Merkt euch diesen Gesichtsausdruck: Horst Heldts Dauervisage im Doppelpass.

Horst Heldt scheint auf Schalke so langsam aufzutauen – da er inzwischen zunehmend auftaucht. Im Fernsehen, in der Zeitung, im Internet. Heldt scheint das zu genießen. Als er als Sportdirektor und Vorstandsmitglied während der Ära Magath vom Schwabenländle in den Ruhrpott kam, war es still um ihn. Zu groß war der Schatten des Alleinherrschers, aus dem er nicht mal ansatzweise treten konnte. Ich habe mich sogar als S04-Fan des öfteren gefragt, ob er neben dem Kaffekochen auf der Geschäftsstelle noch andere Aufgaben hat (siehe "Ein Super-Heldt zum Abschluss"). Aufgrund seiner fehlenden Medienpräsenz hielten ihn viele für einen Ja-Sager, den Magath nur als abnickendes Vorstandsmitglied missbrauchte.

Mit dem Magath-Abgang hat sich diese Situation grundlegend geändert. Heldt stand bereits während der Diskussion rund um den Trainerwechsel stets als Ansprechpartner vor der Kamera bereit. Auch nach dem Amtsantritt von Rangnick ist er noch immer allgegenwärtig. Natürlich fällt es einem durch die aktuellen Aussichten der Königsblauen recht leicht, seinen angeheizten Trainerwechsel als richtig darzustellen, dabei auf San Siro-Wunder zu verweisen und sich über anstehende Pokalfinals zu freuen. Doch man hat irgendwie das Gefühl, dass er es generell genießt, sich im Scheinwerferlicht zu sonnen. Nun müsste ich ja eigentlich als Schalker meinen: "Toll, endlich bekommt die Welt mal mit, dass wir einen Sportdirektor haben." Aber ich denke etwas anders darüber. Nicht, weil ein Sportdirektor nichts sagen sollte, sondern wegen Heldts persönlicher Art. Das mag sicher Geschmackssache sein, aber ich erkläre gerne, was mir daran missfällt.


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Der Sport1-Doppelpass am vergangenen Sonntag eignet sich für meine Erklärung wohl am besten. Da wollte Heldt anscheinend so ein bisschen à la Podolski "Doppelpass alleine" machen. Aus meiner Sicht hat er sich damit aber unfreiwillig zum Horst gemacht – ohne es selbst zu merken. In der Sendung ging es im Zentralen um den Wechsel von Manuel Neuer. Heldt als Schalker, Breitner als Bayern-Vertreter und Althoff von der BILD-Zeitung, die schon seit geraumer Zeit von einem fixen Deal im Sommer schreiben: Allein durch diese drei Beteiligten freute ich mich auf die Diskussion. Heldt war sicher nicht überrascht, dass diese Personalie besprochen wird und war vorbereitet. In seinem ersten Statement sprach er von einem Wechsel mit bewusster Betonung auf das Jahr 2012 - mit einem selbstgefälligen Grinsen, als würde er sich wie ein kleines Kind auf die weiteren Nachfragen freuen.

Diese kamen natürlich – und Heldt machte weiter den Hardliner: "Ich habe mich mit einem möglichen Wechsel Neuers im Sommer noch gar nicht beschäftigt." Ich kam ins Grübeln. Schalkes bester Spieler verlängert seinen auslaufenden Vertrag nicht und Schalkes Sportdirektor beschäftigt sich noch nicht einmal damit, vielleicht eine Ablöse von über 20 Millionen für ihn einzustreichen? So nach dem Motto: Ach, die Mail von den Bayern markiere ich in meinem Outlook-Postfach mal als ungelesen und schau sie mir im Sommer nochmal an? Also bitte... Die Talk-Runde hielt sich diskret zurück. Spontane Lachanfälle hätte ich keinem übel genommen.

Breitner betonte, dass Schalke am längeren Hebel sitze – stimmt ja auch. Aber Breitner weiß auch, wie das Geschäft läuft. Es folgte die nächste naheliegende und somit absehbare Frage. Kann es sich Schalke mit 250 Mio. Verbindlichkeiten leisten, über 20 Millionen Euro für die einjährigen Dienste eines Spielers liegen zu lassen? Heldt korrigiert zunächst, dass es zwar weit über 200 Mio., aber keine 250 Mio. Schulden seien. Das sei ein großer Unterschied. Sicher kann man sich darüber ärgern, wenn falsche Zahlen von den Medien in den Umlauf gebracht werden. Aber die Verbesserung in dieser Art und Weise war völlig fehl am Platz, sodass dieses Mal auch das Gelächter der Talk-Runde nicht ausblieb. "Na dann kommt es auf die 20 Mio. auch nicht mehr an", witzelte Breitner. Autsch.

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