"Erwartet das Unerwartete"

Cliff Schmit
20. März 201315:03
Victor Oladipo und die Indiana Hoosiers zählen in diesem Jahr zu den ganz heißen Titelkandidatengetty
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Spätestens wenn selbst US-Präsident Barack Obama zum Hobby-Astrologen mutiert, weiß jeder Bescheid: die March Madness steht vor der Tür. In den nächsten drei Wochen dreht sich in den USA wieder alles um die Faszination College-Basketball, wenn die besten 68 Mannschaften ihren Meister ermitteln.

Fantastische Stimmung, völlig durchgedrehte Fans, echter Teambasketball, knüppelharte Verteidigung und K.o.-Spiele ohne Ende. Es gibt jede Menge Gründe die March Madness einfach nur zu lieben. SPOX

Das Bracket: Das NCAA Tournament im Überblick

Nachdem im First Four die letzten vier Plätze für das 64er-Feld ausgespielt werden, startet das legendäre Turnier dann in der Nacht auf Freitag mit der ersten Runde. Mit Elias Harris ist dieses Jahr sogar ein Deutscher mittendrin im Kampf um die begehrte NCAA-Trophäe, die am 8. April in Atlanta vergeben wird. Der Power Forward ist mit seinen Gonzaga Bulldogs in der West Region sogar an Nummer eins gesetzt.*

Hier geht's zum Bracket von President Obama

Trotzdem werden den 'Zags nur Außenseiterchancen eingeräumt. Warum dies so ist und wer dagegen die großen Favoriten auf den Titel sind, wer sich vor einem etwaigen Upset in Acht nehmen muss und wie stark die üblichen Verdächtigen sind, das alles erklärt euch SPOX in der großen March-Madness-Vorschau.

Midwest Region:

Der Top-Seed

Louisville Cardinals (29-5)

NCAA-Titel: 2 (zuletzt 1986)

Letztes Jahr: Final Four

Louisville hat es dank eines bärenstarken Endspurts noch geschafft Indiana vom "overall number 1 seed" zu verdrängen. Die Cardinals präsentieren sich dabei seit Wochen in absoluter Topform und scheinen gerade zur richtigen Zeit der Saison in Fahrt zu kommen. Nach der epischen Verlängerungsschlacht in Notre Dame (101:105/5OT), hat die Mannschaft von Trainer-Legende Rick Pitino zehn Siege hintereinander gefeiert und sicherte sich zum Abschluss zudem noch den Big East Title gegen Syracuse.

Die kleine Schwächephase der Hoosiers hat den Cardinals auf dem Weg zur landesweiten Nummer eins sicherlich in die Karten gespielt. Doch auch anderenfalls wäre es nur sehr schwer auszumachen gewesen, wer nach der regulären Saison an der Spitze des 64er-Feldes stehen sollte.

Nun sind es also die Cardinals, die vorläufig ganz oben thronen und dies auch sicherlich zurecht. Louisville bringt nämlich alles mit was eine gute Basketballmannschaft auszeichnet. Das Team von Pitino definiert sich dabei in erster Linie über die Defensive, insbesondere über eine erdrückende Ganzfeldpresse. Eine Einstellung, die in einem im Do-or-Die-Modus ausgetragenen Turnier sicherlich nicht von Nachteil ist. Der erfahrene Syracuse-Coach Jim Boeheim bezeichnete die Pressverteidigung der Cardinals jedenfalls "als die beste, die er je gesehen hat".

Louisville kann aber nicht nur verteidigen. Die Mannschaft verfügt auch im Angriff über jede Menge Optionen. Neben dem pfeilschnellen Point Guard Peyton Siva, der vor allem in Fast-Break-Aktionen glänzt, hat man mit Premium-Scorer Russ Smith zudem einen Closer in den eigenen Reihen. Unter dem Korb hält der robuste Gorgui Dieng den Laden zusammen und von der Bank kommt der unberechenbare Montrezl Harrell.

Will man bei den Cardinals kleine Schwächen ausmachen, so kann man die unterdurchschnittliche Dreipunktquote, sowie die gelegentliche Turnover-Anfälligkeit ins Feld führen. Ernsthafte Kritikpunkte sind dies jedoch nicht und alles spricht für einen tiefen Run der Cards.

getty

Player to watch: Russ Smith. "Russdiculous". Der Spitzname sagt eigentlich schon alles über die oft spektakuläre, teilweise irrwitzige Spielweise des 21-Jährigen aus. Der Shooting Guard der Cardinals ist dabei vor allem ein begnadeter Scorer und eiskalter Vollstrecker (18,1 Punkte im Schnitt), trifft aber manchmal noch die falschen Entscheidungen. Dank seiner ausgeprägten Athletik geht der 1,83m-große Junior jedoch im Schnitt fast sieben Mal pro Partie an die Freiwurflinie, von wo er auch hochprozentig trifft (83%).

Die weiteren Favoriten:

Duke (2):

Die Blue Devils stehen nach dem sensationellen Vorjahres-Upset gegen Lehigh mächtig unter Druck und dürfen sich keinen weiteren Ausrutscher erlauben. In der Vergangenheit hat Duke jedoch keine guten Erfahrungen mit dem Nummer zwei Seed gemacht. Bei fünf Anläufen schaffte man es nie über das Sweet Sixteen heraus. Auch dieses Jahr droht spätestens im Sweet Sixteen wieder Ungemach, wenn man auf die Spartans trifft. Mike Krzyzewski muss das Beste aus seinem offensiv-starken Team um Seth Curry und Mason Plumlee herausholen. Da passt es gut, dass Center-Star Ryan Kelly rechtzeitig zu Turnierbeginn wieder fit ist.

Michigan State (3):

Tom Izzo schielt mit seinen Spartans auf die siebte Final Four-Teilnahme seiner Karriere. Michigan State hat jedoch eine harte Auslosung erwischt und muss auf dem Weg in ein mögliches Halbfinale Memphis, Duke und Louisville ausschalten. Keine leichte Aufgabe für die Spartans, dich sich in erster Linie auf ihre starken Big Men Derrick Nix und Adreian Payne verlassen können. Dominant am Brett muss Izzo vor allem ein Auge auf die schwächelnde Perimeter-Defense sowie auf die Turnover-Anfälligkeit seiner Jungs haben.

Upset-Alarm:

Oklahoma State (5) - Oregon (12)

Die Ducks wurden trotz einer mehr als ordentlichen 26-8-Bilanz nur an Rang 12 gesetzt und werden das Turnier sicherlich mit einer gehörigen Portion Wut angehen. Zudem kommt Point Guard Dominic Artis nach seiner Verletzungspause immer besser in Fahrt. Die Cowboys müssen auf jeden Fall auf der Hut sein, verfügen aber über eine Top-10-Defense und können sich im Angriff auf Freshman Marcus Smart und Markel Brown verlassen.

Seite 1: Midwest Region - Louisville, Duke, Michigan State

Seite 2: East Region - Indiana, Miami, Syracuse

Seite 3: South Region - Kansas, Georgetown, Florida

Seite 4: West Region - Gonzaga, Ohio State

*Zum Modus: Da die über 300 Colleges in einer Saison unmöglich alle gegeneinander spielen können, erstellen ausgewählte Journalisten regelmäßig ein Ranking, wer die besten Teams im Land sind. Die Platzierung hängt zum einen von den Resultaten ab, zum anderen aber auch davon, gegen welche Gegner man diese erzielt hat.

Am Ende der regulären Saison spielen die einzelnen Conferences in einem Turnier ihren internen Champion aus, der dann für das große NCAA-Turnier qualifiziert ist. Dann setzt sich ein Komitee zusammen und berät, wer sonst noch dabei sein sollte. Aufgrund des vorher bestehenden Rankings haben viele Teams ihren Startplatz praktisch sicher, andere müssen bis zur letzten Sekunde bangen.

Nach Einschätzung des Komitees werden die auserkorenen 64 Teams erneut gerankt und mehr oder weniger willkürlich auf vier Regionen verteilt (es gibt vier Erstplatzierte, von denen jeder in einer Region spielt, vier Zweitplatzierte usw.). Die Sieger dieser vier Regionen, die im K.o.-Modus ermittelt werden, erreichen das Final Four.

East Region:

Der Top-Seed:

Indiana Hoosiers (27-6)

NCAA-Titel: 5 (zuletzt 1987)

Letztes Jahr: Sweet 16

Indiana wurde bereits vor Saisonbeginn sowohl von den Coaches, als auch von der amerikanischen Sportpresse zum großen Titelfavoriten auf die NCAA-Krone 2013 auserkoren. Nach der regulären Saison kann man behaupten, dass die Mannschaft von Tom Crean die in sie gesteckten Erwartungen durchaus erfüllt hat. Indiana musste sich zwar insgesamt sechs Mal geschlagen geben, die Niederlagen erfolgten jedoch alle gegen gestandene Gegner und waren zumeist auch äußerst knapp.

Die Tatsache, dass MVP-Kandidat Victor Oladipo die Mannschaft in keiner relevanten Statistiksparte anführt, zeigt, wie unglaublich breit das Team aufgestellt ist. Indianas Stärke ist zweifelsohne die große Ausgeglichenheit des Kaders. Jeder Spieler kennt seine Rolle (Will Sheehey, Jordan Hulls), echte Schwachstellen sucht man bei den Hoosiers vergeblich. Neben Oladipo richten sich dabei die Augen natürlich vor allem auf den 2,13-m-großen Cody Zeller. Der jüngste Zeller-Bruder legt im Schnitt starke 16,9 Punkte und 8,2 Rebounds auf und hat seine Leistungen in den letzten Saisonspielen sogar noch einmal gesteigert.

So recht mag man Indiana kurz vor Turnierbeginn den ganz großen Coup doch nicht zutrauen. Die Mannschaft hat zuletzt etwas geschwächelt und drei der vergangenen sechs Partien verloren. Nichtsdestotrotz verfügt Indiana über die drittbeste Offensive (80 Punkte pro Partie) des Landes und arbeitet vor allem am gegnerischen Brett überragend: die Hoosiers greifen sich knapp 40% ihrer Fehlwürfe ab. Alles andere als ein Einzug ins Final Four in Atlanta wäre eine Riesenüberraschung. Mit Syracuse und Miami warten jedoch harte Brocken auf Indiana.

Da staunen selbst die Gegenspieler: Victor Oladipo lässt es regelmäßig ordentlich krachengetty

Player to watch: Victor Oladipo. Der 1,96-m-große Shooting Guard hat in dieser Saison den Durchbruch zum absoluten Superstar geschafft. Begann der Sohn nigerianischer Eltern sein Juniorjahr noch als ausgewiesener Defensivspezialist, so hat er sein Spiel in den vergangenen sechs Monaten auf ein ganz anderes Niveau gehievt. Immer noch ein knallharter Verteidiger verfügt Oladipo mittlerweile über einen verlässlichen Distanzwurf (44% 3P-Quote) und stellt aufgrund seiner Athletik und immensen Schnelligkeit ein Albtraum-Matchup für jeden Gegenspieler dar.

NCAA-Rekord: Taylor mit 138 Punkten

Die weiteren Favoriten:

Miami (2)

Miami ist momentan vielleicht das beste Team in der East Region und in dieser Verfassung ein sicherer Kandidat für das Elite Eight. Die Mannschaft von Jim Larranga verfügt mit Sophomore Shane Larkin über einen äußerst vielseitigen Topscorer. Ein weiterer Punkt, der für Miami spricht, ist die vorhandene Erfahrung. Angeführt vom 25-jährigen Routinier Kenny Kadji, weist die Mannschaft einen Altersdurchschnitt von 22 Jahren auf. Beim 90:63-Erfolg in Duke haben die Hurricanes bereits angedeutet, wozu sie in der Lage sind.

Syracuse (4)

Die Leistungen von Syracuse sind in dieser Saison bisher ein großes Rätsel. Der NCAA-Champion von 2003 begann die Spielzeit mit einer überragenden 19-1-Bilanz, nur um im Februar und Anfang März völlig einzubrechen. Die Truppe von Jim Boeheim rehabilitierte sich beim Big East-Turnier zwar mit Siegen gegen Pittsburgh und Georgetown. Im Finale wurde die Unbeständigkeit der Orange aber mehr als deutlich, als Michael Carter-Williams und Co. nach einer 16-Punkte-Führung in der zweiten Hälfte von Louisville aus der Halle geschossen wurden.

Upset-Alarm:

Marquette (3) - Davidson (14)

Die Wildcats, an Nummer 14 gesetzt, haben ihre letzten 17 Partien gewonnen und zählen offensiv zu den effektivsten Teams. Marquette spielt keineswegs eine angsteinflößende Saison. Überzeugten die Golden Eagles meistens in eigener Halle, kassierten sie in der Fremde einige bittere Niederlagen. Soll es für Davidson gegen den physisch überlegenen Gegner mit dem Upset hinhauen, müssen die Wildcats vor allem versuchen, das Spiel schnell und unkonventionell zu gestalten.

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South Region:

Der Top-Seed

Kansas Jayhawks (29-5)

NCAA-Titel: 3 (zuletzt 2008)

Letztes Jahr: Final 4

Seit ihrer kurzen Niederlagenserie (drei Pleiten in Folge im Februar) haben die Jayhawks zehn der letzten elf Partien gewonnen und sich somit zu einem der konstantesten und dominantesten Teams entwickelt. Genau wie die Cardinals hat sich Kansas das altbewährte Credo "offense wins games, defense wins championships" auf die blaugelben Fahnen geschrieben.

Die Mannschaft von Bill Self verfügt dabei nicht nur über einige exzellente individuelle Perimeter-Verteidiger, sondern hat mit Senior-Center Jeff Withey (3,8 Blocks pro Partie) zusätzlich den wohl besten Shotblocker der Liga in ihren Reihen. So ist es nicht wirklich überraschend, dass Kansas die Gegner im Schnitt bei jämmerlichen 36% Trefferquote (Ligabestwert) hält.

Die Jayhawks können aber auch in der Offensive richtig aufdrehen. Ob Big Man Withey, Freshman Ben McLemore oder Senior Travis Releford, bei Kansas lauert die Gefahr im Angriff überall. Hinzu kommt, dass Forward Perry Ellis im Conference Tournament mit starken Leistungen auf sich aufmerksam gemacht hat. Die größte Baustelle der Jayhawks bleibt jedoch die Point-Guard-Position. Während Starter Elijah Johnson zu starken Leistungsschwankungen neigt, kann auch Backup Naadir Tharpe nicht die gewünschte Ruhe am Ball garantieren.

Was von den Jayhawks zu erwarten ist, ist knallharte Defense. Schaffen es daneben die talentierten, aber wechselhaften Johnson und Tharpe dem Spiel Struktur zu verleihen, steht einem tiefen Run von Kansas nichts im Weg. Coach Self prophezeit auf jeden Fall einen ganz heißen Tanz: "Das Feld ist in diesem Jahr ausgeglichener als je zuvor. Das wird ein einzigartiges Turnier werden. Stellen sie sich darauf ein das Unerwartete zu erwarten."

Mit 16,4 Punkten im Schnitt der beste Werfer bei den Jayhawks: Ben McLemoregetty

Player to watch: Ben McLemore. Der Freshman-Swingman gehört vom Talent her zu den besten Spielern des Landes und ist auf dem besten Weg ein zukünftiger Lottery-Pick zu werden. Der 20-Jährige zeichnet sich in erster Linie durch einen sehr sicheren Wurf aus, was seine exzellenten Quoten auch unterstreichen (16,4 Punkte, 50% FG, 44% 3P, 87% FW). McLemore kann zu jedem Moment eines Spiels heißlaufen, offenbart jedoch noch Schwächen, wenn er zum Dribbling gezwungen wird. Soll es für Kansas ein erfolgreiches Turnier werden, muss der 1,95-m-Mann abliefern und sich nicht davor drücken Verantwortung zu übernehmen.

Die weiteren Favoriten:

Georgetown (2)

Die Hoyas spielen eine starke Saison (25-6). Sie ließen sich zwischenzeitlich auch nicht davon beeindrucken, dass mit Greg Whittington einer ihrer besten Spieler zu Beginn des Jahres wegen akademischer Unzulänglichkeiten gesperrt wurde. In Whittingtons Abwesenheit hat sich Forward Otto Porter Jr. zum alles überragenden Mann bei Georgetown entwickelt. Der Sophomore hat seinen Schnitt auf 16,3 Punkte angehoben, trifft nebenbei hochprozentig aus der Distanz und räumt auch unter den Brettern mächtig auf. Porters Klasse sowie die knüppelharte Defense der Hoyas dürften jedem Gegner gewaltige Probleme bereiten.

Florida (3)

Die Gators mussten sich sowohl 2011, als auch 2012 im Elite Eight geschlagen geben. Die Niederlagen schmerzten umso mehr, weil man zwei Mal eine Führung noch in den Schlussminuten aus der Hand gab. Die diesjährigen Gators (26-7) haben sich jedoch nochmals verbessert. Florida liegt sowohl in der offensiven als auch in der defensiven Effektivität landesweit in den Top-5 und verfügt mit Guard Scott Wilbekin und 2,08-m-Shooter Erik Murphy über Spieler, die den Unterschied machen können. Zeit für die Gators, dies auch auf dem Feld umzusetzen.

Games to watch:

North Carolina (8) - Villanova (9)

Als krasse Außenseiter in die Saison gestartet, haben sich beide Teams im Laufe der Spielzeit positiv entwickelt. Die Tar Heels konnten acht der letzten zehn Partien für sich entscheiden. Richtig getestet wurde die Small-Ball-Mannschaft von Roy Williams dabei allerdings nicht. Villanova überraschte bereits Louisville, Georgetown und Syracuse.

Michigan (4) - South Dakota State (13)

Zwei Mannschaften, die sich in erster Linie über ihre Offensive definieren. Beim Aufeinandertreffen zwischen Nate Wolters und Michigans Trey Burke und Tim Hardaway Jr. dürfte auf jeden Fall für ordentlich Spektakel gesorgt sein. Klarer Vorteil jedoch für Michigan.

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West Region:

Der Top-Seed:

Gonzaga (31-2)

NCAA-Titel: 0

Letztes Jahr: Round of 32

Vierzehn Jahre steht Mark Few nun schon an der Seitenlinie der Bulldogs. Eine so ausbalancierte, ungewöhnliche und vor allem erfolgreiche Truppe hat die Trainerikone in all den Jahren jedoch nicht betreut. Im Backcourt ziehen Kevin Pangos und Gary Bell Jr. in ihrem zweiten Collegejahr geschickt die Fäden. Unterstützung erfährt das Duo dabei von Ersatzmann David Stockton, der, ganz wie der legendäre Vater John, ein ordentlicher Pass-First-Guard ist.

Das Prunkstück der Bulldogs ist aber ohne Zweifel der stark besetzte Frontcourt um den Deutschen Elias Harris sowie Star-Center Kelly Olynyk. Der Durchmarsch der 'Zags steht durchaus in Relation zu den guten Leistungen des deutschen Power-Forwards in dieser Spielzeit (14,9 Punkte, 7,4 Rebounds). Zusammen mit dem 2,10-m-großen Olynyk wird das physisch beeindruckende Duo auch im NCAA-Turnier für gehörig Matchup-Probleme sorgen. Auf der Bank scharren mit Sam Dower und Przemek Karnowski zudem zwei weitere 2,10-m-Hünen mit den Hufen.

Gonzaga ist die Saison über ungeschlagen durch die West Coast Conference gepflügt. Die beiden einzigen Niederlagen setzte es gegen Teams aus anderen Divisionen. Dennoch gab es noch nie eine topgesetzte Mannschaft, die mit derartig viel Skepsis bedacht wurde. Zum einen spricht die fehlende Erfahrung klar gegen Gonzaga. Noch nie haben die Bulldogs unter Mark Few die Runde der Sweet 16 überstanden. Hinzukommt, dass die 'Zags in ihrer schwächeren Conference keine harten Brocken aus dem Weg räumen mussten und nur selten wirklich gefordert wurden.

Die Deutschen in der NBA

Alles in allem somit einige Fragezeichen um Harris und seine Teamkollegen. Gonzaga könnte allerdings davon profitieren, dass das West-Bracket das am schwächsten besetzte von allen ist und zudem niemand die 'Zags ernsthaft auf der Rechnung hat.

Trotz mittelmäßiger Zahlen, das Hirn der Bulldogs: der Kanadier Kevin Pangosgetty

Player to watch: Kevin Pangos. Center Kelly Olynyk ist ohne Zweifel der beste Spieler (17,7 Punkte, 66% FG-Quote) und zugleich das Herz der Bulldogs, den Schlüssel zum Erfolg hält aber der vielseitige Aufbauspieler in den Händen. Die Zahlen des 20-jährigen Kanadiers (11,5 Punkte, 3,2 Assists) sind im Vergleich zum Vorjahr zwar leicht zurückgegangen, nichtsdestotrotz kann Pangos jederzeit offensiv explodieren und hat zudem immer ein Auge für Olynyk und Harris.


Die weiteren Favoriten:

Ohio State (2):

Die Buckeyes waren in den letzten Wochen das beste Team in der stärksten Conference (Big Ten). Mit acht Siegen in Serie (u.a. in Indiana und gegen Michigan State) ist Ohio State vor Turnierbeginn scheinbar bestens gewappnet. Die Buckeyes können sich auf ihre harte Defense verlassen, mit Forward DeShaun Thomas läuft zudem einer der besten Offensivspieler des Landes für die Mannschaft von Thad Matta auf. Der Junior legte starke 19,6 Punkte auf, hat in jedem Saisonspiel zweistellig getroffen und dürfte nur sehr schwer zu stoppen sein. Findet auch Point Guard Aaron Craft seinen Rhythmus, ist Ohio State sicherlich ein heißer Tipp fürs Final Four.

Fast alle anderen:

Die West Region ist die mit Abstand offenste im gesamten Turnier. Einen sicheren Favoriten auf den Final-Four-Einzug sucht man hier vergeblich. Kein Team wirkt wirklich gefestigt. Kein Top-Seed scheint vor einem möglichen Upset sicher zu sein. Man darf gespannt sein, welches West-Team das Halbfinale in Atlanta erreicht.

Upset-Alarm:

Arizona (6) - Belmont (11)

Belmont ist seit 2006 immer wieder ganz nah dran an einem Upset gewesen. Dieses Jahr könnte es für die Bruins aber endlich soweit sein. Die Mannschaft von Rick Byrd hat deutlich an Erfahrung hinzugewonnen, ist offensiv sehr effektiv und bereitet vor allem großen Gegnern Schwierigkeiten. Die Bruins klauen den Ball wie kein anderes Team und verfügen mit Ian Clark und Kerron Johnson über zwei treffsichere Senior Guards. Am Ende wird die Partie wohl zwischen Arizonas Frontcourt-Stärke und Belmonts Firepower entschieden.

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