Wir machen den Deckel auf Woche 7 und vermuten einen mächtigen Hangover beim Star-Einkauf der Houston Texans, der seinen Platz in den Annalen der NFL gefestigt hat - auf die schlechte Weise. Broadway Joe sollte vielleicht nicht als Ferndiagnostiker praktizieren und Case Keenum seine Punt-Skills verfeinern. Zudem begeben wir uns gedanklich kurzfristig mit Gronk in die Gosse. Der Hangover von Week 7.
Osweiler hits Brock Bottom: Einen ordentlichen Hangover dürfte nach Montagnacht in jedem Fall Brock Osweiler haben, der entgegen vollmundiger Ankündigungen der Broncos - Linebacker Brandon Marshall hatte erklärt: "Wir wollen ihn einfach killen!" - am Ende doch überlebte. Sein Selbstvertrauen aber vielleicht nicht: Der 72-Millionen-Dollar-Mann warf 41 Pässe für ganze 131 Yards, also im Schnitt 3,2 Yards pro Pass. Das muss man erstmal machen! Haben vor ihm bei mindestens 40 Passversuchen jedenfalls nur zwei Quarterbacks noch unterboten.
Analyse: Osweilers Rückkehr gerät zum Desaster
Überdies waren die 131 Yards die zweitschlechteste Ausbeute in der Geschichte der NFL bei wenigstens 40 Pässen. Nur Jesse Palmer brachte es 2003 mal auf 110 Yards. Mehr noch: Osweiler ist mit dieser Glanzleistung der erste QB überhaupt, dem solch eine Bankrotterklärung einer Quarterback-Leistung gleich drei Mal gelang! Die Investition scheint sich jetzt schon zu lohnen, stimmt's, Mr. Talib?
Punting in London: Wo wir schon von Punts reden - Case Keenum hat sich in Twickenham beim zweiten von drei London-Games in dieser Saison auch mal quasi als Punter versucht. Er warf einen Ball in hohem Bogen in die Endzone, keiner ging mit und so fing Cornerback Dominique Rodgers-Cromartie mutterseelenallein diesen Ball in der Endzone für die leichteste Interception des Jahres.
Hut ab vor DRC, dass er vor dem Pick keinen Fair Catch angezeigt hat! Und Keenum? Der läuft nach diesem Auftritt zunehmend ernsthafte Gefahr, seinen Job an Jared Goff zu verlieren...
Collins läuft 'ne Meile für den Pick-Six: Das beste Play des Spiels war indes die Folge eines weiteren Keenum-Picks - es gab ja gleich vier davon. Weitaus früher im Spiel warf er eine Interception zu Landon Collins, weil Tavon Austin den Pass aus irgendeinem Grund nur in die Luft schlug.
Collins umkurvte dann querfeldein die komplette Defense der Rams und durchbrach auch noch die letzten beiden hoffnungsvollen Tackler für den Touchdown. Überhaupt war Austin kein richtiger Glücksbringer für Keenum, denn drei seiner vier Picks gingen in eben seine Richtung.
Verletzung(en) der Woche: Leider haben wir auch in dieser Woche wieder zahlreiche Verletzungen erlebt, die schwerwiegende Folgen mit sich zogen. Die wohl brutalste war der wohl doppelte Patellasehnenriss von Texans-O-Liner Derek Newton, der damit ganz sicher lange Zeit ausfallen wird.
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Deutlich mehr Schlagzeilen machte jedoch Geno Smith, der sich in der ersten Hälfte gegen die Baltimore Ravens bei einer unglücklichen Szene das Knie verletzte und anschließend draußen war. Die zweite Hälfte stand er dann noch in Jogginghose entspannt an der Seitenlinie und ging nicht von einer schlimmeren Sache aus. Am Montag folgte jedoch die Diagnose: Kreuzbandriss! Saison-Aus für Geno und Rückkehr auf den Platz für Ryan Fitzpatrick.
Tweet der Woche: Was Sie hier sehen, ist eine brutale Überleitung. Denn der Tweet der Woche ist inspiriert von Geno Smiths entspanntem Look während der zweiten Hälfte, als der verletzte Jets-Quarterback an der Seitenlinie stand. Uncool für "Broadway" Joe Namath.
Der einzige QB, der das Kunststück fertig brachte, mit den Jets den Super Bowl zu gewinnen - vor was weiß ich wie vielen Jahren - eschauffierte sich ob der nonchalanten Attitüde Smiths: "Wenn du mit einer Knieverletzung raus bist, warum stehst du dann in der gesamten zweiten Hälfte an der Seitenlinie? Wie schlimm kann es schon sein?" Nun ja, das Kreuzband könnte gerissen sein, nichts Wildes also. Zu den neuen Infos hat sich Namath allerdings noch nicht geäußert.
Fitzpatrick ist sauer: Profiteur des Ganzen ist freilich Ryan Fitzpatrick, der vor nicht allzu langer Zeit sechs Picks in einem Spiel geworfen hat und nach dem Kurzzeit-Ausflug auf die Bank jetzt wieder zurückkehrt. Er nämlich findet es gar nicht mal so dufte, dass Coach und Front Office von ihm abgerückt und es gewagt hatten, seine Fähigkeiten infrage zu stellen. Wie kamen die nur auf eine solch abwegige Idee?
"Wenn man in diesem Spiel länger dabei bleiben will, ist es entscheidend, dass man an sich selbst glaubt. Denn wenn der Team-Eigentümer kein Vertrauen mehr in dich hat, und der Geschäftsführer nicht mehr an dich glaubt, und die Coaches nicht mehr an dich glauben - manchmal hat man nur noch sich selbst." Aber Harvard Boy gibt sich trotzig: "Wahrscheinlich spiele ich als wütender Underdog besser." Was sagt Todd Bowles dazu? "Wenn er angepisst ist und dadurch die ganzen Turnover weggehen, dann hab ich ihn gerne die ganze Zeit über angepisst."
Fat Guy Score der Woche: Nachdem in der letzten Woche erst Dontari Poe nach einem Screen in die Endzone walzte, hatte auch Tennessees Offensive Tackle Taylor Lewan verhältnismäßig wenig Mühe mit seinem Touchdown gegen die Colts.
Er war als Tackle aufgestellt, aber als eligible angemeldet. Der Receiver links von ihm war ineligible, was die Colts-Secondary allerdings nicht so ganz gepeilt hatte. Sagen wir es so: John Harbaugh hätte sicher keinen Spaß an dem Play gehabt...
Der ewige Vinatieri: Wie man seinen Job besser erledigt, zeigte derweil einmal mehr Colts-Kicker Adam Vinatieri, der zum 43. Mal in Serie den Ball durch die Stangen prügelte und damit seiner sicheren Hall-of-Fame-Karriere noch eine weitere Bestmarke hinzufügte. Es ist ein neuer Rekord!
Mr. 200: Ich stelle vor: Jay Ajayi von den Miami Dolphins. Nicht nur lief er für sagenhafte 212 Yards beim überraschenden Sieg über die Buffalo Bills - Rex Ryans Defense ließ 200 Yards auf dem Boden gegen einen einzigen Rusher zu und das in der Woche vor dem Patriots-Rückspiel, dieses Mal nicht mit dem kaputten dritten Quarterback?!
Nein, Ajayi durchbrach die 200-Yard-Barriere überdies auch noch zum zweiten Mal in Serie! Das gelang in der NFL-Historie nur drei anderen Spielern: Den Hall-of-Famern O.J. Simpson - ja der aus der Serie "American Crime Story" sowie Nordberg aus der "Nackten Kanone" - und Earl Campbell sowie dem Ex-Dolphin und Marihuana-Enthusiast Ricky Williams. Nicht schlecht für einen, der vor nicht allzu langer Zeit von Adam Gase noch für ein Spiel aus dem Kader gestrichen worden war.
Jubiläum für Andy Reid: Der Coach der Kansas City Chiefs hat am Sonntag sein 300. NFL-Spiel als Coach bestritten und es auch noch gewonnen. Wir gratulieren dem Architekten des berüchtigten Ten-Minute-Drills von ganzem Herzen. Auf die nächsten 300, Andy!
Chaos im Topspiel: Das frühe Topspiel am Sonntag war sicherlich die Begegnung zwischen den (damals noch) ungeschlagenen Minnesota Vikings und den zuletzt schwächelnden Philadelphia Eagles in der Stadt der brüderlichen Liebe. Qualitativ hochwertig mag die Vorstellung jetzt nicht gewesen sein, aber dafür historisch!
Erstmals in der Geschichte dieser Liga haben es zwei Teams geschafft, innerhalb der ersten zehn Spielminuten fünf Turnover zu fabrizieren. Fünf! Selbst Ryan Fitzpatrick braucht dafür schon fast ein ganzes Spiel! Insgesamt waren es übrigens deren acht, vier auf jeder Seite. Und ungeschlagen ist jetzt auch niemand mehr.
Truck Stick der Woche: Auch andere Running Backs neben Ajayi wussten an diesem Wochenende übrigens zu überzeugen. Im College-Bereich gibt es da bekanntermaßen immer wieder Juwelen und potentielle Stars von morgen zu bewundern. Und Bulldozer.
Leonard Fournette etwa, der für LSU am Wochenende für 284 Yards (!) und einen Average von über 17 Yards pro Carry (!!) lief, ist ein vortreffliches Beispiel hierfür.
Und nebenbei vernichtete er auch noch einen Gegenspieler von Ole Miss mit Urgewalt, nachdem dieser sich ihm in den Weg stellte. Madden-Spieler kennen das, wenn sie den Truck-Stick benutzen, wobei es im Videospiel danach wenigstens meist noch Überlebende gibt. Diesen armen Herren kratzte man nur noch vom Rasen.
Hail Mary der Woche: Oder auch Play der Woche, denn viel geiler geht's eigentlich nicht! Kurz vor der Pause lud die Red Rifle im Spiel der Cincinnati Bengals gegen die Cleveland Browns - keine Browns-Witze heute - nochmal durch und feuerte am Ende der ersten Halbzeit einen Deep Ball in die Endzone.
Dort wimmelte es von Browns-Verteidigern, doch der Ball kam an bei - natürlich - A.J. Green! Irgendwie holte der Super-Receiver das Ei aus der Luft und ließ die Massen jubeln.
Zitat der Woche: Wir schließen Week 7 mit unserem persönlichen Moment of Zen. Rob Gronkowski, der den Patriots-Franchise-Rekord für Touchdowns mit 68 eingestellt hat, reagierte darauf mit den Worten: "Einen mehr und dann habe ich 69 Touchdowns, wenn Sie wissen, was ich meine...". Wir wissen es, Gronk. Wir wissen es.