25.11.2011 um 23:27 Uhr
Geschrieben von Rodnox
Yves Eigenrauch - 04ever Schalke
Es gibt viele Spieler, die gelten in der Jugend als vielversprechende Talente, andere arbeiten sich als Wadenbeiser bis ganz nach oben und wieder andere zerbrechen an den Vorschusslorbeeren.
Yves Eigenrauch war keiner davon. Seine Karriere plätscherte eher vor sich hin und man erwartete immer wieder, dass er irgendwann in der Versenkung verschwindet und seine Karriere Wortlos endete.
Aber er hat uns alle getäuscht! Er schien zu wissen, dass in Ihm nur ein Weltklasse Spiel steckte und er hielt es zurück, bis zu dem Tag, an dem es gebraucht wurde.
Man muss fairerweise dazu sagen, dass er bis dahin auch immer ordentlich gespielt hat. Es waren Spiele mit viel Einsatz, einer gesunden Mischung aus Härte und Fairplay, aber auch nichts späktakuläres.
Yves konnte nicht dribbeln wie Libuda, nicht abziehen wie Klaus Fischer und schon garnicht verteidigen wie Bordon. Und seine permanente Startelfgarantie lag bestimmt oft auch am Mangel an Alternativen auf seiner Position.
Doch dieser eine Tag ...... Es war der 17. Maerz 1998. UEFA Cup Viertelfinale zwischen Inter Mailand und dem FC Schalke 04
Man muss sich nochmals zurück versetzen in die Mitte der 90er. "Il Fenomeno" war gerade von Barca zu Inter gewechselt und hatte alle Rekorde gebrochen.
Europas Torschützenkönig, Fussballer des Jahres, Torjäger der Primera Division, In der Serie A führte er die Liste unangefochten an, machte bei fast jedem Spiel mindestens ein Tor ...... und gegen den sollte man die Finalspiele absolvieren?
Wir hatten damals gemutmaßt, dass Doppeln allein ihn nicht aufhalten würde. Ob der Trainer sogar mit 5 Defensivspielern auflaufen würde? Quasi mit einer Art Libero zur Absicherung auf Links?? Alles in allem waren wir uns sicher, keiner unserer Jungs war gut genug, zu verhindern, dass Ronaldo irgendwann traf.
Nun muss man dazu sagen, dass Schalke seinerzeit kein mehrfacher Pokalsieger war, man hatte zwar gerade den UEFA Cup gegen eben jenes Inter gewonnen, aber war auch gerade etwas mehr als 5 Jahre vorher aus der 2. Liga aufgestiegen war.
Und einer der letzten beiden verbliebenen Aufstiegshelden sollte an diesem Abend zum Held werden. Zur Ikone, ja zum Messias.
Noch heute bekomme ich Tränen in den Augen, wenn ich die alte VHS einlege und sehe, wie Yves Eigenrauch den Ronaldo stehen lässt, wie einen kleinen Schuljungen. Verdammt war das Klasse. Selbst Marcel Reif klang mit einer gleichsam verwunderten, wie auch euphorisch überraschten Stimme, wie ein Jahrzehntelanger Yves Eigenrauch Fan.
An diesem Abend hätten Gerd Müller, Lionel Messi und Wayne Rooney zugleich angreifen können, es wäre keiner rein gegangen! Wenn es soetwas wie das perfekte Spiel gibt, Yves hat es an diesem Abend gezeigt. Und alles andere hätte auch nicht funktioniert.
Der bis dahin bei den Fans ohnehin innig geliebte Yves, wurde an diesem Abend zur Lichtgestalt. Niemals zuvor und niemals danach, hallten die "Yyyyyyyves, Yvvvvvvves" Sprechchöre lauter aus der Königsblauen Kurve.
Dass es mit Taribo West doch noch ein Interspieler schaffte unsere 1:0 Führung auszugleichen, sei dahingestellt, aber Ronaldo war nirgends zu sehen.
Das es der Bertidepp danach fertig brachte, ihn für ein Spiel zum Nationalspieler zu machen und mit dem Gedanken spielte ihn gegen Brasilien als Abwehrspieler gegen eben jenen Ronaldo zu stellen, setzt dem ganzen nur die Krone auf.
Zu diesem einen Einsatz in der N11 kam es aber nie. Yves spielte wieder seinen normalen Stiefel und der war noch für 2 Jahre mehr als gut genug.
Ob so ein Spiel nun reichen sollte, um in einem Atemzug mit Legenden wie Ernst Kuzorra und Norbert Nigbur genannt zu werden? Wer weiss, auf Schalke ist alles möglich!
Als 2002 dann sein Karriereende anstand, konnte er als einziger Schalker von sich sagen, dass er sowohl den Aufstieg als auch den CUP Sieg auf dem Platz miterlebt hat. Von ganz unten nach ganz oben. Das macht ihn wahrscheinlich mehr zu einem Schalker als alle anderen, die danach kamen.
Und in 12 Jahren als Verteidiger nicht eine Rote und nur 15 Gelbe Karten gesehen zu haben, ist schlicht bemerkenswert.
Und wie schon zu seinen aktiven Zeiten, machte er auch nacher ganz unspäktakulär weiter. Er arbeitete bei der Stadionbetreibergesellschaft auf Schalke.
Ein paar Kolumnen bei der Taz und ein paar Beiträge bei der ARD schienen zu genügen um ihn glücklich zu machen. Dazu ein Kindertheater (Consol Theater Gelsenkirchen), das hätte niemand erwartet von Yves.
Seine Bodenständigkeit bewies er auch 10 Jahre nach dem CUP Erfolg, als er einen offenen Brief an den damaligen Präsidenten Gerd Rehberg und Olaf Thon schrieb.
Und wie jedem Helden, wurde auch dem Yves ein Lied gewidmet.
Man kann vom kauzigen Eigenrauch halten was man will. In Rekordstatistiken wird er nie auftauchen und seine Spielweise wird nie den Weg in die Fussballschulen finden ..... bis auf diesen einen Tag.
In diesem Sinne: Glück Auf.
Aufrufe: 17239 | Kommentare: 12 | Bewertungen: 15 | Erstellt:25.11.2011
ø 8.7
KOMMENTARE
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26.11.2011 | 11:38 Uhr
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Schnumbi :
Rodnox du alter Knappe sehr sehr schön.
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