Die Vikings bekommen gegen die Packers eine heftige Packung, während die Buccaneers die NFC South gewinnen. Aber sind Brady und Co. jetzt auch ein gefährliches Playoff-Team? Außerdem: Ein erster vorsichtiger Blick auf den Draft!
Die NFL ist ein knallhartes Geschäft. Wer eine weitere Erinnerung an diese Tatsache brauchte, der musste während der vergangenen Woche nur nach Las Vegas schauen, wo die Raiders Derek Carr nicht nur zum Backup degradierten, sondern ihn gleich für den Rest der Saison freistellten.
Es liegt auf der Hand, dass die Raiders keine schwere Verletzung riskieren wollen, was nämlich weitere rund 40 Millionen Dollar in Carrs Vertrag garantieren würde. So können sie sich von Carr trennen und lediglich knapp sechs Millionen Dollar Dead Cap schlucken.
Das wiederum führt mich prompt zu meinem Einstieg hier zurück. Denn die ganze Geschichte erzählt es nicht, wenn man nur letzte Woche auf die Raiders schaute, und darauf, wie sie ihren langjährigen Quarterback, der auch nach außen emotional der klare Leader dieses Teams war, absägten.
Die Vertragsverlängerung in der vergangenen Offseason war schon ein klarer Hinweis darauf, wie die Raiders diese Situation einschätzen. Carr bekam 120,5 Millionen Dollar über drei Jahre, doch lediglich 24,9 Millionen davon waren garantiert, inklusive eines, für Quarterbacks, ungewöhnlich kleinen Unterschriftsbonus über lediglich 7,5 Millionen Dollar.
Die Struktur, welche die Raiders Carr damals vorlegten, machte 2022 unmissverständlich zu einem Prove-It-Jahr unter dem neuen Head Coach Josh McDaniels. Ein einjähriges Experiment, um schnell zu zeigen, ob dieses Duo langfristig erfolgreich sein kann. Carr stimmte diesen Bedingungen zu, er wettete auf sich selbst - und wie die Ereignisse der vergangenen Woche deutlich machten, verlor er diese Wette.
Interessant ist jetzt zunächst vor allem die Timeline. Carr hat eine No-Trade-Klausel, er wird also mitreden können, wenn die Raiders jetzt versuchen, ihn zu traden. Und: Carrs 2023er Gehalt (32,9 Millionen Dollar) sowie 7,5 Millionen Dollar seines 2024er Gehalts werden drei Tage nach dem kommenden Super Bowl automatisch von einer Garantie für den Verletzungsfall in eine komplett garantierte Summe umgewandelt.
Für die Raiders ist das also ein Drahtseilakt. Sie müssen einen Trade-Partner finden, der gewillt ist, Carr mit 40 Millionen garantiertem Gehalt zu verpflichten - und dann müssen sie darauf hoffen, dass besagter Trade-Partner bis zum Start der Free Agency, wenn der Trade offiziell werden kann, keinen Rückzieher macht. Denn sonst bleiben die Raiders vielleicht auf dieser Summe sitzen.
Auch eine Entlassung rund um den Super Bowl ist vor diesem Hintergrund keineswegs auszuschließen, wenngleich Carr für ein junges Team mit einem Playoff-Kader - die Jets oder Washington springen einen hier förmlich an - sicher Trade-Value hätte. Carr war sicher nicht das Hauptproblem bei den Raiders, und gleichzeitig ist es schwer vorstellbar, dass man hier nochmal ein Team mit Titelchancen um ihn herum hätte aufbauen können.
Die nächste Frage betrifft dann die Raiders selbst. Will Davante Adams jetzt auch weg, nachdem "sein" Quarterback demontiert und vermutlich bald abgegeben wurde? Wollen die Raiders überhaupt einen Rebuild starten? Ist das etwas, das Josh McDaniels in seiner Rolle als Head Coach überleben würde? Wäre dann eine Übergangslösung wie Baker Mayfield der nächste Schritt? Jimmy Garoppolo, vielleicht?
Oder sehen wir vielleicht jetzt den Versuch, einen dicken Fisch an Land zu ziehen und die Show in Las Vegas wieder attraktiv zu machen. Dieser Fisch könnte beispielsweise Tom Brady heißen, der Free Agent wird. Das Quarterback-Karussell in der kommenden Offseason könnte jedenfalls ziemlich spannend werden - stets mit dem Wissen im Hinterkopf, dass am Ende des Tages vor allem eiskalte Business-Entscheidungen getroffen werden.
1. Die Bucs gewinnen die NFC South
Carr wird jetzt auf dem Markt sein, vielleicht sogar als Free Agent - und der Quarterback-Free-Agent-Markt in dieser Offseason könnte generell sehr interessant werden; auch die beiden Quarterbacks, die sich am Sonntag um den NFC-South-Titel duellierten, werden dann - mutmaßlich - mit von der Partie sein.
Dieses Bucs-Panthers-Spiel, es war eine Partie, die in vielfacher Hinsicht symptomatisch für beide Teams und für das "Rennen" in der NFC South war. Mit Coaches, die ängstlich agierten: Steve Wilks ließ zwei Mal bei Vierter-und-Eins an der eigenen 42-Yard-Line punten, beim zweiten Mal antwortete Brady prompt mit einem 62-Yard-Touchdown auf Mike Evans.
Auf der anderen Seite ließ Todd Bowles ein Field Goal bei Vierter-und-Eins (!) an der gegnerischen 4-Yard-Line (!!) kicken, um von 7:14 auf 10:14 zu verkürzen. Während sich die Bucs-Offense gleichzeitig regelmäßig in langen Second- und Third-Down-Situationen befand, in welchen die zahlreichen Probleme der Offense sichtbar waren.
Mal war es schneller Druck auf Brady bei Dritter-und-Lang, mal war absolut niemand offen, mal waren Brady und sein anvisierter Receiver nicht auf der gleichen Wellenlänge. All das war auffällig, genau wie die Art und Weise, wie die Bucs in diese Situationen kamen: Ein Run für nichts, oder sogar für negative Yards, ein Shot ohne echte Chance auf eine Completion und dann zurück in einer langen Third-Down-Situation.
Wirklich alle offensichtlichen Problemzonen der Bucs waren sichtbar, vom Coaching und Play-Calling, über die O-Line- und Run-Game-Probleme, bis hin zu Separation-Problemen, aber auch zur individuellen Inkonstanz bei den Receivern und auch bei den Brady selbst.
Panthers machen mehr Spaß als die Bucs
Gleichzeitig passte es in dieses Division-Rennen und zur Art und Weise, wie die Bucs spielen und wie sie in dieser Saison nicht wenige ihrer Siege eingefahren haben, dass Tampa Bay trotz eines über weite Strecken durchwachsenen Auftritts dennoch plötzlich die Partie wieder komplett öffnen konnten.
Das hing mit mehreren Dingen zusammen: Mit dem Game-Management der Panthers, mit einzelnen individuellen Fehlern der Panthers - aber auch damit, dass die Defensive Front der Bucs ein sehr gutes Spiel ablieferte, und die Bucs phasenweise im Spiel hielt.
Und eben damit, dass die Big Plays immer noch in dieser Offense sind; dieses Mal in Form von den beiden langen Touchdown-Pässen auf Evans, bei denen sich das Fehlen von Jaycee Horn aufseiten der Panthers besonders bemerkbar machte. Brady und Evans zeigten eine spektakuläre Connection in diesem Spiel, und dass diese Dinge noch möglich sind, hält diesen Gedanken im Hinterkopf, dass Tampa eben vielleicht doch in einem einzelnen Playoff-Team gefährlich sein kann.
Auf das Spiel insgesamt betrachtet ging ich dennoch mit dem Eindruck, dass mir die Panthers-Offense eigentlich besser gefällt. Die Offense wirkt kohärenter, sie wirkt konstanter, während Tampa Bay noch immer maßgeblich von der individuellen Qualität von Brady, Evans und Godwin abhängig ist.
Carolina hat nicht nur eine klare Identität mit dem Run Game - auch wenn Tampa Bay das zumindest in diesem zweiten Duell in den Griff bekam -, mir gefallen die Panthers auch im Passspiel weitestgehend besser als die Bucs. Und das darf eigentlich nicht so sein, wenn man auf das Talent dieser beiden Teams schaut; womit wir auch wieder beim Coaching-Aspekt sind.
Panthers: Jetzt beginnt die Offseason
Und dann ist da Sam Darnold. Darnold warf mehrere wirklich gute Bälle über die Mitte - auch wenn er hier auch einen Pick fabrizierte -, seine ganze Wurfbewegung wirkt sauberer und aufgeräumter. Der Touchdown auf Moore war ein herausragender Wurf, und das Gesamtbild passt einfach.
Das Run Game, die verbesserte Offensive Line, der konstant unterschätzte D.J. Moore als Nummer-1-Playmaker, die Play-Designs, die zusammenarbeiten und Darnold Play-Action-Shots ermöglichen, und mit Darnold ein Quarterback, der das funktionieren lässt - das ist ein Floor, aber eben nicht mehr.
Und ein wenig geht das dann auch in die jetzt unweigerlich startenden Offseason-Diskussionen in Charlotte über. Steve Wilks hat eine echte Chance verdient, den Head-Coach-Posten dauerhaft zu bekommen - oder sehen die Panthers seinen Impact mehr als Kurzzeit-Boost für eine Franchise, die nach der Matt-Rhule-Ära am Boden war? Und sehen sie Darnold als Übergangslösung? Oder geht man jetzt aggressiv im Draft zu Werke?
Was Wilks aus diesem Team herausgeholt hat, das nach der Entlassung von Rhule komplett am Boden war, und wie Darnold in der zweiten Saisonhälfte gespielt hat, ist aller Ehren wert und sollte nicht leichtfertig hingenommen werden.
Manchmal sind solche Geschichten aber auch mehr im Moment relevant, als dass sie wichtig für den langfristigen Outlook sein sollten.
2. Playoff-Teams AFC: Stärken, Schwächen, Worst Case
Der Sieg der Patriots gegen die stark angeschlagenen Dolphins macht den Kampf um das letzte Wildcard-Ticket in der AFC nochmal spannend. Die Jets sind mit der Pleite gegen die Seahawks eliminiert - könnten aber dennoch das Zünglein an der Waage sein: New York spielt in Woche 18 gegen die Dolphins, während die Patriots nach Buffalo müssen. Miami muss einen besseren Record als die Patriots am Ende haben, ansonsten sind die Dolphins raus.
Buffalo Bills
Größte Stärke: Josh Allen. Wenn uns diese Saison aus Bills-Sicht eine Sache gelehrt hat, dann ist es die Tatsache, dass Josh Allen in jedem beliebigen Spiel eine Achterbahnfahrt sein kann. Das kann zu manch haarsträubendem Turnover führen - aber in den Höhepunkten ist er damit der gefährlichste Quarterback in der NFL. Denn dann ist er nicht nur mit seinem Arm brandgefährlich, sondern auch einer der gefährlichsten Runner auf der Position in der NFL, und bisweilen kann er
Größte Schwäche: Es ist und bleibt die Offensive Line. Verletzungen waren hier während der Saison immer wieder ein Thema, aber schon vor der Saison musste man die Line als potenzielle Schwachstelle in einem ansonsten sehr starken Kader herausstellen. Daran hat sich nicht viel geändert, die Line hat in mehreren Spielen auch in der zweiten Saisonhälfte gezeigt, dass sie eine Limitierung darstellt, um die Buffalo herum arbeiten muss.
Worst Case Matchup: Aus Bills-Sicht wäre eine Defense mit einer starken Defensive Line, die gegen diese O-Line nicht nur das Run Game kontrollieren, sondern auch Druck auf Allen machen kann, während sie dahinter in Coverage flexibel auftritt, das schematisch unangenehmste Matchup - denn so steigt die Gefahr maßgeblich, dass man die schlechte Version von Josh Allen bekommt. Baltimore könnte das vielleicht, ist aber nicht komplett genug. Ich sehe aber tatsächlich die Chargers mit Joey Bosa zurück als das potenziell unangenehmste Matchup.
Kansas City Chiefs
Größte Stärke: Patrick Mahomes. Zugegeben, etwas langweilig - aber Allen und Mahomes muss man bei ihren jeweiligen Teams herausstellen. Mahomes ist mein MVP-Pick für dieses Jahr, auch weil er - im Gegensatz zu Allen - noch konstanter auf höchstem Level spielt, und nicht nur jeden Wurf überall und aus jedem Winkel anbringen kann, sondern auch den Großteil der Probleme, die Defenses der Chiefs-Offense präsentieren, lösen kann.
Größte Schwäche: Die Receiver-Qualität. Auch deshalb wollte ich Mahomes beim ersten Punkt herausstellen, denn so gut Mahomes individuell spielt: Wir haben in dieser Saison schon gesehen, dass die Offense trotz Mahomes, Andy Reid und Travis Kelce Probleme bekommen kann, wenn die Receiver kaum Separation kreieren oder Drops haben. Wenn Kansas City in den ultra-kompetitiven AFC-Playoffs individuell mit den Receivern Matchups gewinnen muss, reichen dann JuJu Smith-Schuster und Co.?
Worst Case Matchup: Die Tackle-Situation hat sich stabilisiert, in meinen Augen ist auch die Defense längst nicht so anfällig, wie ihr Ruf mitunter suggerieren würde. Dementsprechend finde ich es gar nicht so leicht, hier ein echtes Worst-Case-Matchup zu entwerfen, sehe aber in erster Linie eine Elite-Coverage-Unit wie die der Baltimore Ravens als unangenehmes Matchup. Natürlich gilt das nur, wenn die Ravens dann offensiv wieder auf Lamar Jackson zurückgreifen können.
Cincinnati Bengals
Größte Stärke: Die Passing-Offense. Von wenigen Units bin ich, was die Wandlung während dieser Saison angeht, mehr beeindruckt als von der Bengals-Offense. Weil Cincinnati mehr Antworten gefunden hat, und auch weil Burrow gezeigt hat, wie souverän er aus der Pocket das Spiel machen kann, auch wenn die Big Plays nicht so da sind.
Größte Schwäche: Die Offensive Line. Die Saisonaus von La'el Collins ist jetzt keine Verletzung, welche die Bengals-Line versenkt, so gut hat Collins schlicht nicht gespielt in dieser Saison. Aber wenn wir davon ausgehen, dass sein Backup - mutmaßlich Hakeem Adeniji - eher noch schlechter sein wird, dann ist es ein Downgrade für eine Line, die schon vorher keine Stärke war.
Worst Case Matchup: Die Bengals hatten einen ihrer schwächsten Auftritte seit dem generell wackeligen Saisonstart gegen ein Team wie Cleveland, das keine unlösbaren Aufgaben präsentiert, aber das ganz simpel mit einem dominanten Pass-Rush ein Spiel an sich reißen kann. Die Bills mit Von Miller wären eine Option dafür gewesen - so komme ich hier auf die Chargers zurück, sollte L.A. Joey Bosa und Khalil Mack für den Playoff-Run bei 100 Prozent haben.
Baltimore Ravens
Größte Stärke: Die Defense. Es hat ein wenig gedauert, aber Baltimore hat sich auf dieser Seite des Balls ganz klar gefunden. Die Ravens können mit ihrer physischen Defensive Line die Line of Scrimmage kontrollieren, und sie haben vielleicht die beste Secondary in der NFL, insbesondere mit Marcus Williams zurück. Baltimore kann mit seiner Defense Low-Scoring-Spiele kreieren - auch wenn es, umso mehr in dieser AFC, schwierig ist, sich darauf zu verlassen.
Größte Schwäche: Das Passing Game. Man könnte es hier auch auf die Playmaker - oder noch konkreter: die Wide Receiver - limitieren, aber so wirklich würde das der Gesamtsituation nicht gerecht werden. Die Kaderplanung insbesondere auf der Receiver-Position in Kombination mit der Verletzung von Rashod Bateman spielt hier ganz klar mit rein, aber es sind auch die Designs im Passspiel, und ein Stück weit ist es auch die Inkonstanz auf der Quarterback-Position im Passspiel. Das schränkt die Art und Weise, wie Baltimore in den Playoffs gewinnen kann, dramatisch ein.
Worst Case Matchup: Mehr oder weniger die Teams, die Baltimore trotz der starken Ravens-Defense in einen Shootout bringen können - und gleichzeitig das Run-Game der Ravens stoppen können, um Baltimore ins Passspiel zu zwingen. Die Bills wären hier der logischste Kandidat.
Los Angeles Chargers
Größte Stärke: Justin Herbert. Einen Quarterback zu haben, der es einem erlaubt auch in den Playoffs mit stärkeren Kalibern mithalten zu können, ist ein enormer Trumpf - insbesondere mit den offensiven Limitationen, welche die Chargers in puncto Play-Calling, O-Line und Team-Speed an den Tag legen. Herbert in Topform kann L.A. kompetitiv machen - sollte sich der Pass-Rush bis zu den Playoffs als zusätzliche Stärke etablieren, sprechen wir womöglich von einem wirklich gefährlichen Team.
Größte Schwäche: Die Offensive Line. Vielleicht kehrt Rashawn Slater noch für die Playoffs zurück, das wäre natürlich ein enormer Boost. Aber reparieren würde das diese Line nicht, die in mehreren Spots sehr anfällig daherkommt; das Spiel gegen die Colts in der Vorwoche hat diese Schwachstelle glasklar unterstrichen. Bei den Chargers führt das zu einem Schneeballeffekt: Die ohnehin eher eindimensionale Offense wird dann noch eindimensionaler, um die Line zu schützen.
Worst Case Matchup: Es ist fraglos ein gutes Zeichen, dass die Defense der Chargers sich über die letzten Wochen merklich stabilisiert hat. Das macht L.A. als Team insgesamt viel gefährlicher und gibt auch der Offense mehr Spielraum für Fehler. Gleichzeitig ist es schwer, nicht Spiele wie das gegen die Colts zu schauen, und zu dem Schluss zu kommen, dass die Line den Chargers zum Verhängnis werden wird - und der Receiver-Tiefe zu vertrauen ist auch noch immer schwierig. In Kombination mit der schwachen eigenen Run-Defense könnten die Ravens ein äußerst unangenehmes Matchup darstellen.
3. Playoff-Teams NFC: Stärken, Schwächen, Worst Case
Das NFC-Playoff-Rennen ist in Woche 17 deutlich klarer geworden - aber auch nochmal spannender. Die erneute Niederlage der Eagles bringt auf einmal den Nummer-1-Seed vor Woche 18 nochmals auf den Tisch, gleichzeitig sind die Commanders und die Saints durch Green Bays Sieg eliminiert.
Die Packers haben ihr Schicksal jetzt selbst in der Hand: Ein Sieg gegen die Lions in Woche 18, und Green Bay ist mit dabei. Eine Niederlage, und die Lions wären drin - sofern nicht gleichzeitig Seattle gegen die Rams gewinnt. Diese drei Teams machen die finale Wildcard unter sich aus.
Philadelphia Eagles
Größte Stärke: Seit Wochen sprechen wir darüber, dass die Eagles den komplettesten Kader in der NFL haben, und dementsprechend schwierig ist es, hier eine einzelne Sache raus zu picken. Stattdessen würde ich einen anderen Weg wählen: Das Kollektiv ist Philadelphias größte Stärke. Es gibt für mich kein Team, zumindest nicht in den NFC-Playoffs, das Spiele auf so viele Arten gewinnen kann wie die Eagles: Mit einem dominanten Run Game, mit einer explosiven Passing-Offense, mit einer aggressiven Defense, oder mit einem dominanten 4-Man-Rush - all das haben wir in dieser Saison schon gesehen, und das ist eine riesige Qualität mit Blick auf die Playoffs.
Größte Schwäche: Anknüpfend an den ersten Punkt ist auch hier die Auswahl nicht ganz einfach. Ja, die Run-Defense ist noch nicht sattelfest, und der Verlust von Lane Johnson würde - sofern Johnson für die Playoffs nicht zurückkommt - diese starke Eagles-Line vor eine echte Probe stellen. Aber ich würde mit einem eher übergreifenden Punkt auch hier gehen: Die Unerfahrenheit. Dieses Eagles-Team in seiner aktuellen Zusammensetzung hat bisher ein Playoff-Spiel absolviert, in der Wildcard-Runde des Vorjahres war man chancenlos gegen Brady und die Bucs. Dieses Jahr wird man als Conference-Favorit in die Postseason gehen - wie gehen Sirianni, Hurts und Co. mit dieser Situation um? Insbesondere falls man früh vielleicht sogar schlicht Pech hat und es nicht läuft wie erhofft?
Worst Case Matchup: Ein Team, das die Line of Scrimmage gegen die Eagles-Line gewinnen, oder zumindest für einen ausgeglichenen Kampf sorgen kann - und das nicht nur im Pass-Rush. Und das offensiv Philadelphias Run-Defense testen kann. Kurzum: Die San Francisco 49ers.
San Francisco 49ers
Größte Stärke: Der Pass-Rush und die Playmaker. Nick Bosa hat einen sehr starken Case dafür, die Auszeichnung zum Defensive Player of the Year abzuräumen. Arik Armstead ist seit einigen Wochen zurück und zuletzt gab auch Javon Kinlaw sein Comeback. Die Niners werden zur richtigen Zeit der Saison hier fitter und führen die vermutlich dominanteste Front in der NFC in die Playoffs. Und man kann zusätzlich argumentieren, dass höchstens die Eagles in der Conference ein noch besseres Waffenarsenal an den Start bringen. Der Floor ist dadurch extrem hoch.
Größte Schwäche: Die Wildcard auf der Quarterback-Position. Brock Purdy schlägt sich bisher weit mehr als nur beachtlich, und natürlich profitiert er dabei auch von den starken Waffen, dem Elite-Play-Caller und einer guten Offensive Line. Aber so märchenhaft seine Saison bisher auch ist: Die Sample Size ist minimal für einen Spieler, der nicht grundlos der letzte Pick des vergangenen Drafts war. Die Quarterback-Position sieht Stand jetzt nicht wie eine Schwäche aus - das kann sich aber sehr schnell ändern.
Worst Case Matchup: Ein Team, das Brock Purdy in einen Shootout zwingen kann, um so die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Purdy irgendwann doch wie ein Siebtrunden-Rookie mit einer Handvoll Starts auf dem Konto spielt. Das Team, das hier mit Abstand am meisten Sinn ergibt, sind die Philadelphia Eagles, was auch unterstreicht, wie stark diese Niners selbst mit dem dritten Quarterback sind: Man kann einen fairen Case dafür machen, dass San Francisco das zweitbeste Team in der NFC ist.
Minnesota Vikings
Größte Stärke: Justin Jefferson. Wenn man ein Team wie Minnesota hat, das einen neuen Rekord für Siege in One-Score-Games in einer Saison aufgestellt hat, und das dabei eine Vielzahl an unwahrscheinlichen Comebacks hinlegen konnte, dann ist das einerseits etwas, das irgendwann ins Gegenteil umschlagen wird - andererseits ist aber auch die Frage danach interessant, wie diese Comebacks gelangen, und was ein übergreifender Faktor dabei sein könnte. Dabei kommt man unweigerlich immer wieder auf Justin Jefferson zurück, dessen Ausnahmequalitäten häufig der maßgebliche Grund dafür waren, dass Minnesota in diese Spiele zurückkam und plötzlich offensiv eine Dominanz ausstrahlte, die zuvor kaum möglich zu sein schien.
Größte Schwäche: Die Inkonstanz. Vor ein paar Wochen hätte ich hier noch klarer auf die Defense verwiesen, die sich zumindest ein wenig wieder gefangen hat. Aber es ist eher die Schattenseite der vielen One-Score-Game-Siege: Minnesotas Inkonstanz, auf beiden Seiten des Balls, aber vielleicht noch drastischer offensiv, ist eben häufig auch der Grund dafür, dass die Vikings überhaupt erst in diese Löcher fallen. Das kann in vielen Spielen noch gut gehen, und es ist in vielen Spielen für die Vikings gut gegangen. Aber in den Playoffs, wo der Spielraum für Fehler immer weiter schrumpft, dürfte das Minnesota zum Verhängnis werden.
Worst Case Matchup: Die Vikings waren in dieser Saison gegen die Eagles bereits relativ chancenlos und kamen gegen die Cowboys später in der Saison böse unter die Räder - genau wie diese Woche gegen die Packers. Ich würde sagen, dass der Worst Case für Minnesota ein Gegner ist, gegen den man nur sehr schwer in das Spiel zurückkommen kann, wenn man selbst mal in einem Loch ist, weil dann auch die Defense die Tür zumachen kann. Und hier liegt das Problem für die Vikings: Sowohl die Eagles und die Cowboys, als auch die 49ers fallen in diese Kategorie, und diese drei Teams sehe ich auch ein klares Tier über Minnesota in der NFC.
Tampa Bay Buccaneers
Größte Stärke: Die No-Huddle-Offense? Vermutlich keine ganz faire Antwort, aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr trifft das in meinen Augen zu. Der frisch gebackene NFC-South-Champion hat zwar ein namhaftes Receiver-Corps, das außerhalb von Evans aber nicht auf dem Level spielt, das man sich angesichts der Namen erhoffen würde. Auch auf Brady trifft das zu. Die Defensive Front konnte gegen die Panthers ein Lebenszeichen abgeben, vielleicht ist hier ein Hoffnungsschimmer. Aber am gefährlichsten sind die Bucs, wenn Brady das Spiel an der Line of Scrimmage gestalten und auch tief gehen kann.
Größte Schwäche: Das offensive Play-Calling. Die Offensive Line wäre hier auch eine faire Antwort, gleichzeitig würde ich auch sagen, dass besseres Play-Calling die Line auch merklich entlasten könnte. Das fehlt jedoch komplett, und es ist kein Zufall, dass die besten Auftritte der Bucs-Offense über die zweite Saisonhälfte fast durch die Bank weg dann kamen, wenn man aufholen und aufs Tempo drücken musste.
Worst Case Matchup: Die Eagles, und damit schließt sich der Kreis. Im Vorjahr noch wirkte Philadelphia im Wildcard-Duell bei den Bucs wie der unerfahrene Jungspund, der sich erst noch an das Konzert der Großen gewöhnen muss - und irgendwo stimmte das ja auch. Jetzt sind die Eagles das dominante Team, Philadelphia mit seiner tiefen Pass-Rush-Rotation sollte die O-Line der Bucs attackieren können, und ist offensiv absolut in der Lage, diese Bucs-Defense mit Big Plays zu erwischen. Und dann sind die Eagles zu stark, als dass Tampa Bay noch mit einem späten Comeback diese Defizite wieder ausgleichen könnte.
Dallas Cowboys
Größte Stärke: Der Pass-Rush. Es ist und bleibt eine Ausnahme-Unit, und falls die Cowboys wirklich einen Playoff-Run hinlegen, wird das denke ich auch sehr stark mit dominanten Auftritten von Micah Parsons, Demarcus Lawrence und Co. zusammenhängen. Diese Unit kann Dallas Spiele gewinnen.
Größte Schwäche: Die Receiver-Qualität. CeeDee Lamb ist ein toller Receiver, und er und Dak Prescott können Spiele an sich reißen. Aber Michael Gallup erlebt nach der Verletzung eine schwierige Saison, und wenn man dann auf einen T.Y. Hilton frisch von der Couch angewiesen ist, dann ist das nicht ideal - und es unterstreicht die Lücke, welche die Cowboys hier im direkten Vergleich zu den Eagles und 49ers haben.
Worst Case Matchup: Wir haben in den vergangenen Jahren gesehen, wie kritisch ein tiefes Waffenarsenal für einen Playoff-Run sein kann. Letztes Jahr war das Paradebeispiel, mit den Bengals, deren Offense ohnehin über die Playmaker aufgebaut war, und den Rams, die, so großartig Cooper Kupps Saison auch war, es in meinen Augen ohne Odell Beckham nicht in den Super Bowl schaffen. Eine Defense wie die der 49ers, die Dallas offensiv eindimensional machen kann - genau das haben wir letztes Jahr in der Wildcard-Runde gesehen - könnte die Cowboys vor die größten Probleme stellen.
New York Giants
Größte Stärke: Die Defensive Line. Dexter Lawrence spielt eine monströse Saison und gehört in die All-Pro-Konversation. Rookie Kayvon Thibodeaux hat sich merklich gesteigert und ist als Pass-Rusher mittlerweile eine feste Größe, sodass Leonard Williams, einst Anker und Dreh- und Angelpunkt dieser Unit, nur noch die dritte Geige spielen muss - und das ist ausdrücklich positiv zu verstehen. Falls dann noch Speed-Rusher Azeez Ojulari, der erst in Woche 13 nach achtwöchiger Pause zurückkehrte, in den Playoffs ein Faktor sein kann, ist das eine Defensive Line, die Spiele auch als Underdog kippen lassen kann.
Größte Schwäche: Die Playmaker. Es ist ein konstantes Thema in dieser Giants-Saison, und zusätzliche Verletzungen im Laufe des Jahres - etwa von Rookie Wan'Dale Robinson - haben die Problematik noch eklatanter gemacht. Die Giants müssen mit dem Run Game, nicht zuletzt auch über Daniel Jones, in Kombination mit der Defense Spiele eng halten. In möglichen Shootouts werden sie vermutlich keine Chance haben.
Worst Case Matchup: Ich würde hier mit den Cowboys und den Eagles gehen, zwei Teams, die offensiv die auch in ihren Coverage-Strukturen aggressive Giants-Defense vor erhebliche Matchup-Probleme stellen, und dann die Offensive Line der G-Men dominieren können. Dass die Giants überhaupt an diesem Punkt stehen, ist beachtlich und verdient jede Menge Lob, insbesondere in Richtung des Trainerstabs. Aber es steht auch außer Frage, dass die Giants in den NFC-Playoffs sehr früh über ihrer Gewichtsklasse boxen müssen.
4. Vikings-Klatsche gegen Green Bay: Teil des Skripts
Ich habe über die letzten Wochen viel über die Vikings nachgedacht. Was sich anhört, wie ein versteckter Schrei nach Hilfe, hat allerdings auch zu einigen Perspektivwechseln geführt, was die Betrachtung dieser Vikings-Saison, und dann darüber hinaus auch was Team-Building generell angeht.
Um zunächst einmal eine Sache aus dem Weg zu räumen: Nein, ich bin nicht zu der Erkenntnis gelangt, dass die Vikings ein Titelanwärter sind. Minnesota hatte historisches Glück in One-Score-Games, und ich sage hier bewusst "Glück", auch wenn es natürlich nicht nur Glück war.
Manche Comebacks waren spektakulär und hochverdient, aber so viele enge Spiele in einer Saison zu gewinnen, dazu gehört auch Glück - Glück, das in aller Regel irgendwann auch wieder ins Gegenteil umschlägt, und dann können auch mal unverhältnismäßig viele enge Spiele verloren gehen, die man vorher gewonnen hat.
Ich sehe die Vikings als ein Team mit klaren Defiziten, weshalb ich Minnesota auch keinen Playoff-Run zutraue, und die Vikings eine Stufe hinter den Top-Teams in der Conference einstufe. Aber es ist schwer, nicht zu dem Schluss zu kommen, dass die Vikings eine äußerst unterhaltsame Saison gespielt haben - vielleicht mehr als jedes andere Team. Und: Natürlich kann niemand ausschließen, dass die Vikings auch in den Playoffs eines, vielleicht zwei, vielleicht auch drei Spiele auf "ihre verrückte Art und Weise" gewinnen.
Top-Quarterback - Top-Favorit?
Nun ist es sicher nicht das höchste Level an Team-Building und strategischer Saisonplanung, zu sagen, dass man ja "vielleicht ein paar verrückte Playoff-Spiele gewinnen kann". Natürlich nicht, aber gleichzeitig gibt es nur eine Handvoll Teams, die an den Start einer jeden Saison gehen und realistisch vom Titel sprechen können - in aller Regel sind es Teams mit Elite-Quarterbacks.
Und auch hierbei entpuppen sich manche Vermutungen als Fehleinschätzung. Die Bucs und die Rams waren beide Top-5 in Super-Bowl-Quoten vor dieser Saison; in beiden Fällen haben wir einen klaren Rückschritt des gesamten Kaders, aber auch der Quarterbacks gesehen.
Die anderen Teams in der Top 6: Buffalo, Kansas City, Green Bay und die Chargers - allesamt Teams, die mit absoluten Top-Quarterbacks an den Start dieser Saison gegangen sind, und das ist natürlich keine Überraschung. Man braucht ein möglichst komplettes Team, zumindest ohne gravierende Schwachstelle, gutes Coaching und auch immer etwas Glück, allein in puncto Verletzung, um nach einem Titel zu greifen.
Trotz alledem bietet der Elite-Quarterback nicht nur die beste Chance auf den Titel - er erlaubt auch den meisten Spielraum für Fehler in den oben genannten Punkten.
Der Wert einer kompetitiven Saison
Nun liegt es in der Natur der Sache, dass es von diesen Quarterbacks nur sehr wenige gibt, und das bringt uns zurück zu den Vikings, zu Kirk Cousins - und zu einer übergreifenden, elementaren Frage: Wie sinnvoll ist es, als Team in eine solche Saison zu investieren, in der man von Anfang an ein Handicap überwinden muss, weil man eben keinen dieser Top-Quarterbacks hat?
Gerade die Vikings waren vor dieser Saison ein interessanter Kandidat für diese Überlegung. Ein Team, das mit neuem Head Coach und neuem GM einen Neustart eingeleitet hatte, nachdem es jahrelang im Liga-Mittelfeld verbracht hatte. Cousins zu traden und den Neustart erst so richtig radikal einzuleiten, schien hier zumindest eine denkbare Option zu sein, die in die neu gesetzte Timeline gepasst hätte.
Stattdessen gaben die Vikings Cousins im März eine weitere kurzfristige Vertragsverlängerung, welche ihn auch 2023 an die Franchise bindet und gleichzeitig seinen Cap Hit für 2022 senkte. Sie investierten bewusst nochmals in das Cousins-Fenster, statt ein neues Kapitel zu öffnen.
Die diesjährige Vikings-Saison, so sehr sie von Zufällen und auch Glück beflügelt sein mag, zu beobachten, hat auf jeden Fall meine Blickweise auf die Extreme der Quarterback-Position etwas aufgeweicht.
Jedes Team, das keinen dieser Quarterbacks hat, sollte immer versuchen, den nächsten Elite-Quarterback zu finden und dann auch gewillt sein, Ressourcen zu investieren, um diesen Quarterback zu bekommen. Aber womöglich findet man einen solchen Quarterback nie; und es steckt auch Positives darin, als Team aus dem oberen Mittelfeld eine Saison unter der Marschrichtung anzugehen, möglichst kompetitiv zu sein. Für den Unterhaltungsfaktor, und aber auch, weil man nie weiß, ob man vielleicht in einen Lauf kommt, der einen unerwartet weit nach vorne katapultiert.
Klatsche gegen die Packers: Wenn alles schief läuft
Der Knackpunkt liegt in meinen Augen darin, wie sehr man sich aus Roster-Building-Perspektive dazu committed. Also, wie langfristig man in diese Version des eigenen Teams investiert, oder anders gesagt: Wie schnell man aus dieser Version des eigenen Teams rauskommen kann - so wie es die eingangs erwähnten Raiders mit Derek Carr und dieser Version ihres Teams jetzt machen.
Denn der andere Knackpunkt ist der, dass man sein eigenes Team richtig einschätzt. Hier lagen die Raiders in der vergangenen Offseason falsch, und es wird uns viel über das Vikings-Regime sagen, wie sie diese Saison hier einschätzen, und für welche Strategie sie sich in der kommenden Offseason entscheiden.
Denn dieses Packers-Spiel, das komplette Desaster, das dieses Spiel aus Vikings-Sicht, war gewissermaßen Teil des Skripts dieser Vikings-Saison. Minnesota hatte diese Spiele immer wieder mal; gegen Dallas, in der ersten Hälfte gegen die Eagles, in der ersten Hälfte gegen die Colts - und manchmal kommt man dann zurück, gegen die Top-Teams allerdings eher seltener.
Diese Höhen und Tiefen, sie sind ein logischer Teil der DNA der Saison eines Teams, dessen Record deutlich besser aussieht als die Leistungen auf dem Platz. Und gegen Green Bay, als man einen 105-Yard-Return-Touchdown sowie einen 75-Yard-Pick-Six kassierte, als man zwei Field Goals verschoss, als man selbst bei drei Versuchen von der 1-Yard-Line nicht in die Endzone kam - hier kam viel zusammen, und das eben nicht zum ersten Mal.
Vikings: Playoff-Aussichten bleiben unverändert
Auch Teil dieser Aufzählung sind die frühen Verletzungen von Right Tackle Brian O'Neill, sowie von Backup-Center Austin Schlottmann, der bereits den verletzten Garrett Bradbury vertrat. Diese Ausfälle machten sich gravierend bemerkbar und machten es noch schwieriger, einen Weg zurück in dieses Spiel zu finden.
Das ist eine gute Überleitung zurück zum Einstieg. Wenn ein Elite-Quarterback einem dabei hilft, Defizite in anderen Bereichen des Kaders - manchmal auch nur innerhalb eines Spiels - zu kaschieren, dann kann man konstatieren, dass in mehr als einem Spiel dieser Saison sichtbar war, dass Cousins in dieses oberste Quarterback-Tier eben nicht gehört.
Aber selbst diese deutliche Pleite ändert nicht viel an den Playoff-Aussichten der Vikings. Genauso wenig wie die deutliche Pleite gegen die Cowboys. Denn: Dieses Team ist so unberechenbar, dass uns nichts überraschen sollte.
Und manchmal geht es auch darum, sich selbst eine Chance zu geben - während man sich gleichzeitig den Spielraum bewahrt, um in der nächsten Offseason eine ehrliche Selbstevaluation durchzuführen.
5. Mini Mock Draft: Ein erster Blick auf die Offseason
Mit den Ergebnissen in Woche 17 nimmt auch die Draft-Spitze immer konkretere Formen an. Die Niederlage der Cardinals gegen Atlanta garantiert Arizona einen Top-6-Pick, die Broncos manifestieren den Nummer-3-Pick - für die Seahawks, wohlgemerkt. Houston ist noch eine weitere Niederlage - oder einen Bears-Sieg - vom sicheren Nummer-1-Pick entfernt.
Genau wie die Draft-Reihenfolge stecken auch meine Draft-Vorbereitungen noch in der Frühphase, der erste Überblick über die kolportierten Top-Prospects ist gerade erst abgeschlossen, die ersten detaillierten Profile sind in Arbeit.
Einen ersten, sehr frühen Blick auf den Draft zu werfen, ist an diesem Punkt der Saison, in der für viele Teams die Offseason immer stärker in den Fokus rückt, trotzdem spannend. Um einen ersten Überblick, ein erstes Gespür dafür zu bekommen, wie die Top-5 aussehen könnte, welche Spieler hier in Frage kommen - und welche Szenarien denkbar erscheinen.
So ist diese Übung hier auch zu verstehen. Für manche Teams geht jetzt der volle Blick auf die Playoffs, und diese Teams werden noch ausreichend Zeit und Würdigung über die nächsten Tage und Wochen bekommen. Dann aber rückt das Thema Offseason-Strategien zunehmend in den Vordergrund - und damit die Teams, die in diesem Jahr ganz weit weg sind von den Playoffs.
1. Pick: Houston Texans - Bryce Young, QB, Alabama
Ich bin gespannt, ob sich dieser Pick in den unzähligen Mock Drafts dieser Welt bis Ende April noch in größerem Umfang ändert. Vielleicht die größte Frage geht dabei in die Richtung, ob Young mit seinen Maßen sowohl was die Größe, vor allem aber was das Gewicht angeht, bei den Texans durch das Raster der Mindestanforderungen fällt. Das könnte diesen Pick dann hochspannend machen; dass die Texans aber auf einen Quarterback gehen, steht für mich außer Frage.
2. Pick: Chicago Bears - Jalen Carter, DT, Georgia
Wenn die Bears am Ende den Nummer-2-Pick haben, könnte ich mir gut vorstellen, dass Ryan Poles sehr gewillt wäre, nach unten zu traden. Chicagos Kader hat viele Lücken, und die Bears könnten mehr hohes Draft-Kapital dringend gebrauchen. Mit den Seahawks und den Cardinals dahinter, die mutmaßlich nicht im Quarterback-Markt sein werden, könnten Teams aber auch auf einen niedrigeren Preis zocken, und eher den dritten oder vierten Pick als Trade-Ziel anpeilen - natürlich auf die Gefahr, dass dann ein anderes Team ihnen zuvorkommt. Bleiben die Bears an 2, ist Carter für mich die logischste Wahl: Ein Elite-Defensive-Tackle-Prospect, auf der Position, die für Matt Eberflus' Defense noch mehr als der Edge-Rusher Dreh- und Angelpunkt ist.
+++ Mock-Trade: Die Panthers traden mit den Seahawks +++
3. Pick: Carolina Panthers (via Seahawks, via Broncos) - Will Levis, QB, Kentucky
Wenn ich auf den kommenden Draft schaue, dann gibt es aus Team-Perspektive ein Thema, das mir mehrfach aufgefallen ist: Es gibt ungewöhnlich viele Teams, bei denen ich mir ziemlich sicher bin, dass sie auf einen Quarterback im Draft gehen werden. Die Texans stehen an einem Punkt in ihrem Rebuild, an dem eine Veteran-Lösung keinen Sinn ergibt. Ähnlich könnte man bei den Falcons argumentieren, sollte man nicht sehr viel von Desmond Ridder halten. Die Panthers, genau wie die Colts, haben es jetzt wiederholt mit Routiniers versucht, und sollten beide an einem Punkt angekommen sein, an dem der klare Fokus auf einem jungen Franchise-Quarterback liegt. Nicht zuletzt, in beiden Fällen, zusätzlich gepusht durch den jeweiligen Owner. Levis' Potenzial ist enorm und gerade Teams, die schon lange händeringend nach einem Franchise-Quarterback suchen, könnte er mit seiner Upside und seinen physischen Tools an einen Spieler wie Josh Allen erinnern.
4. Pick: Arizona Cardinals - Will Anderson, Edge, Alabama
Für die Cardinals wäre das ein fraglos guter Verlauf: Zwei Quarterbacks sind bereits weg, damit könnte ihr Pick auch ein begehrtes Trade-Ziel sein, sollte noch jemand vor die Colts kommen wollen; sollte nur ein Quarterback in der Top 3 vom Board gehen, wäre das hier vermutlich der Trade-Sweetspot für den zweiten Kandidaten. Auf der anderen Seite garantieren zwei frühe Quarterback-Picks, dass mindestens eines der defensiven Ausnahme-Talente fällt. Anderson wäre hier dementsprechend ein Best-Case-Szenario, für ein Team, das dringend in seine Defensive Line investieren muss und das einen Nummer-1-Pass-Rusher dringend benötigt. Anderson ist diese Art Spieler, er könnte Arizonas Defense transformieren.
5. Pick: Indianapolis Colts - C.J. Stroud, QB, Ohio State
Wir können stark davon ausgehen, dass die Colts in der kommenden Saison mit einem neuen Head Coach an den Start gehen werden. Der GM dagegen? Das steht auf einem anderen Blatt, und Chris Ballard scheint eine reelle Chance zu haben, noch eine weitere Quarterback-Entscheidung für die Colts treffen zu dürfen. Wenn ich an Ballards Profil als GM denke, dann ergibt Stroud hier durchaus Sinn, selbst wenn eine größere Wildcard wie Will Levis noch zu haben gewesen wäre. Stroud ist die "sichere" Lösung; ein Quarterback, bei dem man zuversichtlich sein kann, solange man ihm gute Umstände baut. Auf wen die Wahl letztlich auch fällt, ich gehe fest davon aus, dass die Colts in der ersten Runde einen Quarterback nehmen werden. Die Zeit der Veterans und Übergangslösungen sollte vorbei sein.
Eigentlich wollte ich auf Trades hier noch verzichten, aber ich sehe zu viele Teams - Detroit, Carolina, die Raiders - außerhalb der Top-5, die letztlich viel investieren könnten, um für den zweiten Quarterback vor die Colts zu klettern. Und da es hier mehr um generelle Dynamiken als um konkrete Resultate gehen sollte, wollte ich diese Möglichkeit mit abbilden.
Gleichzeitig aber bin ich auch sehr gespannt darauf, wie die Liga diese Quarterback-Klasse einschätzen wird. Letztes Jahr, als einzig Kenny Pickett (Pick Nummer 20) in den ersten 70 Picks ausgewählt wurde, war die Botschaft unmissverständlich klar: Die Liga hielt nicht viel von den Quarterbacks.
Die Klasse für den kommenden Draft wirkt deutlich stärker, gleichzeitig ist es - und in dieser Hinsicht erinnert es mich ein wenig an 2018 - eine stilistisch sehr vielseitige Klasse. Will sagen: Teams werden vermutlich massiv unterschiedliche Quarterback-Boards am Ende haben, was auch dazu führen könnte, dass die ganz aggressiven Uptrades - also in die Top-5 - vielleicht ausbleiben, und eher Teams in die 7-12-Range klettern werden.
Generell ist mein bisheriger Eindruck der Klasse, dass es - neben dem bunten Quarterback-Potpourri - ein defensiv geprägter Draft ist. Ich habe Stand jetzt nicht den Eindruck, dass es die Elite-Prospects auf Tackle oder Receiver gibt, was diesen Draft schon klar von vergangenen Jahren abgrenzt. Dafür ist insbesondere die Qualität in der Defensive Line in der Spitze außergewöhnlich.
Bis zum Draft wird selbstredend noch viel passieren. Die Top-10-Reihenfolge muss zunächst ausgespielt werden, dann kommen Free Agency und Trades. Und ich kann schon jetzt sagen, dass ich mich auf diese Zeit des Jahres einmal mehr extrem freue.