Der Effzeh hat einen neuen Trainer. Was gemessen an manchen Statistiken, die man in den letzten Tagen lesen durfte, an sich nicht weltbewegend wäre. Schließlich kann man da oft lesen, der Effzeh hätte in den letzten 12 Jahren ungefähr 63 Trainer beschäftigt. Nacheinander. Dass dabei auch Interimslösungen wie Gerke, Luhukay oder sonst wer mitgezählt werden, interessiert nicht. Die Zahl muss hoch sein!

Das dachte sich auch Solbakken, unser neuer Übungsleiter, als er einmal durchzählte, wer den Effzeh denn alles so trainiert hat. Es hat ihn dennoch nicht davon abgehalten, den Job anzunehmen.

Und so hat der Effzeh also einen neuen Trainer. Recht geräuschlos lief das Ganze ab und wenn man die Personalie mal näher beleuchtet, fällt auf, dass zwei Vorwürfe, die das Management des Effzeh derzeit umkreisen, mit dieser Verpflichtung ins Lächerliche gezogen wurden: Vorwurf 1) behandelt die Geschichte, dass Overath & Co. klüngelnderweise nur Leute aus ihrem Dunstkreis dulden. Eigentlich ist es dieser Meinung zufolge auch nur eine Frage der Zeit, bis Overath Jr. den Trainerposten beim Effzeh übernimmt.
Bei Vorwurf 2) geht es darum, dass Finke total Bock darauf hat, selbst Trainer zu sein. Und wenn er es schon nicht selbst sein darf, dann holt er sich bestimmt ein Trainerchen, damit er was zum Mobben und Bestimmen hat. Sonst passt das mit dem Königsmörder ja nicht.

Zu der Beantwortung und Einordnung dieser Vorwürfe wird weiter unten die Rede sein.

Jedenfalls präsentierte sich gestern also dieser Solbakken der Kölner Öffentlichkeit.


Wie war der Auftritt?

Nun, ich fand ihn angenehm unaufgeregt, auch wenn er dennoch Bock ausstrahlte. Bock, den Trainerposten beim Effzeh anzutreten. Hin und wieder blitzte da ein verschmitztes Lächeln auf, nicht nur, als er der Kölner Medien einen kleinen Vorab-Gruß hinterließ und von der "netten Presse" sprach, von der Finke ihm berichtet habe. Naja, einige Vertreter scheinen die Ironie, die dorthinter steckte, nicht ganz erfasst zu haben, aber das mag daran liegen, dass sie sich mit der englischen Sprache eher schwer tun, wie man einigen Aussprachekünstlern anmerken konnte.

Solbakken hat Fragen bereitwillig beantwortet, sich allerdings auch nicht auf künftig zu beantwortende Themen wie Taktik und Personal festlegen lassen und sich damit auch abgegrenzt. Das war schon ein souveränes Spiel mit der Presse, das er da dargeboten hat. Er sprach die Reporter direkt an, wirkte glaubwürdig und vor allem: Ziemlich zielorientiert und selbstbewusst, ohne dabei arrogant rüberzukommen.
Jedenfalls hatte ich nicht den Eindruck, dass da jemand sitzt, der sich von Finke die Butter vom Brot nehmen lassen wird. Dazu wirkt er zu gefestigt und stabil. Und kölsch wirkte er auch nicht. Was (Schaefer möge es mir verzeihen) in diesem aufgeregten Club eine Wohltat sein kann. Und einen Bezug zum kölschen Klüngel dürfte man vor diesem Hintergrund also auch ausschließen.
Wer sich für unseren Ticker zum näheren Verlauf der PK interessiert, den verweise ist auf taneus Blog.


Was sagt uns das alles?

Wir haben einen Trainer gewinnen können, der als heiße Nummer im internationalen Geschäft gilt. Der bewiesen hat, dass er einen Plan verfolgt und Mannschaften zum Erfolg führen kann. Der durch den Wechsel vom norwegischen Mittelklasse-Verein Ham-Kam zum FC Kopenhagen gezeigt hat, dass er auch in größer werdenden Dimensionen zurecht kommt und an den Herausforderungen wächst.


Warum ist er bloß zum Effzeh gewechselt?

Eigentlich ist es doch logisch. Solbakken geht nicht zwei Schritte auf einmal, indem er zu einer größeren Liga und gleichzeitig zu einem Verein mit CL-Ambitionen wechselt, sondern er macht einen gesunden nächsten Karriereschritt zu einer größeren Liga, aber einem Club, der noch nicht so ausgereift ist, wie sein letzter. Das ergibt in meinen Augen durchaus Sinn.


Was bekommen wir?

Wie gesagt, einen Trainer mit Plan. Das Wort "Konzepttrainer" vermeide ich an dieser Stelle und auch mögliche Vergleiche mit den Klopps, Dutts oder sonst wem finde ich unpassend. Aber: Das, was der Club so dringend benötigt wie der Kölner den Dom, ist ein übergreifendes Konzept. Und seine bisherige Arbeit lässt darauf schließen, dass wir einen Trainer bekommen, der eine Idee hat. Das macht dann schon einmal zwei Leute mit sportlicher Fantasie, wenn man Finke hinzunimmt. Das gibt mir ein gutes Gefühl, denn: Der BVB hat gezeigt, dass es das ist, was einen Verein, der wirtschaftlich eingeschränkt ist, nach vorne bringen kann. Mainz ebenso: Es geht um ein Konzept und eine Idee. Mit diesen Vereinen können wir uns noch nicht vergleichen. Wir sind da eher am Anfang. Aber ein sehr guter Schritt ist gemacht, mit dieser Verpflichtung.

Jetzt heißt es "nur", dem neuen Mann Vertrauen und Geduld entgegenzubringen. Mit Blick auf die Kölner Medienlandschaft, aber auch das Umfeld an sich habe ich da ein bisschen Bauchschmerzen. Aber es wird Zeit benötigen, bis Solbaaken seine Ideen umsetzen kann. Zunächst einmal geht es um die (Um-)Gestaltung des Kaders und der internen Strukturen, zudem muss er sich an das Land und die Liga gewöhnen. Wobei er die Fähigkeit dafür ja bei seinem Wechsel nach Kopenhagen bereits unter Beweis stellte.

Mein Vertrauen haben Solbakken und Finke. Sie werden es schaffen, etwas auf die Füße zu stellen, wenn wir ebenselbige ruhig halten.

Auf eine gute Zukunft! Herzlich willkommen, lieber Ståle!

ComeOn Effzeh!
ComeOn Ståle!


@maxpower3000: Danke für das Bild!

Ståle Fangesang: