13.09.2011 um 20:18 Uhr
Geschrieben von Dr_D
Wie ich Fußball Fan werde
Es war einmal, so fangen alles guten Geschichten an und diese ist ausnahmsweise sogar nicht erstunken und erlogen.
Irgendwann in den späten 1960ern, das Benzin enthielt noch Blei, Schallplatten waren schwarz, fuhren Mama und Papa mit mir nach Rischenau. Direkt neben dem Ausflugslokal lag der Sportplatz des ruhmreichen TSV Rischenau. Also schaute ich beim FUßBALL zu. Die Mannschaften spielten sich den Ball zu und schossen immer wieder auf´s Tor. Klasse war das. Dann taten sie einen Ball weg und ein schwarz gekleideter Mann pfiff auf einer Trillerpfeife. Jetzt wurde um den Ball gestritten und geschrien. Und das nicht nur auf dem Platz.
Das alles widersprach dem mir angeborenen Bedürfnis nach Harmonie.
Fußball ist ein blöder Sport.
So oder ähnlich habe ich wohl gedacht. Die nächsten Jahre konnte ich auch gut ohne auskommen. War auch nicht schwierig, denn niemand in meiner Familie interessierte sich wirklich für FUßBALL.
Erst als die WM im eigenen Land stattzufinden drohte, ich meine die mit Maier und Müller und dem Kaiser, habe ich meine frühkindliche Ablehnung gegen den FUßBALL noch einmal überdacht.
Ich will FUßBALL spielen., so lautet jetzt mein Beschluss. Und zwar im Verein, dem ruhmreichen VfL aus Hiddesen. Praktischerweise war das auch mein Wohnort. Also ging zum Training der E-Jugend, Hat Spaß gemacht, denn ich ging wieder hin und wieder und so weiter. Das war im Februar 1974.
Schon nach kurzer Zeit waren die ersten Spiele angesetzt. Hallenspiele. Blöderweise hatten wir keinen Torwart und so musste ich ins Tor. Und das in meinem allerersten Spiel.
Wir haben verloren. Zeit aufzuhören. Verlieren ist doof und im Tor stehen auch. Im zweiten Spiel und bei allen Weiteren spielte ich als Feldspieler, auf fast jeder Position. Allrounder nennt man so etwas wohl.
Das Interesse am FUßBALL wuchs, aber es gab nicht jeden Tag FUßBALL zu sehen. Am Samstag alle Spiele in der Sportschau? 3 oder 4 gab es. Europapokal in Konferenz? Im Radio. So musste man sich seine Portionen FUßBALL halt auf dem Dorf Sportplatz holen, also selbst kicken, oder den Senioren zuschauen.
Jeder braucht auch eine Lieblingsmannschaft. Meine ist der ruhmreiche FC Schalke 04. Warum? Die Farbe der Trikots vielleicht. Ich mag Blau. Außerdem sagt man, der Verein sucht sich einen aus. Fragt also Schalke.
Alternativen? Wer zum Beispiel? Bayern? HSV oder gar … (Tastatur streikt)
Aber Schalke so richtig in echt zu schauen war nicht so einfach. Trotzdem fuhr ich regelmäßig zu Bundesliga Spielen. 2. Bundesliga halt. Die ruhmreiche Arminia aus Bielefeld das lag nahe. 30 Km sind keine große Entfernung. Ein Bekannter meiner Eltern hatte eine Dauerkarte und war froh, wenn er Begleitung hatte. Also fuhr ich hin und wieder mit, er bekam 5 DM Spritgeld von meinen Eltern und ich 5 DM für die Karte und falls was übrig war für eine Cola oder eine Wurst. Die war übrigens früher in Bielefeld oberlecker.
Erstes Highlight war das Hinspiel um den Bundesliga Aufstieg 1977 gegen 1860 München. Die Alm war pickepacke voll und ich mittendrin. 60 war haushoher Favorit hieß es. Jimmy Hartwig war fast ein Star, das merkte man schon beim Warmmachen. Wer aber was nicht merkte, war der Kameramann der mobilen Kamera. Er sprintete schnell die Seitenlinie entlang bis er einen halben Rückwärtssalto hinlegte. Die Drahtlose Kamera war noch nicht erfunden! Ihm ist aber wohl nichts passiert. Und er Kamera wohl auch nicht.
Bielefeld gewann locker und leicht 4:0 und ich hatte Angst, dass die Konstruktion aus Stahl und Holz der Gegentribüne auch wirklich hielt.Bielefeld hat es trotzdem verbockt. Das Rückspiel in München wurde 4:0 verloren und das Entscheidungsspiel 2:0. Bielefeld halt.
Enttäuschungen gehören zum FUßBALL dazu. Sie verbinden eigentlich mehr als Erfolge, zumindest ist das bei mir so. Nach den Abstiegen von Schalke war ich jedes Mal erstmal fertig mit der Welt und dem Verein, aber nur bis zur neuen Saison.
Im Laufe der Jahre habe ich meine Schalker hin und wieder in Bielefeld gesehen, mir lief vor lauter Regen Wasser in die Taschen meiner Jacke, mir wurden öffentliche Verkehrsmittel zur Benutzung ans Herz gelegt, wenn ich mich nach einem Sieg zu sehr freuen würde auf der Rückfahrt. All das habe ich ertragen.
Sogar 2001 habe ich überstanden. Aber wohl nur, weil ich sowieso nicht an ein Wunder glaubte, die Bayern würden irgendwie einen Punkt ergaunern, so dachte ich. Also machte ich mit Arbeitskollegen eine Motorradtour. Die Nachricht, dass Bayern Meister war nahm ich hin und fuhr nach Hause, um mir alles im TV anzuschauen. Da hatte ich allerdings das Gefühl, ich sitze im falschen Film.
Doch Meister? Hat dich jemand verarscht? Nein. Alles wahr gewesen. Zeit zum trinken.
Scheiß FUßBALL.
Wäre ich im Stadion gewesen, hätte man mich hinterher einliefern können, entweder in die Klappse oder auf die Intersivstation.
Und wieder wurde das Band enger zwischen mir und den Knappen. Jetzt begann die Zeit der Champions League Auftritte und Vize Meisterschaften. Zweiter ist auch schön.
Fußball Fans leiden mit ihren Mannschaften, ich mache da keine Ausnahme, sogar bei glücklichen Ausgängen leidet man. Oder ist jemand der Meinung, daß 150 Puls über 90 Minuten gesund ist?
Pokal Viertelfinale gegen Nürnberg in der letzten Saison. Meine Frau erkundigte sich, ob ich es überleben würde. Und gegen die Bayern im Halbfinale. Die beiden Spiele habe ich am TV verfolgen dürfen, beim Final in Berlin war ich im Stadion. Block 12.1, Reihe 22, Platz 04, was sonst.
Ergebnis: Stimme weg, komplett. Und Halsschmerzen.
Fan Schicksal. Aber würde ich wieder machen. Immer und immer wieder.
Bei mir war es nicht ein Ereignis, dass mich zum Fußballfan werden ließ, sondern es war ein Prozess, der immer noch andauert.
Nationalmannschaft schauen? Klar. Weltmeisterschaften? Sowieso. Hat schon mal jemand vor Glück beim Fußball geheult? Ich schon. Fischer schießt im Halbfinale 1982 den 3:3 Ausgleich.
Trotzdem hat erst die WM 2002 einen wirklichen Deutschland Fan aus mir gemacht. Das Finale gab es sogar in Detmold per Public Viewing auf Großleinwand. Einfach so. Umsonst und draußen. Was da nach dem Spiel abging. Unfassbar. Gar nicht auszudenken was los gewesen wäre, wenn Deutschland Weltmeister geworden wäre. Völlig verdient. Aber Olli hat es versaut.
Schlimmer wird es nicht? Doch. Wenn mir vor einigen Jahren jemand gesagt hätte, ich würde mir ein Trikot anziehen auf dessen Rücken der Name eines Spielers eingestickt ist, dem hätte ich den Vogel gezeigt. Und mich jetzt entschuldigt. Blaues Trikot mit der Rückennummer 7 und dem Namen RAUL. Und das in meinem Alter.
Und noch was zum Schluß. Ich weiß jetzt auch das man sich mit völlig unbekannten über Fußball unterhalten kann und die sind sogar Bayern Fans, oder HSV Dings, oder sogar Effzeh. Selbst mit Dortmundern geht das. Gut sogar. Und einige sind mittlerweile gar nicht mehr so unbekannt.
Irgendwann in den späten 1960ern, das Benzin enthielt noch Blei, Schallplatten waren schwarz, fuhren Mama und Papa mit mir nach Rischenau. Direkt neben dem Ausflugslokal lag der Sportplatz des ruhmreichen TSV Rischenau. Also schaute ich beim FUßBALL zu. Die Mannschaften spielten sich den Ball zu und schossen immer wieder auf´s Tor. Klasse war das. Dann taten sie einen Ball weg und ein schwarz gekleideter Mann pfiff auf einer Trillerpfeife. Jetzt wurde um den Ball gestritten und geschrien. Und das nicht nur auf dem Platz.
Das alles widersprach dem mir angeborenen Bedürfnis nach Harmonie.
Fußball ist ein blöder Sport.
So oder ähnlich habe ich wohl gedacht. Die nächsten Jahre konnte ich auch gut ohne auskommen. War auch nicht schwierig, denn niemand in meiner Familie interessierte sich wirklich für FUßBALL.
Erst als die WM im eigenen Land stattzufinden drohte, ich meine die mit Maier und Müller und dem Kaiser, habe ich meine frühkindliche Ablehnung gegen den FUßBALL noch einmal überdacht.
Ich will FUßBALL spielen., so lautet jetzt mein Beschluss. Und zwar im Verein, dem ruhmreichen VfL aus Hiddesen. Praktischerweise war das auch mein Wohnort. Also ging zum Training der E-Jugend, Hat Spaß gemacht, denn ich ging wieder hin und wieder und so weiter. Das war im Februar 1974.
Schon nach kurzer Zeit waren die ersten Spiele angesetzt. Hallenspiele. Blöderweise hatten wir keinen Torwart und so musste ich ins Tor. Und das in meinem allerersten Spiel.
Wir haben verloren. Zeit aufzuhören. Verlieren ist doof und im Tor stehen auch. Im zweiten Spiel und bei allen Weiteren spielte ich als Feldspieler, auf fast jeder Position. Allrounder nennt man so etwas wohl.
Das Interesse am FUßBALL wuchs, aber es gab nicht jeden Tag FUßBALL zu sehen. Am Samstag alle Spiele in der Sportschau? 3 oder 4 gab es. Europapokal in Konferenz? Im Radio. So musste man sich seine Portionen FUßBALL halt auf dem Dorf Sportplatz holen, also selbst kicken, oder den Senioren zuschauen.
Jeder braucht auch eine Lieblingsmannschaft. Meine ist der ruhmreiche FC Schalke 04. Warum? Die Farbe der Trikots vielleicht. Ich mag Blau. Außerdem sagt man, der Verein sucht sich einen aus. Fragt also Schalke.
Alternativen? Wer zum Beispiel? Bayern? HSV oder gar … (Tastatur streikt)
Aber Schalke so richtig in echt zu schauen war nicht so einfach. Trotzdem fuhr ich regelmäßig zu Bundesliga Spielen. 2. Bundesliga halt. Die ruhmreiche Arminia aus Bielefeld das lag nahe. 30 Km sind keine große Entfernung. Ein Bekannter meiner Eltern hatte eine Dauerkarte und war froh, wenn er Begleitung hatte. Also fuhr ich hin und wieder mit, er bekam 5 DM Spritgeld von meinen Eltern und ich 5 DM für die Karte und falls was übrig war für eine Cola oder eine Wurst. Die war übrigens früher in Bielefeld oberlecker.
Erstes Highlight war das Hinspiel um den Bundesliga Aufstieg 1977 gegen 1860 München. Die Alm war pickepacke voll und ich mittendrin. 60 war haushoher Favorit hieß es. Jimmy Hartwig war fast ein Star, das merkte man schon beim Warmmachen. Wer aber was nicht merkte, war der Kameramann der mobilen Kamera. Er sprintete schnell die Seitenlinie entlang bis er einen halben Rückwärtssalto hinlegte. Die Drahtlose Kamera war noch nicht erfunden! Ihm ist aber wohl nichts passiert. Und er Kamera wohl auch nicht.
Bielefeld gewann locker und leicht 4:0 und ich hatte Angst, dass die Konstruktion aus Stahl und Holz der Gegentribüne auch wirklich hielt.Bielefeld hat es trotzdem verbockt. Das Rückspiel in München wurde 4:0 verloren und das Entscheidungsspiel 2:0. Bielefeld halt.
Enttäuschungen gehören zum FUßBALL dazu. Sie verbinden eigentlich mehr als Erfolge, zumindest ist das bei mir so. Nach den Abstiegen von Schalke war ich jedes Mal erstmal fertig mit der Welt und dem Verein, aber nur bis zur neuen Saison.
Im Laufe der Jahre habe ich meine Schalker hin und wieder in Bielefeld gesehen, mir lief vor lauter Regen Wasser in die Taschen meiner Jacke, mir wurden öffentliche Verkehrsmittel zur Benutzung ans Herz gelegt, wenn ich mich nach einem Sieg zu sehr freuen würde auf der Rückfahrt. All das habe ich ertragen.
Sogar 2001 habe ich überstanden. Aber wohl nur, weil ich sowieso nicht an ein Wunder glaubte, die Bayern würden irgendwie einen Punkt ergaunern, so dachte ich. Also machte ich mit Arbeitskollegen eine Motorradtour. Die Nachricht, dass Bayern Meister war nahm ich hin und fuhr nach Hause, um mir alles im TV anzuschauen. Da hatte ich allerdings das Gefühl, ich sitze im falschen Film.
Doch Meister? Hat dich jemand verarscht? Nein. Alles wahr gewesen. Zeit zum trinken.
Scheiß FUßBALL.
Wäre ich im Stadion gewesen, hätte man mich hinterher einliefern können, entweder in die Klappse oder auf die Intersivstation.
Und wieder wurde das Band enger zwischen mir und den Knappen. Jetzt begann die Zeit der Champions League Auftritte und Vize Meisterschaften. Zweiter ist auch schön.
Fußball Fans leiden mit ihren Mannschaften, ich mache da keine Ausnahme, sogar bei glücklichen Ausgängen leidet man. Oder ist jemand der Meinung, daß 150 Puls über 90 Minuten gesund ist?
Pokal Viertelfinale gegen Nürnberg in der letzten Saison. Meine Frau erkundigte sich, ob ich es überleben würde. Und gegen die Bayern im Halbfinale. Die beiden Spiele habe ich am TV verfolgen dürfen, beim Final in Berlin war ich im Stadion. Block 12.1, Reihe 22, Platz 04, was sonst.
Ergebnis: Stimme weg, komplett. Und Halsschmerzen.
Fan Schicksal. Aber würde ich wieder machen. Immer und immer wieder.
Bei mir war es nicht ein Ereignis, dass mich zum Fußballfan werden ließ, sondern es war ein Prozess, der immer noch andauert.
Nationalmannschaft schauen? Klar. Weltmeisterschaften? Sowieso. Hat schon mal jemand vor Glück beim Fußball geheult? Ich schon. Fischer schießt im Halbfinale 1982 den 3:3 Ausgleich.
Trotzdem hat erst die WM 2002 einen wirklichen Deutschland Fan aus mir gemacht. Das Finale gab es sogar in Detmold per Public Viewing auf Großleinwand. Einfach so. Umsonst und draußen. Was da nach dem Spiel abging. Unfassbar. Gar nicht auszudenken was los gewesen wäre, wenn Deutschland Weltmeister geworden wäre. Völlig verdient. Aber Olli hat es versaut.
Schlimmer wird es nicht? Doch. Wenn mir vor einigen Jahren jemand gesagt hätte, ich würde mir ein Trikot anziehen auf dessen Rücken der Name eines Spielers eingestickt ist, dem hätte ich den Vogel gezeigt. Und mich jetzt entschuldigt. Blaues Trikot mit der Rückennummer 7 und dem Namen RAUL. Und das in meinem Alter.
Und noch was zum Schluß. Ich weiß jetzt auch das man sich mit völlig unbekannten über Fußball unterhalten kann und die sind sogar Bayern Fans, oder HSV Dings, oder sogar Effzeh. Selbst mit Dortmundern geht das. Gut sogar. Und einige sind mittlerweile gar nicht mehr so unbekannt.
Aufrufe: 3612 | Kommentare: 26 | Bewertungen: 5 | Erstellt:13.09.2011
ø 9.2
KOMMENTARE
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13.09.2011 | 20:44 Uhr
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taneu :
Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Ein geordneter Blog mit sinnvollem Inhalt. Und die Geschichte nimmt mich zum Teil mit, obwohl ich mit Bielefeld und Schalke eigentlich nix anfangen kann. Ähnlich wie mit deinen Tipps. Sonderpunkt fuer die zwei bis drei Schmunzler.9 Punkte
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13.09.2011 | 20:19 Uhr
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Dr_D :
Dieser Blog ist ein Beitrag zum Blogpokal 2011/12. Zur Bewertung des Blogs einen Kommentar mit einer Note von 1 - 10 schreiben und bitte einen kurzen Satz zur Begründung. Ich trete gegen die gesamte Spoxcommunity. Vor allem aber gegen Meike32 und fcbm007 an.
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Im Alter ist er ja streitsüchtig und jähzornig geworden.
Schreiben kann er aber, der Doc-D
Doch mir fehlt auch hier etwas das Blogpokalfeeling.
Das Bäm!
Das ist bei dem Thema wohl auch schwer umzusetzen.
Zur Wertung:
Ich sehe Meike und den Doc auf Augenhöhe, da sie sehr schöne Blogs geschrieben haben.
FCBM hat mMn die interessanteste Geschichte erzählt, hatte aber leichte Lücken in der Umsetzung.
Dr_D: 8 Punkte
Meike 32: 8 Punkte
fcbm007: 6 Punkte