jemand, der ungefähr genau das Gegenteil gemacht hat. Nämlich scheiße gekickt. Die Rede ist ausnahmsweise mal nicht von Thomas Müller, sondern von Ravens-Kicker Billy Cundiff. Der verpasste nämlich in der letzten Woche mit einem einfachen Kick den Super Bowl-Einzug seines Teams. Beziehungsweise wenigstens den Ausgleich. Ein Kick. Etwa einen Meter vorbei. Spiel verloren. Saison gelaufen. Hat mich als Ravens-Sympathisant überhaupt nicht gekickt.
Im Endeffekt wars aber dann ja doch egal: Im Super Bowl kickte Stephen Gostkowski zwar tadellos, Wes Welker fing allerdings in Tomislav-Piplica-Manier die Pille nicht und so warens am Ende doch erneut die New York Giants, die jubeln konnten. Gar nicht gekickt davon waren jedoch die ran-Kommentatoren auf sat1, da es der Patriot Sebastian Vollmer ja durch den Giants-Sieg nicht nur verpasste der erste deutsche Super Bowl-Sieger, sondern auch der erste deutsche Super Bowl-MVP zu werden, denn der wäre er im Falle eines New England-Siegs ja wohl zweifellos geworden. Zumindest wenn man Frank Buschmann Glauben schenken darf.
Was ist also die Message dieses Wochenendes und eigentlich ja auch meiner letzten 5000 Zeichen sinnlosen Geschreibsels gewesen? Richtig! Jeder kickt! Ob nun Gronkowski den Football, Molinaro Schürrles Kopf oder Westermann den Ball ins eigene Tor – jeder kickt! Also auch mein Blog! Wehe, wenn nicht!

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