DIE NFL PREDICTIONS
2018
Football ist endlich richtig zurück - die Regular Season steht vor der Tür, die Eagles eröffnen die Saison gegen Atlanta. Somit ist es an der Zeit für die Predictions! Wer wird der MVP? Welche Rookies sichern sich die Awards? Und wer gewinnt den Super Bowl?
Inzwischen fühlt es sich schon fast wieder an, als wäre es eine Ewigkeit her. Das "Philly Special", Doug Pedersons Mut in den größten Momenten seiner bisherigen Karriere, Nick Foles, der spielt wie ein Besessener - und eine über fünf Monate gelobte Defense, die lange den Shootout im Super Bowl gegen die New England Patriots nicht verhindern konnte, dem Spiel dann aber doch ihren Stempel aufdrückte.
Die Philadelphia Eagles gehen zum allerersten Mal als der amtierende Super-Bowl-Champion in eine Saison, und wie nur wenige Teams in den vergangenen Jahren sind sie dafür aufgestellt, auch in die kommende Spielzeit als einer der heißesten Titelanwärter zu gehen.
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Gleichzeitig allerdings ist die NFC so spannend und so hochgradig besetzt wie schon lange nicht mehr. Die Los Angeles Rams haben massiv aufgerüstet, um die Titel-Chancen zu maximieren, so lange Jared Goff noch unter seinem Rookie-Vertrag spielt.
Die Green Bay Packers erhalten einen komplett gesunden Aaron Rodgers zurück, die Minnesota Vikings haben in Kirk Cousins den dicksten Free-Agency-Fisch an Land gezogen und im Süden muss man New Orleans und Atlanta wieder ganz oben auf dem Zettel haben. Ganz zu schweigen von den obligatorischen Teams, die man vielleicht noch nicht ganz so stark einschätzt, die aber Anfang Dezember plötzlich mitten im Playoff-Rennen stehen (hallo, San Francisco).
Die neue NFL-Saison steht vor der Tür, die spannendste Liga der Welt strotzt einmal mehr nur so vor Storylines - und die NFL vorherzusagen ist die vielleicht schwierigste Aufgabe in diesem Job.
Und trotzdem ist es nicht nur eine Einladung für Diskussionen, es ist auch eine fantastische Übung. Will man die Awards und den Super-Bowl-Sieger versuchen zu prognostizieren, ist man dazu gezwungen, sich mit der ganzen Liga und sehr vielen Spielern zu beschäftigen.
Also: nehmt die folgenden Zeilen nicht nur als Prediction, sondern auch als einen generellen Überblick über die NFL, wie ich sie aktuell, aber auch mit Blick auf die nächsten fünf Monate einschätze.
LETS GO!
Der Vergessene
"Ich glaube nicht, dass er wirklich gut ist. Er und T.Y. Hilton, sie hatten diese Connection in der Vergangenheit, und das hat dafür gesorgt, dass er etwas mehr heraus sticht. Aber ich glaube nicht, dass er gut ist."
Als Jaguars-Cornerback Jalen Ramsey vor ein paar Wochen zu seinem wilden Quarterback-Rundumschlag ausholte, wurden viele große Quarterbacks nicht gerade mit Samthandschuhen adressiert. Die Aussage, dass "Andrew Luck nicht gut" ist, war aber eines der Statements, das einen mit am meisten die Stirn runzeln ließ.
Vielleicht ist es Zeit für einen kleinen Reminder?
Ein Teil von Ramseys Aussage ist sogar belegbar - Luck und Hilton hatten in den vergangenen Jahren eine besondere Connection. Zwischen 2006 und 2017 haben nur drei Quarterback-Receiver-Duos ein besseres Passer Rating bei Pässen, die mindestens 20 Yards weit das Feld runter fliegen: Russell Wilson und Doug Baldwin, Philip Rivers und Antonio Gates sowie Kurt Warner und Larry Fitzgerald.
Sieht man von der durch Verletzungen geprägten 2015er Saison ab, dann blickt Luck auf drei Elite-Saisons seit 2013 zurück. Er war es, der Colts-Teams, die ansonsten dort nichts zu suchen hatten, tief in die Playoffs trug.
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Luck ist einer der besten Quarterbacks aus einer sauberen Pocket heraus, gleichzeitig aber auch einer der drei, vier besten Quarterbacks spät im Down. Er musste von Anfang an in seiner Karriere komplexe, tiefe Route-Kombinationen mit tiefen Dropbacks verarbeiten; mit konstant hohen Big-Play-Quoten und spektakulären Pässen gegen Pressure belohnte er das Vertrauen seiner Coaches.
Inzwischen ist es über eineinhalb Jahre her, dass Andrew Luck einen Regular-Season-Pass geworfen hat. Ironischerweise übrigens war das der Last-Minute-Game-Winner gegen Ramseys Jaguars. Es folgte die unrühmliche Offseason im vergangenen Jahr, als die Colts-Verantwortlichen so lange darauf pochten, dass Luck nach seiner Schulter-OP schon fit werden wird, bis die Regular Season halb vorbei war.
Jetzt aber ist er tatsächlich zurück.
Und Luck ist nicht einfach nur zurück, es ist ein neuer Trainerstab und eine neue Offense in Indianapolis. Frank Reich wurde aus Philadelphia geholt, wo er gerade mit einem stilistisch sehr ähnlichen Quarterback in Carson Wentz äußerst erfolgreich gearbeitet hat. Was also bedeutet das taktisch ganz konkret für Luck?
Wo Indianapolis in vergangenen Jahren eine vertikale Offense war, werden jetzt mehr horizontale Pässe Einzug erhalten. Luck wird den Ball schneller loswerden, Reich kommt aus der Run-Pass-Option-lastigsten Offense der vergangenen Saison und hat bereits angekündigt, dass Indianapolis aufs Tempo drücken wird. Mehr kurze Pässe, mehr Option-Elemente, 2-Tight-End-Formationen, mehr No-Huddle-Offense sollte also ab September die Colts-Offense prägen - mit Downfield-Shots natürlich noch eingebaut.
All das wird Luck dabei helfen, seinen Rhythmus möglichst schnell zu finden, effizienter zu spielen sowie die Hits runter schrauben. Und die vertikalen Plays, in denen Luck seine Stärke spät im Down ausspielen kann, wird es noch immer geben - das legt auch der Draft der Colts nahe. Mit zwei hoch gepickten Guards, allen voran Quenton Nelson, verstärkte Indianapolis seine Interior Line und sollte sich hier deutlich über dem Liga-Schnitt einpendeln.
Ja, Lucks Schulter gilt es, zu beobachten, gerade bei langen Pässen. Und ja, es gibt namhafte Konkurrenten um diesen Award. J.J. Watt, David Johnson, Odell Beckham etwa, um nur einige zu nennen. Aber die Quarterback-Position ist in der heutigen NFL so wichtig wie noch nie und damit auch so präsent wie noch nie.
Und wir alle sollten nicht vergessen, wie gut Andrew Luck bislang war.
Captain Obvious
Seien wir ehrlich: für die meisten ist es hier eine einfache Wahl. Man mag über Sam Darnold diskutieren - ich bin der Meinung, dass er noch nicht so weit ist, wie es vielleicht in der Preseason (Woche 3 mal ausgenommen, das war sein mit Abstand bester Auftritt) teilweise den Anschein hatte - und es gibt auch andere Kandidaten:
Roquan Smith wird in Chicago eine Tackling-Maschine sein und auch in Coverage ein elementarer Bestandteil einer guten Defense. Bradley Chubb wird in Denver davon profitieren, dass er gegenüber von Von Miller aufläuft. Ist Sony Michel fit, könnte er bei den Patriots eine große Rolle einnehmen; auch wenn wirklich niemand ein Belichick-Backfield prognostizieren kann. Harold Landry in Tennessee ist ein Kandidat für 10+ Sacks. So stark ist der Edge-Rusher, er wäre meine zweite Wahl hinter Barkley.
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Aber unter dem Strich wird Barkley der spektakulärste und präsenteste Rookie 2018 sein. Die Giants haben den Nummer-2-Overall-Pick in ihn investiert, sowie einen Zweitrunden-Pick in Guard Will Hernandez und sehr viel Geld in Left Tackle Nate Solder. Zumindest die linke Seite der Line sollte im Run-Blocking weit vorne anzusiedeln sein.
Die Offense geht von der vorhersehbaren, stark durch Isolation-Routes sowie wenig flexible Formationen und Personnel-Groups geprägten Offense von Ben McAdoo zum variablen Scheme von Pat Shurmur. 2-Tight-End-Sets und daraus eine effiziente Mischung aus Run Plays und Play Action, Motion, präziser Route-Kombinationen, verdeckte Releases für Receiver an der Line of Scrimmage - New York wird sich offensiv ganz anders präsentieren.
Davon werden Beckham, Sterling Shepard und Evan Engram profitieren, Barkley aber ist ein zentraler Schlüssel für die neue Offense. Einmal als Runner, wo er - auch wenn er gleichzeitig regelmäßig Runs hat, die früh gestoppt werden - mit langen Big-Play-Runs die Highlight-Clips prägen wird.
Vor allem aber als Receiver, und hier ist der Wert eines Running Backs in der heutigen NFL wesentlich höher.
Shurmur, dessen Vikings-Offense letztes Jahr nach der DVOA-Metrik die drittbeste Passing-Offense war, hat gezeigt, wie gut er einen flexiblen Running Back einsetzen kann. Zunächst mit Dalvin Cook, nach dessen Verletzung dann mit Jerick McKinnon.
Barkley wird als Receiver aus dem Backfield eingesetzt werden, genau wie als Matchup-Waffe an der Line of Scrimmage. Er führte alle Running Backs im diesjährigen Draft mit mindestens 40 Targets laut Pro Football Focus in Yards pro gelaufener Route (1,9) und Yards nach dem Catch (644) an. Kombiniert man das mit der Tatsache, dass die Giants-Backs letztes Jahr kombiniert auf 608 Receiving-Yards kamen - also weniger, als Barkley nach dem Catch hatte - dann kann man sich ungefähr vorstellen, welcher Quantensprung die Offense stilistisch erwartet.
New York hat in Barkley investiert, um eine Elite-Matchup-Waffe und einen modernen Receiving-Back in ihren Reihen zu haben. Das ist mit Blick auf die Draft-Ressourcen immer noch diskussionswürdig, sehr sogar.
Auf dem Feld aber wird er der der spektakulärste und der omnipräsente Rookie dieser Draft-Klasse sein.
Das Monster
In der heutigen NFL gibt es einfach gesagt zwei Optionen, wie man eine Defense aufbauen sollte, wenn man theoretisch bei Null beginnt: Mit einem Shutdown-Cornerback oder mit einem dominanten Edge-Rusher.
Die Broncos sind auch nach einigen Abgängen in den vergangenen Jahren noch immer in der luxuriösen Situation, beides zu haben: Chris Harris ist einer der besten Cornerbacks der Liga - und Von Miller ist der beste Edge-Rusher in der NFL.
Das war auch letztes Jahr sichtbar. Kein Edge-Defender hatte mehr Pressures (die Summe aus QB-Hits, -Hurries und -Sacks) als Von Miller (83), alle 5,7 Snaps gelang ihm gemäß den Statistiken von Pro Football Focus ein Pressure. Damit war er beinahe auf seinem absurden Level im Super-Bowl-Jahr 2015 (alle 5,5 Snaps damals).
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Als Team aber fiel Denver letztes Jahr in puncto Pressures trotz Von Millers individueller Dominanz auf den 21. Rang; in den fünf Jahren davor waren die Broncos hier nie tiefer als Platz 5 und belegten zwei Mal die Pole Position.
Was wird sich also 2018 ändern? Da wäre Denvers diesjähriger Erstrunden-Pick Bradley Chubb, der in der Base-Defense eine sofortige Verstärkung gegenüber von Von Miller darstellt. Außerdem sollte Shaq Barrett endlich Shane Ray überholen. Bereits letztes Jahr war er der klar bessere Spieler und legte immerhin seinerseits 43 Pressures auf.
Gemeinsam mit einem endlich wieder fitten Derek Wolfe in der Mitte wird Denvers Pass-Rush viel ausgeglichener sein, während gleichzeitig die verbesserte Offense um Case Keenum die Defense auch mal häufiger mit einer Führung im Gepäck aufs Feld schicken sollte. Es ist also alles angerichtet für den besten Edge-Rusher.
Andere Kandidaten sind Joey Bosa, Aaron Donald, Khalil Mack, Luke Kuechly, Bobby Wagner, Chandler Jones, Xavier Rhodes oder auch Jalen Ramsey. Allerdings muss man im Hinterkopf behalten, wie diese Awards funktionieren - ein Shutdown-Cornerback, der keine normalen Stats produziert, weil er kaum getestet wird und kaum Completions zulässt, hat es ungemein schwer, in der öffentlichen Wahrnehmung an einem 18-Sack-Pass-Rusher vorbeizukommen.
Bosa und der amtierende Champion Aaron Donald sind in meinem Ranking am Ende auf dem geteilten zweiten Platz gelandet. Von beiden erwarte ich dominante Saisons, gerade bei Donald wird es spannend sein zu sehen, wie Defenses auf ihn und Ndamukong Suh gemeinsam in der Mitte reagieren. Gleichzeitig fehlt es den Rams an Edge-Rushern, um Offensive Lines so richtig zu Eins-gegen-Eins-Matchups zu zwingen.
Miller wird die bekommen und nach einer individuell herausragenden Vorsaison jetzt auch wieder in einer dominanteren Defense spielen.
Die ultimative Waffe
Der MVP-Award wurde in den vergangenen Jahren durch die Quarterbacks dominiert: seit 2007 haben zehn Quarterbacks die Trophäe des "wertvollsten Spielers" erhalten, die einzige Ausnahme war Adrian Peterson 2012 in seiner unglaublichen Post-Kreuzbandriss-Saison, in der er die Vikings mit 2.097 Rushing-Yards im Alleingang in die Playoffs trug.
Der Offensive Player of the Year ist da etwas besser durchgemischt. Im gleichen Zeitraum konnten immerhin vier Running Backs den Titel gewinnen, zuletzt drei in den letzten sechs Jahren: Peterson, DeMarco Murray und dann Todd Gurley in der vergangenen Saison.
Johnson könnte das, was Gurley letztes Jahr in der explosiven Rams-Offense geleistet hat, individuell nochmals toppen. Er hat es ja bereits ein Mal getan.
Kaum ein Running Back hat Johnsons Balance und seinen Jump-Cut, und definitiv kein Back mit seiner Power, Physis und Geschwindigkeit. Arizona wird 2018 intensiv auf das Run Game setzen und die Line sollte hier auch ihre Stärken haben. Johnson wird der Mittelpunkt der neuen Offense in Arizona sein - und das längst nicht nur aufgrund seiner Fähigkeiten als Runner.
Johnson ist als Receiver der Spieler, als der sich - ohne respektlos klingen zu wollen - Le'Veon Bell gerne porträtiert. Bell ist ein guter Receiver und ein spektakulärer Runner, aber in puncto Difference-Maker als Receiving-Back kommt er nicht an Johnson ran.
Im Schnitt werden Running Backs im Passspiel rund ein knappes Yard hinter der Line of Scrimmage - oft via Screen Pass - angespielt, etwa sieben Yards kürzer als Tight Ends und elf Yards kürzer als Wide Receiver. Johnson verzeichnete hier 2016 durchschnittlich 4,6 Yards; von allen Running Backs mit mindestens 35 Targets kam sonst keiner auf über 4 Yards und nur zwei auf über 3 Yards.
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Johnson, der die vergangene Saison aufgrund einer Handverletzung nahezu komplett verpasste, lief 2016 im Schnitt 31,8 Routes pro Spiel (zum Vergleich: Gurley stand letztes Jahr bei 24,5, Bell über die letzten beiden Jahre bei 33), erzwang bei 80 Receptions 27 Missed Tackles und seine 20 Total Touchdowns in einer Saison bedeuten den All-Time-NFL-Rang 20. Er ist einer der Elite-Mismatch-Spieler in der NFL, der im Backfield, im Slot und Outside Matchup-Probleme kreiert.
David Johnson ist mein Pick, um die NFL 2018 in Yards from Scrimmage - also die Summe aus Rushing- und Receiving-Yards - anzuführen. So wie er es 2016 mit 2.118 Yards getan hat. Er hat alle Werkzeuge, um wieder der kompletteste Running Back der NFL zu sein, und mit dieser Prognose tippe ich, dass wir genau das 2018 sehen werden.
Mr. Must-Watch TV
Es gibt keinen Quarterback mit den physischen Fähigkeiten, wie sie Aaron Rodgers hat. Keinen.
Ja, Cam Newton ist mit Sicherheit der bessere All-Around-Athlet. Russell Wilson mag der beste Scrambling-Quarterback unserer Zeit sein und Ben Roethlisberger in seinen frühen Jahren war ein Monster in der Pocket - so wie es Carson Wentz letzte Saison ebenfalls andeutete.
Aber das ist hier nicht gemeint. Hier geht es darum, wie Aaron Rodgers im Lauf eigentlich unmögliche Pässe wirft. Wie er Pässe in engste Fenster feuert, egal, ob seine Base passt, oder ob er stolpert, einem Pass-Rusher ausweicht oder eigentlich schon fällt. Wie er Defenses spektakulär mit präzisen Big Plays zerlegen kann. Wie er sich gegen Pressure bewegt.
Aaron Rodgers ist Must-Watch-Gänsehaut TV.
Dabei ist, so offen muss man sein, nicht von der Hand zu weisen, dass Rodgers statistisch in den vergangenen drei Spielzeiten - wenngleich er Green Bay noch immer mit teilweise absurden Leistungen bis tief in die Playoffs führte - nachgelassen hat. Seine Yards pro Passversuch gingen 2015 bis 2017 im Vergleich zu 2009 bis 2014 genauso zurück (von 8,41 auf 6,99) wie die Yards pro Pass gegen den Blitz (8,58 auf 6,76) und, der deutlichste Rückgang, die Yards pro Play Action Pass (10,8 auf 6,41).
Hier muss ein Ansatz in der neuen Packers-Offense, die über den Sommer von Coach Mike McCarthy und Rückkehrer Joe Philbin generalüberholt wurde, liegen. Rodgers war einst der beste Play-Action-Passer in der NFL, in den vergangenen Jahren ist er ans Liga-Ende gefallen.
Rodgers ist noch immer gefährlich gegen Pressure, Green Bay benötigt aber mehr Scheme-Antworten. Schnelle Pässe gegen den Blitz. Bessere Play-Action-Designs. Mehr Route-Kombinationen statt Isolation-Routes.
Ein Anfang war letztes Jahr zu sehen, als die Packers einen großen Teil der Saison ohne den verletzten Rodgers bestreiten mussten. Man sah mehr Route-Kombinationen und Elemente wie Run Pass Options, ligaweit hatten 2017 nur die Eagles (181) und die Chiefs (168) mehr RPOs gespielt als Green Bay (143).
Dieser Trend muss sich fortsetzen, um Rodgers' Fähigkeiten als Scrambler auf der einen Seite zu wahren - etwa bei Play Action Rollouts - aber auf der anderen Seite auch wieder mehr Timing und Präzision in die Offense zu bringen, beispielsweise durch klare erste Reads und ein effizienteres Kurzpassspiel.
Die Tatsache, dass ich mich hier für Rodgers und nicht etwa für Brady, Brees oder Russell Wilson entschieden habe, legt nahe, dass ich an dieses Szenario glaube. Ich erwarte eine moderne Packers-Offense, in der die West-Coast-Timing-Elemente wieder besser mit Rodgers einzigartigen Qualitäten vermischt werden. In der Davante Adams den endgültigen Durchbruch zu einem ligaweiten Top-Receiver hinlegt. In der Jimmy Graham neben seinen Fähigkeiten in der Red Zone besser eingesetzt wird, als in Seattle. Und in der aus dem jungen Wide-Receiver-Corps neue Explosivität und Downfield-Qualität kommt.
Im Fokus von alledem ist selbstverständlich Rodgers, mit dem alles steht und fällt. Und es wird nochmal ein Vintage-Rodgers-Jahr sein.
Must-Watch-TV, also.
Das Rematch
Das Playoff-Rennen in der NFC wird in dieser Saison unfassbar packend sein. Gleich sechs NFC-Teams stehen auf meiner Liste im definitiven Favoritenkreis: Philadelphia, New Orleans, Minnesota, Los Angeles, Green Bay und Atlanta. Es wird ein Hauen und Stechen sein, in dem Kleinigkeiten den Ausschlag geben.
Welche Kleinigkeiten könnten das so sein? Beispielsweise bei den Rams die Frage danach, ob die Front Seven außerhalb von Donald und Suh gut genug ist und ob die Offense nach der herausragenden Vorsaison nicht einen Schritt zurück macht, sowie ob die Line nicht vielleicht doch abbaut. Oder bei den Eagles die Quarterback-Situation sowie der Aderlass im Trainerstab. Fällt Wentz womöglich für die ersten drei, vier Spiele aus, könnte Philly in der engen NFC bereits zurück fallen.
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Bei den Vikings ist die Offensive Line die größte Problemzone und könnte Minnesotas Titelambitionen zum Verhängnis werden, die Packers gehen mit einer talentierten, aber auch einer jungen Defense in einem neuen Scheme an den Start. Bei den Saints, die für die ersten vier Wochen auf Mark Ingram verzichten müssen, bleibt abzuwarten, ob die Defense einfach an die Entwicklung in der vergangenen Saison anknüpfen kann - und ob Drew Brees nicht irgendwann doch nachlässt.
Und mein NFC-Super-Bowl-Pick? Die Falcons haben neben Philadelphia und Minnesota wohl das kompletteste Team der gesamten NFL. Die Defense ist aggressiv und explosiv und wird im vierten Jahr unter Dan Quinn nochmals besser sein: Die Falcons haben einen der besten jungen Linebacker in Deion Jones, ein beachtlich tiefes Cornerback-Corps, ein gutes Safety-Duo und einen der schon jetzt zunehmend dominantesten Defensive Tackle der Liga in Grady Jarrett. Nur vom Edge-Rush muss mehr kommen.
Offensiv derweil setzt sich diese Aufzählung fort. Devonta Freeman und Tevin Coleman sind das beste Zone-Scheme-RB-Duo der Liga, Julio Jones, Mohamed Sanu und Erstrunden-Pick Calvin Ridley können das beste Receiver-Trio der NFL werden. Und Matt Ryan? Ryan wird noch immer unterschätzt, dabei war seine vergangene Saison eigentlich spektakulär gut. Mit Interception-Glück, das wieder mehr Richtung Norm geht, wieder etwas mehr Play Action und Motion - beides ging im Vergleich zur historischen 2016er Saison zurück - sowie einer besseren Red-Zone-Quote wird sich das auch statistisch wiederspiegeln.
In der AFC ist dieses theoretische Gedankenspiel Anfang September wesentlich einfacher. Die Steelers - vorausgesetzt dann auch mit Le'Veon Bell - werden wieder eine starke Offense haben, mit dem Coordinator-Tausch und mehr Tempo-No-Huddle-Elementen erwarte ich sogar nochmals eine Verbesserung im Vergleich zur vergangenen Saison. Pittsburgh hat alle Mittel, um eine Top-3-Offense auf den Platz zu bringen.
Aber vertraue ich der Defense? Der Defensive Line absolut, das Linebacker- und Defensive-Back-Corps bringt da aber schon viel mehr Fragen mit. Und das gilt nicht nur, aber ja letztlich in den Playoffs insbesondere für mögliche Duelle mit den Patriots - kaum ein Team ist so gut ausgerüstet, um Linebacker und Safeties in Coverage zu attackieren und hier Schwächen gnadenlos auszunutzen, wie es die Patriots sind.
Dahinter ist es in der AFC, ganz im Gegensatz zur NFC, dann ein völlig anderes Bild. Die Los Angeles Chargers haben alles Potential, das man will: mit Philip Rivers einen Franchise-Quarterback, einen echten Nummer-1-Receiver in Keenan Allen, eine verbesserte O-Line, das beste Pass-Rush-Duo der NFL mit Joey Bosa und Melvin Ingram, einen der Steals des diesjährigen Drafts in Derwin James sowie außerdem einen Nummer-1-Cornerback, Casey Hayward.
Doch können die Chargers ihre zweifellos vorhandenen PS endlich auch auf die Straße bringen? Bleiben sie, nachdem es bereits mit Hunter Henry, Jason Verrett und Jaylen Watkins drei schwere Verletzungen gab, in der Regular Season von Verletzungen etwas verschont? Können sie ihre Special-Team-Probleme abstellen? Ich mag dieses Chargers-Team und halte es in puncto Talent für einen klaren Titelanwärter, aber kann ich sie über die Patriots setzen? Nein.
Das lässt sich auch über andere talentierte Teams sagen. Jacksonville mag sehr wohl die beste Defense der Liga haben, Blake Bortles ist aber genau das, was dieses Team nicht braucht: der vielleicht inkonstanteste Quarterback der Liga mit den größten Ausschlägen nach oben und nach unten. Ein Game Manager, der Spiele nicht im Alleingang gewinnt, aber auch wenige Fehler macht: das wäre die richtige Antwort für die Jags, angesichts der eigenen Defense.
Houston kommt mit wesentlich mehr Fragen als Antworten, sei es die Offensive Line, das neue Offensiv-Scheme oder auch schlicht die Frage danach, wie sich J.J. Watt, Whitney Mercilus und Deshaun Watson nach langer Verletzungspause präsentieren. Tennessee hat viele spannende Bausteine, tritt aber mit einem komplett neuen Trainerstab und neuem Scheme an - normalerweise brauchen diese Dinge Zeit.
Und dann sind da eben die Patriots. Mal wieder. Die Front war letztes Jahr ein großes Problem, Adrian Clayborn und Danny Shelton sind genau die Spieler, die New England hier schematisch besser machen und Derek Rivers könnte als Pass-Rusher ein X-Faktor werden.
Die Patriots werden wieder ein ausbalancierteres Team sein, offensiv mit größerem Fokus auf das Kurzpassspiel, schwerer ausrechenbar aus 12- und 21-Personnel und es wird am Ende in der AFC wieder kein Weg an ihnen vorbeiführen.
Ich tippe also auf die Chance für eine Falcons-Revanche. Und ich tippe darauf, dass Atlanta dieses Mal die Oberhand behält. Und das zuhause.
Super Bowl Tipp