"Sportler sind immer Egos"

Ole FrerksMartin KlotzFlorian Regelmann
25. Oktober 201611:24
Mats Hummels (l.) sprach mit SPOX über die kommende NBA-Saison spox
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In der Nacht auf Mittwoch beginnt endlich die neue NBA-Saison (ab 1 Uhr live auf DAZN)! Kann Dennis Schröder direkt All-Star werden - und wo landen die Dallas Mavericks im Westen? Wird Kevin Durant zum Alphatier der Golden State Warriors, werden die Cleveland Cavaliers überholt - und wer wird das Überraschungsteam? Die SPOX-Redakteure diskutieren mit FC Bayern-Star - und NBA-Fan - Mats Hummels.

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Dennis Schröder wird als Starter direkt All-Star

Mats Hummels: Ich denke, das kommt noch etwas zu früh. Und dabei geht es nicht nur um den sportlichen Faktor: Viel hängt beim All-Star-Team ja auch von der Wahrnehmung ab, beziehungsweise von dem Hype, den man in der Liga und in der ganzen Welt auslöst. Letztes Jahr wäre Zaza Pachulia ja beinahe All-Star geworden, weil gefühlt jeder Georgier 500.000 Mal für ihn abgestimmt hat. Genauso wie Kristaps Porzingis, der mit seinem Hype bei den Knicks auch schon gute Karten hatte. Dennis müsste schon einen unheimlichen Popularitätsschub bekommen, um über die Fan-Abstimmung eine Chance zu haben. Und was die Wahl durch die Coaches angeht: Da müsste ja erstmal einer der etablierten Stars im Osten wegfallen. Kyrie Irving, John Wall, Kyle Lowry, Isaiah Thomas - wer fällt da weg? Diese Jungs sind für mich allesamt Stars, und Schröder ist erstmal in dem Cluster dahinter. Natürlich würde es mich unheimlich freuen, wenn er es schafft, aber ich schätze, da müssen wir uns noch etwas gedulden.

Martin Klotz: Dann ist es doch ganz einfach, Mats: Deutschland muss sich mehr reinhängen - und zwar bis die Finger glühen! Was die Georgier können, können wir schon lange. Dazu kommt jetzt ja auch noch jeder Einwohner des Bundesstaates Georgia (wie passend), der in der vergangenen Saison für Jeff Teague oder Al Horford gestimmt hat. Schröder spielt durch seine abartige Geschwindigkeit äußerst spektakulär, das ist ein Vorteil gegenüber jemandem wie Lowry. Eines fehlt ihm allerdings noch: Schröder muss lauter werden, vor allem abseits des Feldes. Nur wer die Massen elektrisiert, der wird auch All-Star. Und da die Startplätze nicht mehr nach Positionen, sondern an Backcourt und Frontcourt vergeben werden, ist die Konkurrenz-Situation für mich nicht so das Problem. Außer Wade gibt es kaum einen wählbaren Shooting Guard im Osten, da Jimmy Butler die meiste Zeit als Small Forward auflaufen wird. Und Schröder gegen DeMar DeRozan? Ich setze auf Schröder!

Florian Regelmann: Dass er es irgendwann schaffen wird, halte ich eigentlich schon für sehr realistisch. Die angesprochene Konkurrenz-Situation macht es in diesem Jahr tatsächlich recht unwahrscheinlich, aber ich glaube, wir wissen ja langsam, was wir von ihm erwarten können. Seine Breakout-Performance in den Playoffs gegen Cleveland hat angedeutet, zu was er mit ordentlich Spielzeit fähig ist, und an dieser wird es ihm jetzt ja nicht mehr mangeln. Die Zahlen werden entsprechend ansteigen, und auch in der Crunchtime darf er nun regelmäßig das Heft in die Hand nehmen. Da gehört er mit seiner Schnelligkeit einfach zu den Spielern, die fast überhaupt nicht zu verteidigen sind, das wird man jetzt immer wieder sehen. Als All-Star sehe ich ihn trotzdem noch nicht - aber dafür hat er meiner Meinung nach gute Karten auf den Most Improved Player-Award.

Ole Frerks: Da hast du recht, Flo. Allerdings auch nur, weil der Award nach bescheuerten Kriterien vergeben wird beziehungsweise jeder immer nur auf Zahlen achtet. Ich bin immer noch sauer, dass Curry letztes Jahr nicht MIP wurde, aber das nur am Rande. Zum Thema Schröder: Er hat uns kürzlich ja im Interview gesagt, dass er in den nächsten drei Jahren All-Star werden will. Das Ziel halte ich auch für realistisch, selbst wenn ihm das sicher wieder einige als Arroganz auslegen werden. Das individuelle Potenzial ist da. Wie gut seine Chancen jedoch in diesem Jahr stehen, hängt für mich auch sehr stark an Dwight Howard. Wenn er sich erstmals seit Jahren komplett in den Dienst der Mannschaft stellt und glücklich damit ist, Schröder-Lobs aus dem Pick'n'Roll in den Korb zu drücken, sieht Dennis als Vorbereiter auch direkt viel besser aus. Wenn Dwight aber wie in Houston ständig meckert und 15 Mal pro Spiel aufposten möchte, sind die Aussichten weder für Schröder noch für die Hawks so richtig rosig. Es hängt einfach unheimlich viel davon ab, wie die beiden zusammenfinden. Seine Chemie mit Horford war auf dem Feld ja überragend, aber Howard ist sowohl vom Charakter als auch vom Spielertyp her fast das genaue Gegenteil.

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Mats Hummels: Das ist ein guter Punkt. Alley-Oops mit Howard schaden den All-Star-Chancen bestimmt nicht, aber gerade das Pick'n'Pop mit Horford war wirklich eine große Waffe - und das geht mit Howard natürlich überhaupt nicht. Und was Howards Charakter angeht: Ab einem bestimmten Alter ändert man sich meiner Erfahrung nach auch nicht mehr großartig...

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Durant löst Curry als wichtigsten Warrior ab

Florian Regelmann: Nein, die Warriors werden immer Currys Team bleiben. Die Thunder waren Durants Team, aber jetzt hat er sich anderen Stars angeschlossen und solange Curry da ist, wird sich auch nichts daran ändern, dass die Dubs sein Team sind. Für mich hätte es daher auch nicht die gleiche Bedeutung, wenn Durant jetzt mit den Warriors Meister wird, als wenn er es mit OKC geschafft hätte. Und nochmal zu Curry: Der Typ ist für mich auf dem Roger-Federer-Level, das nur ganz wenige Sportler erreichen. Es gibt fast nichts Besseres, als ihm beim Spielen zuzusehen, und ich bin ein riesiger Fan. Dass man LeBron nach den letzten Finals höher einschätzt, ist sicher verständlich, aber Durant? Curry bleibt für mich der beste und wichtigste Warrior.

Martin Klotz: Da bin ich anderer Meinung, Flo. Für den Moment nach der Championship mögen Medien und Anti-Warriors-Fans zwar versuchen, den Titel darzustellen, als hätte er weniger Wert - doch das ist unfair. Jeder Free Agent in der Geschichte hatte die Möglichkeit, sich jedem beliebigen Team der Liga anzuschließen. Und viele von ihnen haben erst in neuem Trikot ihren Premieren-Ring geholt. Ob KD vor seinen drei Titeln mit den Warriors (ja, so wird es kommen) bei den Thunder gespielt hat - darin wird in ein paar Jahren Fisch eingewickelt. Durant in Oakland passt einfach, und zwar als MVP. Er wird der Fixpunkt der Offense sein, denn auch wenn Curry im Halfcourt-Set den Ball in den Händen hält, wird Durant fast jeden Fastbreak abschließen. Entweder als Rim Runner oder als Trailer per Dreier. KD drückt den Dubs seinen Stempel auf.

Ole Frerks: Ganz schwer. Die drei besten Spieler der Welt sind meiner Meinung nach LeBron und danach Curry und Durant - aber wie ich die beiden sortiere, ist nicht gerade in Stein gemeißelt. In einem Vakuum würde ich mich wohl eher für KD entscheiden, einfach weil er als 7-Footer das Spiel noch tiefer beeinflussen kann und auch defensiv ein richtiges Monster sein kann, wenn er will - wie in den ersten vier Spielen der Conference Finals zum Beispiel. Nachdem die Warriors nun ohne Bogut und Ezeli dastehen, ist er für mich sogar der beste Ringbeschützer im Team und daher noch deutlich wichtiger, wenn beispielsweise Green mal wieder eine Sicherung rausspringt. Er ist zwar der "Neue", aber ich denke, dass die anderen und gerade Curry am Anfang stark dafür sorgen werden, dass er sich wohl fühlt und vielleicht noch ein paar mehr Würfe bekommt. Meiner Meinung nach hätte er daher vermutlich bessere MVP-Chancen als Steph. Macht ihn das auch zum besseren Spieler? Schwer zu sagen. Es schadet sicher nicht, beide in seinem Team zu haben...

Mats Hummels: Ich sehe das etwas anders, Ole. Klar ist KD ein Superstar, aber letzten Endes hat er sich einem sehr gut funktionierenden Team angeschlossen und wird sich daher vorerst etwas unterordnen. Durant will niemandem auf die Füße treten. Was noch viel wichtiger ist: Curry ist der Point Guard. Er wird weiter in jedem Angriff den Ball in der Hand halten und die Aktionen initiieren. Auch hier ist es schwer zu sagen, ob er deswegen zwangsläufig der Beste ist. Aber er wird meiner Ansicht nach der dominanteste Spieler im Team bleiben. Es ist gut möglich, dass er am Anfang besonders darauf achtet, Durant ins Spiel zu involvieren. Aber die letzten zweieinhalb Jahre ist er sehr gut damit gefahren, selbst zu übernehmen, wenn die Situation kritisch wird - warum sollte er das jetzt ändern?

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Ole Frerks: Durant ist genau daran eigentlich auch gewöhnt. Meinst Du, das könnte in Golden State zum Problem werden? Am Talent werden sie ja nicht scheitern, vielleicht aber an der Teamchemie?

Mats Hummels: Die Möglichkeit besteht - Sportler sind immer Egos. Egal, wie sehr man sich unterordnet und an die Mannschaft denkt, man will trotzdem auch immer für die eigene Leistung anerkannt werden. Aber im Fall der Warriors sehe ich diese Gefahr nicht so groß, nach allem, was ich so gelesen beziehungsweise in den letzten Jahren auch gesehen habe. Das wirkt einfach wie ein sehr intaktes Gebilde, bei dem sich niemand etwas neidet. Ob es langfristig so bleiben kann, ist dann natürlich die Frage. Am ehesten wird da vielleicht Draymond Green Probleme machen, der ja schon in den vergangenen Playoffs sehr über die Stränge geschlagen hat und für mich auch viel zu glimpflich davongekommen ist. Einige seiner Aktionen waren einfach grob unsportlich, da war für mich eine Grenze erreicht. Aber vielleicht hat er aus seiner Sperre in Spiel fünf ja jetzt dazugelernt.

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Die Mavs können Platz 4 im Westen erreichen

Mats Hummels: Das ist leider die These, zu der ich die klarste Meinung habe: Das schaffen sie nicht. Als großer Mavs-Fan bin ich schon die letzten Jahre immer froh gewesen, wenn es überhaupt für die Playoffs gereicht hat, und ich sehe sie auch jetzt eher weiter hinten, höchstens auf Platz sechs. Wenn es ganz bitter läuft, könnten sie die Postseason auch knapp verpassen, aber ich denke, dass Platz sechs bis acht schon realistisch ist.

Ole Frerks: Ich tue mich bei den Mavs mit einer Einschätzung zugegebenermaßen richtig schwer. Das liegt daran, dass ich den gesamten Westen nach den ersten drei, also Golden State, San Antonio und den Clippers, nur schwer vorhersehen kann. Wer ist denn sonst überhaupt sicher in den Playoffs dabei? Keine Chancen haben meiner Meinung nach nur die Lakers, Kings und Suns, die Nuggets wahrscheinlich auch nicht. Das lässt immer noch acht Teams offen, die sich um fünf Plätze prügeln werden. Im Normalfall sehe ich Houston und Utah von den restlichen Teams am stärksten, aber gerade bei den Jazz hat sich das Talent in den letzten Jahren fast nie in eine wirklich starke Bilanz übertragen lassen. Die Mavs sind - wie eigentlich jedes Jahr - eine komisch zusammengewürfelte Truppe, aber sie haben in Rick Carlisle und Dirk Nowitzki ein Duo, das berühmt dafür ist, aus genau solchen Truppen Gewinner zu machen. In ihrer Konstanz sind sie gewissermaßen die Spurs in mittelmäßig. Andere Teams haben mehr Talent, aber fast niemand hat so einen guten und kreativen Coach wie Carlisle. Wenn das eine oder andere Team schwächelt, halte ich den Heimvorteil in Runde eins nicht für völlig ausgeschlossen. Andererseits würde es mich auch nicht schocken, wenn Dallas auf Platz 10 landet. Wie gesagt, schwer einzuschätzen! Wie siehst du das, Flo?

Florian Regelmann:Ich weiß gar nicht, ob ich nach meiner Wette gegen Felix Kroos in der letzten Saison überhaupt noch etwas zu den Mavs sagen darf. Ich habe damals den schlimmen Fehler gemacht, sowohl Dirk als auch Carlisle zu unterschätzen. Wie du gesagt hast, Ole: Carlisle ist unfassbar gut darin, aus merkwürdigen Teams das absolute Maximum rauszuholen. Und diese Offseason fand ich mit den Verpflichtungen von Andrew Bogut, Harrison Barnes und Seth Curry sogar recht gut. Die Frage ist natürlich, wie lange Dirk noch so funktioniert und ob er sich in der Defense irgendwann überhaupt nicht mehr bewegen kann. Aber da ich mich nicht so aus dem Fenster lehnen will wie letztes Jahr, sage ich mal: Sie landen auf den Plätzen neun bis sieben. Ich bin da also auch eher bei Mats. Memphis, OKC, Houston und Utah sehe ich eigentlich schon stärker, aber dahinter kloppt sich Dallas dann mit beispielsweise Minnesota um die letzten Tickets.

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Ole Frerks: Bei OKC frage ich mich, wer neben Westbrook konstant scoren soll. Das ist für mich Stand jetzt kein sicheres Playoff-Team.

Mats Hummels: OKC ist für mich - natürlich vor allem dank Westbrook - eigentlich der heißeste Kandidat auf den vierten Platz im Westen. Er ist individuell einfach einer der begabtesten Spieler der Welt und ich denke, er wird als Anführer noch einmal stärker werden, nachdem Durant jetzt weg ist. Ein Typ mit so einer Mentalität kann ein ganzes Team mitreißen, Schwächen hin oder her. Und so ein Kaliber haben die anderen Teams außerhalb der Top drei einfach nicht im Kader, inklusive Dallas. Je mehr ich drüber nachdenke: Das wird eine richtig enge Kiste für die Mavs.

Martin Klotz: Ich muss ja zugeben, dass Harrison Barnes bisher keine Verstärkung für Dallas darstellt. Aber: Wer braucht eigentlich Harrison Barnes? Matthews ist nach seiner schwachen Saison bereit für ein starkes Jahr, gleiches steht Seth Curry, Dwight Powell und Justin Anderson bevor. Harry B. muss kein Überflieger sein, denn Dallas kommt über die Tiefe. Die Qualität unter den ersten zehn Spielern der Rotation fällt nur minimal ab. Das kann kein anderes Team liefern. Es reicht völlig aus, wenn Barnes ein solider Starter wird. Dass er dafür völlig überbezahlt ist - geschenkt. Aber wenn er die Rolle versteht und annimmt, steht einem überdurchschnittlichen Dallas-Kollektiv einmal mehr nichts im Wege. Ich werde sogar konkret: Nach holprigem Start grooven sich die Mavs ein und holen 46 Siege. Das reicht aber nur für Rang fünf.

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Das Überraschungsteam der Saison wird...

Ole Frerks: Ich habe es ja vorhin schon angerissen: Für mich werden die Rockets eine bessere Saison spielen als viele erwarten. Mike D'Antoni, James Harden und jede Menge Shooter sind für mich eine Kombination, die nach den Warriors wahrscheinlich für das zweitbeste Offensiv-Rating der Liga sorgen wird. Defensiv wird es natürlich Probleme geben, das ist bei Jungs wie Harden oder Anderson eben unvermeidbar, aber wenn man es schafft, zumindest den Ligadurchschnitt zu erreichen, ist das schon eine sehr vielversprechende Kombination. Nicht falsch verstehen: Ich glaube nicht, dass Houston in den Playoffs gegen Golden State eine Chance hätte. Aber wenn sie ihr Potenzial einigermaßen erreichen, traue ich ihnen eine Top-4-Platzierung im Westen zu - und Harden ist für mich MVP-Kandidat Nummer eins, da KD und Curry sich gegenseitig Stimmen klauen und LeBron in der Regular Season den Schongang einlegen sollte. Und Harden wird zumindest wieder so verteidigen wie vor zwei Jahren, als er ja schon Zweiter bei der MVP-Wahl wurde.

Mats Hummels: Es gibt dann also nur drei Highlight-Clips von seinen Defensiv-Aussetzern und nicht fünfzehn? Da kann ich als Dallas-Fan nicht zustimmen, Ole. Ich weiß nicht, ob man sie noch offiziell als Überraschungsteam bezeichnen kann, weil sie ja bereits in aller Munde sind - aber mein Team wären die Timberwolves. Dass sie Talent bis unter die Hallendecke haben, ist bekannt, jetzt ist mit Tom Thibodeau auch noch ein richtig guter Coach da. Towns kann schon sehr bald einer der besten Spieler der Liga sein. Das Team ist natürlich immer noch brutal jung und hat letzte Saison bloß 29 Spiele gewonnen, aber ich würde ihnen Platz acht im Westen schon jetzt zutrauen. Tendenz steigend, denn das Potenzial ist wirklich fast grenzenlos.

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Ole Frerks: Siehst du diesen Kader in den nächsten Jahren dann auch als Titelanwärter oder müssen da noch Änderungen vorgenommen werden?

Mats Hummels: Ich weiß nicht, ob Ricky Rubio ein Meister-Aufbau sein kann. Heutzutage gehört es in der NBA ja eher dazu, dass der Point Guard auch selbst den Abschluss sucht und nicht mit der klaren Absicht in die Offense rennt, dass er auf jeden Fall nur passen will. Rubio besitzt einfach keinen guten Wurf und darauf stellt sich die gegnerische Defense ein. Sein direkter Gegenspieler kann völlig anders mit ihm umgehen als mit einem Scoring Point Guard wie zum Beispiel Kyrie Irving. Eigentlich ist es ja schade, weil Rubio so ein großartiger Passer und auch Verteidiger ist. Aber wenn du auf der Eins keine direkte Bedrohung darstellst, ist das heutzutage nicht genug. Vielleicht erweist sich Kris Dunn da ja als die langfristige Lösung, wenn er seinen Wurf bei den Profis etwas verbessert.

Florian Regelmann: Den Wolves traue ich die Playoffs auch zu. Ich würde hier aber noch die Knicks in den Ring werfen: New York erreicht die zweite Runde! Ich glaube, Jeff Hornacek ist ein super Coach und passt gut zu dem Team, und Talent ist ja bekanntlich vorhanden. Es bleibt abzuwarten, wie fit dann Rose, Noah und Melo durch die Saison gehen, das ist ja klar. Aber mit den Dreien und Porzingis haben die Knicks auf jeden Fall mal wieder ein Team, bei dem man richtig gerne einschaltet. Ein Stück weit ist das natürlich auch eine Wundertüte, genau wie die Bulls in ihrer neuen Zusammensetzung. Aber bei den beiden Teams glaube ich dann schon eher an die Knicks.

Martin Klotz: Da gehe ich mit, Flo. Knicks und Wolves werden beide die Postseason packen - das ist für mich aber schon keine Überraschung mehr. Daher setze ich auf die Warriors als Überraschungsteam. Ganz recht. Dass sie Meister werden, ist für uns alle klar. Die Überraschung wird, wie dominant sie durch die Regular Season pflügen werden. Die Dubs werden trotz gelegentlicher Ruhepausen für die Starter ihre 73-9-Bilanz aus dem Vorjahr noch toppen. Ich weiß, dass das eigentlich gar nicht ihr Ziel ist. Aber es wird einfach passieren. Dieses Team ist das Beste, was die Liga je gesehen hat. Die anderen Mannschaften werden nicht wissen, welcher Wirbelsturm da gerade über sie hinwegfegt. Und wer auch nur ein Spiel der Dubs verpasst, ist selbst Schuld.

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Die Cavs verlieren die Ost-Krone

Mats Hummels: Ich bin zwar überhaupt kein "LeBron-Fanboy", aber: Nein, die Krone werden sie behalten, solange er ansatzweise seine Form halten kann. Sowohl in der Regular Season als auch in den Playoffs sehe ich im Osten aktuell einfach kein Team, das die Cavaliers so richtig gefährden kann. Man muss es einfach anerkennen: LeBron ist unglaublich. Er hat die Warriors fast im Alleingang besiegt, wenn man ehrlich ist. Seine Präsenz verschafft dir immer schon einen riesigen Vorteil, und wenn dann auch noch die anderen Rädchen wie J.R. Smith und Kyrie Irving ineinandergreifen, sehe ich leider immer noch kein Team im Osten, das da wirklich eine Serie gewinnen könnte. Ich wünschte, das wäre etwas spannender.

Florian Regelmann: Wahrscheinlich hast du Recht, aber ich würde die Celtics nicht komplett abschreiben. Das Team hat mir schon letzte Saison richtig gut gefallen und mit Al Horford haben sie jetzt eine gute Chance, die beste Defense der Liga aufs Feld zu schicken. Stevens ist ein überragender Coach und gegen ein Lineup wie Thomas, Bradley, Smart, Crowder und Horford hat vermutlich kein Gegner dieser Welt Spaß. Jaylen Brown als Draftpick passt da für mich auch gut rein und es gibt immer noch genug Assets, um zur Not während der Saison noch per Trade nachzubessern. Aktuell sind sie wahrscheinlich immer noch ein kleines Stück weg von den Cavs, das stimmt. Aber da ist noch viel Luft nach oben vorhanden und für mich ist das auf jeden Fall schon jetzt das zweitbeste Team im Osten.

Mats Hummels: Ich mag die Celtics auch sehr gerne, aber für mich fehlt einfach noch der zweite Go-to-Guy neben Thomas. Ich mag Horford, ich mag auch Crowder, der mich ein bisschen an einen Sechser im Fußball erinnert. Ein richtiges Kampfschwein, das jeder Mannschaft gut tut. Aber neben Thomas fehlt für mich einfach derjenige, der mal übernehmen kann und auch mal 30 Punkte auflegt. Horford ist ein Star, aber kein Go-to-Guy.

Ole Frerks: Das sehe ich sehr ähnlich wie ihr. Wobei ich denke, dass Boston in der Regular Season durchaus vor Cleveland landen könnte, weil die Celtics einfach extrem tief sind und weil Lue ja schon angekündigt hat, dass er LeBron mal zu ein paar mehr Pausen zwingen muss. James sollte die Regular Season ganz ruhig angehen lassen und nicht mehr als 65 Spiele spielen, wenn ihr mich fragt. Klar ist der Typ ein Cyborg, aber irgendwann muss sein Körper doch auch mal merken, dass er jetzt sechs Jahre in Folge in den Finals stand und mehr Meilen auf dem Tacho hat als Larry Bird und Magic Johnson in ihren kompletten Karrieren?! Wir hatten vorhin den Begriff Fanboy: Uns wird ja häufig vorgeworfen, dass wir Curry-Fanboys sind. Von mir aus, wobei ich dabei bleibe, dass Curry in der letzten Saison stark am Thron gerüttelt hat und der Hype gerechtfertigt war. In den Finals hat LeBron dann jedoch ein weiteres Mal bewiesen, dass er der beste Spieler seiner Generation ist und für mich persönlich auch der beste Spieler, dessen Karriere ich komplett verfolgen konnte. LeBron gehört auf den Mount Rushmore. Solange der Typ bei den Cavs spielt und in den Playoffs einigermaßen fit ist, behalten sie die Ost-Krone und sind als einziges Team auch für die Warriors eine echte Gefahr.

Top 10 Spieler der Liga: Die Monster AG

Martin Klotz: Ich sehe ebenfalls kein Team, dass Cleveland in einer Playoff-Serie schlagen kann. Allerdings - guter Punkt, Ole - werden die Cavs ihre Stars noch mehr schonen. Gerade nach der vergangenen Saison wissen alle Spieler, welchen Vorteil es hat, ausgeruht in den April zu gehen. Die Celtics werden oben mitspielen, daneben aber auch wieder die Raptors. Letztes Jahr hatten sie nur einen Sieg weniger auf dem Konto als LeBron und Co., verschlechtert haben sie sich nicht. Im Gegenteil. DeMarre Carroll kommt nach seinem schwachen und von Verletzungen geprägten Jahr zurück und spielt wieder auf Hawks-Niveau, Jakob Pöltl gibt einen soliden Center-Backup, der den Abgang von Bismack Biyombo vergessen macht. Daher zählt Toronto für mich zu dem Kreis der Teams, die Cleveland den Top-Seed streitig machen können. Aber nicht falsch verstehen: Die Cavs bleiben das Maß aller fernöstlichen Dinge.

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