"Das Hawks-System schadet Schröder"

Martin KlotzThorben Rybarczik
12. April 201716:43
Die SPOX-Redakteure diskutieren mit Demond Greene über die anstehenden Playoffs
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Sind die Cleveland Cavaliers nach der Schwächephase noch der Topfavorit? Wo steht Boston wirklich? Welches Team hat das Potenzial zum Upset? Und was ist in den Playoffs für Dennis Schröder und die Atlanta Hawks drin? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit DAZN-Kommentator Alex Schlüter und Ex-Nationalspieler Demond Greene.

Boston wird den fehlenden Trade zur Deadline bereuen

Alex Schlüter: Ich sage, Boston wird nichts bereuen. Ich sage aber auch, dass es nicht bedeutet, dass sie mit diesem Team, das sie jetzt haben, in die Finals kommen. Es war völlig richtig, nichts übers Knie zu brechen und zu versuchen, auf Teufel komm raus ein Meister-Team zusammenzustellen. Dazu ist die Mannschaft viel zu sinnvoll gebaut und hat viel zu viel Zukunft. Die Fans in Boston müssen einfach anerkennen, dass es der richtige Schachzug war, das Team zu zusammenzuhalten. Und sich noch ein wenig gedulden. Sie bekommen im nächsten Jahr wieder einen geilen Draftpick - danke an die Brooklyn Nets - auch, wenn sie dieses Jahr mit den Finals nichts zu tun haben werden. Vielleicht ist das der Baustein, den man braucht. Den muss man sich nicht über einen Trade für Jimmy Butler holen.

Demond Greene: Das sehe ich genau so, Alex. Es waren ja auch noch andere Namen im Gespräch, Blake Griffin zum Beispiel oder kurzzeitig auch Carmelo Anthony. Aber beide Spieler hätten der Mannschaft nicht gut getan. Von daher haben sie alles richtig gemacht. Gerade Jaylen Brown, den man vermutlich hätte abgeben müssen, mag ich sehr gern. Er hat extrem viel Potenzial und Energie und ich traue ihm zu, der zweite Star neben Thomas zu werden. Dieses Jahr vielleicht noch nicht, aber da wird Thomas das Ding rocken. Und er hat ein gutes Kollektiv um sich herum. Jeder Spieler kennt seine Rolle und akzeptiert sie. Dieses Mannschaftsgefüge hätten sie vermutlich verloren, wenn sie einen Star geholt hätten. Ob sie es bis in die Finals schaffen, das werden wir sehen. Aber im Osten stehen sie aktuell auf Rang eins. Das spricht für sie.

Martin Klotz: Der Vorteil davon, dass Boston die Füße stillgehalten hat, ist die starke Entwicklung des Teams. Auch Avery Bradley und Jae Crowder haben noch einmal einen Schritt nach vorn gemacht, vor allem offensiv. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn man ihnen einen Star vor die Nase gesetzt hätte. Die Celtics schnuppern auf jeden Fall am ganz großen Wurf, wenn es auch - und da lege ich mich fest, Demond - dieses Jahr noch nicht reichen wird. Der Grund dafür ist die fehlende Qualität ab Position sechs. Auch in den Playoffs braucht man acht oder neun Spieler. Und da halte ich Boston dann doch vor, keinen Trade eingefädelt zu haben. Der Frontcourt hinter Al Horford, also Kelly Olynyk, Jonas Jerebko, Tyler Zeller und Amir Johnson, ist auf Top-Niveau einfach nicht konkurrenzfähig. Es hätte kein Monster-Trade sein müssen, aber ein kleiner, der ein wenig mehr Tiefe bringt. Und noch wichtiger: Rim Protection. Ohne geht es in den Playoffs nicht, vor allem, wenn man versucht die Cavs mit LeBron zu schlagen. Im letzten Duell konnte Boston nicht einen einzigen seiner Drives verhindern. Und das wird bei einem möglichen Duell wieder ganz genauso aussehen.

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Thorben Rybarczik: Wäre Boston auf den kurzfristigen Erfolg aus, würde die Antwort auf diese These wohl "ja" lauten. Denn trotz des eventuellen Heimvorteils kann dieses Celtics-Team, da gebe ich dir Recht, Martin, die Cavs in einer Playoff-Serie nicht schlagen. Ein versierter Ringbeschützer oder ein Go-to-Guy auf dem Flügel hätte die Sache anders aussehen lassen können. Darüber hinaus stelle ich mir die Frage, ob das ständige Abwarten von Danny Ainge trotz der Picks so zielführend ist, wenn man das ganz große Ziel, die Championship, anstrebt. Denn erstens sind auch No.1-Picks keine Garantie auf einen zukünftigen Star. Und zweitens: Wie lange hält Thomas sein Niveau? Der Mann ist zwar erst 28, doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass kleine Spieler, die von ihrem Antritt leben, sehr viel schneller aus ihrer Prime raus sind, als es normalerweise der Fall ist. Auch Horford ist schon 30. Will Boston die Prime des Duos nutzen, ist nicht mehr ewig Zeit.

Die aktuelle Schwächephase kostet die Cavs die Finals

Martin Klotz: Die Cavs hatten nach dem Statement-Sieg gegen Boston die Chance, ihre absolute Favoritenstellung zu zementieren und der restlichen Eastern Conference zu zeigen: "Ihr habt sowieso keine Chance." Das wäre auch ein großer psychologischer Faktor gewesen. Stattdessen hat sich Cleveland zwei Spiele in der Verlängerung klauen lassen, nimmt man noch das Spiel gegen Miami hinzu, gab es sogar drei Pleiten in Folge. Als sie die 26 Punkte gegen die Hawks verspielt haben, habe ich mich gefragt, welches Team da gerade auf dem Court steht. Die Cavs sahen phasenweise aus wie ein Hühnerhaufen. Und das ist natürlich eine perfekte Motivation für die anderen Teams, die jetzt wieder wissen, dass der Champion schlagbar ist. Auch der vermutliche Verlust des ersten Platzes kratzt an der Dominanz. Das sind Faktoren, die man nicht unterschätzen sollte. Unabhängig von Lineups, Rotationen und Taktik - der Kopf spielt manchmal die größte Rolle.

Demond Greene: Für mich gibt es keine Schwächephase, die die Cavs die Finals kostet. Ich glaube eher, dass das Team schon mental in den Playoffs war. Es ging es für sie ja nicht mehr um viel. Die Gegner brauchten die Siege und haben 100 Prozent gegeben. Cleveland hat einfach nur einen Gang zurückgeschaltet, ob nun bewusst oder unterbewusst. Zudem fehlte Tristan Thompson ein paar Spiele. Als Kyle Korver verletzt war und J.R. Smith neu integriert werden musste, gab es vielleicht ein kleines Tief. Auch die Verletzung von Andrew Bogut war bitter. Aber das ist abgehakt.

Alex Schlüter: Ich gebe Martin in einem Punkt Recht: Für die Psyche des Gegners ist es ein wichtiger Moment, um zu erkennen: "Hey, wir können sie schlagen, wenn sie so spielen." Aber: Das werden nicht die Cavs sein, die wir in den Playoffs erleben. Ich glaube eher, dass die Cavs in den Playoffs wieder einen Sprung hinlegen. LeBron ist der Spieler, der in der Postseason sowieso immer die meisten Schippen drauflegt, auch defensiv. Gegen Boston hat man davon einen Eindruck bekommen, auch wenn er das kleingeredet hat. Ich bin nicht in der Lage, mir Finals ohne LeBron und die Spieler, die er um sich herum hat, vorzustellen. Ich glaube, dass wir im Osten interessante Partien erleben werden, aber im Endeffekt werden die Cavs dominieren - ähnlich wie die im letzten Jahr. Vielleicht wird es mehr Leute überraschen, denn anscheinend werden sie ja nicht mehr als DER Topfavorit gesehen. Es wird aber oft vergessen, dass sie der Titelverteidiger sind und somit sind sie automatisch Topfavorit.

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Thorben Rybarczik: Auch, wenn es langweilig ist: Ich bin da bei dir, Alex. Das letzte Mal, dass Finals ohne James stattgefunden haben, war 2010. Das macht also sechs Final-Serien in Folge. Und gefühlt in jedem dieser Jahre gab es die Diskussion, die wir jetzt hier führen - ob mit den Heat oder jetzt den Cavs. Oft hieß es, dass Team X im Osten stärker geworden sei und dem King gefährlich werden kann. Aber er wird uns durch seinen Playoff-Modus auch dieses Jahr eines Besseren belehren.

Martin Klotz: Dennoch. So wie zuletzt habe ich die Cavs noch nie gesehen. Konfuse Turnover, nervös und geradezu hilflos in der Schlussphase. Ich kann mir schon vorstellen, dass das in den Playoffs eine Rolle spielen wird. Vor allem, wenn ein Spiel sieben auswärts in Boston stattfindet.

Die Durant-Rückkehr stört das Warriors-Momentum

Demond Greene: Auf gar keinen Fall! Es ist das Beste, was ihnen passieren konnte, dass Durant noch vor den Playoffs zurückgekommen ist. Klar, Curry und Thompson mussten mehr machen, haben aber ihre "alten" Wurfquoten wiedergefunden und das Team getragen. Aber sie mussten deutlich mehr investieren und arbeiten. Jetzt müssen die Gegner wieder andere Matchups gegen sie finden - dadurch gibt es mehr Freiräume für die Spieler um KD herum. Gerade in einer Playoff-Serie, in der man oft gegen unterschiedliche Verteidigungs-Strategien antreten muss, ist es extrem wertvoll, mehrere Waffen zu haben. Ich sage: Mit KD auf dem Court sind die Warriors Titelanwärter Nummer eins.

Martin Klotz: Natürlich sind wir uns alle einig, dass eine Durant-Rückkehr grundsätzlich nie schlecht sein kann. Das geht gar nicht. Zwar haben sie mit ihm wieder ein Spiel verloren und vorher 14 in Serie gewonnen, aber das sollte man nicht überbewerten. Sein Ausfall hatte aber trotzdem einen positiven Aspekt: Der Second Unit mit Patrick McCaw oder Ian Clark hat es geholfen, dass sie eine größere Rolle spielen mussten. Auch Andre Iguodala spielt derzeit so gut wie lange nicht. Wenn es dann in den Playoffs einen Moment gibt, in dem man diese Spieler braucht - und die wird es definitiv geben - werden sie durch das gewonnene Selbstvertrauen zur Stelle sein. Eine Frage bleibt aber: Wie schnell funktioniert das Zusammenspiel zwischen den Big Four? Sie haben vor der Verletzung nicht wirklich viele Spiele zusammen bestritten und jetzt auch nur eine Handvoll. Da könnte es in den Playoffs zu Beginn noch etwas holpern.

Alex Schlüter: Aber das sah doch mit KD großartig aus in der Zeit, in der alle fit waren! Das muss man Steve Kerr hoch anrechnen, dass er es hinbekommen hat, mit diesen vier Stars so einen schönen Mannschaftsbasketball aufzuziehen. Deshalb mache ich mir viel weniger Sorgen, als es vielleicht woanders der Fall gewesen wäre, wenn sich ein Superstar verletzt. Klar, es braucht ein bisschen, bis der Flow wieder da ist, gerade durch Kerrs Offensiv-Systeme. Aber es ist perfekt - da bin ich bei Demond - dass er jetzt schon in der Regular Season wieder eingreifen kann und auch in der ersten Runde Zeit hat, um seinen Rhythmus zu finden. Gegen die Trail Blazers ist das alles locker zu sehen, da muss man sich um die Dubs keine Sorgen machen.

Thorben Rybarczik: Selbst wenn es holpert, tut den Warriors das nicht weh. Vielleicht wäre es sogar von Vorteil, wenn sie die Serie gegen Portland nicht mit 4:0 gewinnen, um eben mehr Zeit für sich zu haben. Ich werfe mal einen Blick zurück in die letztjährigen Finals: Die Warriors haben deshalb verloren, weil sie keinen Plan B hatten. Als es immer mehr ins Setplay ging und das Ball Movement nicht mehr die gewünschte Wirkung entfaltete, fehlte ein Spieler wie KD. Die gute, alte Isolation wird zwar oft kritisiert. Doch: Gerade in intensiven Playoff-Serien, in denen es guten Coaches gelingt, die gegnerischen Stärken einzuschränken, ist ein Eins-gegen-Eins-Scorer extrem wertvoll. KD kann so einer sein, weshalb sein Team ihn bitter benötigt.

Demond Greene: Man darf nicht vergessen: Der ganze Flow, den die Warriors haben, kommt wie auch schon letzte Saison aus der Defense heraus. Sie haben eine der besten Verteidigungen der Liga. Jetzt mit Durant bekommen sie einen Spieler zurück, der darauf mit seinen langen Armen einen großen Einfluss hat. Das gilt für das Shotblocking und vor allem auch für das Rebounding. Das macht die Warriors viel stärker.

Dennis Schröder hat zu wenig Unterstützung für Runde zwei

Demond Greene: Für mich ist in Atlanta die Frage: Wem gehört das Team? Schröder? Millsap? Howard? Das ist nicht zu erkennen, da es keine klare Rollenverteilung gibt. Sie haben zwar Spaß, miteinander zu spielen, aber es steckt kein System dahinter. Sie waren sehr inkonstant die ganze Saison über - das glich schon einer Achterbahnfahrt. Und vor ein, zwei Wochen war es ja tatsächlich fraglich, ob sie es überhaupt in die Playoffs schaffen. Es fehlt im Vergleich zu den Top-Teams wie Boston oder Cleveland ein klarer Star, der das Team kontrolliert, verbal und auf dem Feld.

Thorben Rybarczik: Und vor allem fehlt dem Team Shooting. Genau das hat sie vor zwei Jahren, als sie Erster im Osten gewesen sind, doch ausgezeichnet in einem Spielsystem, in dem es Fünfer-Lineups gab, in denen jeder Spieler den Dreier treffen konnte. Sie lagen bei der Quote von Downtown auf Rang zwei - in diesem Jahr ist es Rang 24. Das war mit der Umstellung von Horford auf Howard zu erwarten, aber es fehlt halt auch auf den anderen Positionen Feuerkraft. So hilft das beste Ball Movement der Welt nicht weiter. Ich sehe auch das Problem, dass kein weiterer Backcourt-Spieler selber kreieren kann, Tim Hardaway ist da nicht konstant genug. Deshalb fehlt es in der Tat an Unterstützung für Dennis. Wenn dann auch noch Millsap einen schwachen Tag erwischt, sehe ich in den Playoffs überhaupt kein Land für dieses Team.

Alex Schlüter: Wenn man sich den Kader anschaut, dann kriegen sie es schon hin. Ich habe schon Spiele gesehen, bei denen man wirklich das Gefühl hatte, sie machen es der Defense des Gegners schwer, wenn Schröder in den Drive kommt. Und wenn er sich etwas zurücknimmt, gehen sie über Millsap in den Post. Aber ihr habt schon recht: Es gibt mit Sicherheit auch Spiele, in denen man das überhaupt nicht erkennt, in denen man leider auch bei Dennis noch sieht, dass er keine Alternative hat, wenn die ersten Würfe nicht fallen. Ich bin aber auch der Meinung, dass Coach Budenholzer nicht alles richtig gemacht hat. Er hat zu spät Verantwortung in die Hände von Dennis gelegt. Das Verhältnis von den beiden ist ja sowieso etwas schwierig. Ich will das Ganze jetzt nicht dramatisieren, aber bei dem, was man in den letzten Monaten aus Atlanta mitbekommen hat, hat man das Gefühl, dass nicht viel passieren muss, bis die beiden aneinandergeraten. Und das ist natürlich nicht die beste Voraussetzung. Und: Dieses Team ist nicht rund zusammengestellt. Da sollte man im Sommer noch einmal rangehen. Aber es gibt Potenzial. Deshalb sehe ich sie beispielsweise gegen Washington vorne.

Martin Klotz: Im Ernst, Alex? Ich habe sie gegen die Wizards hinten - und zwar deutlich. Ich finde die Frage von Demond spannend: Wem gehört das Team? Dennis hat in den ersten Wochen der Saison einen guten Job gemacht und gezeigt, dass er Starting Point Guard sein kann. In der zweiten Saisonhälfte war ich aber enttäuscht von ihm. Oft war es so, dass er abgesehen von seinem Speed keine Ideen und Möglichkeiten hatte, das Spiel zu beeinflussen. Und ich hatte das Gefühl, dass sich das Team damit abgefunden hat, einfach nur um Platz 6 bis 10 zu spielen. Niemand hat den Willen und die Energie gezeigt, das ändern zu wollen. Das war auch bei Dennis so: Wenn das erste Pick-and-Roll nicht funktioniert hat, war der Angriff praktisch tot. Und es fehlte an Einsatz, dann noch etwas draus zu machen. Da habe ich mir mehr erwartet. Und auch generell hätte er nach dem überzeugenden Beginn als Starter mehr und mehr die Führungsposition für sich einfordern sollen.

Alex Schlüter: Und genau das ist bei Budenholzer so schwierig! Seine Teams werden von ihm bestimmt. Nur sehr wenige Coaches sagen so viele Spielzüge an wie er. Das schadet Schröders Spiel, der ja vor allem von Spontaneität und Kreativität lebt. Ich habe das Gefühl, dass Budenholzer nicht mit sich selbst vereinbaren kann, diesem Charakter Dennis Schröder, mit dem er oft genug aneinandergerät, die Zügel in die Hand zu geben.

Demond Greene: Ich sehe ein weiteres Problem, Alex: dem Team fehlt noch ein Guard. Schröder ist auf der Eins auf sich allein gestellt. Malcolm Delaney ist ein Rookie und braucht noch Zeit, auch Jose Calderon ist bisher kaum ein Faktor. Dennis muss die Verantwortung allein tragen. Es gibt bei den Hawks keine Aufstellung, in der mal ein anderer Spieler den Ball bringt und Schröder auf der Zwei spielen und sich etwas erholen kann. Bei den anderen Top-Teams ist das nicht so: Da gibt es Deron Williams in Cleveland, Shaun Livingston bei Golden State oder Jamal Crawford und Austin Rivers in L.A. Jeder von ihnen kann mit den Startern zusammenspielen und die Topspieler entlasten. Meine Meinung: Atlanta hätte Jeff Teague behalten sollen. Die beiden hätten sich einfach abwechseln können - mal der eine auf der Eins, mal der andere. Natürlich Schröder gern als Starter und Teague von der Bank, aber in der Schlussphase hätte man beide auf dem Court gehabt. Das hätte den Backcourt viel unberechenbarer gemacht. Aber so sehe ich auch nicht, dass sie gegen die Wizards eine Chance haben werden.

Das meistunterschätzte Team in den Playoffs ist...

Demond Greene: Im Osten sind das die Celtics. Jeder sagt: Ganz egal, wie die Cavaliers die Regular Season abschließen, sie kommen in die Finals. Und genau diese Sprüche zeigen: Niemand hat Respekt vor Boston. Alle sagen, sie haben keine Chance in möglichen Conference Finals - obwohl sie doch eventuell sogar den Top Seed haben! Und im Westen sind es die Spurs. Jeder spricht nur von den Warriors. San Antonio fliegt unter dem Radar, was sie schon seit Jahren tun. Genau das macht sie so gefährlich.

Martin Klotz: Ich sagte es bei der vorherigen These schon: Die Wizards sind bockstark. Sie haben nur drei Siege weniger als die Cavs geholt - und trotzdem spricht keiner über sie. Wall ist eine Art "Westbrook für Arme", hat aber deutlich mehr Unterstützung. Porter hat sich richtig gut entwickelt, Beal ist in der Form seines Lebens und der Bogdanovic-Trade hat das Bank-Problem gelöst. Dazu heißen die Gegner Atlanta und danach vermutlich Boston. Zieh dich warm an, Isaiah! Ich traue übrigens den Bucks auch einen Upset gegen die Raptors zu. Toronto ist trotz des Ibaka-Trades zu stark auf Lowry und DeRozan ausgerichtet, was in der Postseason auch schon letzte Saison Probleme bereitet hat. Und wer bitteschön soll den Greek Freak vom Korb weghalten?

Thorben Rybarczik: Meine direkte Antwort: Die Raptors! Sie kommen mir bei dir viel zu schlecht weg. Die Upgrades mit Ibaka und Tucker, der ein ekliger Individual-Verteidiger ist, haben der Defense unglaublich weitergeholfen. Da prallt auch mal ein Giannis dran ab. Im Angriff ist Lowry offenbar wieder fit genug, um eine gute Serie zu spielen. Es mag ja sein, dass das Team zu abhängig vom Backcourt ist, aber das war im letzten Jahr auch schon so und trotzdem ging es in die East Finals, in denen sie immerhin zwei Siege geholt haben. Dieses Jahr wird nicht viel von ihnen erwartet, allein schon, weil sie "nur" Dritter sind. Der ganz große Druck ist weg und genau deshalb glaube ich, dass wir das beste Raptors-Team aller Zeiten sehen werden.

Alex Schlüter: Ich möchte die Thunder nennen. Viele sagen ja, dass es ein Wunder ist, dass Westbrook es überhaupt bis in die Playoffs geschafft hat. Immerhin spielt er mit einem Schrotthaufen zusammen, so die Ansicht. Ich gehe übrigens fest davon aus, dass er MVP wird. In Playoff-Runde eins kommt es zum Duell mit seinem großen Rivalen James Harden. Und ich glaube, dass gegen die Rockets etwas geht. OKC ist wie gemacht für die Playoffs. Denn die Playoffs werden dominiert von Superstars - und den haben sie zweifelsfrei. OKC ist in der Lage, in der Verteidigung Lösungen zu finden. Sie haben Spezialisten im Team, die sich der Defense verschrieben haben, und damit Antworten auf so ziemlich jedes Matchup. Und genau davon werden doch Serien bestimmt: Dinge, die bei einer Niederlage nicht so gut geklappt haben, im nächsten Spiel besser zu machen.

Martin Klotz: Definitiv. Es war Wahnsinn, wie Westbrook zuletzt gegen Orlando und Denver die Spieler an sich gerissen und entschieden hat. Er ist ohne Zweifel der MVP in diesem Jahr. Ich will nicht verteidigen müssen, wenn diese Maschine den letzten Angriff hat. Sie haben die Spurs letzte Saison geschlagen. Und San Antonio hat diese Saison deutlich mehr Schwächen gezeigt als in den vergangenen Jahren. Also wieso sollte es nicht noch weitergehen als Runde zwei?

Alex Schlüter: Das halte ich dann doch für etwas unrealistisch, schließlich steht auf der anderen Seite dann immer noch Gregg Popovich. So schwer es auch sein mag, gegen OKC Anpassungen vorzunehmen - er würde es hinbekommen. Dazu haben sie Kawhi Leonard. Es gab ja schon interessante Matchups zwischen den beiden Teams in der Regular Season, in denen Kawhi Westbrook in der Crunchtime verteidigt hat. Also wenn es jemand hinbekommt, dieses "Dark Horse" OKC zu reiten, dann ist es Pop.

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