Nächste Johnson-Show! Cards schlagen Jets

Von Adrian Franke
18. Oktober 201610:35
David Johnson (l.) trug Arizona zum zweiten Sieg in Folgegetty
Werbung

Die Arizona Cardinals (3-3) haben erstmals in dieser Saison zwei Spiele in Folge gewonnen: Nach dem Erfolg in San Francisco bezwingen die Cards auch die New York Jets (1-5), für Gang Green sieht es damit nach sechs Spielen äußerst düster aus. Der Star für Arizona war einmal mehr David Johnson - während bei den Jets jetzt die Quarterback-Debatte endgültig überkochen könnte.

Viel zu viele Fehler leistete sich Ryan Fitzpatrick (16/31, 174 YDS, INT) einmal mehr, hinter einer wackligen Offensive Line gab er seinen Jets zu keinem Zeitpunkt eine Chance, Zählbares mitzunehmen. Sein Gegenüber Carson Palmer (23/34, 213 YDS, TD) gab nach überstandener Gehirnerschütterung mit einigen guten Pässen und weniger riskanten Aktionen als zuletzt ein gutes Comeback.

Das Week-6-Roundup: Drama in Seattle - Packers und Steelers patzen

Arizona passte seinen Game Plan insgesamt an die Probleme im Passing Game an, kurze Pässe und das Running Game waren im Duell zwischen Head Coach Bruce Arians und seinem Ex-Defensive-Coordinator Todd Bowles die dominanten Elemente. Am Ende stand der erste Cardinals-Sieg über die Jets seit 1975.

Die Stimmen:

Bruce Arians (Head Coach Cardinals): "Ich bin sehr zufrieden damit, wie das Spiel gelaufen ist. Wir haben in allen Bereichen schlau und schnell gespielt, auch wenn wir die Strafen reduzieren müssen. Das ist eine sehr starke Run-Defense und wir haben es hinbekommen, ich bin sehr stolz auf unsere beiden Guards. David hat sehr gut gespielt."

Todd Bowles (Head Coach Jets, über einen QB-Wechsel): "Fitz wird nächste Woche wieder spielen. Es war nicht seine Schuld heute, er hatte kaum Zeit, den Ball zu werfen. Jeder wäre da hinten heute unter Druck gewesen. Offensiv hat wenig geklappt, ich wollte Geno ein paar Snaps geben."

Der Spielfilm:

Vor dem Kick-Off: Week 6 endet in Arizona - mit einem Must-Win-Game für beide Teams. Die Cardinals haben mit dem Sieg über San Francisco in der Vorwoche zumindest ein Stück weit in die Spur zurück gefunden, in Abwesenheit des verletzten Carson Palmer verließ sich Coach Bruce Arians dabei verstärkt auf das Run Game. Palmer hat seine Gehirnerschütterung überwunden und ist zurück - der Game Plan gegen die starke Defense-Front der Jets dürfte somit interessant werden.

Zwar lässt Gang Green viele Big Plays in der Secondary zu, Arizona hatte bislang in dieser Saison aber große Probleme, wenn der Gegner die Offensive Line, in der die Guards Evan Mathis und Mike Iupati ausfallen, unter Druck setzt. Das dürfte defensiv auch das Mittel der Wahl für die Jets sein, wenngleich mit Linebacker David Harris der Leader der Defense wie erwartet nicht mitwirken kann. Immerhin: Darrelle Revis wurde rechtzeitig fit.

1. Viertel: Arizona beginnt stark: Die Cardinals scheinen etwas weg zu gehen von ihrem aggressiven Passing Game, Palmer wirft deutlich mehr kurze, schnelle Pässe - und das Running Game startet mit einem Knall: Arians lässt einen Run gezielt weg vom Jets-Pressure laufen, David Johnson läuft hinter herausragendem Blocking 58 Yards in die Endzone - es sind die ersten Cardinals-Punkte in einem ersten Viertel in dieser Saison! Die Jets auf der anderen Seite haben riesige Probleme mit Strafen und bekommen offensiv überhaupt keinen Fuß in die Tür: Die aggressive Cards-Front setzt Fitzpatrick früh zu, das Running Game klappt noch gar nicht. Die Jets gehen mit 27 eigenen Offense-Yards und 25 Penalty-Yards gegen sich aus dem ersten Viertel. 7:0 Cardinals.

2. Viertel: Allerdings hat Arizonas Offense ihren Rhythmus auch noch nicht so recht gefunden, Punts und Strafen prägen das Bild. Dann machen die Jets erstmals Alarm: Brandon Marshall schlägt Patrick Peterson, der ausrutscht, über die Mitte für 36 Yards und bringt New York erstmals tief in die Hälfte der Hausherren. Gang Green gelingt zumindest das Field Goal. Die Cardinals antworten mit ihrem bislang besten Drive: Kurze Pässe, Kreativität im Running Game und Palmer findet Nelson und Fitzgerald. Allerdings: Sehr fragwürdige Pass-Interference-Calls der Unparteiischen setzen sich fort und helfen Arizona bei diesem Drive. Aus zwei Yards läuft Johnson schließlich ungehindert in die Endzone. New York hat dann kurz vor der Halbzeitpause nochmals die Chance auf Punkte, steht sich mit Strafen und Fehlern aber erneut selbst im Weg. 14:3 Cardinals zur Halbzeit.

Erlebe ausgewählte NFL-Spiele Live auf DAZN. Hol Dir jetzt Deinen Gratismonat

3. Viertel: Für die Jets geht es genau so weiter, New York beginnt die zweite Hälfte nach erneut schlechten Runs mit einem 3&Out. Arizona antwortet mit einem langen, von zahlreichen Strafen auf beiden Seiten geprägten Drive. Arians hält am Run Game fest, auch Andre Ellington erhält jetzt Snaps, und Johnson hämmert den Ball aus zwei Yards mit wieder tollem Inside-Blocking über die Goal Line! Anschließend gibt auch die Jets-Offense endlich ein Lebenszeichen ab - zumindest kurzzeitig: Mit mehr Tempo erwischt Fitzpatrick die Secondary einige Male und bringt seine Jets in die Red Zone. Da will er aber den Pass zu Marshall trotz enger Coverage erzwingen und D.J. Swearinger schnappt sich die Interception. 21:3 Cardinals.

4. Viertel: Die Cardinals öffnen jetzt das Playbook ein wenig, Palmer wirft mehr Out-Routes und John Brown wacht auf. New Yorks Defense wird daraufhin aggressiver und bringt Palmer mit einigen Blitzes hart zu Boden. In der Red Zone aber liefert er dann seinen besten Pass am heutigen Abend: Ein perfekter 9-Yard-Wurf in die Ecke der Endzone zu Michael Floyd, Touchdown! Und erst jetzt, beim 3:28-Rückstand, bringen die Jets Geno Smith für Fitzpatrick. Bei Fourth Down aber schnappt sich, nach zuvor einigen guten Smith-Pässen, Tyrann Mathieu die Interception und auch bei den Cards ist dann Backup-QB-Time: Palmer hat eine Oberschenkelzerrung, Drew Stanton darf ran. Bitter: Receiver Jaron Brown muss jetzt noch verletzt raus. Davon abgesehen passiert nichts mehr: 28:3 Cardinals.

Der Star des Spiels:David Johnson. Es ist ein sich wiederholendes Muster in der Wüste: Ist Johnson der Fokus oder zumindest ein zentraler Punkt im Game Plan, funktioniert die ganze Offense. Palmer kamen die kurzen Pässe merklich zugute, auch hier war Johnson (3 REC, 27 YDS) ein Faktor. Vor allem aber ist und bleibt er einer der besten Running Backs der NFL: 22 Runs für 111 Yards, drei Touchdowns und darunter genauso harte Inside-Yards wie ansehnliche Outside-Runs, bei denen er geduldig den Blockern Zeit gab. Er ist jetzt neben Beanie Wells der einzige Cardinals-Spieler mit mehreren 3-Rush-TD-Spielen, seitdem das Team 1988 nach Arizona zurückkam. Defensiv besonders positiv auffällig: Deone Bucannon, Chandler Jones und D.J. Swearinger

Der Flop des Spiels:Ryan Fitzpatrick. Wen sonst sollte man hier nennen? Fitz war wieder einmal wahnsinnig ungenau, egal ob bei kurzen Slants oder bei Pässen nach außen auf komplett offene Receiver. Er fixierte sich zu sehr auf sein Ziel, was gegen Arizonas schnelle Defense zu Problemen führte, und seine Stat-Line hätte ohne einige tolle Plays vom Marshall noch schlimmer ausgesehen. Kleiner Zusatz: Fitzpatrick bekam von seiner Offensive Line nur sehr bedingte und vom Run Game überhaupt keine Unterstützung. Der defensive Flop: Cornerback Buster Skrine.

Das fiel auf:

  • Es war das erste Spiel, in dem eine merkliche Anpassung von Bruce Arians an die Offensiv-Probleme in der laufenden Saison zu beobachten war. Arizona agierte viel aus 2-Tight-End-Sets, Palmer hatte deutlich mehr geplante kurze Pässe in seinem Arsenal. Das half auch der angeschlagenen O-Line. Arians nahm so Druck vom Passing Game und von Palmer selbst - und baute die Offense stattdessen um das Kurzpassspiel und das Running Game herum auf.
  • Daran hielt Arians fest, obwohl es längst nicht immer funktionierte. Johnson eröffnete das Spiel zwar mit seinem 58-Yard-Touchdown, die Jets hatten bisher keinen Run über 24 Yards zugelassen. Davon abgesehen aber spielte die Jets-Run-Defense stark, es gab viele Cards-Runs, die an der Line of Scrimmage schnell endeten - Arians bewies aber Hartnäckigkeit und Vertrauen in Johnson und das Running Game. Vor allem in der Red Zone glänzte das Run Blocking trotz der Backup-Guards, Arizonas Double-Blocks funktionierten hier glänzend.
  • Das prominenteste Opfer der 2-TE-Sets: Michael Floyd. Fitzgerald und John Brown starteten, so dass Floyd, der bislang eine extrem enttäuschende Saison spielt, auf deutlich weniger Snaps kam, als normalerweise. Auffällig: Floyd kam gar erst nach Jaron Brown und J.J. Nelson, der einen guten Eindruck hinterließ, zum Einsatz. Floyds Snap-Anzahl stieg erst in der zweiten Hälfte.
  • Stichwort Run Game: Davon hatten die Jets viel zu wenig zu bieten. Gang Green ließ sich mehrfach von Arizonas Blitz-Packages überrumpeln und so gingen die Running Backs viel zu häufig im Backfield zu Boden. Am Ende standen 14 Versuche für 33 Yards gegen eine Defense, die bislang in dieser Saison mehrfach mit gegnerischem Run Game ihre liebe Mühe hatte. Die vielen kurzen und negativen Runs resultierten dann oft in langen Third Downs.
  • Defensiv konnten die Jets über die Mitte vereinzelt Druck erzeugen und auch die Coverage funktionierte etwas besser, als zuletzt. Bei Johnsons guten Runs und wenn Arizona kurz über die Mitte attackierte, machte sich das Fehlen von Harris aber bemerkbar und der Pass-Rush bleibt, ohne Blitz, ein Problem.
  • Ein übergreifendes Thema waren die unfassbar vielen Strafen. Die Refs pfiffen extrem kleinlich, insbesondere mehrere Pass-Interference-Strafen waren mehr als fragwürdig. Doch hatten beide Teams auch viele mentale Fehler, wie etwa False-Start-Strafen. Allein in der ersten Hälfte sammelten beide Teams zusammen genommen 13 Fouls, die Jets hatten zu diesem Zeitpunkt mehr Strafen (8) als First Downs (5).
  • Die Cardinals nutzten defensiv mehrfach ein Package mit sieben Defensive Backs gleichzeitig auf dem Platz, wenn die Jets in offensichtlichen Passing-Downs waren. Im Pass-Rush setzte Arizona erneut auf sein inzwischen bewährtes Paket mit Calais Campbell, Alex Okafor, Chandler Jones und Markus Golden an der D-Line. Jones hatte dabei einen Hit und sieben Hurries, damit steht er in dieser Saison bei 30 QB-Pressures.

Week 6 komplett im Überblick