War bestimmt total überrascht, als Heldt ihn vom Bayern-Interesse informierte: Schalkes Noch-Torhüter Manuel Neuer.

Auch Heldts Ausführungen bezüglich längerer Gespräche zwischen Bayern und Neuer wirkten doch arg realitätsfern. BILD-Redakteur Althoff sprach von einem Wechsel im Sommer, der schon seit langer Zeit unter Dach und Fach ist. In seiner Zeitung berichtet er schließlich schon seit geraumer Zeit davon. Breitner bremste ihn aus: "Vorverträge gibt es nicht, da sie schlicht keine Bedeutung haben." Es sei aber Fakt, dass Neuer spätestens im Sommer 2012 an die Isar wechseln würde. Heldt, der krampfhaft versuchte so zu wirken, als würde ihm das alles komplett am Allerwertesten vorbeigehen, sprach im Anschluss von einem Ehrenkodex und Statuten. Bayern dürfte Neuer gar nicht von dem Interesse unterrichtet haben, auch nicht dessen Berater. Heldt sei der Erste, der dies getan habe. Als Zuschauer war ich gebannt von Heldts Ammenmärchen und träumte kurzzeitig von einer heilen Welt. Der nervige Doppelpass-DJ - ich will verdammt nochmal das "Trio La Haze" zurück - hätte hier gern die Melodie von "Ein bisschen Frieden" unter Heldts Aussagen legen können. Die anwesenden Journalisten holten mich aber schnell aus meiner Traumwelt zurück in meine eigentliche Überzeugung.

So liefe es im Geschäft nun mal. "Auch in der Vergangenheit liefen viele Transfers nicht immer koscher ab." Natürlich gäbe es Gespräche zwischen Spielern und Vereinen - auf verschiedensten Wegen. Auch bevor diese offiziell von ihrem Arbeitgeber vom Interesse unterrichtet wurden. Dass es zu folgendem Szenario gekommen sein soll, stelle ich mir äußerst fraglich vor: Heldt lädt Neuer nach dem Training zu einem Vier-Augen-Gespräch in sein Büro. Er legt die Hand auf seine Schulter und sagt: "Manu, die Bayern wollen dich haben." Dieser fällt aus allen Wolken: "Echt? Ist ja nicht zu fassen!" - "Sie wollen dich sogar schon im Sommer." - "Hätte ich nie für möglich gehalten, irre!" Okay, hören wir auf das weiter zu spinnen. Ihr wisst schon, was ich meine.

Zurück ins Kempinski-Hotel zum Doppelpass: Heldt legte mit einer Aussage nämlich nochmal die Kirsche aufs Sahnehäubchen. Er gab an, Erfahrung damit zu haben, Bayern einen Korb zu geben. Schon in Stuttgart habe er sich der Bayern-Dominanz auf dem deutschen Transfermarkt nicht gebeugt und ein 20 Mio.-Angebot für Mario Gomez ausgeschlagen. Dieser habe dann noch eine tolle Saison gespielt und sei danach für die bekannten 35 Mio. gewechselt. Kein Zweifel an der Wahrheit dieser Aussage, aber das in Zusammenhang mit einem Verhandlungsvorteil bezüglich des Neuer-Deals zu bringen, ist lachhaft. Gomez hatte schließlich noch einen langfristigen Vertrag in Stuttgart. So konnte man tatsächlich recht entspannt abwarten, was passiert. Er spielte eine gute Saison, erhöhte seinen Marktwert und ging für noch mehr Geld nach München. Und was wäre bei Neuer? Der spielt vielleicht noch eine gute Saison (bestenfalls in der Euro-League), steigert seinen Marktwert und geht dann nach München. Für nix. Dank Heldt, dem alten Fuchs. Aber er hat sich damit ja sowieso noch nicht beschäftigt. Vielleicht tut er das ja tatsächlich noch in diesem Sommer und merkt dann, dass es zwischen beiden Personalien besagten und nicht gerade unerheblichen Unterschied gibt.

Ich möchte den Holzhammer nun aber wieder einpacken. Dass der Neuer-Poker für alle Schalker wohl recht ätzend daherkommt, ist mir klar. Ich lese mittlerweile auch nicht mehr jeden Artikel dazu, da einfach jeden Tag eine neue Stimme dazu eingafangen wird und daraus wieder eine neue Aufmachergeschichte gestrickt wird. Es reicht langsam.

Ich verstehe Horst Heldt, wenn er sein Pokerface aufsetzt. Es ist schließlich seine Aufgabe, so viel Geld wie möglich für Neuer heraus zu kitzeln. Ich nehme mir nicht raus zu behaupten, dass ich das Geschäft kennen und genau wissen würde, wie man sich als Vereinsvertreter in dieser Situation verhält. Sein Auftritt im Doppelpass war allerdings nur unfreiwillig komisch. Dieses "Schalke 04 muss erstmal gar nichts" (Originalzitat) soll die Bayern finanziell zwar an die Schmerzgrenze treiben, wirkt aber allein schon aufgrund der Verbindlichkeiten des Vereins als sehr realitätsfern. Einem Assauer zum Beispiel habe ich diese Bad Boy-Nummer viel mehr abgekauft, Heldt wirkt darin eher verloren und ungeschickt. Ich für meinen Teil kann sagen: Schalke 04 muss erstmal gar nichts, sollte aber dringlichst! Nicht alle Fans werden da mit mir d'accord gehen, aber ich denke, dass man ihn unbedingt im Sommer verkaufen sollte. Und ich bin der festen Überzeugung, dass das auch geschehen wird. Du kannst beim Pokern schließlich noch so gut bluffen - wenn der Gegner dir in die Karten (oder Verbindlichkeiten) schauen kann, hast du "koane" Chance.

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