Die Unvollendeten

Martin Klotz
21. Dezember 201616:36
Alle wollten sie ihn, doch keiner von ihnen bekam am Ende einen Ringgetty
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In 70 Jahren NBA gab es einige ganz besondere Spieler, die meisten von ihnen krönten ihre Karrieren mit einer Championship. Doch während mancher Rollenspieler im richtigen Team Titel anhäufte, blieben einige wenige der ganz Großen ohne den ultimativen Erfolg.

SPOX

Platz 10: Reggie Miller

Finals: 0-1, 5x All-Star, 3x All-NBA-Team, Platz 2 der All Time Dreier List (2.560), Hall of Fame

Beste Saison: 24,6 Pts 3,6 Reb, 3,8 Ast, 51 FG%, 41 3P%, 87 FT%, 1,3 Stl, 0,2 Blk, 20,8 PER

Lange wurde diskutiert, ob Reggie Miller die Aufnahme in die Hall of Fame wirklich verdient hatte - vorher und hinterher. Denn ein Superstar im klassischen Sinn war Miller - trotz elf Jahren mit durchschnittlich mehr als 20 Punkten pro Spiel - nicht. Aber er war 18 Jahre lang das Gesicht einer Franchise, das Gesicht eines Bundesstaates. Uncle Reg war Indiana. Und die Definition von Clutch.

Noch vor Michael Jordan war Miller der beste Crunchtime-Scorer der NBA - und niemand fürchtete die Miller-Time mehr als die Knicks, die gleich mehrfach Opfer seiner Wundertaten wurden. Auf ewig muss sich ein Comeback in der Schlussphase mit Millers unfassbaren 8 Punkten in 8,9 Sekunden messen. Zu Recht. Und bisher ist noch jedes gescheitert.

Zum großen Wurf fehlte trotz ständigen Contender-Daseins dank Millers kalter Schnauze (25.279 Punkte) vor allem ein zweiter Star. Ein Elite-Shooter (50-40-90 Club!) reichte eben nur zur Teilnahme an den Finals, nicht für den Titel. Killer-Miller war immer der beste Spieler seines Teams, als zweite Option hätte er definitiv mehr als einen Ring gewonnen.

Leg-Kick und Trash Talk mögen die zwei Dinge sein, die Reggies Image in der Öffentlichkeit am meisten geprägt haben, im Spiel war es der Dreier. 2.560 Longballs schraubte Miller zum Liga-Rekord durch die Reusen des Landes. Bis Ray Allen kam und ihm die Bestmarke abnahm.

Platz 9: Tracy McGrady

Finals: 0-1, 7x All-Star, 7x All-NBA-Team, 2x Scoring-Champion

Beste Saison: 32,1 Pts, 6,5 Reb, 5,5 Ast, 46 FG%, 39 3P%, 79 FT%, 1,7 Stl, 0,8 Blk, 30,3 PER

Tracy McGrady ist ein Held - und eine tragische Figur zugleich. Wie konnte jemand mit seinem Talent so "wenig" erreichen? Wäre er in Toronto bei Cousin Vince Carter geblieben, wäre vielleicht alles anders gekommen. Doch nach dem Abgang zu den Magic wurde er zum Superstar und legte fast schon Kobe-Zahlen auf. Seine Postseason-Stats sind sogar besser als die der Regular Season.

Nicht umsonst sagte Bryant rückblickend, dass McGrady der beste Spieler war, gegen den er jemals gespielt hat. Nicht Jordan. Nicht LeBron. Nicht Pierce. Sondern T-Mac. Zum Glück überwiegen die Erinnerungen an die guten Zeiten und nicht an die letzten Jahre.

Unvergessen seine 62 Punkte gegen die Wizards, sein Scoring-Duell gegen Dirk (zusammen 103 Punkte!) und seine 13 Punkte in 33 Sekunden bei einem der größten Comebacks der NBA-Geschichte. Dennoch gewann McGrady in seiner gesamten Karriere nicht eine Playoff-Serie (2013 nicht berücksichtigt). Doch was verhinderte, dass sich T-Mac einen Ring an den Finger stecken konnte?

1. Pech: Star-Kollege Grant Hill kämpfte in Orlando nur mit Verletzungen, 2. Das Magic-Front-Office: Als Howard kam, wurde McGrady unter Wert nach Houston verschifft. Hill war dann übrigens wieder fit, 3. Die falschen Mitspieler: Außer Yao Ming hatte T-Mac in Houston keinen fähigen Kollegen. Er führte sie dennoch zu 22 Siegen in Serie, 4. Verletzungen: Mit dem Rücken fing es an, dann kamen die Knie. Und wie es bergab ging, schwanden auch Einstellung und Motivation, 5. Ray Allen: Der Ecken-Dreier Game 6 der Finals 2013 brachte McGrady schlussendlich um seinen Bankdrücker-Ring bei den Spurs.

Es war leider - und es tut weh, das zu schreiben - das auf eine enttäuschende Art und Weise passende Ende für eine unglaublich bitter verlaufene Karriere.

Platz 8: Dominique Wilkins

Finals: 0-0, 9x All-Star, 7x All-NBA-Team, 1x Scoring-Champion, 1x Vize-MVP, Hall of Fame

Beste Saison: 29,9 Pts, 6,5 Reb, 3,2 Ast, 47 FG%, 38 3P%, 83 FT%, 1,0 Stl, 0,4 Blk, 24,3 PER

Wer Dominique Wilkins heute mit erhabener Gelassenheit als Colour-Kommentator der Hawks erlebt, der kann sich kaum ausmalen, was The Human Highlight Reel in seiner aktiven Zeit alles mit den gegnerischen Verteidigern angestellt hat. Besonders viel Spaß hatte er dabei, ihnen ins Gesicht zu dunken.

Doch Wilkins auf seine Dunking-Fähigkeiten zu reduzieren, wäre fatal. Wer kann schon elf Saisons seine Prime nennen? Und welcher Nicht-Center hat darin auch noch jedes Jahr konstant zwischen 26 und 31 Punkten erzielt? Das war keine rhetorische Frage. MJ, A.I., The Logo und Nique. Das war's.

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Der Osten war zu Wilkins bester Zeit bockstark. Er musste gegen Birds Celtics, Isiahs Pistons und MJs Bulls antreten - und das fast ohne Hilfe. Das Beste, was er mal im Atlanta-Trikot neben sich sah, hieß Kevin Willis (1x All-NBA Third Team). Dazu Doc Rivers, Spud Webb und Moses Malone kurz vor der Rente.

Einer der Monster-Athleten der Geschichte stand daher nicht ein einziges Mal in die Conference Finals. Und obwohl Wilkins Zeit seines Lebens mit dem Stigma zu kämpfen hatte, ein Ego-Zocker zu sein, blieb ihm oftmals keine andere Wahl. Irgendjemand musste ja die Kohlen aus dem Feuer holen.

Fun Fact: 1996 spielte Nique in Griechenland und gewann mit Panathinaikos die Euroleague.

Platz 7: George Gervin

Finals: 0-0, 12x All-Star, 7x All-NBA, 2x Vize-MVP, 4x Scoring Champ, 33 Punkte in einem Viertel, Hall of Fame

Beste Saison: 33,1 Pts, 5,2 Reb, 2,6 Ast, 53 FG%, 31 3P%, 85 FT%, 1,4 Stl, 1,0 Blk, PER 24,0

Blut war nicht unbedingt vorherrschend in den Adern von George Gervin, dort dominierte eher Eis. Niemand war so cool wie Gervin - und genau deshalb wollte die NBA ihn haben. Der Iceman war einer der Gründe für die Auswahl der Spurs bei der Eingliederung der ABA 1976.

Und anschließend schaltete Gervin noch einen Gang hoch. Der dürre Shooting Guard verabscheute den Dreier, liebte aber den langen Zweier. Effizient wie kaum jemand sonst traf er aus dem heutzutage belächelten Bereich auf dem Court.

Gervin war nicht einfach nur ein Streaky Shooter, im Scoring gehört er in die Kategorie MJ/Kobe. Abend für Abend legte er mit beängstigender Quote 30 Punkte auf. Und niemand konnte ihn stoppen. Gervin perfektionierte den Finger-Roll und traf ihn selbst aus drei bis vier Metern Korbentfernung.

Obwohl San Antonio fast in jedem Jahr in die Playoffs einzog, reichte es mit dem durchschnittlichen Supporting Cast nie für eine Teilnahme an den Finals. Meist waren die Lakers schuld daran.

Doch was hängen bleibt, ist vor allem das Finale um die Scoring-Krone 1977/78: Am vorletzten Tag der Saison legte David "Skywalker" Thompson (Denver Nuggets) 73 Punkte auf und überholte Gervin. Die Antwort vom Iceman? 63 Punkte, inklusive seiner unvergesslichen 33 Zähler in einem Viertel. Er hätte übrigens 58 machen müssen, um den Scoring-Titel zu holen. Maschine.

Platz 6: Patrick Ewing

Finals: 0-1, 11x All-Star, 7x All-NBA, 3x All-Defense, Hall of Fame

Beste Saison: 28,6 Pts, 10,9 Reb, 2,2 Ast, 55 FG%, 25 3P%, 78 FT%, 1,0 Stl, 4,0 Blk, PER 25,8

Schon bevor David Stern beim Draft 1985 in New York auf die Bühne trat, kreischte und tobte das Publikum. Es war schon lange klar, dass die Knickerbockers Patrick Ewing ziehen würden. Und das lag nicht an seinem Abschluss in Kunstgeschichte. Wie kaum ein Zweiter hatte er am College dominiert.

Es gab nichts, was dieser Kerl nicht konnte. Ewing hatte ein unfassbares Arsenal an Post-Moves, reboundete, blockte Würfe und hatte den Willen, den es brauchte. Wenn sein Jumper fiel, gab es gegen ihn kein Mittel. Und doch konnte Ewing die Rolle des Heilsbringers im Big Apple nicht erfüllen.

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Wie vielen Größen seiner Zeit, stand ihm eine andere Lichtgestalt im Weg, die alles überstrahlte: Michael Jordan. Allein fünf Mal kickten die Bulls Ewings Knicks aus den Playoffs. Während MJs Baseball-Zeit gelang der einzige Trip in die Finals, doch selbst eine 3-2 Führung gegen Olajuwons Rockets reichte nicht.

Wenn man im Folgejahr dann auch noch den entscheidenden Layup zum Ausgleich in Spiel 7 gegen die Pacers auf den Ring setzt, dann landet man auf dieser Liste. Auch, wenn man über 18 Saisons (!) im Schnitt 20/10 aufgelegt hat. Manchmal ist das Leben unfair.

Platz 5: Allen Iverson

Finals: 0-1, 8 All-Star, 7x All-NBA, 1x MVP, 4x Scoring-Champion, Hall of Fame

Beste Saison: 33,0 Pts, 3,2 Reb, 7,4 Ast, 45 FG%, 32 3P%, 81 FT%, 1,9 Stl, 0,1 Blk, PER 25,6

Im Gegensatz zu Gervin schaffte es Iverson mit einem mittelprächtigen Supporting Cast in die Finals, wenn auch nur ein einziges Mal. Dennoch hebt ihn das von vielen anderen geborenen Scorern der Geschichte ab.

Aber allein die Tatsache, dass er sich 2001 quasi allein gegen die übermächtigen Lakers stellte und ihnen mit einer der besten Playoff-Performances der Geschichte eine Niederlage beibrachte, hätte gereicht, um A.I. auf diese Liste zu setzen.

Gut, The Answer hat noch ein bisschen mehr erreicht. Für die einen war er die Inkarnation der kulturellen Revolution in der NBA, die anderen (vor allem die Medien) verstanden ihn nie. Auch die Beobachter sind bis heute gespalten.

Da war das ballsaugende, schwarze Loch, das trotz schwacher Dreier-Quote viel zu oft von Downtown draufhielt und zu häufig den Ball verlor. Mit zweifelhafter Geschichte und Attitüde. Aber dann war da dieses Feuer. Diese Intensität des kleinsten Mannes auf jedem Basketball-Court, die selbst Referees und Big Men einschüchterte.

Egal ob Iverson zuvor im Spiel 13 von 17 oder 0 von 21 getroffen hatte - in der Crunchtime machte A.I. die schwersten Dinger rein. Aus allen möglichen und unmöglichen Winkeln gegen zwei oder drei Verteidiger verwandelte er Layups und Floater. Dabei wurde er stets von den größten Kolossen der Liga umgehauen - und stand immer wieder auf. Angetrieben von unstillbarem Blutdurst. Wer ihn nicht live gesehen hat, darf sich jetzt einmal mehr Schwarz ärgern. Ich tue es die letzten 20 Minuten.

Platz 4: Steve Nash

Finals: 0-0, 8 All-Star, 7x All-NBA, 2x MVP, 4x 50-40-90

Beste Saison: 18,6 Pts, 3,5 Reb, 11,6 Ast, 53 FG%, 46 3P%, 90 FT%, 0,8 Stl, 0,1 Blk, PER 23,8

Ein bisschen böse bin ich Steve Nash ja immer noch, dass er damals Dirk Nowitzki und die Mavericks verlassen hat. Sein Glück, dass Dirk 2011 noch den Ring geholt hat und damit niemals auf dieser Liste landen kann. Aber Schwamm drüber, die Mavs bzw. Mark Cuban trugen schließlich die Hauptschuld daran.

Die Suns waren zugleich ab- und einzigartig. Mike D'Antoni stimmte in Phoenix alles perfekt aufeinander ab und 7 Seconds or less führte zur wohl besten Offensive der NBA-Geschichte. Und warum? Wegen Nash.

Seine Ankunft flößte dem Team eine Pass-First-Mentalität ein, ähnlich wie Michaels "Secret Stuff" den Looney Tunes das Sieger-Gen. Niemand außer Steve-O hätte D'Antonis Offense so führen können, wie Nash es tat. Vermutlich hätte sie jeder andere sogar gegen die Wand gefahren.

Defensiv konnte Phoenix Nash nicht so verstecken, wie es die Lakers mit Magic in den 80ern taten. Wenn auch heute noch Bill Simmons seinen Kopf über Nashs zwei back-to-back MVP-Trophäen schüttelt, so ist das kanadische Anti-Haar-Model neben Bird, Magic, Kareem, MJ, Bill Russell, Chamberlain, Moses Malone und Timmy einer von nur neun ehemaligen Spielern, denen das gelang.

Lange fehlte Nash der ultimative Wille, erst mit der Saison 2006/07, nach den herben Enttäuschungen gegen Dallas und San Antonio, wurde er richtig hart. Er prügelte aus seinem Körper drei weitere 50-40-90 Saisons heraus, doch die Geschichte wiederholte sich: Die Finals blieben für Nash ein feuchter Traum - und das trotz insgesamt 120 Playoff-Partien.

Hätte, hätte, Fahrradkette: Hätte Jason Richardson Metta World Piece (damals: Ron Artest) in den Conference Finals 2010 anständig ausgeboxt oder sich Joe Johnson in der Postseason 2004 nicht verletzt, sähe die Sache vielleicht anders aus.

Platz 3: Charles Barkley

Finals: 0-1, 11x All-Star, 11x All-NBA, 1x MVP, 1x Vize-MVP, 1x Rebounding-Champion, Hall of Fame

Beste Saison: 27,6 Pts, 10,1 Reb, 4,2 Ast, 57 FG%, 28 3P%, 72 FT%, 1,6 Stl, 0,5 Blk, PER 28,9

You can't teach height. Eine Weisheit, die nicht von Konfuzius stammt und doch als allgemeingültig angesehen wird. Sie galt nicht für Charles Barkley. Stets größer gelistet (1,97 Meter!) als er eigentlich war, war er immer noch kleiner als jeder seiner Frontcourt-Gegenspieler. Doch der Mann hatte Herz! Und Übergewicht.

Er aß, trank und ging kaum mal ein Jahr fit in die Saison. Dennoch führte er die 1986/87 Liga in Rebounds an (14,6) und niemand, aber auch wirklich niemand wollte ein Offensivfoul von Chuck aufnehmen. Die personifizierte Dampflok war eine Wucht in Transition, in gewisser Weise definierte er schon vor Nowitzki die Position des Power Forwards neu. Nicht durch seinen Wurf, sondern als One(-Big)-Man-Fastbreak.

Nach dem Abschied von Dr. J und Moses aus Philadelphia übernahm Barkley die Leader-Rolle bei den Sixers, doch bald wurde er unzufrieden und forderte einen Trade. Mit Dan Majerle und Kevin Johnson hatte er in Phoenix die besten Chancen auf einen Ring, aber erst stand ihm dieser vermaledeite Michael Jordan in den Finals im Weg, dann war es Hakeem The Dream, der Barkley mit seinen Rockets zwei Mal in 7 Spielen bezwang. Shit!

Apropos Shit: Schon zu aktiven Zeiten nahm der Chuckster kein Blatt vor den Mund und hätte gut und gerne einen Cuss-Button gebraucht. Den elitären Kreis der Spieler ohne Ring (siehe oben und unten) bezeichnete er einst als Shit-List.

Noch heute macht er als TV-Analyst keinen Hehl aus seiner Meinung. Selbst, wenn er diese oftmals exklusiv hat. Aber eines muss man ihm lassen: Barkley vertritt sie mit Überzeugung. So wie er auf dem Feld seinen Mann gestanden hat.

Platz 2: Karl Malone/John Stockton

Finals: 0-2, 24x All-Star (14/10), 25x All-NBA (14/11), 9x All-Defense (4/5), 2x MVP (2/0), 1x Vize-MVP (1/0) 2x Hall of Fame (1/1)

Beste Saison: 48,1 Pts (31,0/17,1) 13,7 Reb (11,1/2,6), 17,3 Ast (2,8/14,5), 56/51 FG%, 37/41 3P%, 76/82 FT%, 4,2 Stl (1,5/2,7), 0,8 Blk (0,6/0,2), PER 50,1 (27,2/23,9)

Ok, ich habe geschummelt. Um mir einen Platz mehr in den Top 10 zu erkaufen, stehen Karl Malone und John Stockton gemeinsam auf dem zweiten Rang. Aber warum auch nicht? Man könnte beinahe denken, die zwei wären zusammengewachsen, so oft wie das Traum-Duo der 90er miteinander in Utah Pick-and-Roll gespielt hat. Und genial waren sie beide.

19 Jahre lang dominierte Stockton die Liga in Assists (15.806) und Steals (3.265) und liegt uneinholbar an der Spitze der beiden All Time Listen. Malone spielte im Post seine mindestens vier Pferdestärken aus und punktete sich zu Platz zwei der All Time Scoring List (36.928). Was waren diese Teufelskerle bei den Jazz für Dauerbrenner! Stockton verpasste nur 22 von 1526 möglichen Spielen während seiner Zeit in Utah, Malone lediglich 10.

Das P&R-Ballett der beiden Ausnahmetalente führte Utah in jeder ihrer Saisons in die Playoffs. Das Unglaubliche war: Alle wussten, was passieren würde. Jeder kannte all ihre Moves und doch waren sie nicht zu verteidigen. Manche Beobachter mögen das in einer nach Aufmerksamkeit gierenden Liga als langweilig kritisieren. Doch das ist nicht der Punkt. Malone und Stockton hatten keine Prime - ihre gesamten Karrieren (Stockton ab Jahr vier) waren ein einziger Peak.

Auch im hohen Alter gab der Elite-Spielmacher bereitwillig jedem Gegner eine Lehrstunde, wie man ein Basketball-Team orchestriert. Malone kombinierte noch mit Ende 30 wie eh und je - und auf unerklärliche Art und Weise - Brutalität und Agilität.

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In der Postseason erging es den Jazz wie Barkleys Suns, unterlagen sie doch '94 und '95 den Rockets. Der Unterschied: Mit Unterstützung von Jeff Hornacek gelang in den beiden Folgejahren der Einzug in die Finals. Ich muss nicht weiterschreiben, oder?

Stock beendete 2003 seine Karriere mit 40 Jahren, Malone wollte es noch einmal wissen und endlich eine Championship holen. Er schloss sich - wie Gary Payton - in Hollywood Kobe und Shaq an, doch auch das funktionierte nicht. Es war wie verhext.

Die Pistons feierten '04 nicht nur einen der größten Upsets der Finals-Historie, sondern vermasselten dem Mailman auch den Erhalt des einen, ganz speziellen Pakets, das er lieber bekommen statt ausgeliefert hätte.

Platz 1: Elgin Baylor

Finals: 0-8, 11 All-Star, 10x All-NBA, 1x Vize-MVP, Hall of Fame

Beste Saison: 38,6 Pts, 18,6 Reb, 4,6 Ast, 43 FG%, 75 FT%, PER 26,5

Ohne Elgin Baylor wären die Lakers nicht das, was sie heute sind: eine Weltmarke. Kurz vor dem Umzug nach Tinseltown kam Mr. Inside Ende der 50er in eine Liga, in der es auf dem Feld eigentlich nur um Quantität ging. Wurf, Rebound, auf zum anderen Korb, Wurf, Rebound - aber nicht mit Baylor.

Außer Russell und Wilt spielte niemand über den Körben und sie waren auch der Grund, weshalb er keinen MVP-Award im Regal stehen hat. Doch Baylor veränderte das Spiel, er brachte es von der Waagerechten in die Senkrechte.

Hang-Time war weit vor Iverson das Markenzeichen von Elgin. Er schwebte förmlich zum Korb und stand noch in der Luft, wenn alle Gegenspieler bereits längst wieder am Boden waren. 19,8 Rebounds waren sein Bestwert (1960/61) - und der Kerl war ein Small Forward (1,96 m)!

Zwar stand Baylor (der mit Jerry West ein kongeniales Duo bildete) mit L.A. insgesamt acht Mal in den Finals, dennoch ziert kein einziger Ring seine Hand. Dabei kam Elgin dem ultimativen Erfolg näher als jeder andere der "Unvollendeten". In Spiel 7 vergab Teamkollege Frank Selvy einen offenen Baseline-Jumper zur Championship, in der Overtime holte sich Boston dann die Trophäe.

Wie gut Baylor war, lässt sich auch daran ablesen, dass er in Spiel 5 derselben Serie 61 Punkte auflegte. Halt. Moment. Die Geschichte ist noch nicht zu Ende. Anschließend ging Celtics-Point-Guard Bob Cousy zu Satch Sanders und gratulierte ihm für die starke Defensivleistung gegen Baylor. Und Cousy meinte das ernst. Todernst.

Gegen die alles überstrahlenden Celtics der 60er hatte auch Los Angeles keine Antwort: Sieben der acht Finals in Baylors Karriere unterlag er Boston. In der Saison 1971/72 hatte er schließlich genug vom Verlieren. Nach nur wenigen Spielen und einer Knieverletzung hängte er seine Sneaker an den Nagel. War nicht unbedingt die beste Idee, die er je hatte. Er hätte ja zumindest im Team bleiben können.

Denn noch im gleichen Jahr durfte er mitansehen, wie die Lakers 33 Partien in Serie gewannen und sich am Ende die Championship holten. Geht es noch bitterer? Mehr als bei allen anderen Spielern in diesem Countdown lässt sich für Baylor resümieren: Es hat einfach nicht sollen sein.

Am Cut gescheitert: Bernard King, Walt Bellamy, Pete Maravich, Alex English, Nate Thurmond, Dikembe Mutombo, Chris Webber und David Thompson

In dieser Liste sind nur ehemalige Spieler vertreten. Doch auch von den Aktiven hätten vier Spieler Chancen, sich am Ende ihrer Karriere in oder im Dunstkreis der Top 10 wiederzufinden: Chris Paul, Russell Westbrook, Carmelo Anthony und Kevin Durant.

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