Week 10 gleicht einem Tollhaus! Die Carolina Panthers werfen eine vermeintlich sichere Führung gegen die Chiefs weg, die New Orleans Saints verlieren unfassbar dramatisch gegen die Broncos und Dallas besteht in einem fantastischen Spiel in Pittsburgh. Die Vikings-Pleiten-Serie geht derweil weiter, die Packers bekommen in Tennessee auf die Mütze, die Falcons stolpern in Philadelphia und zwischen den Jets und den Rams wird es harmlos.
[Bye Weeks: Buffalo, Detroit, Indianapolis, Oakland]
Baltimore Ravens (5-4) - Cleveland Browns (0-10) 28:7 (0:0, 6:7, 15:0, 7:0)BOXSCORE
Analyse: Nächste Klatsche! Browns weiter sieglos
Pittsburgh Steelers (4-5) - Dallas Cowboys (8-1) 30:35 (12:10, 3:3, 3:0, 12:12) BOXSCORE
Was für ein sensationelles Spiel in Pittsburgh! Weil die Steelers wieder deutlich eher an das Pittsburgh-Team, das die meisten vor der Saison erwartet hatten, erinnerten und weil ein junges Cowboys-Team erneut unaufgeregt auftrat und sich auf seine Stärken verließ, sahen die Zuschauer im Heinz Field einen echten Kracher. Und der hatte so einiges zu bieten.
Pittsburgh legte los wie die Feuerwehr, klaute Dak Prescott (22/32, 319 YDS, 2 TD, FUM) direkt den Ball via Strip-Sack und Ben Roethlisberger (37/46, 408 YDS, 3 TD) zerlegte die Cowboys-Secondary gemeinsam mit einem starken Le'Veon Bell (17 ATT, 57 YDS, TD; 9 REC, 77 YDS, TD). Aber Dallas schlug schnell zurück: Der herausragende Ezekiel Elliott (21 ATT, 114 YDS, 2 TD; 2 REC, 95 YDS, TD) trug einen Screen-Pass 83 Yards zurück in die Endzone, im Running Game öffnete die O-Line der Cowboys immer wieder unglaubliche Löcher.
Wenig überraschend war Elliott für 60 Prozent der Cowboys-Yards in der ersten Hälfte verantwortlich, Bell für 50 Prozent der Steelers-Yards. Und dennoch war es keine reine Offense-Show: Prescott hatte durchaus Probleme im Passing Game und streute einige ungenaue Pässe ein, die Steelers hatten bei einem Bell-Fumble großes Glück, als Byron Jones den Ball nicht kontrollieren konnte. Darüber hinaus spielte Pittsburgh gleich drei 2-Point-Conversions aus - und scheiterte alle drei Mal!
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Doch Mitte der zweiten Hälfte zogen beide Offenses das Tempo wieder an - und es wurde dramatisch. Zunächst fand Prescott Dez Bryant in 1-gegen-1-Coverage mit Artie Burns, das Resultat war ein 50-Yard-Touchdown. Im Gegenzug schloss Bell einen schnellen Steelers-Drive aus einem Yard erfolgreich ab, dann brachte Elliott die Cowboys wieder in Front! Das Schlussviertel wurde zur irren Achterbahnfahrt und Heinz Field explodierte, als Roethlisberger Antonio Brown (14 REC, 154 YDS, TD) 43 Sekunden vor Schluss mit dem Fake-Spike-Touchdown fand!
Aber das letzte Wort gehörte den Cowboys: Dank einer Facemask-Strafe gegen Pittsburgh stand Dallas plötzlich tief in der Steelers-Hälfte - und aus 32 Yards lief Elliott unberührt in die Endzone! Dallas durchbrach mit dem Sieg eine historische Serie: Bislang waren vier Teams in Pittsburgh mit sieben Siege in Folge im Gepäck angetreten - alle vier hatten verloren. Die Cowboys ziehen jetzt mit acht Erfolgen hintereinander in der NFC langsam davon.
New Orleans Saints (4-5) - Denver Broncos (7-3) 23:25 (0:7, 3:3, 14:0, 6:15) BOXSCORE
UNFASSBAR! Es war ein irres Drama in New Orleans, wieder einmal - mit dem verrücktesten Finish vielleicht in der ganzen Saison: Drew Brees (21/29, 303 YDS, 3 TD, 2 INT) hatte gerade mit einem sensationellen Drive, inklusive eines spektakulären Touchdown-Passes auf Brandin Cooks, für den Ausgleich gesorgt, der PAT sollte die Saints gut eine Minute vor dem Ende in Führung bringen. Betonung auf "sollte". Denn stattdessen sprang Simmons über die Line und blockte den Kick, die Broncos trugen den Ball zurück in die Endzone!
Statt Saints-Führung war Denver so plötzlich mit zwei Punkten vorne, eine völlig verrückte Szene! Den folgenden Onside-Kick schnappten sich die Gäste dann auch, und somit war das Spiel beendet. Auch davor hatten die Fans im Superdome schon eine tolle Partie gesehen, wenngleich die Hausherren zunächst ein ungewohntes Gesicht präsentierten: Obwohl Denver ohne Derek Wolfe und Aqib Talib antreten musste, brachte die Saints-Offense anfangs so gar nichts zustande.
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Brees brachte zwar einige sehenswerte Pässe an den Mann, hatte aber auch zwei Interceptions zu bieten. Umgekehrt glänzte, nicht weniger verwunderlich, die Saints-Defense, Broncos-QB Trevor Siemian (25/40, 258 YDS, 2 TD, 2 INT) stand unter permanentem Druck und musste eine Vielzahl an harten Hits schlucken. Es dauerte bis zur zweiten Hälfte, ehe die Saints-Offense so richtig aufwachte - dann aber war es eindrucksvoll.
Brees fand zwei Mal Willie Snead in der Endzone, dabei profitierte New Orleans auch von vermeidbaren Siemian-Turnovern sowie Fehlern des Broncos-Quarterbacks generell. Allerdings standen sich die Saints dann auch schon vor dem unglaublichen Ende selbst im Weg. Receiver Michael Thomas leistete sich gleich zwei Fumbles und brachte Denver so zurück ins Spiel. Die inzwischen gewohnt explosive Saints-Offense kam zwar zu einem letzten Hurra ins Rollen - der PAT-Schock aber beendete eine verrückte Partie zugunsten der Broncos.
Washington Redskins (5-3-1) - Minnesota Vikings (5-4) 26:20 (7:0, 7:20, 6:0, 6:0) BOXSCORE
Der Absturz der Vikings geht weiter - zumindest was die Ergebnisse angeht. Minnesota hat jetzt vier Spiele in Folge verloren und sich seinen herausragenden Start selbst kaputt gemacht, dennoch war der Auftritt in der Hauptstadt der wohl ermutigendste während der aktuellen Pleiten-Serie. Wenn auch nur aufgrund des zweiten Viertels.
Hier zeigten die Vikings, nachdem sie wie in allen anderen Auswärtsspielen dieser Saison zunächst mit mindestens zehn Punkten in Rückstand geraten waren, wie die Offense doch funktionieren kann: Kurze Pässe, Pick-Routes und in der Folge eine sicherere weil etwas entlastete Offensive Line. Allerdings war der Zauber von kurzer Dauer. Der Druck der Redskins-Defense auf Sam Bradford (31/40, 307 YDS, 2 TD, INT) nahm merklich zu, ein eigenes Running Game hatten die Vikes auch dieses Mal überhaupt nicht zu bieten.
Ganz anders die Redskins: Matt Jones fiel zwar wieder aus, doch Rob Kelley (22 ATT, 97 YDS) hinterließ erneut einen guten Eindruck. Kirk Cousins (22/33, 262 YDS, 2 TD) bestrafte derweil Löcher in der Vikings-Defense, die sich schon in den vergangenen Wochen gezeigt hatten: Washington gelangen früh lange Drives, Cousins brachte neun seiner ersten elf Pässe für 125 Yards und zwei Touchdowns an den Mitspieler.
In der zweiten Hälfte aber fing sich die Vikings-Defense, der Hauptgrund für den starken Saisonstart, und stoppte die Redskins mehrfach - so auch spät im Spiel. Die Offense hatte so eine letzte Chance auf den späten Game-Winner, mit zwei Sacks aber machten die Hausherren alle Träume zunichte. Das Thema Pass-Protection wird für die Vikes derweil nicht einfacher: Tackle Jake Long musste kurz vor Schluss verletzt raus, Coach Mike Zimmer vermeldete anschließend, dass sich Long die Achillessehne gerissen hat. Guard Alex Boone verriet daraufhin, dass er womöglich auf Left Tackle wechseln könnte.
Tampa Bay Buccaneers (4-5) - Chicago Bears (2-7) 36:10 (7:3, 7:0 12:0, 7:0) BOXSCORE
Seit Wochen halten sich Gerüchte, dass diese Saison die letzte für Jay Cutler bei den Chicago Bears ist - erstmals seit seiner Vertragsverlängerung können die Bears Cutler nach der laufenden Spielzeit vergleichsweise günstig entlassen. Auftritte wie der in Tampa Bay lassen Cutlers Aktien in der Windy City dabei wenig steigen, eher im Gegenteil. Cutler (16/30, 182 YDS, TD, 2 INT, FUM) war von Anfang an inkonstant und ungenau, was sich dann auch prompt in zwei frühen Interceptions niederschlug - eine davon ein Pick Six, als Cutler bei Play Action einen grausamen Wurf ablieferte.
Doch damit nicht genug, denn wenig später hielt er dann den Ball in der Red Zone zu lange und ließ sich den Ball von Noah Spence aus der Hand schlagen. Um das Debakel aus Bears-Sicht perfekt zu machen, mussten zu allem Überfluss Kyle Long und Bobby Massie verletzt raus, Jordan Howard legte per Fumble den vierten Turnover nach. Auch wenn Tampa Bays Offense nicht gerade furchteinflößend war, Chicagos Pass-Rush einige Male zuschlug und auch Jameis Winston (23/33, 312 YDS, 2 TD, INT) seine Fehler hatte: Die Turnover der Bears-Offense waren zu viel für die eigene Defense.
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So bestrafte Winston Howards Fumble schließlich mit einem Touchdown-Pass auf Cameron Brate, womit er der jüngste Spieler aller Zeiten mit 40 Touchdown-Pässen auf dem Konto wurde. Perfekt war die Cutler-Achterbahn Sekunden vor der Halbzeitpause, als er einen 50-Yard-Hail-Mary in die Endzone feuerte - und Cam Meredith den Abpraller in der Endzone fing! Doch davon abgesehen lieferte die Bears-Offense kaum etwas.
Cutler ließ noch einen Safety folgen, als er den Ball erneut zu lange festhielt, Tampa Bay musste offensiv gar nicht mehr viel machen. Und dennoch hatte die Bucs-Offense, für die Doug Martin ein eher unauffälliges Comeback gab (16 ATT, 33 YDS, TD), das Play der Woche: Winston wich vor mehreren Pass-Rushern 15 Yards zurück und stand plötzlich in der eigenen Endzone, arbeitete sich aber wieder heraus und fand schließlich Mike Evans - ein unfassbares Play! Direkt danach sorgte er mit einem 43-Yard-TD-Pass auf Freddie Martino schon für die Vorentscheidung.
Tennessee Titans (5-5) - Green Bay Packers (4-5) 47:25 (21:0, 14:10, 6:9, 6:0) BOXSCORE
Die R-E-L-A-X-Zeit in Green Bay ist allerspätestens jetzt endgültig vorbei! Denn was die Packers in Tennessee ablieferten, grenzte teilweise an Arbeitsverweigerung. Ganz vorne stand dabei der Auftritt, auch wenn man die Ausfälle von Clay Matthews und Damarious Randall mit einbezieht, der eigenen Defense: Als eine der statistisch besten Run-Defenses der Liga in das Spiel gegangen, war das erste Play der Titans-Offense ein 75-Yard-Touchdown-Run von DeMarco Murray. Und es wurde nicht wirklich besser.
Vielmehr zerlegte Marcus Mariota (19/26, 295 YDS, 4 TD) die Packers-Secondary phasenweise nach Belieben, in der Red Zone bleibt er einer der gefährlichsten Quarterbacks der Liga. Insbesondere auf Tight End Delanie Walker hatte Green Bay keine Antworten. So gelang gar ein Trick-Play, als Murray einen Touchdown-Pass zu Walker warf und obwohl Tackle Taylor Lewan, weil er einen Ref berührt hatte, vom Platz geflogen war, standen nach dem ersten Viertel 231 Titans-Yards derer 26 für Green Bay gegenüber. Daran änderte auch ein missglückter Onside Kick der Titans zum Start des Spiel nichts.
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Denn die Packers offenbarten offensiv wieder einmal die altbekannten Probleme: Keine Kreativität und vor allem Isolation Routes, bei denen die Receiver viel zu selten gewinnen. In der Folge musste Aaron Rodgers (31/51, 371 YDS, 2 TD, 2 INT), zumal ohne jegliche Hilfe vom Run Game, den Ball zu lange halten und kassierte fünf Sacks. Als auf der anderen Seite Mariota Rodgers' TD-Pass auf Nelson Mitte des zweiten Viertels mit einem TD seinerseits auf Rishard Matthews egalisierte, hatte Tennessees Quarterbacks noch keine Incompletion geworfen (10/10, 196 YDS, 2 TD)!
Und um das Bild komplett zu machen ließ sich auch das Special Team in den Abwärtssog ziehen: Als den Packers kurz vor der Halbzeitpause endlich der erste Defense-Stop gelang, ließ Trevor Davis den folgenden Punt fallen - Turnover, Titans-Football! Mariota nutzte das zu seinem dritten Touchdown-Pass, wieder war der Play-Action-Pass komplett offen. In der zweiten Hälfte schraubten die Titans das Tempo dann merklich runter, trotzdem kassierten die Packers so viele Punkte, wie seit 2008 nicht mehr. Zu allem Überfluss mussten T.J. Lang und David Bakhtiari verletzt raus.
Carolina Panthers (3-6) - Kansas City Chiefs (7-2) 17:20 (3:0, 14:3, 0:0, 0:17) BOXSCORE
Greg Olsen sprach kurz nach dem Ende des Spiels das aus, was wohl viele im Panthers-Lager unmitttelbar dachten: "Das ist eine der fiesesten Niederlagen, die ich in meinen zehn Jahren in dieser Liga erlebt habe."
Einerseits lag das an dem unglaublichen Ende. Carolina machte sich gerade auf, seinerseits mit einem späten Field Goal zu gewinnen. Doch dann passierte es: Marcus Peters klaute Kelvin Benjamin den Ball förmlich, der Chiefs-Corner entriss Carolinas Nummer-1-Receiver das Ei und trug es dann selbst zurück. Kurz darauf waren es die Gäste, die per 37-Yard-Field-Goal den Game-Winner erzielten.
Andererseits aber hätte es so eng am Ende aus Panthers-Sicht nie werden dürfen. Carolina begann gut, Cam Newton (23/38, 261 YDS, TD, INT) richtete über die Read-Option mehrfach Schaden an und sein Gegenüber Alex Smith (25/38, 178 YDS, INT), ohne den verletzten Jeremy Maclin, leistete sich den ersten Chiefs-Turnover seit Week 4. Kansas City konnte offensiv zunächst überhaupt nichts ausrichten, Carolina zog so schnell davon.
Doch das Blatt wendete sich in der zweiten Halbzeit. Der Pass-Rush der Chiefs wurde deutlich stärker, hier machte sich auch das Fehlen von Ryan Kalil und Michael Oher aufseiten der Panthers bemerkbar. So endete etwa der längste Drive in der Geschichte der Panthers (20 Plays) mit einem Punt!
Und so schlug letztlich auch die Secondary zu: Eric Berry fing einen schlechten Pass von Newton zunächst ab, und trug den Ball dann sensationell zum Pick Six zurück in die Endzone. Kansas City arbeitete sich nach und nach zurück und glich schließlich per Field Goal aus, ehe eines der gefährlichsten Turnover-Teams der Liga in der Crunchtime final zuschlug.
Philadelphia Eagles (5-4) - Atlanta Falcons (6-4) 24:15 (7:0, 0:6, 3:3, 14:6) BOXSCORE
Es war das Coordinator-Duell der Woche - Atlantas Kyle Shanahan gegen Eagles-Defensive-Coordinator Jim Schwartz. Und über weite Strecken ging Schwartz als Sieger hervor.
Atlantas so gefürchtete Offense fand ihren Rhythmus lange überhaupt nicht, mehr als einige Field Goals sprangen nicht heraus. Ohne den verletzten Tevin Coleman war gegen die starke D-Line der Eagles eine gehörige Portion Sand im Running-Game-Getriebe und auch Julio Jones war zunächst unter Kontrolle.
Ganz anders dagegen das Bild der Philly-Offense - es waren nämlich die Eagles, die ihr Running Game aufziehen konnten: Ryan Mathews (19 ATT, 109 YDS, 2 TD) war die Speerspitze eines starken Run Games der Hausherren, Philly präsentierte sich als das physischere Team an der Line of Scrimmage. Allerdings machten sich die Eagles das Leben selbst schwer, aus ihrer Dominanz über die ersten drei Viertel holte Philly viel zu wenig Zählbares heraus.
Und so kam Atlanta zurück. Matt Ryan (18/33, 267 YDS, TD, INT) bestrafte die Nachlässigkeiten in der Eagles-Offense mit einem 76-Yard-TD-Pass auf Gabriel, der McKelvin ganz alt aussehen ließ. Aber Philadelphia hatte die richtige Antwort parat und kam abermals das Feld runter, dieses Mal drückte Mathews den Ball über die Goal Line. Die Falcons hatten zwar zwei Mal die Chance zurückzukommen - doch zunächst unterlief Jones (10 REC, 135 YDS) ein kostspieliger Drop, dann hielt die starke Eagles-Defense bei Fourth Down.
Jacksonville Jaguars (2-7) - Houston Texans (6-3) 21:24 (7:14, 3:0, 0:7, 11:3) BOXSCORE
Während die Colts und die Titans nacheinander jeweils gegen die Packers Werbung für die AFC South machen konnten - das direkte Division-Duell in Week 10 riss all das umgehend wieder ein. Denn es war, und das auf beiden Seiten, der nächste offensive Offenbarungseid für zwei Teams, die offensiv eigentlich in dieser Saison den nächsten Schritt machen wollten.
Dabei stach - wieder einmal - ganz besonders Jaguars-Quarterback Blake Bortles heraus. Bortles (32/49, 265 YDS, 2 TD, INT) eröffnete das Spiel mit einem grausamen Pick Six, bei welchem er Texans-Cornerback Kareem Jackson entweder nicht gesehen, oder einfach ignoriert hatte. Zwar ließ er einen guten Drive, inklusive TD-Pass auf Julius Thomas, folgen, doch seine zweite Interception war noch schlimmer: Ein Screen Pass prallte vom Fuß von T.J. Yeldon - wo ein 3-Yard-Screen-Pass nichts zu suchen hat - ab und in die Arme der Texans. Die Buh-Rufe von den Rängen häuften sich einmal mehr.
Hilfe vom eigenen Running Game (22 ATT, 80 YDS) hatte Bortles derweil auch gegen Houston selbst ohne den verletzten Vince Wilfork nicht, während sein Gegenüber Brock Osweiler seinerseits ebenfalls einmal mehr große Probleme offenbarte. Osweiler (14/27, 99 YDS, 2 TD) stand Mitte des dritten Viertels bei 9/20 für 69 Yards und neun Incompletions in Folge, nur ein langer Punt-Return ebnete den Weg zum TD-Pass auf Stephen Anderson.
Osweiler konnte die Offense trotz einiger guter Runs von Lamar Miller noch weniger bewegen, als Bortles die seinige, musste aber gleichzeitig zwei Field-Goal-Fehlschüsse seines Kickers Nick Novak schlucken. Doch angesichts der völlig inkonstanten Jaguars-Offense reichte es trotzdem zum ersten Texans-Auswärtssieg in dieser Saison.
New York Jets (3-7) - Los Angeles Rams (4-5) 6:9 (0:3, 6:0, 0:3, 0:3) BOXSCORE
Wenn das Jaguars-Texans-Spiel schlechte Offense war, und das lässt sich zweifellos sagen - was war dann erst das Duell in New York? Ein Blick auf die nackten Zahlen lässt es bereits erahnen, und das tatsächliche Geschehen auf dem Platz sah nicht wirklich besser aus.
So konnten die Rams einmal mehr kein Running Game aufziehen, sorgten aber auch mit ihren Entscheidungen für Verwunderung: Bei 1st&Goal innerhalb der 1-Yard-Line bekam Todd Gurley bei keinem der drei Plays den Ball. Die Folge: Ein Field Goal. Case Keenum (17/30, 165 YDS) half all das wenig, Jared Goff blieb dennoch auf der Bank. Gerüchte über einen Einsatz kommende Woche halten sich. Punts und vereinzelte Field Goals prägten das Bild auf beiden Seiten.
Daran konnte auch Bryce Petty nichts ändern - wenige Stunden vor dem Kick-Off war bekannt geworden, dass er anstelle von Ryan Fitzpatrick zu seinem ersten NFL-Start bekommt. Zwar begann Petty (19/32, 163 YDS, TD, INT) vielversprechend mit einem 99-Yard-Drive, an dessen Ende ein toller Trick-TD-Pass über Brandon Marshall zu Bilal Powell stand. Viel mehr aber kam nicht mehr.
Defensiv gehen derweil die enormen Probleme von Darrelle Revis weiter, dieses Mal wurde er von Kenny Britt mehrfach vorgeführt. Trotzdem stand am Ende der zweite Rams-Sieg in dieser Saison ohne eigenen Touchdown.
San Diego Chargers (4-6) - Miami Dolphins (5-4) 24:31 (0:0, 10:7, 7:14, 7:10) BOXSCORE
Aus Sicht der Chargers lässt sich diese Pleite, die San Diego in der brutalen AFC West womöglich endgültig zurückwirft, auf zwei essentielle Punkte herunter brechen: Das Running Game funktionierte gegen eine gute Dolphins-Run-Defense nicht konstant genug, so dass Melvin Gordon (24 ATT, 70 YDS) im Passing Game gefährlicher war, als im Run Game.
Doch wesentlich signifikanter: Die Turnover von Philip Rivers. Wieder lastete viel auf den Schultern des Chargers-Quarterbacks, dieses Mal zeigte Rivers (23/44, 326 YDS, 3 TD, 4 INT) Schwächen. Nachdem Jakeem Grant einen Punt kurz vor der Dolphins-Endzone fallengelassen hatte, warf Rivers einen Pick in Miamis Endzone. Wenig später ließ er die nächste Interception, wieder ein furchtbarer Wurf, folgen. Und nachdem Rivers die Chargers vier Minuten vor dem Ende mit einem 51-Yard-TD-Pass auf Tyrell Williams wieder ran gebracht hatte, machte er die Hoffnung auf eine Aufholjagd mit einem Pick Six gegen Kiko Alonso zunichte.
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Miami auf der anderen Seite profitierte von einem starken Auftritt von Ryan Tannehill (17/24, 240 YDS, 2 TD), der mehrere schwierige Würfe an den Mann brachte, unter anderem einen 39-Yard-Touchdown auf Kenny Stills. Denn auch das Run Game der Dolphins funktionierte nur bedingt, Jay Ajayi (19 ATT, 79 YDS) knackte die 100-Yard-Marke dieses Mal nicht.
Kurz vor Schluss brachte Tannehill Miami dann mit einem langen Pass auf DeVante Parker in Position, um per Field Goal in Führung zu gehen. Und doch hätte Tannehills guter Auftritt alleine mutmaßlich nicht gereicht, doch Rivers' Turnovers taten ihr Übriges.
Arizona Cardinals (4-4-1) - San Francisco 49ers (1-8) 23:20 (7:0, 13:10, 0:3, 3:7) BOXSCORE
Am Ende war von den Cards unisono Erleichterung zu hören, Coach Bruce Arians sprach gar offen davon, dass die Saison "gelaufen" gewesen wäre, hätte man das Heimspiel gegen San Francisco frisch aus der Bye Week verloren. Ein 34-Yard-Field-Goal von Chandler Catanzaro brachte letztlich den späten Sieg, doch der Auftritt der Offense dürfte Cardinals-Fans genauso wie den Coaches in der Wüste Sorgen bereiten.
Arizona konnte gegen die mit Abstand schwächste Run-Defense der Liga überhaupt kein Running Game aufziehen, ohne die langzeitverletzten Jared Veldheer und Evan Mathis wurde David Johnson (19 ATT, 55 YDS, TD) permanent deutlich hinter der Line of Scrimmage erwischt. San Francisco kontrollierte überraschend die Line, selbst aus 3-TE-Sets heraus konnten die Cards kein Running Game aufziehen.
Im Gegenzug aber funktionierte die Pass-Protection etwas besser, wodurch Carson Palmer (30/49, 376 YDS, TD, 2 INT, FUM) deutlich mehr längere Pässe anbringen konnte, als in den vergangenen Wochen. Insbesondere Michael Floyd (5 REC, 101 YDS) stach hier heraus, der Motor der Offense aber war Larry Fitzgerald (12 REC, 133 YDS), der sich allerdings eine Knieblessur zuzog. Auch die Defense begann stark und setzte Colin Kaepernick (17/30, 210 YDS, TD) von Anfang an enorm unter Druck. Doch die Löcher wurden größer.
Vor allem Underneat-Pässe wurden zu einem enormen Problem, Kaepernick fand hier immer wieder Jeremy Kerley (7 REC, 71 YDS, TD) und bewegte die Offense außerdem mit einigen starken Runs (10 ATT, 55 YDS, TD) das Feld runter. Arizonas Offense auf der anderen Seite verlor komplett ihren Rhythmus. Einerseits, weil das Run Game nicht funktionierte, andererseits, weil sich die Turnover häuften - ein Pick ging auf das Konto von Palmer, einer auf das von J.J. Nelson. Ein guter Schlussdrive sorgte zumindest für den knappen Sieg, die Probleme in der Offense bleiben aber offensichtlich.
New England Patriots (7-2) - Seattle Seahawks (6-2-1) 24:31 (7:6, 7:13, 7:3, 3:9) BOXSCORE
Analyse: Starken Seahawks gelingt Super-Revanche
New York Giants (6-3) - Cincinnati Bengals (3-5-1) 21:10 (7:7, 7:3, 0:10, 7:0) BOXSCORE